Editorial: Schlag ins Kontor Das Nein der Regierungskoalition zur BAfoeG-Erhoehung kam ein paar Wochen vor der Wahl und rechtzeitig zum Beginn des neuen Semesters. Zum dritten Mal in Folge wur- de mit dem Hinweis auf leere Kassen eine Anpassung zu- mindest an die Inflation abgeschmettert. Derweil steigen Mieten und sonstige Lebenshaltungskosten munter weiter. Eines ist klar: Hier geht es um Studierende, die bereits BA- foeG bekommen, um Angehoerige einkommensschwacher Familien also, die der Staat im Sinne des gleichen Rechts auf Bildung unterstuetzen sollte. Der zynische Hinweis auf die Luxus-Studenten der Neunziger, die sowieso nur jobben ge- hen, um mal eben den Karibik-Urlaub zu finanzieren, zieht bei der BAfoeG-Debatte also nicht. Denn diejenigen, die fu- er Studienhilfe vom Staat ueberhaupt in Frage kommen, du- erften wohl kaum jene 1250 Mark monatlich zur Verfuegung haben, die eine Erhebung des Deutschen Studentenwerkes als Durchschnittsbudget eines heutigen Studenten ausweist. Ohnehin bekommt nicht einmal ein Viertel der Studierenden- schaft in Deutschland staatliche Ausbilungsfoerderung: Le- diglich 22,5 Prozent aller Studierenden erhalten derzeit BAfoeG. So ist der Nebenjob immer noch notwendiges Uebel, das dem Studienziel meist gar nicht foerderlich ist, sondern die Studenten eher laenger an den Unis haelt. Das wiederum kann nicht das Ziel kluger Hochschulpolitik sein. Vor allem Unionspolitiker hauen damit in dieselbe Kerbe, die sie schon mit der Forderung nach Studiengebuehren angelegt haben. Neuester Schlag: Die Aenderung des Bundeskinder- geldgesetzes. Danach erhalten Eltern jetzt kein Kindergeld mehr fuer den studierenden Sohn oder die studierende Tochter, wenn diese mehr als 610 Mark Ausbildungszuschu- esse monatlich erhalten, oder mehr als 750 Mark verdienen. All diese Entscheidungen werfen ein Licht auf den geringen Stellenwert, den die Bildungspolitik inzwischen auf der Ta- gesordnung des Bundes hat. Die Chancen auf Besserung sind nach der Wahl nicht gestiegen. (alf)