Heidelberger Profile: Witzisch Ein Gespraech mit dem Schriftsteller Thomas C. Breuer Was hat der eigentlich gegen uns? - Na ja, so richtig hat er eigentlich nichts gegen Studenten. Aber immerhin ist folgendes seiner spitzen, boesen Feder entwichen: "Der Professor sagt: Diesen Satz brauchen Sie nicht mitzuschreiben! Die Studenten schreiben: Diesen Satz brauchen wir nicht mitzuschreiben!" Doch verzeihen wir es ihm erst einmal und kommen auf die Person hinter der Aussage zu sprechen. Thomas C. Breuer, Jahrgang 52, lebt in Heidelberg und ist Schriftsteller. Ob seine Buecher die Besitzer von VW-Kaefern in den USA portraetieren oder die Vorlieben unseres deutschen Volkes kritisch betrachtet, eins ist ihnen allen zueigen: eine sprachliche Spitzfindigkeit, mit der er seine Themen anpiekst, um sie dann ganz dezent zu haeuten und deren oftmals komischen Kern in aller Bloesse zu praesentieren. Und so wollte er wohl auch den Studenten ihren Teil abgeben. Schwupp, gedacht, geschrieben, gesagt. Ja, auch gesagt, denn Thomas C. Breuer reduziert die Veroeffentlichungen seiner Wortjonglagen und Bissigkeiten nicht nur auf die Druckform, sondern zieht dann damit durch die Lande und haelt Lesungen. Seinen Horizont versucht der frisch Verheiratete und juengst Vater Gewordene dabei moeglichst wenig zu beschraenken, doch Hannover ist bei seinen Auftritten die Nordgrenze, und mit dem bajuwarischen Humor kommt er schon einmal gar nicht zurecht. "Bayern existiert fuer mich faktisch nicht", gibt er daher auch offen zu. "Die wollen eigentlich immer nur Kunst haben, die sich mit Bayern selbst, der katholischen Kirche und Sexualitaet beschaeftigt." Nicht unbedingt sein Feld, und so laesst er sie halt in ihren Lederhosen stehen. Und da Thomas C. Breuer Hotels und Autobahnen eh nicht abhaben kann, schickt er seine Gedanken ueber den Aether zum Publikum. Als bekennender "Radio-Freak" kann er mit dem Medium Fernsehen wenig anfangen und versucht es ebenso zu meiden wie private Funkstationen im Allgemeinen. "Nicht zuletzt wegen den privaten Radio- und Fernsehsendern haben die Leute das Gespuer verloren, was man aus dem taeglichen Gequatsche an Interessantem herausfiltern kann", kritisiert der gelernte Buchhaendler (nie studiert!!). Daher bestimmt sich aus sein langfristiges Ziel: die Leute dazu bringen, wieder besser zuhoeren zu koennen. Sein Mittel dazu: "Unterhaltung auf moeglichst hohem qualitativen Niveau". Dass man die Leute zwar nur wenig erreicht und dabei eh nichts veraendern kann, sagt Thomas C. Breuer ohne bedeutungsschwanger ins Sinnieren zu geraten, geschweige denn zu resignieren. "Wenigstens unterhaelt man die Leute!" - und das genuegt ihm, ist ja auch schwer genug. Konkrete Umsetzungen momentan: CD-Produktion mit Best- Of-Auswahl, autobiographisch angehauchter Roman ueber seine gesamte pfaelzische Jugend, Buch mit Satiren und Glossen ueber Heidelberg. In diese Stadt zog er vor 15 Jahren uebrigens aus rein verkehrsstrategischen Gruenden. Auf der Suche nach einer guten Verkehrsanbindung kamen fuer ihn Heidelberg oder Mainz in Frage, und "nach einem Tag Mainz war es mir klar..". Dass er es bisher hier ausgehalten hat, verdankt er den Touristen: "Ohne die waere das wohl eine reine Studentenstadt, und dann..." Womit wir wieder bei seiner studentophoben Seite waeren und den Kreis geschlossen haetten. (uwo)