Meinung: Markus Collalti: Eigenlob stinkt! Campus-Report als Ersatz fuer kritischen Journalismus Wir wollen, dass einer, der im Auto sitzt, hoert, dass es die Uni Heidelberg gibt und dass die lustige Sachen macht." - So umschreibt Michael Schwarz, Pressesprecher der Universitaet Heidelberg, die ersten Gehversuche der Unis im privaten Hoerfunk. Seit einem Monat sind sie auf Sendung und arbeiten an einem sympathischen Selbstbildnis, das sie den Hoerern von Radio Regenbogen naeherbringen. Als "moderne, nach vorne schauende Hochschule" lobte sich Mannheim; mit gelungenen Herztransplantationen bruestete sich Freiburg; anhand von Wasserturmbauspielen zeigte Karlsruhe, dass Studieren richtig Spass macht, und Heidelberg meldete, dass Prof. Manfred Schmidt mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibnitz- Preis ausgezeichnet wurde. Wenngleich der allwoechentliche "Campus-Report" noch in der Versuchsphase steckt, wie man betont, zeichnet sich bereits ein durchgaengiges Konzept ab. Nach Herzenslust koennen sich die badischen Unis endlich dort selbst loben, wo dies unabhaengige Journalisten nicht taten. Horst Krautkraemer, Leiter der SDR- Wissenschaftsredaktion, nennt diese neue Form der Oeffentlichkeitsarbeit "Staatsfunk durch die Hintertuer." Auf gleiche Weise koennten auch andere staatliche Einrichtungen den unabhaengigen Journalismus aushebeln. Die Landesanstalt fuer Kommunikation hatte, als sie dem Campus-Radio-Projekt 100.000 DM Unterstuetzung zubilligte, jedoch anderes im Sinn. Im Bewilligungsschreiben formulierte sie drei Absichten: "Das Meinungsspektrum von Radio Regenbogen soll verbreitert werden", den Universitaeten soll "der Aufbau einer eigenen Infrastruktur im Radio" ermoeglicht werden und - man hoere und staune - "die Artikulationsmoeglichkeit universitaerer Gruppen soll erhoeht werden." In einem halben Jahr, liess die Landesanstalt fuer Kommunikation wissen, will man sehen, ob die Unis den Erwartungen gerecht wurden. Viel Arbeit ist also noch zu tun fuer Marion Theis, die fuer Radio Regenbogen arbeitet und nun einmal in der Woche fuer die Uni Heidelberg taetig ist. Nach eigenen Angaben sucht sie sich ihre Themen selbst und verfasst auch die Beitraege in eigener Regie. Vor der Sendung holt sie die Zustimmung von der Pressestelle der Uni ein. Schliesst das aber die "Artikulationsmoeglichkeit universitaerer Gruppen" von vornherein aus? Und ist die "Erweiterung des Meinungsspektrums von Radio Regenbogen" nicht dadurch ad absurdum gefuehrt, dass die Beitraege von einer hauseigenen Redakteurin gemacht werden? Durch eine Pressemiteilung liess die Uni wissen, dass sie "studentischen Vorschlaegen gespraechsbereit gegenuebersteht". Doch als Faktum bleibt bestehen, dass im derzeitigen Campus-Radio fuer universitaere Gruppen keine vernuenftige Moeglichkeit zur Mitarbeit besteht. Alles, was an Mitarbeit fuer uns bliebe, waere, Marion Theis anzurufen, und ihr Vorschlaege zu machen. Aber - scharf nachgedacht - hatten wir solche Moeglichkeiten zur Artikulation nicht ohne Campus-Radio auch? (M. Collalti)