Totale Orientierung Die "Kooperative Beratung" kommt in Fahrt Studierende ueber mehrer Phasen des Studiums hinweg begleiten, ihnen eine weit ueber die uebliche Stundenplan- Beratung hinausgehende Betreuung zu geben, Strukturen dafuer an den Instituten aufbauen - das gehoert zu den ehrgeizigen Zielen, die sich die Leiter des Pilotprojektes "Kooperative Beratung" gesetzt haben. Geht so etwas ueberhaupt? Drei Jahre - von 1993 bis 1996 - gab das Wissenschaftsministerium den Diplompsychologen Dietmar Chur und Maria Gehrt und ihren Tutoren Zeit und Geld, an mehreren Instituten der Uni Heidelberg eine neue Form der Beratung aufzubauen: Studierende sollen in Zusammenarbeit von Zentraler Studienberatung (ZSB), studentischen Tutoren Fachschaften und Fachstudienberatern ueber alle Phasen des Studium hinweg betreut werden. Hilfe im Studium also nicht nur im ersten Semester, sondern auch vor der Zwischenpruefung, im Hauptstudium und im Examen; Betreung nicht nur beim Stundenplan, sondern auch bei bei der Art, mit dem Leben und Lernen im Studium umzugehen. An den einzelnen Instituten sollen die Tutoren anfangen, dauerhafte Strukturen fuer eine solche Arbeit aufzubauen. Das sind viele Vorsaetze fuer die etwa 120.000 Mark im Jahr, die zur Verfuegung stehen; und es tauchen natuerlich auch einige Schwierigkeiten auf: weil die Mittel so knapp sind, haben sich zunaechst nur in 6 Faechern Gruppen gegruendet, die die Zusammenarbeit mit der ZSB aufnahmen; das ist von Flaechendeckung natuerlich weit entfernt. Nicht immer ist klar, wie die Fachschaften mit den Tutoren, die von der ZSB bezahlt werden, zusammenarbeiten sollten, wie vorhandene Beratungsveranstaltungen in das Programm eingebunden werden sollen und koennen. Professoren, deren Unterstuetzung nuetzlich waere, lassen sich nicht immer mitreissen. Die Koordination der Leute vor Ort an den Instituten mit dem sogenannten "Steuerkreis" des Projektes - dort sind Vertretern von Fachschaftlen, den Leuten aus der ZSB, Uni-Verwaltung, Professoren und Mittelbaulern dabei - , erweist sich nicht immer als leicht. Vor aber allem koennen sich viele an der Uni - auch im "Senatsausschuss fuer die Lehre", der das Ganze von den Uni-Gremien aus zustaendig sein sollte - nicht fuer den weitgefaecherten Ansatz anfreunden, der der Studienberatung an den einzelnen Fakultaeten viel mehr Verantwortung auch fuer das seelische Wohl der Studierenden aufbuerdet. In Mannheim z.B. geht man einen ganz anderen Weg: Dort wurden "Studienbueros" eingerichtet: Studentensekretariat und Beratung in einem. Effizient, Effizient - aber wer traut sich schon, peinliche Fragen zu m Studienfachwechsel ausgerechnet vor dem auszubreiten, der diesen absegnen muss? Trotz aller Probleme ist das Projekt in einigen Instituten ist das Projekt schon ziemlich weit gekommen; am Kunsthistorischen Instiut, im Romanistischen Seminar und am EWS z.B. gibt es feste Gruppen, die sich fuer verschiedene Phasen des Studiums verantwortlich fuehlen und schon den Schritt von den Orientierungsveranstaltungen zum Aufbau einer festen Struktur gegangen sind. Das ist auch noetig. Denn die Initiatoren stehen unter einem grossen Druck, die "Kooperative Beratung den Fakultaeten und Instituten schmackhaft zu machen. Denn die Foerderung aus dem Ministerium laeuft 1996 endgueltig aus - obwohl ja bereits diese bei weitem nicht ausreicht, auch nur einen ordentlichen Teil der Institute in Heidelberg abzudecken. Ab Ende naechsten Jahres aber muessen die Universitaeten das Geld fuer solch ein Vergnuegen selbst aufbringen. Immerhin: Das Projekt scheint an Fahrt zu gewinnen. "Die Akzeptanz des Projektes an der Uni steigt", meint Dietmar Chur gegenueber dem ruprecht und verweist auf eine Empfehlung des (wie gesagt zunaechst auch mit Skeptikern besesetzten) Senatsausschusses fuer die Lehre aus dem August '94, in der es unter anderem heisst: "Zumindest waehrend der Einfuehrungsphase muss das Beratungsangebot fuer Studienanfaenger erheblich verbessert werden, damit nicht etwa mangelnde Orientierung zum Grund fuer einen Studienabbruch wird.". Auch das Rektorat beginnt, den Sinn der Sache zu erkennen. Mehr Institute zeigen Interesse; aus einem kleinen Versuch koennen sich jetzt stabilere Strukturen etablieren. (ah/hn)