ruprecht goes to the movies Leon - der Profi Jeder stirbt fuer sich allein, so lautet der Untertitel des tiefenlosen Blutrausches, mit dem Frankreichs Starregiesseur Luc Besson dieser Tage nicht nur sein Stammpublikum in die Kinos zu locken sucht. Ein Untertitel, so platt und einfallslos, wie der ganze Film. Weder die Musik von Eric Serra noch Jean Reno in der Hauptrolle koennen fuer die schwachen bis peinlichen Dialoge ( liegt es mal wieder an der Synchronisation ?) und das unstrukturierte Storyboard entschaedigen. Dabei hielte, so will man meinen, die offen gefuehrte Zweierbeziehung eines absolut professionellen Profikillers, der weder Lesen noch Schreiben kann, und eines vorpubertaeren Maedchens, das sich an den Killern ihres kleinen Bruders raechen will, eigentlich genug Stoff fuer einen Actionfilm der anderen Art bereit. Bonnie und Clyde, Thelma und Louise, die clevere Mathilde will den bis auf Alberto Tomba letzten lebenden Uritaliener Leon per Filmzitat von den Vorteilen kriminellen Teamworks ueberzeugen. Auch Besson scheint dem Charme der Lolita aus Little Italy, an deren Kostuemwahl ein jeder Paederast seine helle Freude haben wird, erlegen zu sein. Beide lassen es auf den Versuch ankommen, fuer beide endet es ganz uebel. (eile) Frankenstein Endlich hat Kenneth Branagh mal seine Emma Thompson zu Hause gelassen. Die zwei sind zwar verheiratet, und sie bekam ja auch letztes Jahr einen Oscar; aber Frauen, deren Unterkiefer aussieht wie das Siebengebirge bei Bonn, haben in dieser Frankenstein-Verfilmung nichts verloren - jedenfalls nicht bis kurz vor Filmende. Hier geht es um gruselige Maenner. Im Gegensatz zu einem unlaengst interviewten Vampir, wirkt Robert de Niro als Frankensteinsche Kreatur auch wirklich furchterregend. Branagh hingegen inszeniert - selbstverliebt wie sich das gehoert - nicht nur den Film, sondern auch sich selber. Und zwar als Arzt Viktor Frankenstein, der besessen ist von der Idee, den unsterblichen, perfekten Homunculus zu erschaffen. Als Kulisse dienen Genf und Ingolstadt am Ende des 18. Jahrhunderts. Grossartige Kostueme und tolle Ausstattung! Erster von drei Co-Produzenten ist Francis Ford Coppola. Klar: Die Faust, die einen trifft, sobald man im Kinosessel Platz genommen hat, ist vergleichbar mit der von Apocalypse Now. Und diese Kraft laesst nicht nach, bis Branaghs Filmpartnerin Helena Bonham Carter (Howard's End) ihre zarte Schoenheit verliert und zum Monster wird. Doch das geschieht zum Glueck erst in den letzten paar Minuten. (alf) Keiner liebt mich Eine junge Frau, deren dreissigster Geburtstag nicht mehr weit ist, lebt allein in einer Appartmentwohnung eines Grossstadthochhauses. Traurig und depremiert versucht Fanny Fink (Maria Schrader) sich Selbstvertrauen einzuhauchen, indem sie einer Tonbandkassette nachspricht:"Ich bin schoen, ich bin klug, ich liebe, und ich werde geliebt." Die letzten Worte jedoch bringt sie nie ohne Heulkrampf zur Aussprache . Denn der ausschliesslich schwarz tragenden und einem obskuren Totenkult froenenden Fanny wird klar: Keiner liebt mich. Wie ein Ertinkender nach dem rettenden Strohhalm, so greift auch sie nach jedem Bindfaden, der ihr als Weg aus dem duesteren Loch ihrer Einsamkeit dienen koennte und verliebt sich schliesslich den Worten eines nachbarlichen Hellsehers vertrauend in den neuen Hausverwalter. Lothar Sticker (Michael von Au) gilt als ihre letzte Chance. Dieser ist natuerlich der Falsche und schubst sie wieder in ihr Loch zurueck. Die den ganzen Film praegenden, voellig ueberzogenen Handlungen der Protagonistin wirken auf den Zuschauer laecherlich, ohne komisch zu sein, der wohl beabsichtigte tragikomische Unterhaltungseffekt wurde gaenzlich verfehlt. Wenn Doris Doerrie allen Endzwanzigern prognostizieren wollte, dass eine Frau von ueber dreissig eher von einer Atombombe getroffen wird, als den richtigen Mann zu treffen, ist ihr dies trotz vermeintlichen Happy Ends gelungen. (lm) Muriels Hochzeit Ausgerechnet sie faengt den Brautstrauss - das haessliche Entlein Muriel, dessen einzige Beschaeftigung darin besteht, ABBA-Musik zu hoeren und von einer grandiosen Hochzeit zu traeumen. Die Freude vergeht ihr jedoch ziemlich jaeh, als sie von ihren "Freundinnen" in unzweideutiger Weise aufgefordert wird, den Strauss noch einmal zu werfen, da sie ja sowieso nie einen Mann bekaeme. Es ist ein langer Weg, sich von dem Kleinstadt-Mief des australischen Kaffs Porpoise Spit zu befreien und schliesslich nicht nur ein Heiratsangebot von einem wahren Traummann zu bekommen, sondern auch das Selbstvertrauen zu besitzen, diesen Deal in letzter Sekunde abzuschlagen. Fuer ABBA- Fans ein Muss! (gz) Nightwatch København goes psycho: Martin und Jens sind Jurastudenten. Ersterer tritt einen Job im Leichenhaus an, letzterer versucht die letzte Chance zu nutzen, sich in prae-spiessbuergerlicher Freiheit schamlos auszutoben. Gemeinsam zelebrieren sie eine Art "Spiel ohne Grenzen". Dieses jedoch ist nur die Rahmenhandlung, die sich im Laufe des Filmes in das eigentliche Thema des Thrillers - die Morde eines nekrophilen Psychopathen - hineinspinnt. Der Kritiker nennt das "in-grandioser-Hitchcock-Manier"- Kino. Und er hat recht. Die Spannungskralle laesst einen von Anfang bis Ende nicht los. Morbide Details (das ewig flackernde Ganglicht), koestliche Geschmacklosigkeiten (Ach, wie lecker, der Leib des Herrn!) sowie nach der Schwester klingelnde Leichen ("Der Alarm geht nie los!") wuerzen uns die Blutsuppe der grausamen Morde. Gerade die zynisch anmutenden Randereignisse ("Hans-Christian Andersen, du alter Wichser!") und die unerwartet und bruellend komisch explodierenden Gags erleichtern und verstaerken gleichzeitig die schaurigen Leichenhaus- Szenarien. Wer's gesehen hat, weiss: Wer sich nicht reintraut, muss heiraten. Also: Unbedingt anschauen! (jk) Enthuellung Am Anfang waren Mann und Frau. Doch heute ist das mit all den Faxen und Handys und sonstigem Karrierezubehoer nicht mehr so einfach. Der amerikanische Bestsellerautor Michael Crichton schrieb 1994 das Buch Disclosure, in dem es um sexuelle Belaestigung postmodernster Art geht. Das sieht so aus: Eine Frau macht Karriere an einem Mann vorbei und verfuehrt ihn dann als seine Chefin nach allen Regeln moderner Kunst. Im Film zum Buch ist Michael Douglas der verheiratete Mann, die leidige Frau spielt Demi Moore, sie kennen sich vom College. Wunderschoene Bilder von Seattle und Hoch- Spannung à la Psycho-Thriller. (alf) Am wilden Fluss Nach dem recht mittelmaessigen Thriller Die Hand an der Wiege ist es Curtis Hanson diesmal gelungen, echte Spannung auf die Leinwand zu bringen. Das mit einer Mischung von herrlichen Naturaufnahmen und einer aufregend ruehrenden Hollywood-Story eines sich versoehnenden Ehepaares - Treue ist wieder in! -, das sich mit boesen Gangstern herumzuschlagen hat. Meryl Streep in der Hauptrolle ist der Inbegriff der neuen Frau: stark, schoen, selbstbewusst, ueberlegen in jeder Situation und zugleich die liebevoll sorgende Mutter. Auch der Mann steht dem neuen Geschlechterideal in Nichts nach: Der intellektuelle Softie erweist sich im Haertefall doch noch als starker, die Familie rettender Mann. Bemerkenswert: Den groessten Teil der Aufnahmen haben Meryl Streep und die andern Schauspieler selbst gespielt. Fuer die 45jaehrige Streep eine bemerkenswerte Leistung. Summa summarum ein netter Hollywood-Streifen, bei dem zumindest die Rafting-Freaks auf ihre Kosten kommen. Und die, die ein Herz fuer Familiendramen haben. (hee) Toedliche Geschwindigkeit Der Berufs-Fallschirmspringer Ditch Brody (Charlie Sheen), der schon genug Aerger am Hals hat, weil er ab und zu sein Ziel verfehlt, geraet von einem Tag auf den anderen in den Wuergegriff der Russen-Mafia, die mitten in Amerika ihr Unwesen treibt. Hineingezogen hat ihn die Ex-KGB-Agentin Christa (Nastassja Kinski, seit Reifezeugnis nicht nur aelter, sondern auch deutlich huebscher geworden), die ihr Heimatland vor einem gewaltsamen Machtwechsel retten will. Da Christas Landsleute nicht lange fackeln, beginnt fuer die beiden ein Kampf auf Leben und Tod, in dem Ditch unfreiwillig zum Helden wird. Und das gibt dem Film immerhin einen Anflug von Originalitaet: Dass diesmal sie ihn mitschleift, sie ihm beibringen muss, wie man eine Kanone entsichert und er von dem ganzen Abenteuer eigentlich gar nichts wissen will - und nicht wie sonst umge- kehrt. Und neben reichlich Schiessereien, feurigen Explosionen und zum Teil haarstraeubenden Stunts, wie man sie aus diversen James-Bond-Streifen kennt (bevorzugt in luftiger Hoehe), haelt der Film auch einige Ueberraschungen bereit. Wer also eine Vorliebe fuer spannende Action-Thriller mit leichtem Augenzwinkern hat, ist mit Toedliche Geschwindigkeit gut bedient. Mehr sollte man allerdings auch nicht erwarten. (ah)