Der ganze ruprecht Nr. 36

ruprecht Nr. 36 in kleinen Häppchen


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Andersdenkende wählen?

Die diesjährigen Uni-Wahlen bieten nicht nur die übliche Kost

Es ist nicht alles wie immer. Wenn die Studierenden am 20. Juni zu den Urnen eilen, dann haben sie nicht nur die übliche Wahl zwischen der Fachschaftskonferenz, den Jusos und dem RCDS. Zu den Senatswahlen tritt diesmal auch die Liste "Freiheit der Andersdenkenden" an, der drei Studenten der deutlich national gesinnten Burschenschaft "Normannia" angehören.

Bekannt ist vor allem der Zweitplatzierte auf der Liste, der Geschichts- und Germanistikstudent Wolfgang Unold, 27, der schon zweimal versucht hat, eine Liste für die Uniwahlen aufzustellen. Er war bis Ende letzten Jahres Mitglied der "Republikaner" und kandidierte auf deren Liste im Juni '94 für den Heidelberger Gemeinderat. Unold gehörte auch dem rechten "Forum 90" an. Unter seinem Postfach fungiert der "Konservative Gesprächskreis" der rechtsintellektuellen Zeitung "Jungen Freiheit".

"Die Liste ist aber kein Projekt von Unold", betont der Erstplazierte, Christian Schaar, "und ich mag zwar wertkonservativ sein, möchte mich aber nicht ein Links-Rechts-Schema drängen lassen. Unsere Liste ist eine Alternative zu Partei-Kaderschmieden wie RCDS und Jusos; sie soll auch nicht nur Korporierte anprechen." Die Gruppe spricht sich gegen den "Mißbrauch von Hochschulgelder für linksextreme Organisationen" aus. Studiengebühren befürwortet man für sehr hohe Semester, allerdings erst nach einer Reform des Studiums.

Neben dieser Gruppe treten wie immer FSK, Jusos und RCDS zu den Wahlen an: Die FSK, um wie in den letzten sechs Jahren mit einer absoluten Mehrheit wieder den eigentlichen "AStA" abzuschaffen und durch die Konferenz der Fachschaften zu ersetzen; die Jusos,um zumindest in einer Koalition mit der FSK wieder zum Zuge in der universitären Politik zu kommen; der RCDS, um den AStA wieder zum entscheidenden Organ zu machen. Zur so entscheidenden "AStA"

Frage hat sich die "Freiheit der Andersdenkenen" nach eigenem Bekunden noch keine Gedanken gemacht.

Überhaupt zu den Wahlen zu gehen, ist allemal wichtig. Schließlich wird uns Mitbestimmung an der Uni auch immer wieder mit der Begründung vorenthalten, daß die Studierenden sich gar nicht für ein Mitwirken interessieren. Und das könnte eine Wahlbeteiligung von 9,4 % im letzten Jahr auch suggerieren. Also hin! (hn)

Gewählt wird am nächsten Dienstag von 9-18 Uhr im Psychologischen Institut (Psychol., EWS, Japanol., Sinol., IÜD, IDF, Gerontol.), in der Neuen Uni (übrige Altstadtfächer), im Theoretikum (Leute aus dem Feld) und in der Pausenhalle der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim.


Ulmers biochemischer Traum

Biochemie in Heidelberg - auf Kosten der Pharmazie?

Es passierte mal wieder alles im Dunkeln: weitgehend unbemerkt hatte das Rektorat vor einiger Zeit eine "Expertenkommission Biochemie" berufen, die im Mai zu dem Schluß kam, daß die Biochemiker der Uni Heidelberg wie Robinsons einsam in ihren Fakultäten sitzen und "den Blick vorrangig auf die eigenen Bedürfnisse lenken". Die Lösung war schnell gefunden: ein Biochemie-Zentrum muß her, das die insgesamt vier biochemischen Fakultäten zu einer Forschungsschmiede fusioniert. Ort: INF 328, steht schon fest. Damit keiner Zeit hat nachzudenken, soll das ganze Projekt schon am 12.Juli im Senat abgesegnet und in Gang gebracht werden. So schnell kanns gehen im Ländle.

Nun ist die Idee eines vermehrten interdisziplinären Austausches zwischen den Naturwissenschaften an sich nicht schlecht. Die Sache hat allerdings einen heiklen Aspekt: Es ist denkbar, daß die Vision zukünftiger Größe auf dem Rücken des schwächsten Partners in diesem Deal ausgetragen wird, der pharmazeutischen Fakultät nämlich. Das Berufungsverfahren zu einer vakanten C3-Professur in Pharmazeutischer Biochemie wurde ohne Angabe von Gründen bis 1997 ausgesetzt, obwohl die augenblicklich tätige "Vertretung" im Herbst das Institut verlassen wird. Es besteht also die Gefahr, daß die pharmazeutischen Aspekte in der biochemischen Lehre nach Einrichtung des BZH vernachlässigt werden. Doch vielleicht geht es um mehr: Da die Pharmazie mit neun Professuren den Fakultätsstatus ohnehin nur gerade so erfüllt, geht die Angst um vor einer Abwicklung des ganzen Instituts.

Die Uni wird ein Biochemie-Zentrum gründen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Apotheker. (gvg)


Alles ruprecht oder was?

Frei gedacht, frei finanziert, umsonst zu haben

"Was Ulmer denkt, interessiert mich nicht", "Ich zahle doch keinen Semesterbeitrag für Papiermüll!". Die mittäglichen Mensagänger machen ihrem Unmut Luft und verschwinden durch die grüne Drehtür zur Frühlingsrolle. Da stehen wir nun, mit Stapeln der neuesten ruprecht-Ausgabe beladen und mißverstanden wie Pennäler nach der ersten großen Liebe. "Habe ich schon, ich weiß eh´alles", der nächste Nichtleser hat noch originellere Sprüche parat. Weiß er wirklich alles? Weiß er zum Beispiel, daß wir keineswegs Ulmers Hauspostille sind? Daß ruprecht die einzige unabhängige Studierenden-Zeitung an der Heidelberger Uni ist? Daß die verlegen grinsenden jungen Leute, die vor den Mensen mit Druckerzeugnissen durch die Luft wedeln, für wochenlange Recherchen und drei Nächte Layout nur eine Menge Ärger mit ihren FreundInnen, sonst aber keine müde Mark kassieren? Daß kein Pfennig Semesterbeitrag in Altpapier investiert wird, sondern sich ruprecht ausschließlich aus Anzeigen selbst finanziert? Weiß er, daß er kein Werbeblättchen des RCDS, der "Andersdenkenden", der Jusos oder der FSK in die Hand gedrückt bekommen hätte, sondern statt dessen 12-16 Seiten Zeitung, deren Artikel Meinungen widerspiegeln, die so unterschiedlich sind wie die jeweils dafür verantwortlichen Verfasser? Nein, das weiß er vermutlich nicht, unser Mensagänger, und wir werden ihm auch nicht helfen können, wenn er sich weiterhin im Stillen aufregt, über Papierverschwendung und sein Vormittagsseminar. Wer jeweils montags, 20.00 Uhr, in die Lauerstr. 1, dritter Stock, zur Redaktionssitzung kommt, der ist nicht nur herzlich willkommen, sondern dem kann auch verholfen werden. Zu einem bißchen mehr Öffentlichkeit für seine freie Meinung. (step)


Ey!

Was haben meine Bekannte Sabi-ne, diese Glosse und der Rechenschaftsbericht des Uni-Rektors gemeinsam? Bei allen werden vage Antworten auf Fragen gege-ben, die nie jemand gestellt hat. Während der Schreiber dieser Zeilen sich noch mit den Mysterien von Studifeten herumschlägt ("Was bedeuten die vielen Nudel-salate?"), fragt sich Berichtsautor "Prof.Dr.Dr.h.c. Ulmer", warum das Image der Universitäten in der Öffentlichkeit so schlecht ist. Wahrscheinlich ist die Öffentlichkeit schuld, vermuten wir, aber damit haben wir die Gedankengänge unseres Rektors -wieder einmal- nur halb erraten: Das schon auch, lautet die Antwort, vor allem aber liegt´s an uns: "Die Hochschulmitglieder sind keine Gemeinschaft mehr und identifizieren sich nicht mit unserer alma mater." Welch schö-ner Gemeinplatz, denkt man, und: Vielleicht könnten auf eben die-sem alle endlich zusammenkommen? Aber schon überkommt einen wieder eine unnütze Frage: Was bitte verbindet uns etwa mit Dr. Rüffer, der jüngst für seine Dissertation über Fazies, Kontrollfaktoren und Sequenzstratigraphie in der Mitteltrias der west-lichen Nördlichen Kalkalpen einen Preis erhielt? Die einzige aufrichtige Antwort im Zeitalter der Wissensspezialisierung heißt wohl: Das Mensaessen! (Zur För-derung des Gemeinschaftsgefühls müßte also nicht die Qualität der Lehre sondern die des Essens verbessert werden, Anm. d. Verf.).

Was nun die Frage nach der Identifikation betrifft, so könnten sich die Studierenden genausogut über den Elferrat des Kölner Karnevals definieren. Da hat zwar neunzig Prozent des Saales auch kein Mitspracherecht, aber es ist wenigstens lustig. Bevor also das Rektorat Ruprecht-Karls-Buttons und -Sweat-Shirts in Auftrag gibt, sei ihm gesagt: Irgendwo wirklich zugehörig fühlt sich nur, wem dort auch wirklich zugehört wird. Die letzte Frage aber, warum nie zugehört wird, kann nur meine Bekannte Sabine beantworten: "Es gibt zuviele Männer." Warum aber gibt es Männer überhaupt? "Zum Schleppen von Getränkekisten. Das sind die Momente, in denen ich meinen Ex-Freund am meisten vermisse." Womit zum ersten Mal in dieser Glosse eine wirklich weltbewegende Frage beantwortet wäre. Ohne den Rektor. (step)


Meinung


point&counterpoint: Autofreie Innenstädte - eine Maßnahme zur Schadstoffreduktion?

Steigende Abgasbelastungen in Form von Benzol und Ozon führen vor allem in Heidelberg zu scharfen Auseinandersetzungen. Das "Bürgerforum Verkehr" versucht seit Herbst 1994, vor Gericht verkehrberuhigende Maßnahmen einzuklagen. Der Einzelhandel wehrt sich gegen die seiner Meinung nach sinnlosen und wirtschaftsschädigenden Verkehrsbeschränkungen.

Ja

Jürgen Frenke

Bürgerforum Verkehr

Bei dieser Frage müßte es erst einmal verwundern, daß sie überhaupt gestellt wird. Denn kein Mensch diskutiert, ob die Innenstädte frei von Kneipen und Geschäften sein sollten.

Über die Abschaffung von Letzteren wird nicht nachgedacht, weil sie in der Innenstadt sehr gern gesehen sind und sogar den Flair einer Stadt bestimmen. Die negative Sicht des Autoverkehrs in der Innenstadt hingegen ist keine Mindermeinung. In einer 1991 vom Bundesumweltministerium durchgeführten Repräsentativ-Umfrage gaben 73% der Befragten an, daß sie eine autofreie Innenstadt befürworten würden. Dies nicht zuletzt deshalb, weil in den Innenstädten weit über die Hälfte der Schadstoffe von den Autos emittiert werden.

Warum schaffen wir dann nicht ab, was uns alle stört? Einigkeit besteht, daß beispielsweise die Einzelhandelsgeschäfte auch weiterhin beliefert werden müssen.

Das heißt, daß wir versuchen müssen, uns in der Definition von "unnötigem Autoverkehr" zu einigen. Unnötig ist es sicherlich, zum Bummeln mit dem Auto in die Stadt zu fahren, ebenso zum Kauf von Kleingütern. Auch der Kauf einer Waschmaschine muß nicht unbedingt mit dem eigenen Auto erfolgen. Da solche Gegenstände selten von Heute auf Morgen benötigt werden, wäre es verkehrsvermeidend, wenn sich die Geschäftsleute zu einer "Auslieferungsgemeinschaft" zusammenschließen und dann "konzentriert" die Waren an die Käufer ausliefern würden.

Wenn man desweiteren bedenkt, daß 69% aller in Heidelberg mit dem Auto zurückgelegten Wege nicht länger als 5 km (!) sind, kommt man recht schnell zu der Einschätzung, daß ca. 80% des Autoverkehrs in der Innenstadt eigentlich unnötig sind.

Wer die Verkehrsdiskussion in Heidelberg verfolgt weiß, daß vom Einzelhandel ständig eine unbeschwerte Autoerreichbarkeit seiner Läden gefordert wird, da sie sonst vor dem Aus stünden.

Doch es geht auch anders: So haben sich in der Schweizer Stadt Bühlach die Einzelhändler dadurch erfolgreich gegen einen neuen Verbrauchermarkt auf der grünen Wiese behauptet, indem sie als Werbegemeinschaft einen Busunternehmer damit beauftragt haben, kostenlos durch alle Wohngebiete zu fahren, deren Bewohner die potentiellen Kunden des neuen Supermarktes waren. Das Projekt war so erfolgreich, daß es nach einem halben Jahr von der Stadt übernommen wurde.

Daß es nicht notwendig ist, mit dem Auto vors Geschäft fahren zu können, zeigt auch jede Fußgängerzone. In allen Städten werden in diesen Bereichen die höchsten Ladenmieten erzielt. Heute weiß man, daß damit die Innenstadt, und somit auch die eigenen Läden, aufgewertet wurden. Aus verschiedenen Untersuchungen steht fest, daß der Einzelhandel nur dort Schaden genommen hat, wo der öffentliche Nahverkehr abgebaut wurde.

Wieso mangelt es also an der Umsetzung? Nach meiner Einschätzung fehlt es zum einen am Mut der politischen Entscheidungsträger, sich gegen das "Totschlagargument", den drohenden Verlust von Arbeitsplätzen, mit auf der Straße liegenden Argumenten zu wehren. Ich verweise dazu nur an die grotesken Stellungnahmen des Einzelhandels zur Fahrrad-spur am Bismarckplatz. Das Ende der Stadt war nahe; und heute? Zum anderen handelt es sich bei den Entscheidungsträgern in der Verwaltung oft um Männer "in den besten Jahren", die nach der Statistik selbst zu den Autovielfahren gehören und deren Fantasie dahingehend, was man alles per Rad oder ÖPNV erledigen kann, sehr beschränkt ist. Autofreie Innenstadt? Ja klar, auch der Schadstoffe wegen!

Nein

Erwin Schmalzhaf

Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordbaden e.V.

Unstrittig ist, daß eine neue, zeitgemäßeVerkehrspolitik betrieben werden muß. Die Benzolbelastung ist nur ein neuer Grund unter anderen. Verkehrspolitik aber, richtig verstanden, bedeutet Verkehrslenkung und nicht Verkehrsbehinderung.

Jeder politische Eingriff hat Folgen. Dies gilt insbesondere für die mobile Gesellschaft, in der wir leben. Die Kunden des Heidelberger Einzelhandels kommen zu 52% aus dem Umland der Neckarstadt; 68% davon mit dem eigenen Fahrzeug. Es liegt daher auf der Hand, daß die Erreichbarkeit Wirtschaftsfaktor Nummer 1 für die Geschäfte ist. Diesem Faktum muß Rechnung getragen werden.

Der Verkehr darf deshalb nicht gegängelt werden, sondern muß fließen können. "Autofreie Innenstadt", rote Wellen, Vorrangschaltungen für den ÖPNV oder Pförtnerampeln (Ampeln, die die Zufahrt zur Stadt bei Überlastung sperren. d. Red.) gehören zum Instrumentarium der Verkehrsbehinderung. Diese führt die Kunden aber nicht weg vom Auto, sondern weg von den Heidelberger Geschäften in die anderer Städte. Schaden wird hierdurch nicht von der Gesundheit abgehalten, dafür aber der Wirtschaft Heidelbergs zugefügt.

Die Gefahren durch die Abgasbelastungen sind nicht zu verharmlosen. Benzol, aber auch Stickoxide und Ruß, gefährden die Gesundheit der Menschen in Stadt und Umland. Ebenso kann eine Stadt an ihrer eigenen Attraktivität zugrunde gehen. Zuviel motorisierter Verkehr in der Stadt mindert die Einkaufsqualität. Doch auch hier hilft ein nüchterner Blick auf die Realität weiter.

Losgelöst von der ideologisierten Sichtverzerrung der Stadt und einiger im Stadtrat vertretener Fraktionen, zeigt sich folgender Sachverhalt: Nach einem jüngst erstellten Gutachten zur Verkehrssituation in Heidelberg verursacht gerade nicht der Einkaufsverkehr mit 20% Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen die Probleme. Vielmehr ist es der Berufsverkehr mit 40%, der die Städte verstopft und mit Emissionen belastet. Hier und ebenso bei der Minderung des Benzolgehaltes im Kraftstoff und der Entgiftung der Industrie müssen wirksame Maßnahmen gegen die Benzolbelastungen ansetzen.

Sollten verkehrsbeschränkende Maßnahmen nötig sein, müßten sie im Rahmen integrierter Verkehrskonzepte durchgeführt werden, die die Erreichbarkeit der Geschäfte gewährleisten. Hierbei nimmt der ÖPNV in Zukunft eine zentrale Stellung ein; doch der muß attraktiv sein. Leider ist es in Heidelberg gängige Politik, die Autofahrer in ein System des öffentlichen Nahverkehrs zu zwingen, der den Mobilitätsansprüchen der 70er Jahre entspricht. Das ist Gängelung und zerstört die Wirtschaftskraft der Stadt.

Heidelberg braucht einen modernen ÖPNV, der sich durch die beiden Merkmale auszeichnet, die die Attraktivität des PKW ausmachen: Bequemlichkeit und Schnelligkeit.

Diese erreicht man durch ein Park & Ride-System mit hoher Taktfrequenz und Regionalbahnen, die einen schnellen Pendeldienst bieten. Aber auch ein gutes Parkleitsystem entlastet die Innenstädte durch die Abnahme des suchenden Verkehrs erheblich: Verkehrsleitung, nicht -behinderung heißt die Maxime.

Verkehrspolitische Maßnahmen dürfen nicht zur Unzeit durchgeführt werden. Nicht mit Radwegen und roten Ampeln gelangt man zum Ziel einer "sauberen Stadt" und auch nicht, indem man die Kunden in veraltete Straßenbahnen zwängt. Solange die öffentlichen Verkehrsmittel nicht auf dem Stand der heutigen Zeit sind, solange darf der Kunde aus dem Umland auch nicht durch Fahrverbote oder eine "autofreien Innenstadt" aus der Stadt ausgesperrt werden.

(Red."point/counterpoint":hb)


"Ich bin ein friedlicher Virus"

Ein Gespräch mit dem Lyriker Durs Grünbein

"Kommt, wir fahren irgendwohin, wo es grün ist." Wir steigen ins Taxi. "Haben Sie hier in Karlsruhe einen Zoo?" will Durs Grünbein vom Taxifahrer wissen - und freut sich wie ein Kind, daß es einen gibt. "Au ja, da fahren wir hin. Im Zoo fällt einem immer soviel ein."
Vor wenigen Wochen wurde dem 32jährigen Lyriker der Büchner-Preis verliehen. Der wichtigste deutsche Literaturpreis, den schon Autoren wie Handke, Enzensberger und Biermann bekamen, ging damit nach langer Zeit erstmals wieder an einen jungen Autoren. Grünbein wurde in Dresden geboren und lebt heute in Berlin. Spätestens seit der Vereinigung von Ost und West gilt er als "shooting star" der Literaturszene und wird als "erster gesamtdeutscher Dichter" (FAZ) gefeiert.

Seine Veröffentlichungen: Grauzone morgens (1988), Schädelbasislektiotion (1991), Falten und Fallen (1994), Den Teuren Toten (1994).

ruprecht: Du hast vor kurzem den Büchner-Preis, den wichtigsten deutschen Literaturpreis, bekommen. Verändert der Erfolg Dein Schreiben?

Grünbein: Im Prinzip schreibe ich noch unter denselben Bedingungen wie damals, als ich mein erstes Buch veröffentlicht hatte. Hauptsächlich ist es im Moment ein Zeitproblem. Gerade nach Lesungsreisen brauche ich einige Zeit, um mich wieder in eine ruhige Verfassung zu bringen. Ich gehöre nicht zu denen, die unterwegs ständig arbeiten können. Zuhause kommen jetzt auch ständig Anrufe, Angebote, Interviewanfragen. Das ist eine Sache, die man lernen muß. Ich habe mich auch von Leuten beraten lassen, die das schon länger machen als ich, man muß einen Mittelweg finden zwischen dem Minimum an Öffentlichkeit, das man ja braucht, und einem Maximum an individueller Freiheit.

ruprecht: Wie wichtig ist es Dir, öffentlichkeitswirksam zu sein ?

Grünbein: Das ganze Literaturverteilungssystem, der Büchermarkt, die Literaturkritik, und letztlich auch viele Formen des Deutschunterrichts, lenken eher ab vom Leseerlebnis. Ich denke, die Literaturkritik ist mittlerweile ein selbstreferentielles System geworden - das ließe sich gut mit der Luhmannschen Systemtheorie beschreiben. Ich kann mir keinen Leser vorstellen, der modelliert ist nach den Idealen des Deutschunterrichts oder der öffentlichen Kritik. Aber weil es all das gibt, glaube ich immer noch an den unvorhersehbaren Fall, daß plötzlich irgendein Text irgendjemanden erreicht, der durch das ganze soziologische Geflecht hindurch eine direkte Erfahrung macht. Ich meine, jeder, der wirklich aufmerksam Gedichte liest, weiß ja, wie das funktioniert: Er weiß, daß er mit dem Buch oder dem Text, der ihn gerade beschäftigt, ganz allein ist und daß darüber auch sehr schwer zu kommunizieren ist.

ruprecht: Gerade in Deinen beiden aktuellen Büchern greifst Du zunehmend zu sarkastischen Tönen. Ist das der Versuch einer leichteren Kommunikation?

Grünbein: In bezug auf ein paar Probleme finde ich heute nur zu sarkastischen Ausflüchten, zu sarkastischen Witzen. Aber immerhin ist es ein Versuch, mit prinzipiell antihumanen Situationen umzugehen. Sarkasmus kommt ja daher, daß man versucht, in einem uralten Medium mit den paar idiotischen Erfahrungen, die man hat, auf Situationen zu reagieren, die längst absolute Zerreißproben darstellen. Ich neige dazu, den Sarkasmus als eine mögliche und auch angemessene Antwort auf Probleme einer bestimmten Größenordnung zu sehen. Zum Beispiel Naturkatastrophen: Sind sie komisch? Die Menschen stehen solchen Sachen ja völlig hilflos gegenüber. Man denke daran, daß ein großer Aufklärer wie Voltaire versucht hat, zum Beispiel das Erdbeben von Lissabon zu erklären. Für das positive Denken war das eine ungeheure Herausforderung. Das ist eigentlich urkomisch. Die Frage, die sich für die Menschen damals stellte, war wieder eine Art Theodizee: Warum mußten so viele Leute sterben, die doch gar nichts getan hatten?

ruprecht: Sarkastisch schreibst Du eigentlich erst seit Deinen Gedichten zur Wende. Hat der Zusammenbruch der DDR Dich den Sarkasmus gelehrt?

Grünbein: Tatsächlich ist meine jetzige Art von Sarkasmus wohl in dieser Zeit entstanden. Ratlosigkeit gegenüber Zusammenbrüchen, Tod und Vergänglichkeit, dazu ein gewisser Trotz: Das führt zum Sarkasmus.

ruprecht: Und wie weit fühlst Du Dich heute noch als "Ostler"?

Grünbein: Da ich eine andere Gesellschaft erlebt habe, ist das Wahrnehmen sehr häufig eine Kontrastwahrnehmung. Im besten Fall sehe ich stereo. Und die Erfahrung eines vollkommenen Hierachiezerfalls hat etwas sehr Befreiendes. Im Osten gab es eine ganz andere Zeiterfahrung. Ich erinnere mich noch an meine erste Reaktion, als ich eines morgens am Bahnhof stand, in Frankfurt am Main. Ich ging in die Bahnhofshalle, schaute mir die ganzen Stände an. Und dann habe ich ungefähr eine halbe Stunde lang nur gelacht, wobei ich bis heute nicht weiß, was der Kern dieses Gelächters war. Sicher war es kein Hohngelächter, aber auch kein befreiendes Gelächter. Es war einfach unglaublich komisch: ein Bahnsteig, so blitzblank und neonbeleuchtet wie in Ostdeutschland nur die Interhotels - die ganze Farbenvielfalt, der exotische kapitalistische Alltag.

ruprecht: In Deinem Gedicht "12/11/89" aus dem Gedichtband "Schädelbasislektion" bezeichnest Du die DDR als ein "Schmalland", wo "stählernes Schweigen" und "Langeweile" herrschte. Das klingt bitterböse. Fühlst Du Dich um einen Teil Deines Lebens betrogen?

Grünbein: Um die Kindheit bestimmt nicht, das wäre absurd. Ich denke, daß jede Kindheit gleich grandios ist, wahrscheinlich auch in einer Diktatur. Das läßt sich leicht feststellen, wenn man Erinnerungsbücher liest. Es hängt mit der kindlichen Psyche zusammen: die Welt ist einfach so riesig groß zunächst, da ist jede Kindheit abenteuerlich. Aber die spätere Zeit habe ich dann sehr oft als Stagnation empfunden, vor allem im Künstlerischen. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem mich gewisse Weltgegenden interessiert haben, in die ich nie gekommen wäre. Auch der semantische Raum für Schriftsteller war viel zu arm. Da ich von Anfang an das Gefühl hatte , daß ich ein sehr stark urbaner Künstler bin - mich ziehen Großstädte an, deren Leben, deren Krisen, deren Widersprüche - bin ich dann nach Ostberlin gegangen, nachdem ich meinen später abgelehnten Ausreiseantrag gestellt hatte, in eine Art Wartestand.

ruprecht: Und diese Zeit des Wartens hast Du dann mit Lesen zugebracht?

Grünbein: Ja, ich habe Bücher gehortet, hatte viel Zeit, wie ein Mönch hinter Klostermauern im Mittelalter. Ich habe zum Beispiel Ezra Pound gelesen. Ich habe ihn wieder und wieder gelesen, und auch beim zehnten Mal noch nicht die Hälfte verstanden. Immer wieder habe ich ihn gelesen, wie ein Klosterschüler die Psalmen, Texte, von denen sich zunächst gar nicht sagen ließ, worum es ging. Ich glaube, daß ist auch heute noch eine gute Wurzel für ein intensives Beschäftigen mit Texten: Unverständnis als Quelle von Produktivität.

ruprecht: Ist der heutige Leser zu sehr auf das Verstehen von Texten fixiert ?

Grünbein: Ja, das glaube ich unbedingt. Das ist auch ein sehr ungutes Resultat der Literaturkritik, die immer versucht, Neues auf bekannte Muster zurückzuführen. Sie sagen dann: "Ah ja, das ist das, das kennen wir schon". Das ist ein fatales Identitätsprinzip. In dem Moment, wo sie A auf A` oder auf B zurückführen können, schnappt das Verständnis ein - und damit ist es erledigt. Das macht die Sehnsucht nach einer unverständlichen Literatur immer größer. Deswegen war Dada auch neurologisch, und nicht nur politisch, an jener Stelle der Weltgeschichte plötzlich notwendig gewesen. In dem Moment, wo eine Gesellschaft glaubt, sie hätte ihre gesamte Literatur intus und könne sie abstapeln und abhaken, müssen welche kommen, die sagen: "Also dann, auf ein Neues!"

ruprecht: Kannst Du gegen diesen ganzen Verstehens-Mechanismus angehen?

Grünbein: Nein, nicht wirklich. Da spüre ich das eigene Defizit. Ich weiß, daß eine Idealliteratur der Zukunft sehr viel provokativer mit dem Mißverständnis, mit dem Nicht-Verstehen, mit der Durchkreuzung von Verstehen arbeiten müßte. Das weiß ich sicher. Aber dazu gehört eine große künstlerische Kraft.

Vielleicht müßten neue Viren her in der Literatur, bösartige Viren, Leute wie Baudelaire. Ich selber bin ein viel zu friedlicher Virus. Es gibt Autoren, die können dich befallen und infizieren, und lassen dich dann nie wieder los - Kafka wäre so ein Beispiel. Bei den meisten anderen ist das eher so wie mit einem Schnupfen: der huscht über dich hinweg, nicht ohne dich für kurze Zeit fürchterlich zu ärgern.

ruprecht: Du wärest aber lieber ein bösartiger Virus?

Grünbein: Ja, ich müßte viel, sehr viel aggressiver sein. Ich bewundere Künstler, die aggressiver sind als ich, mit aggressiven Strategien diesem ganzen Existenzunsinn sehr viel mehr Rechnung tragen. Es gibt natürlich eine Grundform der Aggression, die sehr leicht töricht sein kann. Aber dort, wo Erkenntnisschärfe ins Spiel tritt, bleibt kein Stein auf dem anderen. Die gegenwärtige Literatur verbrennt alles Zivilisatorische zu sentimentaler Asche.

ruprecht: Apropos Asche: Was für ein Verhältnis hast Du denn zu Religionen?

Grünbein: Mich interessiert zum Beispiel eine Figur wie der römische Kaiser Julian Apostata (2. römischer Kaiser nach Konstantin). Der hat um das Jahr 360 unserer Zeitrechnung gelebt. Er war der letzte römische Kaiser, schon christlich erzogen, der gesagt hat: "Wir müssen den Einfluß dieser Christen zurückdrängen." Eine hochtragische Figur, denn das neue Kapitel Weltgeschichte war längst angebrochen. Dabei war er vergleichsweise tolerant, hat nur so eine Art Lehrverbot erlassen. Er verbot den Christen die Kritik an den griechischen Göttern. Das sind Dinge, die mich interessieren: Was sind alte Götter, was sind neue Götter. Der Polytheismus war sicher die bessere Erfindung. Ich fand es immer anregend, daß es in Europa Völker gab, die sich für jedes einzelne Motiv einen Gott ausgedacht haben, die dann untereinander im Dialog existierten. Vielleicht die beste Zeit war der Hellinismus, wo es nicht nur diesen einen Polytheismus gab, sondern dazu auch noch die größte Religionsfreiheit. Ich habe ein ästhetisches Verhältnis zur Religion: je mehr Götter, desto besser, desto mehr Zirkulation von Motiven und Trieben. Christentum ist dem wissenschaftlichen Zeitalter überhaupt nicht angemessen. Im Zeitalter der Quantenrealitäten und der neuronalen Netze sind Christentum und Islam gefährliche Fiktionen.

ruprecht: Und was ist mit religiösen Bedürfnissen? Die hat auch der moderne Mensch.

Grünbein: Beim Grad der Aufklärung, und der Anti-Aufklärung, den wir heute erreicht haben, helfen, wie in der Antike, nur noch polytheistische Religionen weiter.

ruprecht: Wenn jeder seine eigenen Götter hat, besteht dann nicht eher die Gefahr, daß jeder macht, was er will?

Grünbein: Wenn jeder glaubt, was er will, umso besser. Die Gefahr, daß alle glauben und machen, was einer will, ist doch viel größer. Ich denke, die Zeit, in der jeder seinen eigenen Gott unter der Haustür oder im Schrein hatte, war eine der tolerantesten Zeiten, die es je gab.

ruprecht: Ein Forscher etwa, der macht, was er will, kann aber viel Unheil anrichten...

Grünbein: Das ist doch erst ein Ergebnis des Christentums. Die Atombombe ist eine christliche Erfindung, das muß man mit Sicherheit sagen. In einem Zeitalter, wo es mehrere Götter gegeben hat, wäre sie so nicht denkbar gewesen. Letztlich steht dahinter ja die Idee der Erlösung, die nächste fatale Vorstellung. Und Moral ist ja keine Erfindung des Christentums. Ich glaube innerhalb des Christentums ist aber der Katholizismus die bessere Religion . Triebtechnisch ist die viel besser eingerichtet. Ein Mensch, der sozusagen in der Dunkelkammer zuletzt nur noch verbal mit seinem Gott allein ist, der richtet großen Schaden an.

ruprecht: In Deinen Gedichten und Essays findet man einerseits ätzende, depressive Betrachtungen über den sich in Schablonen bewegenden modernen Menschen, auf der anderen Seite starke Faszination für Technik und naturwissenschaftliche Innovationen. Wie löst Du diesen Widerspruch auf?

Grünbein: Jeder Autor ist vermutlich das Bündel seiner Widersprüche. Mir fällt das immer erst auf, wenn Leute mich danach fragen. Das Ideal wäre, weder kulturpessimistisch noch besonders zukunftsfroh zu sein. Durch mich hindurch - und so erscheint es dann auch in meinen Texten - gehen immer wieder diese völlig gegensätzlichen Ströme und Ansätze. Ich versuche, die Welt zunächst einmal mit der größtmöglichen Offenheit zu betrachten, ohne fertige Ansichten, so wie ein Tier, das geboren wird und zufälligerweise denken kann.

.Das Walroß, an dessen Becken wir sitzen, beginnt laut zu röhren.

Grünbein: Das ist wohl das beste Schlußwort! (mp/gvg)


Kommentar

Jochen Kluve: Senatsschlaf ist gesund!

Träume verändern unser Leben. Oder sie reflektieren es. Auch Dekane träumen. Mit Vorliebe in den Sitzungen des Großen Senats. Um hier nicht der tot diskutierten Politikverdrossenheit erneut das Wort zu reden, wollen wir im folgenden von der "Senatsverdrossenheit" sprechen.

Zuerst und offensichtlichst befällt sie Dekane, wie zuletzt in der "Sitzung des Großen Senats". Den Rechenschaftsberichts des Rektors nutzte einer der hohen Herren zu einem Nickerchen, wurde vom abschließenden Beifall aber unsanft geweckt. Grund genug, zehn Minuten später zu gehen. Vielleicht lag es auch am Bericht, der - wie die FSK ironisch kritisierte - ein nach dem "Datei wiederherstellen - nochmal ausdrucken"-Verfahren entstandener Aufguß des letztjährigen Rechenschaftsberichtes sei. Doch halt: Spätestens bei dieser Kritik wird dem Verfasser klar, daß nicht allein Professoren an Senats- und Hochschulpolitikverdrossenheit (sic!) leiden. Denn: Wie interessant hätte diese (öffentliche!) Sitzung werden können, wenn sich auch ein paar Studierende dorthin verirrt hätten und den studentischen Vertretern bei ihrer Kritik lautstark unter die Arme gegriffen hätten! Vielleicht hätte sich denn auch der eine oder andere Dekan, der ohnehin insgeheim Ulmers Meinung nicht teilt, den Anmerkungen der FSK angeschlossen. So tat dies nur ein einziger. Vielleicht haben die anderen auch nicht zugehört.

Aber wer soll sich anmaßen, dies den Dekanen vorzuwerfen? Auch Studenten schlafen in Vorlesungen, auch Studenten hören nicht zu und...auch Studenten interessieren sich nicht für Hochschulpolitik. Klar, Studiengebühren findet jeder Scheiße. Verzeihung, diese Kundgebung als Maßstab hochschulpolitischen Denkens und studentischer Meinungsbildung? Willkommen auf dem mentalen Abstellgleis. Es scheint allgemeiner Konsens zu sein, politisches Interesse beginne irgendwann "Mitte dreißig".

So ist letztlich diese Senatssitzung die Perversion eines klassischen griechischen Dramas. Wir erleben die Einheit von Zeit, Ort und Handlung. Das Geschehen kämpft sich wacker zum Höhe-und Wendepunkt im dritten Akt (Kaffepause), nach dem die Spannungskurve zu fallen beginnt und schnell versumpft. Wir erleben die Katharsis des Vergessens, die Selbstreinigung des Anteilnehmenden dadurch, daß er sich in kürzester Zeit an nichts mehr erinnern wird, was hier und heute geschehen ist.

Nur Rektor Ulmer scheint die Sache ernst zu nehmen. Doch auch ihm müßte es bange werden: Wie vermessen, von einer Universität als "corporate identity" zu träumen, wenn sich diese "corporate identity" nicht im kleinsten Kreise unter den Dekanen einstellt. "Ich, das Mitglied der Universität" stolziere umher und grüße Kommilitonen, Mittelbauler wie Professoren einhellig als Gleichgesinnte und Gleichgestellte. Ulmers Traum? Die Dekane dösen im Senat. Wir Studis könnten sie wecken, schlafen aber selbst und träumen vom eigenen zukünftigen Ausruhen. Gute Nacht! (jk)


Hochschule


Graue Eminenzen

Wen Professoren wählen

Nicht nur die Studierenden werden am Dienstag zu den UniUrnen gerufen - auch Professoren, Mittelbauler und sonstige Mitarbeiter wählen ihre Vertreter im Senat und in den Fakultäten. Wer steht dort zur Auswahl?

Seit Jahren gibt es in Heidelberg drei Professorenlisten: Die "Ruperto Carola", die "Semper Apertus", und die "Initiative". Die konservativste Liste ist die "Ruperto Carola" - dort gab es lange nur Ordinarien, und auch jetzt findet man fast nur C4-Professoren; liberaler gibt sich die "Initiative" - wobei man auch dort keine Revolutionäre findet; irgendwo dazwischen soll "Semper Apertus" liegen.

Ohnehin sind diese Listen keine politischen Parteien: Es gibt keine Fraktionssitzungen oder -beschlüsse, man trifft sich - wenn überhaupt - nur, um die Liste zusammenzustellen; die Plazierung auf der Liste bestimmt das Alphabet oder die Fakultätsnummer. Entscheidungen im Senat fallen entweder "nach fachlichen Gesichtspunkten" (so ein professorales Senatsmitglied) oder "dem Standesdünkel und einigen Leithammeln folgend" (so ein studentisches Mitglied) - wobei man die meisten dieser Meinungsführer bei der "Ruperto Carola" findet.

Beim Mittelbau tritt seit Jahren die "Pro Universitate", die Vereinigung der Akademischen Räte, an. Von ihr fühlen sich die meisten Doktoranden und viele Habilitanden nicht vertreten - repräsentiert diese Liste doch vor allem die festangestellten Mittelbauler. Deshalb bilden sich als Konkurrenz immer wieder Listen, die die jüngeren Mittelbauler vertreten wollen - zur Zeit die "Katalyse" oder bestimmte Bereiche der Uni - wie "Pneuma" oder die "Kopfliste" . (hn)


Studentenbereinigung

Buchtip: Rechenschaftsbericht des Rektors 1994/95

Alle Jahre wieder im Mai präsentiert der Rektor der Ruperto Carola (die Uni, nicht die Wahlliste) seinen Rechenschaftsbericht. Der enthält nicht nur das "Verzeiht mir" des jeweiligen Amtsinhabers, sondern soll auch einen Überblick über die Geschehnisse an der Universität bieten. Daher wird ein großer Teil des Berichts von der Verwaltung geschrieben - die aus dem letzten Bericht übernommenen Passagen dokumentieren die Ausdruckskraft der zuständigen Abteilungen. Findig wurden Texte umformuliert, Abschnitte neu gruppiert - ohne die Aussage wesentlich zu verändern: Die Uni wird ja auch nicht jedes Jahr neu erfunden. Der Blick auf die Autorenschaft erklärt auch, warum Studierende in dem Bericht hauptsächlich als Verwaltungsobjekte, kaum als Gestaltende vorkommen.

Was aber hat der Rektor selbst uns zu sagen? Zunächst einmal, daß der Uni "der Wind der öffentlichen Meinung ins Gesicht" weht. Und daß sich Hochschulangehörige mit ihrer Alma mater "identifizieren" müssen. Und dann gibt es noch die wahnsinnigen Erfolge in der Hochschulreform.

Regelstudienzeitstudierenden sei für ein schnelles eigenes Urteil über den Bericht die Lektüre der ersten sechzig Seiten sowie der begleitenden Presseerklärung empfohlen:

Auf S. 12 schlägt Ulmer härtere Zulassungsvoraussetzungen zum Studium vor: Künftig müßten sich dann schon Sechzehnjährige entscheiden, was sie studieren wollen und danach ihre Fächer wählen - wenn sie das dann überhaupt noch dürfen. So "reformiert" der Unirektor Ulmer die Schule - ohne diese zu fragen.

Auch ein Rektor über 60 hat noch Träume: Ulmers Idee der Hochschule als eine "sich selbst verwaltende Körperschaft Gleichgesinnter und Gleichgestellter" verklärt die Lage: realisierbar ist und war sie angesichts der Vielfalt der Uniangehörigen nicht. Traum bleibt auch die Gleichstellung aller Hochschulangehörigen: Selbst Ulmer engte dies im Großen Senat auf Professoren ein. Heftig fordert er die Unimitglieder (welche?) auf, sich "hinter die eigene Hochschule zu stellen, wenn nicht sich mit ihr zu identifizieren". Wer nicht bereit ist, sich in den "Dienst der gemeinsamen Sache" zu stellen, erntet auf S. 6 deutliche Kollegenschelte.

Lob hält Ulmer für den Reformschlager Jura-Freischuß bereit, den er für ein Modell für alle anderen Fächer hält. Er versteigt sich gar zu der Aussage, der Freischuß zeige "eindrucksvoll", daß nicht die Studienbedingungen für lange Studienzeiten verantwortlich seien. Als weitere erfolgreiche Reformen werden Verwaltungsvorgänge wie Exmatrikulation und Zwangsberatung deklariert. Zwar gehört zu diesen Maßnahmen keine inhaltliche Veränderung des Studiums, doch Ulmer geht es um die "quantitative" Verbesserung der Lehre: diese erreicht man dann z.B. durch Exmatrikulation der Karteileichen. Zwar nehmen Karteileichen gerade nicht an Veranstaltungen teil, aber dadurch verschlechtern sie wohl die Lehre so, daß sie exmatrikuliert werden müssen. Der Rektor, der an anderer Stelle das Zusammenstehen "aller Universitätsangehörigen" will, stigmatisiert hier gezielt Studierende; um die Lehre kann es an dieser Stelle gar nicht gehen. Menschen werden zu Objekten von Verwaltungsvorgängen, werden abstrakte Größen. Das Arbeitsamt macht aus Arbeitslosen Erwerbslose - Ulmer aus Immatrikulierten Exmatrikulierte.

Die Sprache sagt im Prinzip schon alles und erinnert an vieles: Die "sachfremde Inanspruchnahme des Studierendenstatus", wie sie im Rechenschaftsbericht erwähnt wird, ist die bürokratische Umschreibung des Schmarotzer-Studis; Mit Ausdrücken der NS-"Rassenhygiene" feiert man im Rektorat die "Bereinigung des Studentenbestandes". Ulmer betonte im Großen Senat, daß er zu diesen Formulierungen steht. (khp/hn)

Rechenschaftsbericht des Rektors, Heidelberg, 1995., 131 S., kostenlos bei der Pressestelle.


Reformhaus Biologie

Auch Reformieren will gelernt sein

Nach einem Beschluß des Fakultätsrates Biologie wird es ab dem 1.8.95 tiefgreifende Umgestaltungen sowohl im Grund- wie auch im Hauptstudiengang Biologie geben. Ziel ist eine fundierte mathematisch-naturwissenschaftliche Grundausbildung bei gleichzeitiger Angleichung der tatsächlichen Studiendauer an die Regelstudienzeit.

Konkret bedeutet das: Mathematik und Physik werden neben Chemie Pflicht, die Zahl der Nebenfächer erhöht sich von zwei auf drei, ohne an Stoffülle zu verlieren. Das anorganisch-chemische Praktikum, bisher aufgrund begrenzter Kapazitäten der Fakultät für Chemie erst im Hauptstudium durchführbar, wird zwingend für das Grundstudium vorgeschrieben. Der Vorlesungsstoff in Biologie erweitert sich um einige Teilbereiche und um zwei Klausuren. Als Ausgleich ist eine Beschränkung von Pflichtseminaren geplant. Für das Hauptstudium wird eine Festlegung auf ein Hauptfach und zwei Nebenfächer verlangt, die nach dem vierten Semester erfolgen soll.

Das sind die Fakten. Wie es hinter den Kulissen aussieht, vermögen sie nur anzudeuten.

Solch eine Stoffülle zieht eine bedingungslose Verschulung zumindest des Grundstudiums nach sich. Der Planungswille dafür scheint jedoch zu fehlen. Die beteiligten Fakultäten der Chemie, Physik und Mathematik sollen nun jeweils die doppelte Menge an Biologen durchschleusen, ohne bei der Erarbeitung konsultiert worden zu sein. Nun werden sie mit Fakten konfrontiert und müssen in Zukunft möglich machen, was in der Vergangenheit unmöglich war.

Zudem sollen die Biologiepraktika im ersten Semester von fünf verschiedenen Professoren aus zum Teil fünf verschiedenen Fachrichtungen geleitet werden, die bis jetzt eine Koordination ihrer Schwerpunkte vermissen lassen. Einspringen soll hier die Fachschaft, um Themenkataloge zusammenzustellen, um somit die im Hochschulrahmengesetz geforderte "Transparenz der Lehre" wiederherzustellen.

Ebenfalls keineswegs zu den Glanzleistungen dieser Studienreform, vor allem im juristischen Sinne, gehört der Finanzierungsplan des Studiendekans. Um Sondermittel gewährt zu bekommen, hat die Fakultät sich mit eigenen Mitteln zu beteiligen. Ein Beitrag, der von "studentischen Mitgliedern in der Studienkommission in der Form von nichtbezahlten Aufbaustunden" geleistet werden soll, so der Wortlaut des Antrags an die Senatskommission. Freiwillige Helfer sollen die Studienreform durch Überstunden bezahlen, ehrenamtliche Tätigkeit wird - rechtlich unzulässig - bezahlter Arbeit gleichgestellt.

Ein theoretisches Regelwerk also, dessen Umsetzbarkeit bei der Planung nur unzureichend berücksichtigt wurde. Die Fachschaft, der ein Unmaß an Zuarbeit aufgebürdet wird und die anderen Fakultäten, die nun die Realisation in die Wege leiten müssen, die Studenten, für die Übergangsregelungen nicht existieren und unter ihnen die Lehramtskandidaten, die ganz aus dem Reformpapier herausfallen, werden alle mit dem Unwerk in Zukunft zu leben haben. (rot)

Eine Informationsveranstaltung zu diesen Neuerungen findet am 21.6. im großen Hörsaal der Zoologie statt.


Fränkische Kriege

RCDS verpetzt Studivertretung

Heftigen Attacken aus dem bayerischen Kultusministerium sieht sich die Studierendenvertretung der Erlanger Universität ausgesetzt. Der Erlanger RCDS hatte sich in einer längeren Abhandlung darüber beschwert, daß es an ihrer Uni seit Jahren eine "Parallel"-Vertretung der Studierenden gibt.

Tatsächlich ist es so, daß die quasi rechtlose offizielle Studivertretung von den gewählten Gruppen eingeschläfert und deren Entscheidungen in einen privaten Verein verlegt werden, dessen Versammlung entsprechend dem durch die offiziellen Wahlen ermittelten Proporz besetzt ist. Dort werden auch die Räume und Geldmittel (90.000 DM/Jahr) der offiziellen "Vertretung" verteilt; dies geschieht, weil sich die offizielle Vertretung rechtlich zu kaum etwas äußern, geschweige denn irgendetwas für die Studierenden tun darf.

Zwar bestreitet der Erlanger RCDS, die "inoffizielle" Studierendenvertretung mit seiner Aktion torpedieren zu wollen. Genau dieses Ziel aber hat er in seiner Beschwerde formuliert - und auch erreicht: Die Hochschulleitung der fränkischen Stadt, die bisher das Vorgehen der unabhängigen Studivertreter gebilligt hatte, muß die Studierenden nun auf Druck des Ministeriums scharf bewachen. Die fürchten zudem, daß jetzt alle ähnlich organisierten Vertretungen in Bayern gekippt werden sollen - zumal der RCDS in seiner Beschwerde eben das vorschlägt.

Was das uns in Heidelberg angeht? Auch hier hat sich eine "subversive" Ersatz-Studierendenvertretung gebildet. Ähnlich wie in Bayern wurde nämlich auch in Baden-Württemberg die Studierendenvertretungen 1977 abgeschafft und durch einen machtlosen Ausschuß ersetzt. Vertretungsrechte hat dieser Ausschuß nicht, bei der Verwendung seiner Finanzen (in Heidelberg etwa 89.000 DM/Jahr) ist er ebenso wie bei Räumlichkeiten auf die Gnade von Unileitung und - verwaltung angewiesen.

Ähnlich wie in Erlangen nutzt die Fachschaftskonferenz ihre seit Jahren immer wieder errungene Mehrheit bei den Uni-Wahlen für den Aufbau einer eigenen, in ihren Ansprüchen weitergehenden Vertretung, und um Räume und Ressourcen des "offiziellen" AStA dort einfließen zu lassen. Ähnlich wie in Erlangen hat dies die Universität in den letzten Jahren teils stillschweigend, teils zähneknirschend hingenommen.

Ausgesprochen politisch und damit verdächtig agiert die Fachschaftskonferenz zwar schon lange nicht mehr, aber sie beschränkt sich eben auch nicht auf die im Gesetz festgelegten "sportlichen, musischen und kulturellen Angelegenheiten" - zur Hochschul- und Sozialpolitik hat man schon einiges zu sagen.

Und selbst wenn man ihnen das Handwerk nicht ganz legen würde - auch den Studierendenvertretern in Heidelberg könnten Böswillige mit Verfahren wie in Bayern das Leben ziemlich schwer machen. Und darauf zielt letztendlich wohl auch die Aktion des Erlanger RCDS ab.

(hn)


Sie wissen alles über uns

Kollege Computer sorgt in der Uni für den Überblick

Carolinum, Seminarstraße 2, Abteilung 3.1. Wer hier rein will, muß klingeln, dann wird die Glastür geöffnet. Hier oben, in der EDV-Abteilung, werden die persönlichen Daten von sämtlichen Studierenden der Uni Heidelberg gespeichert.

Der gesamte Dienstbetrieb der Uni ist auf diese zigtausend Datensätze angewiesen. Programmierer Günter Puschmann bringt es auf den Punkt: "Wenn ich hier oben Mist baue, geht nichts mehr."Alles über jeden Studenten wird hier erfaßt, Benachrichtigungen aller Art werden erstellt. Bei jeder Eingabe prüft der Computer automatisch den Datensatz auf Plausibilitäten, also etwa ob Studienfach und Abschluß zusammenpassen.

Um sicherzugehen, daß kein Unbefugter in den Studi-Daten herumschnüffelt, muß jeder Sachbearbeiter, bevor er sich Uni-Daten greift, sein persönliches Kennwort eingeben und braucht dazu eine Berechtigung.

Die Semesterblätter werden im Rechenzentrum im Neuenheimer Feld mit einem alten Kettendrucker gedruckt. Und mit dem kann es den gleichen Ärger geben wie mit einer alten Schreibmaschine: Die Daten auf dem Semesterblatt sind manchmal schlecht zu erkennen. Auch ein großer Teil der Hardware in der Seminarstraße war bis vor kurzem auf einem uralten Stand, inzwischen wird der gesamte Bestand erneuert.

Bis 1972 wurde noch mit Aktenkästen gearbeitet, dann wurde die EDV-Abteilung eingerichtet. Damals hatte sie ihren Sitz in der Sandgasse, das Rechenzentrum war am Friedrich-Ebert-Platz. Datenträgerlocherinnen, so die offizielle Berufsbezeichnung, hielten die Studentendaten auf Lochkarten à 80 Zeichen fest, und während heute die Sachbearbeiter sämtliche Daten eines Studenten auf einer Bildschirmmaske vor sich haben, war früher ein ganzer Stapel Lochkarten nötig, um jemanden vollständig zu erfassen. "Ein Kurier packte dann die Karten ins Köfferchen", erinnert sich Datentypistin Gaby Herbold, "und fuhr damit auf seinem Dienstfahrrad zum Rechenzentrum, wo dann die ganze Nacht die Semesterblätter gedruckt wurden".

In Zukunft sollen die Institute auch selbst Zugriff auf für sie relevante Daten haben. Allerdings muß dann auch das leidige Thema Datenschutz wieder neu aufgerollt werden, denn je mehr Leute zugreifen, um so größer ist auch die Gefahr, daß die Falschen zugreifen.

Gelegentlich gibt es für die EDV-Fachleute Nachforschungen anzustellen. Hat etwa jemand seinen Schlüssel irgendwo liegengelassen, und dem Finder sind wenigstens Vorname, Studienfach und Semester bekannt, so kann der Programmierer den Rechner nach jemandem suchen lassen, auf den die spärliche Beschreibung paßt - und wird meist auch fündig. Es kommt auch vor, daß jemand, der eine flüchtige Partybekanntschaft unbedingt wiedersehen muß, um Hilfe bittet, um ihr eine Nachricht zukommen zu lassen. Damit bei aller Liebe auch hier der Datenschutz gewahrt wird, wird die Anschrift der Empfänger allerdings nicht herausgegeben, sondern sie werden informiert, und es bleibt ihnen überlassen, ob sie sich melden wollen. Wenn´s nicht gefunkt hat, kann auch der Computer nicht weiterhelfen.

Wesentlich einfacher ist die Arbeit in Abteilung 3.1 in den letzten zwanzig Jahren sicher geworden, dafür allerdings nicht unbedingt schöner: "Früher war hier alles persönlicher", meint Gaby Herbold. "Wir hatten mehr Kontakt zu den Studenten, die kamen immer zu uns, wenn in den Benachrichtigungen etwas nicht stimmte." Heute erledigt solche Änderungen das Studentensekretariat, und die Leute in Abteilung 3.1 arbeiten weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Das hat wiederum auch sein Gutes: "Je weniger man von uns hört", so Puschmann, "um so besser. Denn wenn man über uns spricht, ist meistens irgendetwas schiefgelaufen." (ah)


Schreiberschlacht

Metastasierend gegen Metamorphosen

Am Germanistischen Seminar in Heidelberg droht sich ein Blätterkrieg zu entwickeln. Der "erfolgreichen Spezialzeitschrift" (Eigenwerbung) metamorphosen droht eine, wenn auch bislang eher skurrile denn bedrohliche Konkurrenz: die metastasen, die sich selbst als "Gegenschrift" versteht.

Unter der Überschrift "chauvinismus zensur und amigotismus in den metamorphosen" (original zitiert!) erschienen die metastasen erstmalig am 15. Mai, kurz nachdem die "metamorphosen" herausgekommen waren. Mit z.T. wüsten Beschimpfungen ("Scheißblatt") attackierte der Newcomer die metamorphosen und warf ihnen Kungelei mit den Professoren, reaktionäre politische Vorstellungen und Frauendiskriminierung vor. In haarsträubendem Stil und konsequent durchgehaltener Kleinschreibung, was wohl - überaus originell - an die Schreibart der RAF-Kassiber aus Stammheim erinnern sollte, zählten die Autoren insgesamt zwölf Kritikpunkte auf, aus denen sie das Fazit zogen, die Arbeit der metamorphosen sei zu sabotieren und die Zeitschrift zu boykottieren. Abgesehen von grammatikalischen, orthographischen oder stilistischen Neuerungen, die das Flugblatt der Welt mit seiner für Germanisten beschämenden Machart bescherte, entbehrten allerdings auch die Inhalte jeglicher faktischer Grundlage. Der Hauptvorwurf, die metamorphosen seien männerfixiert und frauenfeindlich, wird an völlig abstrusen Beispielen aufgehängt und trifft schon deshalb nicht, weil die metamorphosen selbst wenige Monate zuvor per Flugblatt händeringend um weibliche Schreiberinnen geworben hatten. Auch andere Behauptungen, wie etwa der Vorwurf der Abhängigkeit der metamorphosen von bestimmten Professoren am Germanistischen Seminar, sind nach Aussage von Ingo Drzenik, Mitherausgeber der Zeitschrift, "rundherum gelogen".

Die Schreiberinnen/Schreiber der metastasen waren anonym geblieben, hatten ihre Artikel jedoch mit Initialen gekennzeichnet - Initialen, die nur zu gut zu im Text selbst genannten Klarnamen paßten und auch ansonsten den Verdacht auf einen bestimmten Personenkreis (dem ruprecht bekannt) lenkten - umso mehr, als eine Frau aus diesem Kreis bereits versucht hatte, einen Artikel in den metamorphosen abdrucken zu lassen, dieser jedoch aus Platzgründen nur gekürzt wiedergegeben wurde, was einen längeren Streit zur Folge hatte. Doch diesem fast schon überdeutlichen Hinweis folgte rasch ein Dementi am metamorphosen-Brett, in welchem die Personen, auf welche der Verdacht gefallen war, erklärten, sie hätten nichts mit den metastasen zu tun. Stimmt dies, so liegt es auf der Hand, daß sich jemand den Streit zwischen den dementierenden Personen und den metamorphosen zu Nutze gemacht hat, um verdeckt gegen die Zeitschrift zu polemisieren, beziehungsweise - um zwei Ecken gedacht - den Personen zu schaden, deren Kürzel angegeben wurden.

Die Identität dieses Jemand aber blieb bis jetzt verborgen. Zwar wurde auf dem Flugblatt zu einem Treffen aller potentiellen metastasen-Anhänger eingeladen (Montag, 19.00 Uhr, 1.Stock Studihaus), aber nach ruprecht-Recherchen war dort an drei aufeinanderfolgenden Montagen nichts von den metastasen zu sehen.

Es könnte also noch spannend werden am Germanistischen Seminar. Momentan sieht es allerdings eher so aus, als sei das Ganze nichts weiter als eine spontane Aktion gewesen, Die metastasen also am Ende, ganz ohne Chemotherapie...? (kw)


Rat und Tat für´s Rad

Das Fahrrad ist kaputt, man hat weder ein Semesterticket noch ordentliches Werkzeug, dafür zwei linke Hände - wer sich in einer derartigen Lage befindet, dem will URRmEL helfen. "URRmEL, die Uni-Rad-Reparaturwerkstatt mit Eigenleistung", ist eine Selbsthilfeorganisation von Studenten, die mit finanzieller Unterstützung des Studentenwerks den fahrradfahrenden Kommilitonen unter die Arme greifen.

Jeden Montag um die Mittagszeit wird ab sofort vor der Mensa im Neuenheimer Feld eine "Taschenwerkstatt" Stellung beziehen, also ein Lastenfahrrad mit allen erdenklichen Fahrradwerkzeugen, die jedem zur Verfügung stehen. Hier können Reparaturen - falls nötig, unter fachkundiger Anleitung - ausgeführt werden. Im Wintersemer soll das ganze dann in einer richtigen Werkstatt stattfinden. Das Geld dafür wäre da, aber noch tut sich das Liegenschaftsamt schwer damit, einen Raum zur Verfügung zu stellen. (ah)

Das Team sucht noch Mitarbeiter: Treff: Di., 20 Uhr, Fachschaftsraum der Medizin, INF 306, Raum 022.


Heidelberg


Im Bauch der Bühne

Die Theaterwerkstätten des Heidelberger Theaters

Das Theater als reine Stätte hehrer Kunst ist eine Fiktion. Die "heiligen Hallen" sind in Wahrheit eine riesige Baustelle, auf der im Schichtdienst gearbeitet wird. Gut vierzig Menschen (im Bild Hans Fischer) sorgen hinter der Bühne dafür, daß die auf der Bühne überhaupt da stehen können, wo sie stehen. Die Arbeiter und Techniker kümmern sich um die Hardware des Kulturbetriebs: Schlosserei, Schreinerei, Schneiderei, Requisite, Bühnentechnik, Licht und Ton. Vom Acht-Stunden-Tag können sie dabei nur träumen;bei Premieren im Takt von 14 Tagen wird oft auch die Nacht durchgearbeitet.

Diesen Raum, was sage ich: diese Hallen, betritt man üblicherweise festlich gekleidet, leise lachend und in fröhlicher Erwartung; mit netter Begleitung und der Aussicht auf einen angenehmen Abend. Theaterbesuch.

Heute nicht: Die Bühne sieht aus, als hätten sich zwei T-Rexe duelliert. Männer in Overalls laufen mit Werkzeugkästen und Trennschleifern über den abgewetzten Holzboden, sägen, hämmern, meißeln, richten für die Vorstellung. Hier, im Bauch des Theaters, geht das vonstatten, was wahre Schöngeister meist unangenehm berührt verdrängen oder hochnäsig belächeln: Knochenarbeit, Feinmechanik, detaillierte Pläne voll von mathematischem Teufelszeug.

Inmitten der verwaisten Stuhlreihen steht ein verlassenes Regiepult mit einem Mikrofon, das aussieht, als stammte es noch aus der Nachkriegszeit. Auch die diffus-trübliche Beleuchtung des Zuschauerrraums durch die unmodernen Kohlefaser-Glühbirnen, sonst Stimulans romantischer Stimmung, wirkt fehl am Platz, besonders neben den volle Pulle strahlenden Scheinwerfern und den grellen Handlampen der Bühnenarbeiter.

"Das ist halt das Familiäre hier am Heidelberger Theater", sagt Hans Fischer, seit 1952 an der Bühne angestellt und mittlerweile im "verdienten Unruhestand" - so umschreibt er kokett seine Unfähigkeit, sich ganz von den Brettern loszureißen, die für ihn mittlerweile tatsächlich die Welt geworden sind. Der Mann mit den vielen Ex-Funktionen - Fundusverwaltung, Hausinspektor, Personalratsvorsitzender, und nebenbei Ehrenmitglied des Hauses - befriedigt seine Theater-Sucht, indem er interessierte Menschen durch das Innenleben der Städtischen Bühne führt; durch die riesige Maschinerie, die dem Zuschauer im Allgemeinen verborgen bleibt. Mit seiner Trachtenjacke, der streng gescheitelten Frisur und dem weißen Einstecktüchlein sieht der Mann, der demnächst seinen 25.000sten Besucher führt, denn auch wirklich nicht aus wie ein typischer Künstler; eher steht er für die vierzig Menschen, die buchstäblich "hinter den Kulissen" dafür sorgen, daß alles so hinhaut, wie es soll.

Quasimodo als Lustgewinn: Herzstück des Theaters ist, natürlich, die Bühne. Jetzt, am hellichten Arbeitstag, macht sie mit ihren gut zwanzig Metern Höhe den Eindruck einer kleinen Schiffswerft; riesige Zugsysteme laufen an Wänden und Decken entlang, Kulissenteile stehen im Weg herum, Unmengen von Steckern und Kabeln überall. Für die Aufführung haben die Bühnentechniker ein penibel ausgearbeitetes Skript, in dem drinsteht, wann genau welches Seil über welche Rolle zu laufen hat, und welche Holzwand wohin befördert werden muß, damit nicht plötzlich der jugendliche Held von einem Kulissenteil erschlagen wird. Orientiert wird sich dabei nicht etwa nach "rechts" und "links", sondern, da ist man lokalpatriotisch, nach "Neckarseite" und "Schloßseite". Kontrolliert w erden Aufstieg und Fall der Seilzüge vom Inspizientenpult aus, an dem sich alle Flaschenzüge, Seilwinden und sonstigen mechanischen Ungeheuer ein Stelldichein geben. Richtig Spaß machen natürlich die Extras, wie der Korb, an dem in der "Zauberflöte" drei Kinder von oben auf die Bühne herabgelassen werden. Die Bühnenarbeiter haben jeden Tag volles Programm: morgens Abbau der Bühne vom Abend und Aufbau der Probebühne, dann Probe bis um drei Uhr, danach wieder Abbau der Probebühne und Aufbau der Spielbühne für die Abendaufführung.

In der Maskenabteilung und im Schminkraum zwei Stockwerke höher hängen an der Wand noch die zotteligen Mähnen von der "Macbeth"-Aufführung. An Häken versammelt die gesamte Bandbreite menschlicher Frisierkunst: Mozart-Zöpfe, wallende gepuderte Perücken, Army-Schnitt. Auf dem Frisiertisch vor den großen, durchgängigen Spiegeln Bürsten, Watte, Schminke, Toilettenpapier, ein Wecker, Stecknadeln, leere Flaschen. Die Haare der Perücken werden einzeln in den feinen Tüll eingeknüpft; die Arbeit an einer Perücke dauert zwischen acht und sechzig Stunden und ist diffizil und nervig. Jede Menge lachen dagegen können die Maskenbildner, wenn sie sich mal so richtig austoben dürfen: Ein Quasimodo beispielsweise verspricht da enormen Lustgewinn: Zuerst einmal ein Auge mit weißem Tüll überkleben, dann wenige Zentimeter darunter ein neues Auge malen, sodaß der Blick merkwürdig schräg und verschoben wirkt. Dann noch zwei Zähne weggeschminkt und den Mund mit dem Allzweckmittel Matrix, einer Art Harz, schief geklebt - fertig ist der unsympathische Zeitgenosse. Beliebt bei den Maskenbildnern sind auch die Stücke, in denen Köpfe rollen. Man nehme den Gipsabdruck des zukünftig kopflosen Schauspielers und fertige danach einen neuen Kopf mit identischem Gesicht. Damit kann man leicht ein erschrockenes Stöhnen des Publikums ernten, wenn etwa der grausamen Königin "Salome" der Kopf des Täufer-Johannes auf einem silbernen Tablett präsentiert wird, wo doch vor wenigen Minuten der Schauspieler noch gänzlich unzerteilt auf der Bühne zu sehen war. Für die Spieler wirklich unangenehm wird es aber erst nach der Aufführung: Mit einer Mischung aus Vaseline, Spiritus und Kreppapier wird die Schminke mühsam abgerubbelt - NIVEA-Hersteller bekämen einen Schreikrampf...

Fast gleich nebenan, im Malersaal, herrscht die gleiche aus Kreativität, Zeitdruck und Routine gemischte Stimmung. Eine Frau stapft barfuß auf einer Leinwand herum und bestreicht sie mittels eines überdimensionalen Pinsels mit Farbe - am Ende wird dabei der detailgetreue Übertrag eines 40x60 cm Gemäldes auf eine Leinwand vom Format 4x6 Meter stehen. Alles, was von der Schreinerei an Kulissen hier angeliefert wird, bekommt erstmal einen Anstrich. Dazu wird die Kulisse grundiert und in Raster aufgeteilt, die dann nacheinander ausgemalt werden.

Das Ende künstlerischer Freiheit: Drei Personen sind in der Malerei angestellt, und auch wenn Kunstakademie so gut wie Voraussetzung ist, sind doch andere Dinge gefordert als genial-abgehobenes Pinselschwingen. Dafür sorgen allein schon die Dimensionen der Arbeiten, aber auch die Spezialwünsche von Autor und Regisseur. Soll beispielsweise eine Mauer alt sein, dann wird sie nicht einfach nur grau gemalt anstatt rot. Nein, da muß dann einer der Tricks ran, die für die praktische Arbeit wichtiger sind als jeder Abschluß. Die Styropormauer wird mit Nitro ausgeätzt und dann erst übermalt; den Rest besorgt dann ein erfahrener Beleuchter.

Durch ein Labyrinth von Gängen und Treppen erreichen wir schließlich noch Schreinerei und Schlosserei. Jeweils zwei Arbeiter sind hier mit hobeln, leimen, schweißen und hämmern beschäftigt. Sie produzieren die richtig großen Klötze; die Rohformen der Kulissen, welche der künstlichen Welt des jeweiligen Theaterstücks die Form geben.

Wie diese Welt auszusehen hat, bestimmt der Regisseur, unumschränkter Herrscher einer Inszenierung. Er hat bestimmte Vorstellungen, die er mit Bühnen- und Maskenbildner bespricht. Nach Entwürfen wird daraufhin ein Bühnenmodell im Maßstab 1:20 gebaut, an dem schon einmal Praktibilität und Realisierung der Ideen geprobt werden. Hier endet dann die künstlerische Freiheit, in Dutzenden von Plänen wird jedes Detail festgehalten; "da muß alles akkurat stimmen wie beim Architekten", meint Hans Fischer. Und am Ende kann's trotzdem passieren, daß dem Regisseur eine fertige Kulisse nicht so recht zusagt und alles noch mal neu gemacht werden muß.

Die Kostüme fertigt die Schneiderei des Heidelberger Theaters zu 90 Prozent selbst. Die inzwischen gut 50.000 Verkleidungen werden, nach Zeitabschnitten (Antike, Klassik, Rokoko, etc.) sortiert, im Magazin aufbewahrt. Auch hier wird mit Tricks geschafft: Das Hemd des Rokoko-Kostüms ist nur ein vergrößertes Lätzchen; der Teil, der eh von der mit Ornamenten reich verzierten Jacke verdeckt wird, wurde einfach weggelassen. Dafür wurden an die Ärmel der Jacke Manschetten genäht, so daß es aussieht, als wären es Hemdsärmel. Die Knöpfe sehen schwer aus und solid, sind aber Druckknöpfe; wenn's mal schnell gehen muß beim Kostümwechsel, genügt ein kräftiger Ruck von unten nach oben, und das lästige Knöpfen hat sich erledigt. "Richtige Kostbarkeiten gibt's hier", erzählt Hans Fischer, und zeigt stolz ein 120 Jahre altes Mozart-Kostüm. Bei derart angejahrten Kleidungsstücken werden oft die sogenannten Posamente, die Verzierungen, abgetrennt und auf einen neueren, widerstandsfähigeren Stoff aufgenäht.

Fußballspiel am Lichtregler: Mit den Kostümen ist die gespielte Welt dann fast perfekt - doch ein Riesenposten steht noch aus, der das Gesicht der Bühne verändern kann wie kein zweiter: Hinter der Tür mit der unscheinbaren Aufschrift "Balkon 43-96", ein ehemals lauschiges Plätzchen für das verliebte Publikum, sitzen die Herren über Licht und Ton in einem engen Kabuff, starren den 40-Grad-Winkel hinab auf die Bühne und spielen mit den Knöpfen. Jetzt, am Vormittag, ist alles ruhig bis auf das vertrauenerweckende Summen des Grundstroms in der schalldichten Kammer. Zahlreiche Schalttafeln, Regler, Mischpulte und Monitore an den Wänden - "einer davon fürs Fußballänderspiel", verrät Hans Fischer augenzwinkernd, "die Jungs sind so ausgebufft, die können da mit einem Auge hinschauen." Auf Regalen Konserven mit Donnergeräuschen, Fahradgeklingel oder schrillem Frauengekreisch. Auch hier läuft nichts mehr ohne moderne Technik: Auf das Stichwort genau kommt die entsprechende Beleuchtung - computergestützt. Die 150 Scheinwerfer müssen für jede Inszenierung neu "eingeleuchtet" werden, Licht und Ton untereinander und mit dem Bühnengeschehen perfekt harmonieren.

Zum Schluß geht es noch einmal ganz tief runter: in die Unterbühne, wo die zwei Senkbühnen notfalls noch per Handbetrieb hochgefahren werden können und sich der Proberaum für das Orchester befindet. "Ist natürlich alles nicht so modern und toll wie am Staatstheater, aber dafür gemütlich", kommentiert Hans Fischer mit trotzigem Stolz die Heidelberger Technik. "Aber dafür ist das hier fast ein Familienbetrieb, jeder kennt jeden", fährt er mit Begeisterung fort.

Wirklich modern ist dagegen das gläserne Foyer, in dem der Rundgang durch die Innereien endet. Hier kennt sich der Besucher endlich wieder aus, auch wenn gerade keine geschmückten Premierengäste über die mattgrauen Fliesen flanieren, sondern Putzfrauen ihre Schrubber hin- und herschieben. Was man alles braucht, um ein Stück auch wirklich auf die Bühne zu bringen, haben wir jetzt gesehen, und irgendwie nötigt es Respekt ab. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß man auch als Zuschauer mit einem etwas anderen Gefühl ins Theater geht. Wie schon Hans Fischer sagt: "Ins Kino gehst Du einfach so. Zum Theater gehört eine gewisse Vorbereitung." (kw)


Heidelberger Profile:

"Krüppel sind auch schön"

Die Choreographin Liz King schockiert und begeistert

Ich bin eine Vertreterin des Nomadendaseins", stellt die Engländerin fest, "Abwechslung ist wichtig für meinen Geist." So ist sie immer weiter gezogen: Von England nach Deutschland, dann nach Belgien, nach Wien - und nun ist sie seit sechs Jahren in Heidelberg als Choreographin des Stadttheaters. Liz King ist erstaunt, wie eingefahren, langweilig und konservativ diese Universitätsstadt ist, wie wenig Bewegung die 30.000 Studierenden hier reinbringen. "Es ist keine Freude da." Die vitale Frau ist aber keine Schwarzmalerin: Primär sei sie dankbar, hier tätig sein zu können und gute Mitarbeiter gefunden zu haben.

Nicht alle sind darüber dankbar. Der Stadtrat von der Malsburg etwa erklärte letztes Jahr bei einer Podiumskiskussion, er könne die Subventionierung dieses Balletts nicht gutheißen: Bei der neuesten Premiere habe er rein nichts verstanden. Liz King versteht ihn: "Er hat Angst vor dem Nicht-Verstehen. Das ist wie die Angst vor dem Fremden, etwas, das nicht in seinen Lebenskreis paßt." Denn das steht für die Choreographin im Zentrum ihrer Arbeit: das Fremde. Ob in "Knacks", "WestWest", "Wien - du bist allein" oder in ihrem neuesten Werk "Der Leser, das Tier und die Bucklige", überall herrscht die Fremde - die Kälte, die sie mit sich bringt, und das Faszinierende. Da sieht man plötzlich Kafkas Visionen auf der Bühne. In "Der Leser, das Tier und die Bucklige" hat sie das ganz bewußt arrangiert. Zwischen den endlosen Bücherregalen verkriecht sich "Der Leser" hinter seinem Geschriebenen: "Wie Kafka, der in einer Papierwelt lebte."

Das Fremde thematisiert Liz King nicht nur deshalb immer wieder, weil sie es selbst so oft erlebt hat. Ihre Stücke haben auch gesellschaftskritische Momente: Die Fremden in ihren Choreographien werden oft abgelehnt, kämpfen, sind machtlos. Zwar ist sie nicht der Ansicht, ein Künstler müsse um jeden Preis politisch sein. Doch für sie selbst ist es wichtig, sich mit unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen, wobei sie sich jedoch klar vom politischen Theater distanziert. Nicht mit der Holzhammermethode will sie ihr Publikum überzeugen, erklärt Liz King, sondern "bewußt das Publikum im Unbewußten ergreifen".

Dafür hat die Choreographin ein unerschöpfliches Repertoire an Mitteln, wobei ihr wohl der weite Nomaden-Horizont behilflich ist. Etwa in dem Stück "Die Braut von ihren Junggesellen entblößt, sogar..." verarbeitet sie eine New Yorker Plastik des französischen Künstlers Duchamp. Ihr Tanz reduziert sich nicht auf einen Stil, sie verwendet moderne, modernste und klassische Elemente. Ebenso hält sie es mit der Musik. Einmal gar läßt sie einen leibhaftigen Hund über die Bühne laufen. Und so wirken ihre Stücke skurril, schillernd, eigenwillig und - fremd. Das irritiert manchmal die Heidelberger Zuschauer. Sie kommen hier mit ihren Interpretationsmustern nicht weiter. Liz King hat das schon oft beobachtet. Bei den Deutschen müsse immer alles logisch sein, bemerkt sie, und sobald die Interpretation nicht mehr eins zu eins aufgehe, bezeichneten sie eine Kunst als weltfremd, die in andern Kulturen als bodenständig gelte. So sei eines ihrer Stücke in Ungarn für Soldaten aufgeführt worden. Die ausverkaufte Vorstellung sei ein großartiger Erfolg gewesen, das mannhafte Publikum habe vor Begeisterung getobt und sei danach hinter die Bühne gekommen... Dennoch liegen ihre Probleme weniger beim Publikum. Eine Gratis-Vorstellung im Stadttheater, in der eines ihrer Stücke aufgeführt wurde, ist bis zum letzten Platz mit einer sehr heterogenen Zuschauerschaft besetzt gewesen: An Zuschauern, davon ist sie überzeugt, fehle es also nicht. Der Fehler liege vielmehr bei der Führung des Theaters. "Das Theater hier ist verbarrikadiert", beschwert sie sich. Die Glastüren im Eingang des Theaters seien meist verschlossen, es gebe kein Café, und so sei die Bühne völlig isoliert: "Das Theater impliziert hier nicht die Straße."

Das widerspricht der Konzeption ihrer Arbeit: nicht abgeschottet, abgehoben, verkopft will sie sein, sondern lebensnah, freudig, schön und vor allem sinnlich. Auch in sehr schweren, kritischen und unheilsschwangeren Stücken wie "WestWest" ist die Sinnlichkeit oft zu sehen, noch öfters zu fühlen. Die häßlichen Gestalten, die immer wieder auftreten, sieht sie nicht als Gegensatz. Für sie sind sie genauso ein Teil der Welt und haben ihre eigene Ästhetik. Liz King ist trotz ihres gesellschaftskritischen Anspruches keine Ideologin und Weltverbesserin. Sie will nur ihren Beitrag zum Tanz geben. "Tanz ist für mich die schönste Form der Verständigung." Und so traut sie dem Tanz zu, was sie für sich selbst nicht in Anspruch nimmt: die Weltverbesserung. Überall in der Welt werde getanzt und so sei der Tanz ein "Netzwerk von Verständnis". Liz King bleibt deshalb optimistisch, trotz der Gefahren, die sie in unserer Gesellschaftsordnung sieht.

Eine Hauptgefahr ist für sie der träge, unersättliche Wohlstand, den sie oft in ihrem Ballett anklagt. Ihm gibt sie auch die Schuld an der erschreckenden Passivität der jungen Generation. Nicht den jungen Menschen habe man diese Trägheit zu verdanken. Die Ursache liege in der vorigen Generation: Die hätten diesen Wohlstand erarbeitet, der nun für die Jugend zur Norm geworden sei. Und das ihrer Ansicht nach verheerende Bildungssystem gebe der neuen Generation keine Chance.

Liz King hat für die Jugend wohl auch deshalb so viel Verständnis, weil sie selbst Mutter ist. Daß diese Tatsache in ihrem Leben eine dominierende Rolle spielt, spürt man sofort, wenn sie darauf zu sprechen kommt. "Mutter zu sein bedeutet mir außerordentlich viel", meint sie bewegt. Für sie ist das kein Gegensatz zu ihrem Beruf. Zwar ist Liz King alles andere als der klassische Karriere-Typ, aber ihr Beruf darf nicht zu kurz kommen. Um ihren künstlerischen Anforderungen gerecht zu werden, bringt sie einen hohen Einsatz. Nicht zuletzt der Intendant des Stadttheaters, Peter Stolzenberg, bekam es immer wieder zu spüren, daß sie trotz ihrer freundlichen und offenen Art eine sehr kämpferische Frau ist. Oft leidet sie darunter, von Subventionen abhängig zu sein, die zu Kompromissen zwingen. "Zuletzt habe ich aber doch immer das gemacht, was ich will", erklärt sie mit einem Lächeln. Zum Glück. Nicht nur für sie, sondern auch für das Heidelberger Ballett. (hee)


Zu weit zum Freibad

Ein Bad im Neckar - Erfrischung oder Ausschlag?

In deinen Tälern wachte mein Herz mir auf
Zum Leben, deine Wellen umspielten mich,
Und all der holden Hügel, die dich


Wanderer! kennen, ist keiner fremd mir.

- Friedrich Hölderlin, 1. Strophe aus "Der Neckar"

Goethe hat's getan, Mark Twain auch, und beide wären wohl nverständig geblieben, hätte man ihnen gesagt, daß es eines Tages verboten werden sollte. Charles Bukowski wollte es tun, hing dann aber stattdessen betrunken auf dem Schloß rum; hypnotisiert vom großen Weinfaß, in dem er am liebsten ersoffen wäre. Friedeman Ries steht also in einer großen Tradition, wenn er an warmen Tagen die wenigen Meter von seiner Wohnung hinunter an den Neckar schreitet. In kurzer Hose steht er dann gespannt am Ufer, ein letzter Blick nach rechts, nach links. Kein Flußschiffer naht. Na denn los!

Friedeman durchschwimmt den Neckar, einmal die knapp 200 Meter zum anderen Ufer und wieder zurück, danach geht's unter die Dusche. Baden im Neckar, einem großen, deutschen Fluß im Jahre 1995. Geht das? "Ich schwimme halt gern in offenen Gewässern; zum Freibad ist es mir zu weit", sagt der Anglistik-Student sorglos. Stirnrunzelnd erkundigen sich Skeptiker nach Ausschlägen, Pessimisten sichten seltsamen Haarbewuchs, und die Zyniker fragen, warum der Typ eigentlich so strahle. "Ach was", meint Friedeman, "das Gefährlichste sind die Ruderer in ihren flachen Booten, die man nicht sieht. Ansonsten riecht der Fluß nach Fluß und stinkt nicht."

Tatsächlich hat sich die Gewässergüte des Neckars in den letzten fünfzehn Jahren durch die verstärkte Klärung von Abwässern verbessert. Während in den sechziger Jahren 70 Prozent des Flusses als "übermäßig verschmutzt" eingestuft wurden - d.h. der Fluß faulte wegen Sauerstoffmangels und Fische fehlten gänzlich -, so gilt er heute als "mäßig bis kritisch", im Raum Heidelberg gar als "kritisch belastet": eine bedenkliche Belastung mit sauerstoffzehrenden Stoffen, Fischsterben ist möglich und Algen wachsen im Übermaß.

Aufgrund dieser "Entlastung" ist das Baden im Neckar offiziell wieder erlaubt, jedoch nicht empfohlen. "Machen Se bloß den Mund zu!", sagt der Herr vom Gesundheitsamt und beschwört das Rest-Risiko für Neckarschwimmer, "sonst schlucke Se am End' noch ne Portion Sedimente", jene Schlammpartikel auf dem Grunde des Flusses, in denen sich Schadstoffe ablagern. Diese werden durch die Binnenschiffe aufgewirbelt - der Neckar ist nur zwei bis drei Meter tief - und geben dem Fluß seine grünlich-braune Färbung; sie wandern dann langsam in den Rhein und in die Nordsee, was man als "Selbstreinigung" des Flusses bezeichnet. Vor allem Schwermetalle wie Cadmium, Zink und Blei bleiben in den Sedimenten zurück und können bei übermäßiger "Einnahme" zu Vergiftungen führen.

Im Gegensatz zum nördlichen Rhein-Zufluß Main aber, wo Schwimmer bestenfalls Selbstmörder sind, die in Frankfurt unter der Rubrik Selbst-Enthäuter geführt werden, "stellt das Wasser des Neckars für die Haut eigentlich keine Gefahr dar", so das Amt für Umweltschutz; was unangenehm bleibe, seien die Abwässer der Binnenschiffer, die noch ungeklärt von Bord gelassen werden dürften. Also Abstand halten von den Kähnen, Friedeman.

Wird man nun, wenn es warm es ist, die Massen bei den Neckarwiesen planschen sehen, wo es einen DLRG-Hochsitz mit Dusche gibt? Wohl kaum, trotz des sauberer gewordenen Wassers; denn nicht gerade vertrauenserweckend bleibt für die meisten der gar undurchsichtige Fluß. Friedeman aber will sich noch diesen Sommer wagemutig von der Karlsbrücke in den Neckar stürzen, woran dann auch Mark Twain seine Freude hätte. Und wir freuen uns mit, weil es noch Typen zu geben scheint, die tun, wozu es sie drängt. (phil)


Serie: Heidelberger Ecken

Nächster Halt Bergfriedhof". Diesen Satz werden wohl die meisten treuen Kunden der Linie 3 und 4 noch in den Ohren haben. Genauso viele werden ihn aber wohl auch nur als unangenehme Unterbrechung ihres allmorgendlichen Nickerchens von und zur Uni wahrnehmen. Sie sollten einmal die Straßenbahn Morpheus Armen überlassen und sich das heute 18ha messende Areal näher ansehen, widerspricht es doch dem typischen Bild des Standard-Friedhofes. 1844 wurde er weit vor den Toren Heidelbergs angelegt, nachdem die alten Kirch- und Friedhöfe an der Friedrich-Ebert-Anlage der Eisenbahn weichen mußten. Anders als diese konfessionell geprägten, fanden auf ihm von Anfang an alle Religionen ihren Platz. Mehrfach vergrößert, auch durch das 1891 erbaute Krematorium, nach Gotha das zweitälteste Deutschlands, reicht er heute aus seiner ursprünglichen Hanglage bis in die Ebene an die Rohrbacher Straße heran. Nicht nur die wohl größte Professoren-Dichte des Landes, auch die Namen einiger hier begrabener Heidelberger verdient einen Besuch. So finden sich unter anderem der erste Reichspräsident Friedrich Ebert, der Germanist Friedrich Gundolf, der Chemiker Robert Wilhelm Bunsen, der Dirigent Wilhelm Furtwängler oder der Jurist und Philosoph Gustav Radbruch. Wer aber einfach nur den Ort und seine Ruhe genießen will, dem sei noch der jüdische Teil des Friedhofes nahegelegt. Alte Baumbestände und viel wilder Efeu nehmen dem Ort die sonst typisch depressive Atmosphäre. (bw)


Feuilleton


Die KPI und Hölderin

Luigi Nono: Komponist und Kommunist

Freundlich war das sicherlich nicht: 1959 warf Luigi Nono seinen Komponistenkollegen bei den Darmtädter Ferienkursen (dem Nachkriegsmekka der Neuen Musik) an den Kopf, es sei "kein funktioneller Unterschied zwischen einer hohlen indischen Beschwörtrommel, die in einem modernen europäischen Haushalt als Mülleimer dient, und den Orientalismen, deren sich eine abendländische Kultur bedient, um ihr ästhetisches Materialgebastel attraktiver zu machen". Damit verabschiedete Nono sich von einer Avantgarde, die in seinen Augen ästhetische Nabelschau betrieb und nach den ersten Auftritten John Cages in Europa versuchte, durch Würfeln ins kompositorische Nirwana zu gelangen.

Kurz zuvor noch hatte sich Karlheinz Stockhausen in einem Radiovortrag bemüht, Nonos "Il canto sospeso" (1956 auf Abschiedsbriefe zum Tode verurteilter Widerstandskämpfer geschrieben) in die Reihen der Avantgarde zurückzuinterpretieren und die politische Botschaft des Werkes wegzuretouchieren. Gerade die aber war Nono wichtig; denn seiner Meinung nach konnte nur derjenige wirklich zeitgenössischer Künstler sein, der zu seiner Gegenwart Stellung bezieht. Und dies sollte, so Nono, der seit 1952 Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens war, im Kunstwerk selbst geschehen.

So war sein kurz darauf entstandenes Musiktheater "Intolleranza 1960" auch keine Oper im herkömmlichen Sinne mehr, sondern eine "azione scenica", die in Einzelszenen Situationen der Verfolgung eines Emigranten in einem totalitären Staat zeigt: Reaktion des Zeit-(und Partei)-genossen Nono auf den französischen Algerienkrieg. In dieser "azione scenica" bot Nono so ziemlich alles auf, was die Theatertechnik ihm damals zur Verfügung stellte, um sein Publikum zu bewegen: Dia- und Filmprojektionen, Sprechchöre, Chöre aus im Saal verteilten Lautsprechern usw. - "Intolleranza" war der Inbegriff politisch engagierten Musiktheaters.

Daran, daß Neue Musik scheußlich klingt, hatte sich das Publikum ja inzwischen mehr oder weniger gewöhnt; daß sie jetzt aber auch noch politisch sein sollte, war für die meisten denn doch zuviel des Guten. Nono bekam das dadurch zu spüren, daß das Interesse des "bürgerlichen" Konzertbetriebes an seiner Musik nachließ. 1966 kündigte ihm der Ars-Viva-Verlag, bei dem bisher alle seine Werke erschienen waren, da er auch weiterhin nicht davon abzubringen war, so staatsgefährdende Dichter wie Bertold Brecht zu vertonen.

Der Verlust des "Bürgertums" war jedoch zu verkraften, denn Nono entdeckte, daß das eigentliche Publikum einer wirklich zeitgenössischen Musik die Arbeiterschaft ist. Fortan fanden Nono-Konzerte vor allem in Fabrikhallen statt, und auch das Klangmaterial seiner Stücke bezog er teilweise von dort - so 1964 in "La fabbrica illuminata" für Frauenstimme und 4-kanaliges Tonband, das u.a. Klänge aus Fabrikhallen verarbeitet. Statt Schnittchen und Sekt gab es nun Marx und Castro in der Konzertpause. Vorübergehend war Nono sogar Mitglied des Zentralkomitees des KPI.

Dann geschah etwas Unerwartetes: Nono schrieb 1979 ein Werk für Streichquartett (das bürgerliche Klangmöbel schlechthin) - ohne jede elektronische Klangverfremdung, ohne Agitprop. Stattdessen bezieht sich die Musik auf Fragmente aus Gedichten Hölderlins und bewegt sich über weite Strecken an der Grenze des Hörbaren: "Fragmente - Stille, An Diotima". Die Fachwelt ist ratlos: Die Utopien des Kommunisten Nono entschwunden in die "geheimere Welt" Hölderlins? Eben hatte Nono doch noch so schön in die Schublade des Bürgerschrecks gepaßt...

In seiner dritten und letzten "azione scenica" (Nono stirbt 1990) "Prometeo" (1984) findet die Revolution nicht mehr auf dem Fell der Trommeln, sondern auf dem Trommelfell statt. "Handelnde" sind die Klänge selbst, erzählt wird die "Tragödie des Hörens".

"Hoffähig" wurde Nono in den 80ern zunächst wieder mit seinem faszinierend rätselhaften Spätwerk. Jüngst haben sogar seine früheren Werke hierzulande erneut traurige Aktualität erlangt: Man spielt sie nun gerne, um künstlerisch Betroffenheit zu bekunden. So z.B. die Berliner Philharmoniker "Il canto sospeso" nach dem Brandanschlag in Solingen. Und auch die beinahe drei Jahrzehnte in der Versenkung verschwundene "Intolleranza" ist inzwischen wieder zu hören und zu sehen - 1994 in Stuttgart, demnächst in Darmstadt.

Währenddessen bastelt Karlheinz Stockhausen nach wie vor an seinem siebenteiligen Musiktheaterzyklus "Licht" - garantiert politisch keimfrei. (koben)

"Intolleranza 1960" (1CD, Teldec). "Fragmente - Stille, An Diotima"


Banküberfall

E. Albees "Zoo-Geschichte" im Studio

Peter, der mit grauem LiteratenAnzug, Brille und vergeistigt-vertrotteltem Habitus leicht als Prototyp des mittelständlerischen Bildungsbürgers auszumachen ist, hat das Pech, im New Yorker Central Park zu sitzen; entspannt, seiner Schuhe und Strümpfe entledigt, liest er standesgemäß in einem dicken Buch. Zunächst reagiert er ängstlich und unsicher, als der Penner Jerry auftaucht und ihm davon erzählt, daß er heute im Zoo gewesen sei. Mit unverbindlichem Lächeln und zerstreut hingeworfenen Bemerkungen versucht Peter anfangs, den lästigen Störer seiner Sonntagnachmittagserbauung rasch wieder loszuwerden; vergebens, Jerry nervt weiter rum mit Geschichtchen und diffusenAndeutungen.

Wahrhaftig: harmloser und alltäglicher als Edward Albee seine "Zoo-Geschichte", derzeit im "Studio" zu sehen, kann man ein Theaterstück kaum beginnen. Doch Albees 1959 in Berlin uraufgeführtes Stück zeigt die Revolte eines Aussätzigen gegen eine bürgerliche Gesellschaft, die ihn aus ihrem Gesichtsfeld verdrängt hat.

Trotz des fordernden Auftretens von Jerry versucht Peter, ganz höfliche Verbindlichkeit, den Dialog in halbwegs konventionellen Bahnen zu halten und die Angelegenheit als nette Skurrilität zu betrachten. Doch Peter ist zum Zuhören verdammt, während Jerry, der Underdog, ihm Episode über Episode aus seinem Leben erzählt: Saga eines Verdammten, Geschichten, die der Verlagsleiter Peter nur aus seinen Büchern kennt. Zu niemand auf der Welt hat Jerry eine Beziehung, sie sperrt ihn aus, so wie die Tiere in seiner "Zoo-Geschichte" ausgesperrt sind, Liebe kennt er nur als Prostitution.

Peter ist dermaßen geschockt von dem Bericht, daß er glatt aus gespieltem Interesse in echte Anteilnahme verfällt und für einen Augenblick wahrhaftig Mitleid verspürt. Doch Jerry schwenkt plötzlich um, beleidigt Peter und verspottet sein bürgerliches Dasein. Er boxt Peter und versucht, ihn von der Parkbank zu vertreiben. Die Bank ist plötzlich für Peter die letzte Bastion seiner Selbstachtung geworden; verliert er sie, hätte er das Gefühl, sein Leben verraten zu haben, sein Leben, dessen Unzulänglichkeiten ihm Jerry in gnadenloser Offenheit ins Gesicht gekotzt hat. Es kommt zum absurden Kampf um eine grüne Parkbank, an dessen Ende Peter Jerry in archaischer Raserei mit dessen Messer ersticht. Doch als Sieger steht Jerry fest: Er hat mit seinen bösen Provokationen den Bürger gezwungen, ihn endlich einmal zur Kenntnis zu nehmen, seine Existenz außerhalb der abgeschirmten bürgerlichen Welt diesseits der Gitterstäbe.

In der lobenswert klaren und einfachen Inszenierung von Sabine Bahnsen zeigen Helmut Kahn (Jerry) und Jan Pröhl (Peter) mit verblüffender Souveränität, was alles in den Figuren steckt.

Die im größten Teil des Stücks scheinbar dominierende Rolle des Jerry stattet Helmut Kahn mit sicherer Mimik und kräftiger Stimme aus, mit der er das Gespräch lenkt. Doch hinter der anscheinend so souveränen, alles beherrschenden Figur des Jerry läßt Kahn die Einsamkeit und totale Verzweiflung eines Menschen durchblicken, der sich zum Letzten entschlossen hat. Wie bei Menschen, die ständig reden müssen, um ihre eigene Unsicherheit zu verbergen, blitzt auch bei Jerry immer wieder das Elend seines Daseins durch, manifestiert in stumpfen Blicken.

Obwohl über weite Strecken zur Passivität verurteilt, erweist sich die Rolle des Peter doch als die schwierigere. Während Jerrys Monologen muß der Schauspieler dem Zuschauer ein Bild von Peter vermitteln, muß praktisch Peters Lebensgeschichte erzählen - in stummer Analogie zur gestenreichen und farbigen Lebensbeichte Jerrys. Die Unsicherheit und Verwirrung Peters angesichts des Fremden wird deutlich durch Pröhls Gestik: verkrampfte Armbewegungen, in der Bewegung verharrende Hände und Finger, akkurat auf den Schuhen balancierende Füße - Pröhl macht aus Peters Körper eine bürgerliche Festung.

Die bei weitem größte schauspielerische Herausforderung aber stellt die abrupte Wandlung des braven, belanglos plaudernden Zeitgenossen zum tierhaften Mörder dar. Mit zuckenden Wangen und hektischem Atmen leitet Pröhl diesen Wechsel zur dunkelsten Triebhaftigkeit ein - so überzeugend, daß dem Zuschauer, der sich eben noch amüsiert hatte über Peters verklemmte Art, wirkliche Beklemmung überfällt. Eine gelungene Inszenierung eines sehr fesselnden Stückes! (kw)


Multimedia ohne Ende

"Medienbranche überholt Automobilindustrie auf der Datenautobahn" oder "Multimedia, die Branche der Zukunft" - Schlagzeilen wie diese beherrschen in letzter Zeit die Diskussion um die angeblich zukunftsträchtigste Technologie. Dabei wissen die wenigsten, was sich hinter dem Begriff Multimedia verbirgt.

Antwort darauf versprach der 3. Deutsche Multimedia Kongreß, der vom 11. bis 13. 6. 95 in der Heidelberger Stadthalle stattfand. Zwei Punkte kehrten in der Diskussion immer wieder: Multimedia verbindet zuvor getrennte Medien wie Text, Ton und Bilder miteinander und ist interaktiv. Der Benutzer wird also nicht dazu verdammt, Informationen nur zu konsumieren, sondern tritt mit dem Programm in Kontakt.

"To be interactive" war folglich auch das Leitmotiv des Kongresses, auf dem eine hochrangige Podiumsrunde Chancen und Risiken des Interaktiven Fernsehens diskutierte. (sf)



Krach, Peng, autsch!

100 Jahre Comicgeschichte

Das Jahr 1995 brachte uns nicht nur den 100jährigen Geburtstag des Kinos und Ernst Jüngers, sondern auch der genauso beliebten und verbreiteten Neunten Kunst.

Am 5. Mai 1895 erblickte "The Yellow Kid" von Richard Felton Outcault in der New York World des Pressezar Joseph Pullitzer das Licht der Welt und wird heutzutage als Geburtsstunde der Comics betrachtet. Dieser Tag wurde rein willkürlich gewählt, man hätte genauso gut auch Wilhelm Busch mit "Max und Moritz" oder gar die Neandertaler mit ihren Höhlenmalereien als Erfinder des Comics auswählen können. Denn Comics sind nichts anderes als Bildergeschichten, die es schon so lange gibt, wie die Menschheit selbst. Aber man wollte einfach nicht hinter der kränkelnden Kinoindustrie herlaufen und schuf sein eigenes Datum zum Feiern.

Dabei geht es der Comicbranche gar nicht schlecht. Der EHAPA Verlag in Stuttgart, der größte deutsche Comicverlag, hat einen Jahresumsatz von 175 Millionen Mark, was etwa 88% des Gesamtumsatzes in Deutschland ist. Kein Wunder, daß der jahrelang vernachlässigte Markt nun hart umkämpft wird. Rund 400 neue Alben, so nennt der "Kenner" die Comicheftchen, erscheinen jährlich; in Deutschland entworfene Hefte sind darunter aber die Ausnahme.

Den europäischen Markt haben die Belgier und Franzosen fest in ihrer Hand. Wer kennt nicht "Tim und Struppi" von Hergé oder die Geschichten "Gastons" und des "Marsupilami" von Franquin? Aber auch "Asterix", mit einer Gesamtauflage von ca. 200 Millionen Exemplaren die erfolgreichste Serie aller Zeiten, ist allgemein ein Begriff. So kennt zwar jeder Comics, aber selber lesen, das würde doch niemand tun. Es hängt immer noch ein Makel an dem Begriff "Comic", der völlig aus der Luft gegriffen ist. Die bunten Hefte gehören zum 2. Jahrtausend wie Goethe oder Picasso, von denen der erste die Bilderromane von Rodolphe Toepffer lobte, und der zweite sagte, er bedauere, selbst keine Comics gezeichnet zu haben.

Und eine Welt ohne rotes "S" auf gelbem Grund ist ohnehin nicht denkbar. Als 1938 Jerry Siegel und Joe Shuster "Superman", den Superhelden schlechthin, kreierten, konnte keiner ahnen, wohin der Superheldenkult führen sollte. Und so schaute auch die Welt voller Trauer im November 1992 nach Metropolis, als der dienstälteste Superheld der Welt in einem spektakulären Kampf gegen "Doomsday" starb. Die Ausgabe "Supermans Tod" brach mit über fünf Millionen Exemplaren alle amerikanischen Rekorde. Eine Welt ohne "Superman" muß aber niemand fürchten, denn schon bald wird "Supermans Rückkehr" erscheinen, in der Superman wie der Phönix zurückkehrt.

Ebenfalls mit großem Interesse wird im Moment der letzte Band der "Akira" Serie des Japaners Katsuhiro Otomo erwartet. Denn damit wird endlich eine über 2000 Seiten lange Geschichte abgeschlossen, deren Spannung und Handlung kaum zu überbieten sind. Mit Comics, oder Manga, wie sie auf Japanisch heißen, sind uns die Japaner sowieso haushoch überlegen. Dort sind nämlich 30% aller gedruckten Medien Comics, mit 2 Milliarden Mengen, von denen wir nur träumen können. Zwar schwappt die Mangawelle aus Amerika gerade auch nach Deutschland über, aber was hier erscheint, ist keine Ehre für Japan. Außer den Werken Otomos und Masamune Shirows sind bisher keine Meisterwerke in Deutschland erschienen.

Daß Comics auch wirklich Kunstwerke sein können, zeigen nicht nur Andy Warhol oder Roy Lichtenstein, sondern auch die Meister der Tuschefeder: Moebius und Bilal. Ihre Alben sind in keiner Weise mit den verschmähten "Mickey Mouse"- Heftchen, die auch ihre Stärken haben, zu vergleichen. Jedes Bild von Bilal könnte als einzelnes Kunstwerk stehen. Und so sollte man, bevor man anfängt, gegen Comics ins Felde zu ziehen, im Kunsthaus Welker vorbeisehen, das zur Zeit einige sehr schöne Werke Bilals zeigt. Die Kunst hat Comics und vor allem Comiczeichner als beliebte Einnahmequelle entdeckt.

Niemals sollte aber Walt Disney vergessen werden, der mit "Mickey Mouse" erst den Comic als Massenprodukt populär machte. Entenhausen ist heute jedem Kind so real wie Bonn oder Washington. Dank Carl Barks und seit seinem Ruhestand Don Rosa bilden die Geschichten um Donald und Dagobert Duck einen festen Bestandteil in der Erziehung aller Kinder der Welt. Längst werden nicht nur lustige Bildergeschichten erzählt, sondern Umweltschutz und andere aktuelle Themen in den beliebten Heften geschickt eingebunden. (jr)


ruprecht goes to the movies

(in Klammern die Anzahl der ruprechte)

ruprechts Notenskala:
- nicht empfehlenswert
* mäßig
** ordentlich
*** empfehlenswert
**** begeisternd

Harte Jungs (1)

Kugeln fliegen reichlich, doch den Arsch lassen sie sich nicht wegpusten: Unsere Helden, die beiden chaotischen Cops Marcus Burnett (Martin Lawrence) und Mickey Lowrey (Will Smith) sind einfach zu schnell. Denn wenn die bösen Gangster auf sie zielen wollen, streiten sich die beiden garantiert gerade mal wieder in so leidenschaftlicher Weise, daß kein Zielrohr die zappelnden Gestalten erwischen kann.

Schauplatz für die Action-Komödie, die in Amerika mit derselben Geschwindigkeit, wie die beiden Akteure über die Leinwand schießen, auf Platz Eins der Top-Ten landete, ist Miamis heißes Pflaster, auf dem unsere beiden Drogenfahnder nicht die ersten sind, die wild um sich schießen und sich in schnellen Autos gerne heiße Verfolgungsrennen liefern. Der Unterschied zu ihren Fernsehkollegen von Miami Vice ist, daß sie beide schwarz sind - und viel coolere Sprüche klopfen. Die Partner ähneln sich wie Miss Marple und Derrick; während Marcus ständig damit beschäftigt ist, seine Frau davon zu überzeugen, daß er die letzte Nacht im Auto neben seinem Kollegen und nicht im Bett neben seiner attraktiven Schutzinhaftierten verbracht hat, stehen bei Mickey mitten in der Nacht halbnackte Frauen mit eindeutigen Absichten vor der Tür.

Nach unzähligen Leichen, massenweise pfeifenden Kugeln und einem wirklich Hollywood-gerechten Showdown sind unsere Helden natürlich die Sieger über die bösen Drogendealer, denen es zum Schluß nun also doch nicht gelingt, ihre knapp 200 Millionen Dollar auf dem Schweizer Konto zu deponieren. Schnelligkeit siegt halt in dieser harten Welt. (gz)

Rob Roy

Schottland. 18. Jahrhundert. Der Adel unterdrückt seine Untertanen, beutet sie aus, demütigt sie; wie der Wolf das Lamm. Doch einer läßt sich das nicht bieten: Rob Roy (Liam Neeson) - halb Mensch, halb Tier. Ein echter Mann, der zurückschlägt. Als er von intriganten Höflingen um 1000 Taler gebracht wird, beschließt er, Widerstand zu leisten, um sich und seine Sippe vor der Schmach und der Leibeigenschaft zu retten.

Ein Kampf mit viel Blut, vielen harten Jungs, Brandschatz und Vergewaltigung beginnt. Das beeindruckendste am Film aber ist, um was es dem Helden letztendlich geht. Sein Eheweib (Jessica Lange) erklärt es bewegend einem Adligen: Um das, was ihm wichtiger sei als Weib und Kind: Die Ehre. - Was immer das auch sein mag. Vielleicht eine Legende. (hee)

Die Mediocren

"Wer zwischen 20 und 30 ist und nicht unzufrieden, ist entweder berühmt oder geistig minderbemittelt." Die vier Mediocren (lat. "die Mittelmäßigen"), von denen Regisseur Matthias Glasner in einzelnen Kapiteln erzählt, sind weder das eine noch das andere.

Es geht um Unzufriedenheit im allgemeinen und im besonderen, um Sex, Wahnsinn, Vorurteile gegen Ossis und die wohl übelste Beleidigung, die man seiner Partnerin an den Kopf werfen kann: "Du bist irgendwie so...deutsch!" Jost schläft mit Robin, die eigentlich mit Leo (Jürgen Vogel, der spülende Dichter aus Kleine Haie) zusammen ist, der mit Anna schläft, die wiederum Josts Schwester ist. Letzteres ist das einzige, was sicher ist. Und damit ist die Handlung schon größtenteils umrissen, denn eine richtige gibt`s eigentlich nicht. Der Film lebt von den gelungenen Dialogen und davon, daß er nicht so "deutsch" wirkt. Obwohl das keine Beleidigung wäre. (ah)

Betty und ihre Schwestern (2)

Die Tränen fließen nicht nur auf der Leinwand bei diesem Film - wenn der Sensenmann sich ans Bett der jungen Betty heranschleicht und sie schon fast in den Klauen hat, schluchzt auch das Publikum mit.

In den Staaten zur Zeit des Bürgerkrieges schlagen sich die vier Schwestern Amy, Betty, Jo (Winona Ryder) und Meg mit ihrer Mutter so leidlich durch. Es ist nicht leicht, mit fünf Dollar im Monat ein passendes Abendkleid für den Debütantinnenball zu beschaffen. Deshalb steht für Amy schon in jungen Jahren fest, daß sie nur einen reichen Mann heiraten wird. Und neben all diesen Sorgen hat man noch gegen die Ignoranz der männlichen Hälfte der Bevölkerung zu kämpfen: "Mr. Davis sagt, es wäre ebenso sinnvoll, einer Frau eine Ausbildung zu ermöglichen wie einer Kuh." Es gibt noch viel zu tun! (gz)

Miami Rhapsody

Drehbuchautor und Regisseur David Frankel kommt vom Fernsehen, doch sein Held ist Woody Allen. Also zielt er auf Beziehungskomödie à la "Hannah und ihre Schwestern", sucht ständig das Aperçu. Sein Vehikel: eine Werbetexterin, die ihren Traummann heiraten will, davor aber zurückschreckt, als ihre Eltern und Geschwister sämtlich Affären haben. Das ist streckenweise amüsant, auch wenn Sarah Jessica Parker nicht Diane Keaton ist und Menschen in Badeanzügen noch selten Stadtneurotiker waren, deren Schicksal uns länger als 95 Minuten fesselt. (bpe)

Der Priester (3)

Der schönste Zungenkuß der Filmgeschichte - geküßt von zwei Männern. Am einsamen Strand von Liverpool stehen sie, während die Sonne sich senkt. Der eine (Graham) ist "normal", der andere (Greg) aber ist katholischer Priester in einem Arbeiterslum und fühlt sich schuldig, denn "das Verlangen ist krank", wie er sagt. Auch sonst ist Greg altmodisch, ganz im Gegensatz zu seinem Priester-Kollegen Matthew, mit dem er die Gemeinde teilt. Dieser verdammt in seinen Predigten den Kapitalismus ("ein Schlag ins Gesicht Gottes") und hat ein Bild Sitting Bulls anstelle des Kruzifix' an der Wand. Es kommt zu Streitigkeiten zwischen den beiden. Dazu macht Greg die frustrierende Erfahrung, daß seine "Proletarier-Schäfchen" sich mit allem anderen, bloß nicht mit Gott und der Sünde beschäftigen wollen. Als eine Schülerin beichtet, daß sie von ihrem Vater sexuell mißbraucht werde, ist Greg endgültig überfordert. Er hadert mit Gott, ob er das Beichtgeheimnis brechen dürfe, und alles eskaliert, als er mit seinem Lover von der Polizei beim Küssen erwischt wird. Den Rest der mutigen und humorvollen Story selbst anschauen, denn Regisseurin Antonia Bird hat zwar keinen spektakulären, aber einen engagierten Film fern aller Hollywood-Klischees gedreht. (phil)


Cinéma lunaire

Auch in diesem Jahr gibt es wieder Gelgenheit, gute Filme und schmusige Rhythmen unter Sternenhimmel zu genießen. von Mitte Juni bis Mitte August gibt es das Open-Air-Festival im der Neuen PH im Neuenheimer Feld. ruprecht dokumentiert das Programm (in Klammern die Zahl der ruprechte, die der Streifen in "ruprecht goes to the movies" bekam).

Mi, 14.6.:Wallace & Gromit (4); Band: Six was Nine

Do, 15.6.:Garp und wie er die Welt sah

Fr, 16.6.:Muriels Hochzeit

Sa, 17.6.:Vier Hochzeiten und ein Todesfall

Do, 22.6.:Nell

Fr, 23.6.:Rocky Horror Picture Show; Stage Group: Rose Tint My World

Sa, 24.6.:Der bewegte Mann

Do, 29.6.:Stargate

Fr, 30.6.:Forrest Gump

Sa, 1.7.:Interview mit einem Vampir (2)

Do, 6.7.:Im Rausch der Tiefe

Fr, 7.7.:Blues Brothers; Band: Lovegangsters

Sa, 8.7.:Pulp Fiction (1)

Do, 13.7.:Nightwatch (4)

Fr, 14.7.:Grüne Tomaten (keine Wertung); Band: Mardi Gras Brass Band

Sa, 15.7.:Sneak Preview

Do, 20.7.:Betty und ihre Schwestern (2)

Fr, 21.7.:Keiner liebt mich (1); Band: Männer ohne Nerven

Sa, 22.7.:Outbreak (1)

Do, 27.7.:Legenden der Leidenschaft

Fr, 28.7.:Reality Bites; Band: Ngobo Ngobo

Sa, 29.7.:Kaffee, Milch und Zucker

Do, 3.8.:Gefahr aus dem Weltall - 3-D-Nacht

Fr, 4.8.:Night on Earth; Band: Hey Nonny Nonny

Sa, 5.8.:Delicatessen

Do, 10.8.:Short Cuts (4)

Fr, 11.8.:Gilbert Grape (3)

Sa, 12.8.:Speed (3)

Do, 17.8.:Down by Law

Fr, 18.8.:Leon - der Profi (kein ruprecht)

Sa, 19.8.:I.Q. (2)


Verschiedenes


Ihr schriebt an uns...

Zu: "Queue, please!" in ruprecht 35

Hallo, ruprecht- Redaktion!

Euer Artikel "Queue, please" hat mir sehr gefallen, jedoch muß ich zur Reaktion der Studierenden des Anglistischen Seminars auf diese entwürdigende Anstehaktion etwas sagen.

Nachdem ich am Montag, den 24.4. für die Nicht-Erstsemester-Veranstaltungen schon um 1:00 Uhr angestanden habe ( aus wichtigen Gründen, normalerweise bin ich nicht so gestört) und die frustrierten Massen stundenlang beobachten konnte, hatte ich mich so gegen 4:30 Uhr aufgemacht, um Unterschriften zu sammeln - getreu dem Motto: "Ich bin dagegen!" In zwei Stunden bekam ich ca. 300 Unterschriften, was meiner Meinung nach bezeichnend war für den allgemeinen Frust.

Dies veranlaßte mich, trotz meines überfüllten Stundenplans einen großen Teil meiner Freizeit zu opfern, um mich mit der Fachschaft des Seminars in Verbindung zu setzen und unabhängig von ihnen einen Fragebogen aufzusetzen, um ein allgemeines Stimmungsbild der StudentInnen zu erstellen. Ich stand dann also einen ganzen Tag lang im Anglistischen Seminar, um diese Fragebögen zu verteilen. Eigentlich hatte ich Unterstützung oder zumindest Interesse seitens meiner KommilitonInnen erwartet, mußte jedoch feststellen, daß viele nur ein müdes Lächeln von oben herab übrig hatten. Die Krönung meiner Bemühungen war, daß von den ausgeteilten 600 Formularen nur sage und schreibe knapp 160 zurückgegeben wurden.

Diese Ignoranz hat mich sehr enttäuscht, denn schließlich dachte ich, nicht nur in meinem eigenen Interesse zu handeln, sondern für etwas einzutreten, was wirklich jeden Anglisten etwas angeht.

Diese Erfahrung hat mich zu dem Entschluß bewogen, in Zukunft bei derartigen Angelegenheiten kein Engagement mehr zu zeigen, denn schließlich habe ich auch so schon genug um die Ohren. Ist doch eigentlich schade, oder?

So verbleibe ich, deprimierterweise, mit freundlichen Grüßen -

Claudia Hausser

Zu: "Ihr Mann in Bonn" und (ver-mutlich) "Revolte in Heidelberg" in ruprecht 35

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, Ihr macht ja ne ziemlich gute Zeitung, wenn ich das als "Kollege" mal sagen darf.

Bei zwei Dingen macht Ihr es Euch aber zu einfach in der von mir durch"blätterten" Ausgabe Nr. 35.

1) Das Porträt von Karl Lamers empfinde ich als überhaupt nicht gelungen. Denn daß der Mann ein Polit-Profi ist und sich als solcher den Zwängen der Mediengesellschaft anpaßt, muß nun niemanden überraschen. Das braucht dann auch nicht in jeder zweiten oder dritten Zeile breit getreten zu werden.

Interessanter für mich wäre doch gewesen, wie ein Mann, der, wie es auch Herta-Däubler-Gmelin (SPD) in der Nr. 25 der OZ osi zeitung (http://fub46.zedat.fu-berlin.de: 8080/~oz/) für sich bekannt hat, wenig Zeit zum Nachdenken hat, auf ein Konzept vom "Kerneuropa" kommt. Wer hat ihm das denn eingeflüstert?

Und wer bis um 2.00 Uhr nachts aufbleibt, was macht der denn den ganzen Abend und die ganze Nacht? Buffets leerräumen. Oder lesen und vielleicht nachdenken. Nicht, daß ich das Herrn Lamers unterstellen möchte, das kann ich nämlich gar nicht. Aber gerade deswegen hätte ich mich über eine Antwort darauf von Euch gefreut.

Und wenn der Mann nicht so wichtig, weil eh nur einer von vielen Politprofis ist, dann braucht Ihr ja auch nicht dem Promi-Wahn verfallen (unser MdB in Bonn), sondern seine vielleicht (ich weiß es nicht) interessanteren Mitarbeiter(innnen) porträtieren, unter denen vielleicht ein paar ehemalige Kommilitonen sind (aber auch das weiß ich natürlich nicht).

2) Das Wehklagen über die achnichtmehrsopolitischenundrebellischenStudenten mag ja in sein, aber trefft Ihr damit den Nagel auf den Kopf? Was haltet Ihr denn dann von Eurer eigenen Zeitung? Die hätte doch vor 25 Jahren auch anders ausgesehen.

Und daß da nicht alles schön und gut war im Jahre 1968, das könnte man inzwischen auch mal erwähnen. Auch dazu mal wieder ein bißchen Eigenwerbung: In der Nummer 24 der oben bereits erwähnten OZ findet ihr zwei Interviews mit zwei Akteuren von damals. Mit einer durchaus selbstkritischen Sicht der Dinge. Es gibt nicht nur die guten alten Zeiten...

Also, trotzdem Glückwunsch zu Eurer Zeitung. Mit besten Grüßen -

Stefen Niemeyer, Berlin

Zu: "Urintheater" und "Punch"/"Alfred Dregger" in ruprecht 35

Sehr geehrter, lieber Nikolaus!

Eine schöne Bescherung war das! Wieso hat eine StudentInnen-Zeitung Angst vor ambitioniertem Theater, das Studierende machen? Weder gut recherchiert noch ernsthaft berichtet. Schade! Unser Foto hätten wir gerne nochmal abgedruckt, allerdings diesmal mit dem Namen des Fotographen. Das ist nur fair, liebe Leute! Und das erwarte ich unter Studierenden! Vielleicht laßt Ihr Euch doch nicht vom RNZ-Feuilleton (!) an Qualität überholen und bringt nur eine Kritik, die Eurem Anspruch würdig ist? Oder hast Du vor allem Platitüden im Sack, lieber Nikolaus? Jedem das Seine, okay. Aber bei so einem Stil mag auch ruprecht bei der nächsten Bescherung nicht mehr mit.

Mit freundlichen Grüßen -

Andreas Kuntz

Anmerkung der Redaktion: Zur Erklärung sei gesagt, daß bei ruprecht redaktionelle Berichterstattung und die letzte Seite unabhängig voneinander sind. Das war auch bei Artikel "Urintheater" über die Aufführung der "Gottesvergiftung" auf Seite 1 und dem Dregger-Witz, der sich des Bildmotivs dieser Aufführung bediente, der Fall. Zudem sei ein Versäumnis unsererseits korrigiert, der Name des Photographen hiermit nachgetragen: Es ist Harry Hauber (wer war das Modell? - d.S.in).

Zu: "Verschobene Fronten - Neue Konstellationen" in ruprecht 34

Im Artikel "Verschobene Fronten - Neue Konstellationen" schreibt "kirk", ein Konsens in Bezug auf den Haushalt 1995 im Heidelberger Gemeinderat sei u.a. an Plänen der GAL gescheitert, 20 Mill. an Investitionen für Abfallentsorgung und Energieeinsparung festzuschreiben. Im Prinzip trifft dies zu. Nur handelte es sich nicht um die GAL, die dies beantragte, sondern um die Liberalen Demokraten. Auch ein Konsens in bezug auf den Grundsatzentschluß zum Haushalt scheiterte nicht daran. Der Grundsatzbeschluß enthielt diese Forderung. Genauso, wie die LD-Vorgabe, die Haushaltskonsolidierung solle - neben dem sozialen Wohnungsbau und dem Substanzerhalt bei städtischen Gebäuden - vorrangig den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs zum Ziel haben.

- Dr. Arnulf Lorentz, LD-Stadtrat

Zu: "Zu cool für Dutschke" in ruprecht 35

Überschrift verfehlt. Wir vermissen eine Beschreibung der politisch aktiven Jugend und fragen uns, was der erste mit dem zweiten Teil zu tun hat.

Die Teilnahme am "öffentlichen Leben", die im Artikel nur an der Mitgliedschaft in Parteien und Bürgerinititiativen gemessen wird, besteht aus mehr als institutionalisierter Politik. Spontan denken wir an: Kirchen, Sportverbände, Gewerkschaften, ai, Greenpeace, Gesellschaft für bedrohte Völker etc., Sportvereine, Theatergruppen, Chöre, Orchester und dann gibt es auch noch Fachschaften... - oder ist die Uni nicht öffentlich? Im übrigen glauben wir nicht an die Trennung von Hochschul- und anderer Politik, wie sie in der Formulierung "Wer sich nicht für hochschulpolitische Fragen interessiert, findet hier ein Forum des politischen Meinungsaustausches..." anklingt. Diese Trennung wollen genau die, die Hochschulen politisch ruhigstellen wollen.

Zutreffend ist sicherlich im ersten Teil die Beschreibung der Gesinnungslinken, die sich informieren, hinterfragen - und den Mund halten. Aber das Interessanteste, das Warum, fehlt zugunsten einer vierspaltigen kaum gefilterten Selbstdarstellung ohne Meinung und Kommentar. Wir wollen kritischen Journalismus!

- Kirsten-Heike Pistel, Kai-Martin Knaak


Revolte in Heidelberg

Revolutionen entwickeln sich häufig - wie ihre fehlgeschlagene Version, die Revolte - sprunghaft. Die ruprecht-Serie "Revolte in Heidelberg", die sich in vier Folgen mit Formen des Aufbegehrens an Heidelbergs Universität beschäftigt, folgt dieser Unruhe auch in ihrem Erscheinungsmodus: Nach der ersten Episode, die das "Sozialistische Patientenkollektiv" (SPK) zum Inhalt hatte, setzen wir für eine Ausgabe aus; der Artikel über die Unruhen bei Germanisten, Mathematikern und Medizinern Mitte der 70er Jahre erscheint in ruprecht Nr. 37, die Berichte über das Studentenwohnheim CA und den "Unimut" 1988/89 im nächsten Semester.


Das Leder rollt

Wie sich Studenten von den altehrwürdigen Herren der Fußballszene abledern lassen

Die BILD-Zeitung hat den besten Sportteil der Republik? Daß wir nicht lachen. Ab heute berichtet ruprecht regelmäßig von den athletischen Kampfstätten im Neuenheimer Feld und stellt Randsportarten vor.

Der Kampf geht weiter. Auch außerhalb der Hörsääle kann man sich inzwischen die Kugel geben. Zwar nicht ganz so klein und hart, aber den Kopf trifft sie schon manchmal, prallt dort ab und landet entweder in den Maschen, die für manche die Welt bedeuten, oder an irgendwelchen Füßen, manchmal auch nirgendwo.

Die Grenze von irgendwo nach nirgendwo verläuft dabei mitten durch die Gruppentabellen, denn nur die ersten beiden jeweils einer Gruppe kommen in das Viertelfinale des Fußballturniers, bei dem Studentenmannschaften, meist aus den unterschiedlichen Fakultäten, gegeneinander antreten. 16 Mannschaften haben sich dieses Semester gemeldet, die Nase vorn haben dabei die alten Herren Rohrbachs, einzige nicht-studentische Equipe. Mit 10:2 Punkten souverän an der Spitze, ohne Niederlage, kleine Ausrutscher gegen "Geo United" und "Denn sie stürmen nicht" trüben die makellose Bilanz. Wobei letztere jedoch allmählich in Fahrt zu kommen scheinen, haben sie sich doch am vorletzten Spieltag auf den dritten Rang der Gruppe 3 vorgekämpft. Leider zu spät, das Viertelfinale war bereits außer Reichweite.

Während also in diesem Quartett die Rangfolge schon vor dem letzten Spieltag festgefügt war, kämpften in Gruppe 1 noch zwei Manschaften erbittert um eine gute Ausgangsposition für das Viertelfinale. Den Dritten und Vierten weit abgeschlagen, ging Platz eins nach dem fünften Spieltag nur hauchdünn aufgrund der besseren Tordifferenz an "Wacker Weststadt". Auch bei der latzten Begegnung wurde nichts verschenkt ,die wackeren Studis aus der Weststadt hatten jedoch in "Alpha 4"´den vermeintlich schwächeren Gegner und somit die Karten in der Hand , um alles klarzumachen. Ein deutlicher 9:0 Sieg klärte die Verhältnisse.

Glück für die führenden Alkoholiker in Gruppe 4. Nach überzeugendem Saisonstart des FC Dental machten der Mannschaft gegen Ende konditionelle Probleme schwer zu schaffen, 4 Spieler fielen aus, die Disqualifikation wurde unvermeidbar .

Spannung also einerseits, klare Verhältnisse andererseits am letzten Spieltag der Gruppenspiele. Die Paarungen für das Viertelfinale am Freitag, den 23. Juni, sind ausgekämpft. Ob AH Rohrbach allerdings seine Erfolgsserie fortsetzen kann, bleibt abzuwarten. Wenn sie sie von Verletzungen und konditionellen Problemen verschont bleiben, sind sie wohl der heißeste Favorit für das Endspiel des Turniers am Sommerfest des Sportinstituts.

Von diesem Event nur träumen können die Mannschaften auf den Plätzen drei und vier, die schon jetzt, vor dem regulären Ende der Gruppenspiele, mit dem Waschen ihrer Trikots beginnen können. Am deutlichsten im Nirgendwo stehen dabei die Jungs von "Alpha 4". 1:9 Punkte sprechen eine deutliche Sprache. Denn auch beim Uni-Turnier gilt eine einzige unbarmherzige Regel: Trostpreise gibt es nicht. (rot)


Ultimative

Eom Frisbee fliegt sich nach oben

Wenn Studenten in Amerika mit Pizzaschachteln den Campus unsicher machen, hat die Welt eine neue Sportart. Beinahe. Aus Pappschachteln wurden Plastikscheiben, aus gepflastertem Untergrund eine etwa fußballfeldgroße Rasenfläche: Ultimate. - Und wenn das auch nicht die Entstehungsgeschichte dieses Sports war, so umschreibt sie ihren Kern doch recht treffend.

Gespielt wird sieben gegen sieben, im Winter in der Halle fünf gegen fünf; das Ziel: das Frisbee hinter die Punktelinie des Gegners zu befördern. Nur zupassen ist dabei erlaubt, gelaufen werden darf mit dem Stück Plastik nicht, Körperkontakt ist tabu. Daß dies noch ohne Schiedsrichter funktioniert, hat Ultimate anderen Sportarten voraus. Der Stolz darauf liest sich in den Informationsbroschüren: Ultimate Frisbee - die fairste Mannschaftssportart.

Um das Ganze überregional zu organisieren, wurde der Deutsche Frisbeesport Verband (DFV) gegründet. Mit der Organisation von Turnieren und Meisterschaften hat er aber recht wenig zu tun, dies wird in Selbstarbeit von Vereinen gemacht. Das fängt bei Fun-Turnieren an, zu denen häufig auch Mannschaften aus dem näheren Ausland erwartet werden, und geht bis hinauf zu Weltmeisterschaften, für die vielen Vereinen jedoch die ausreichend großen Rasenflächen fehlen.

Seit fünf Jahren etabliert sich dieser junger Sport auch an den Universitäten : Ultimate als Hochschulsport mit Deutschen Hochschulmeisterschaften, dieses Jahr am 17./18. Juni in Braunschweig. Auch in Heidelberg hat die Sportart sich inzwischen ihren Platz im Sportangebot erobert. Ein junger Sport braucht Freunde, dabei ist die Zielgruppe keineswegs nur das Könnerlager. Gerade Anfänger sind jeden Mittwoch ab 18 Uhr auf dem Freigelände des Sportinstitutes herzlich willkommen. (rot)


Der Blick auf die Tabelle (Tore - Punkte - Spiele)

Gruppe 1

1.Wacker Weststadt - 31:07 - 10:2 - 6

2.Die Peinlichen - 27:07 - 10:2 - 6

3.Notbremse - 11:34 - 3:9 - 6

4.Alpha 4 - 8:29 - 1:11 - 6

Gruppe 2

1.Badesalz - 26:16 - 9:3 - 6

2.Quietscheentchen - 18:15 - 8:4 - 6

3.Untauglicher Versuch - 14:21 - 4:8 - 6

4.Sonntagsschuß - 11:18 - 3:9 - 6

Gruppe 3

1.AH Rohrbach - 12:05 - 10:2 - 6

2.Geo United - 6:09 - 7:5 - 6

3.Denn sie stürmen nicht - 5:12 - 3:7 - 5

4.Equipo Infernale - 5:08 - 2:8 - 5

Gruppe 4

1.Alcoholics - 15:012 - 8:4 - 6

2.1. FC Bumm - 17:11 - 6:6 - 6

3. Exotics - 11:16 - 4:8 - 6

4. FC Dental (disqual.) - 6:11 - 6:6 - 4

Stand: 9.Juni

Die nächsten Spiele

Viertelfinale: Fr, 23. Juni, ab 18.15 Uhr

Halbfinale: Fr, 30. Juni. ab 18.15 Uhr

Spiel um Platz 3 & Finale: Sommerfest des Sportinstituts, vorauss. 7. Juli, ab 17.30 Uhr

Spielorte: Rasenplätze des BLZ



Zugehört!

(Termine)

Lachen und Weinen

"IDeFix", die Theatergruppe am Institut für Deutsch als Fremdsprache, hat ein neues Programm. Premiere von "Stücke zum Lachen und Weinen", einer Theaterrevue mit Minidramen, ist am Donnerstag, dem 15. Juni, um 20 Uhr im Romanischen Keller. Die übrigen Vorstellungen finden am 16., 17. und 18. Juni am selben Ort, zur selben Zeit statt. Der Eintritt kostet 5 Mark, Karten im Vorverkauf gibt es im Akademischen Auslandsamt, Zimmer 163, Mo-Fr 10-12, Mi 14-16 Uhr.

Nacht-Tarif

Frust, Einsamkeit, Angst, Mangel an Perspektiven - auch Studenten haben mit Problemsituationen zu kämpfen. Deswegen haben Heidelberger Studierende die telephonische Anlaufstelle NIGHTLINE gegründet. Dort können Studis nachts anrufen und einem Kommilitonen von ihren Sorgen berichten. Die NIGHTLINE-Mitarbeiter haben ein Schulungsseminar mitgemacht und sehen sich als "entgegenkommendes Angebot", das "für alle studentischen Anrufer, egal was sie beschäftigt, da sein" will.
In diesem Semester ist NIGHTLINE ab 26 Juni bis 31. Juli von 21 bis 2 Uhr am Apparat, jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag . Die Telefonnummer: (06221) 184708.

Pretty in Pink

Die "Rosa Prinzen", die "Schwule Jugendgruppe Heidelberg", trifft sich jeden Freitag ab 20 Uhr in den Räumen der AIDS-Hilfe in der Unteren Neckarstrasse 17. Die Adresse: Postfach 10 48 64, 69038 Heidelberg; die Telephonnummer: 181323 (freitags 20-21 Uhr); die e-mail-Adresse: kwilke@lsw.uni-heidelberg.de.

Allons, enfants ...

Das Heidelberger Montpellier-Haus bietet in diesem Semester zwei Veranstaltungen, auf die ruprecht besonders hinweisen möchte: Vom 3. bis 21. Juli stellt der aus Marokko stammende Künstler Mimouni, der mit Mischtechniken auf Papier (Zeichnungen, Stichen und Malerei) arbeitet, im Montpellier-Haus seine Werke aus. Am 14. Juli feiert das francophile Heidelberg den französischen Nationalfeiertag durch den Bal Populaire im Hof des Montpellier-Hauses. Die fete (der dazugehörige accent ist auf dem Keybord nicht zu finden, moi, je suis desolé) beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

Ferner laufen ...

... am Dienstag, den 4. Juli in der Neuen Uni eine Info-Veranstaltung für Lehramtsstudenten, abgehalten von der ZSB in trauter Eintracht mit dem Oberschulamt. Diskussionsfreaks kommen am 12.7. auf ihre Kosten: Prof. Kiesel und Prof. Reichmann aus der Germanistik streiten sich um die Verschulung ihres Studiengangs. Die GEW-Studiengruppe trifft sich im Erz.wiss. Seminar: am 21.6. um 19 Uhr. Viel Spaß!


Impressum

ruprecht, die Heidelberger Student(inn)en Zeitung, erscheint drei Mal im Semester, jeweils Anfang Mai, Juni, und Juli, bzw. November, Dezember und Februar. Die Redaktion versteht die Zeitung als unabhängiges Organ, das keiner Gruppierung oder Weltanschauung verpflichtet ist. Mitarbeiter(innen) und Redakteur(e)/(innen) sind jederzeit willkommen; die Redaktion trifft sich während des Semesters jeden Montag um 20 Uhr in der Lauerstr. 1, 3. Stock (neben Heuscheuer). Für namentlich gekennzeichnete Artikel übernimmt der/die Autor(in) die Verantwortung.

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Die Redaktion: Henning Banthien (h.b.), Hedwig Ebinger (hee), Wolfram Eilenberger (eile), Bertram Eisenhauer (bpe), Christoph v. Friedeburg (kirk), Philipp Grätzel v. Grätz (gvg), Andreas Hüske (ah), Jochen Kluve (jk), Loreena Melchert (lm), Harald Nikolaus (hn), Martina Parge (mp), Jannis Radeleff (jr), Anja Steinbuch (asb), Stephan Stuchlik (step), Robert Thielicke (rot), Klaus Werle (kw), Bernd Wilhelm (bw), Gundula Zilm (gz).

Freie Mitarbeiter(innen): Jens Blinne (jpb), Stephan Fichtner (sf), Philipp Lichterbeck (phil), Jan Kopp (koben), Kirsten-Heike Pistel (khp) Alfred Schmit (alf).

Gastautoren: Erwin Schmalzhaf, Jürgen Frenke.

Redaktionsschluß für Nr. 37: 5.7. 1995.

ISSN: 0947-9570.

Internet: ruprecht, "ruprecht-aktuell", Anzeigenpreise und Leserbriefe zu finden unter

http://ix.urz.uni-heidelberg.de/~ed6.



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