Sport

Die BILD-Zeitung hat den besten Sportteil der Republik? Daß wir nicht lachen. Oder hatten wir das schon gesagt? Es bleibt dabei: Der ruprecht-Reporter berichtet regelmäßig und kompetent von den athletischen Kampfstätten im Neuenheimer Feld, diesmal vom Basketball und - als Update zum letzten Mal - vom Fußball. Zudem stellt der Sport-Fanatiker Randsportarten vor, nach Ultimate in ruprecht Nr. 36 heute Viet Vo Dao.


Viet Vo Dao

Vietnams Sportbotschafter in Europa

Dynamik, Körperkontrolle, Schnelligkeit, Ausgewogenheit. Asien und sein Menschenbild. Asien und seine Kampfsportarten, herausgebildet und weiterentwickelt aus der Selbstverteidigung des Menschen mit einfachsten Mitteln, damit daraus seine Stärke erwachse. Kung-Fu gehört hierhin, und gar nicht weit davon entfernt ist Viet Vo Dao, die in Vietnam aus Elementen der verschiedenen Kung-Fu-Richtungen entstanden ist. Dabei finden neben Händen und Füßen, wie in anderen Kampfsportarten auch, einfachste Waffen wie der Langstock Gebrauch.

So alt sie in ihrem Ursprungsland ist, so jung ist sie in der restlichen Welt, vor allem in Europa. In der dritten Generation erst unterhalten die Meister dieser Kampfsportart Ausbildungsstätten und organisieren Lehrgänge, die Techniken vermitteln und Wege zur Perfektion zeigen. Ehrenamtlich, wie immer wieder betont wird - der Idealismus für den Sport in seiner reinen Form ist unübersehbar. Nur eine Aufwandsentschädigung von 30 DM für Studenten pro Semester geht an den Meister des Rhein-Neckar-Kreises.

Daß es dem Sport dabei weniger um Vergleich mit anderen Kämpfern geht, um den Ehrgeiz, der Beste zu sein, belegt die Durchführung nur eines Meisterschaftsturnieres jedes Jahr. So sind auch Anfänger willkommen, denn nicht der Kampf ist das Entscheidende. Vielmehr soll der Mensch sich Ansporn genug sein, sich zu formen, aus dem eigenen Bedürfnis nach Perfektion heraus. Eine Sportart mit Eigenbezug wie kaum eine andere. Treffpunkt der Viet Vo Dao-Gruppe ist jeden Freitag im Semester von 15-17 Uhr auf der Freianlage oder, bei schlechtem Wetter, in der Gymnastikhalle des ISSW. (rot)


Kampf der Giganten

Charles Barkley ist ein Handtuch gegen die Uni-Dunker

Ellbogen ins Gesicht, Bein in die Rippen - so knallhart wie in der amerikanischen Profiiga NBA geht es beim Basketball-Turnier für Studis noch nicht zu. Als Preis winkt ja nur ein bißchen Alkohol. Und Talent-Scouts haben sich am Spielfeldrand auch noch nicht blicken lassen.

Es gibt immer noch Studenten, die für vier Flaschen Sekt vier Stunden auf einem rechteckigen Gummiplatz hin- und herrennen, eine irgendwie viel zu große Kugel, in der Farbe des Untergrundes viel zu gut getarnt, in ein rundes Loch werfen, das den Ball sowieso noch nie haben wollte. Und das, wenn der Metallring dann doch mal überrascht wurde, die Gummikugel gleich wieder ausspuckt. All dies also, um am Ende zu merken, daß wirklich nur die Siegermannschaft die abgestandenen vier Liter Traubensaft bekommt.

Sinnlos? Vielleicht für ca. 29.936 Studenten, aber da gibt es ja noch die restlichen 64. Zumindest jeden Sommer. Die treffen sich regelmäßig montags in acht Mannschaften und spielen Basketball, vereint in dem Gedanken an alkoholische Katerregionen und purer Spielfreude.

Doch daß das allein nicht entscheidend ist, zeigt die Tabelle nach der Vorrunde. Hochmotiviert startete das Altehrwürdige SPF in die ersten beiden Spieltage, errang Platz eins der Gruppentabelle. Doch in den Play-offs wurden sie zerpflückt, Spiel um Spiel ließen sie Federn, Platz sieben der Schlußtabelle war der frustrierende Lohn einer hervorragenden Saisonvorbereitung, die sich schon in den Gruppenspielen gezeigt hatte.

Da war die Tabelle der Gruppe 2 schon ehrlicher. Ohne allzuviel Kraft in den Vorrundenspielen zu lassen, eroberte sich White men can jump mühelos die Tabellenspitze. Ohne sichtbaren Leistungseinbruch überstanden sie die an Nervenkostüm und Kondition jeder Mannschaft zehrenden Play-offs. Intensive psychische und physische Vorbereitungen auf das Finale verschaffte ihnen dann den entscheidenden Vorteil in der zweiten Spielhälfte. Vom 14:16-Rückstand auf die Kelly-Family unbeeindruckt, erkämpften sie kurz vor Schluß mit außerordentlicher Disziplin und Konzentration, ihre klaren Größenvorteile voll ausspielend, ein Unentschieden.

Die Nerven hielten, 33:36 lautete der Endstand.

Daß die Kelly-Family an diesem Nervenkrieg nicht ganz unbeteiligt war, mag zunächst bei einem flüchtigen Blick auf die Gruppentabelle verwundern. Der vierte Platz verhieß zunächst nichts gutes. Eine ungewöhnliche Steigerung in den Play-offs jedoch sicherte die Finalteilnahme. Den Sieg vor Augen, die Hand am Flaschenhals, ließ man dann wohl die Konzentration für die spielentscheidenden letzten Minuten vermissen: Das grüne Glas entglitt den Fingern.

Leichtfertig vertan hatten ihre Siegchance bereits am ersten Play-off-Spieltag die Jungs von Sponsored by Heindelken. Nach den Gruppenspielen in Lauerstellung auf dem zweiten Platz, folgte der Fall ins Bodenlose. Eine unerklärlich hohe Niederlage gegen die Turbo Dödels mit 30:56 besiegelte den fünften Platz für die Bier-Dunker. Auch wenn die darauffolgenden Spiele klar dominiert wurden, ist ein Rückzug des Sponsors aus dem Saisonvertrag nicht auszuschließen.

Aber Sekt ist nicht alles im Leben, auch dem eines Basketballspielers. Und für die Loser des Turniers gab es trotz allem auch etwas: Grillgut für die müden, alten Knochen. Vielleicht wäre Kraftfutter besser gewesen. (rot)

Abschlusstabelle

White men can jump      10:02
Kelly-Family             6:06
Turbo Dödels             6:06
Drei Damen vom Grill     6:06
Sponsored by Heindelken  8:04
Take Five                6:06
Altehrwürdiges SPF       8:04
Reell Matriz             0:12

Heißer Rasen

AH Rohrbach doch nur Fußball-Dritter

Manchmal irrt sich auch ein Sportredakteur. Selten, aber doch. Nur eine denkbar knappe Niederlage von AH Rohrbach gegen die Alcoholics im Halbfinale bedeutete für die Weisen des Fußballsports nur das Spiel um Platz drei. Daß aber auch das eine heiße Sache werden würde, hatten die Betreuer vorausgesehen. Wassereimer und Sprudelkästen machten den Spielfeldrand zum Kurort für Hitzköpfe und Schluckspechte, eine gelegentliche Kopfdusche war sehr willkommen.

Daß dies die um ca. 10-15 Jahre jüngeren Spieler des 1. FC Bumm nicht nötig zu haben glaubten, war ein Fehler, doch der Gegner hatte Mitleid: Die kalte Dusche blieb während des Spiels nicht aus. Nachdem noch in der ersten Halbzeit die hohen Temperaturen den Alten Herren Rohrbachs offenbar zu schaffen machten - ein 4:1-Rückstand war die Quittung -, nutzten sie die kühler werdende Luft in der zweiten Spielhälfte. Erfahrung und Abgeklärtheit bereiteten dem 4:4 fünf Minuten vor Schluß den Weg, doch das drohende Elfmeterschießen konnte in der Verlängerung nicht abgewendet werden. Eiskalt knallten vier Elfmeter der Rohrbacher ins Netz, der 1. FC Bumm verschoß den ersten, der fünfte segelte am Tor vorbei. Die kalte Dusche. Ein kleiner Junge hat es mir schon vor der Verlängerung prophezeit: "Die Blauen, die verlieren, die haben am Anfang zu offen gespielt."

Beim Finale Badesalz gegen Alcoholics hatte ich keinen Co-Kommentator mehr. Ein Spiel mit typischer Finalhärte kündigte sich an, der Wille zum Sieg war unübersehbar. Das Abtasten war spätestens nach 20 Minuten beendet. Ein Schuß aus der Drehung ließ dem Torwart von Badesalz keine Chance und die Maschen zittern. Nicht um eine Antwort verlegen, ließ Badesalz fünf Minuten darauf ein Kopfballtor folgen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Bis zur Halbzeitpause wurde weiter gefällt, gemotzt, geschrien, das Torverhältnis aber hatte nichts davon. Also mußte die zweite Hälfte die Entscheidung bringen, jeder wußte, ein Elfmeterschießen wäre ein Roulettspiel für beide Mannschaften geworden. Die Aktionen verlagerten sich in die Strafräume, heiße Kopfballduelle überforderten die Abwehr jedoch auf keiner Seite.

20 Minuten vor Schluß dann die Vorentscheidung: Ein Drehschuß besiegelte das 2:1 für die Alcoholics, das Schußtraining der letzten Tage schien sich auszuzahlen. Nervosität auf Seiten der Salzkörner, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Badewanne vielleicht wohler gefühlt hätten. Mit Pressing wollten sie das Boot wieder ins Lot bringen, zerfahrene Aktionen eröffneten den Alcoholics Kontermöglichkeiten. Keine davon brachte jedoch die Entscheidung, zu stumpf waren die Sturmspitzen, um den Goalkeeper der Badesalz-Equipe auszustechen. Die 2:1- Führung wurde über die Runden gebracht, der Schlußpfiff hob die Alcoholics in den 96%-igen Ethanolhimmel. Was sie davon hatten? Ein Stück Papier, das man Urkunde nennt und das die Mannschaften auf den Plätzen zwei und drei auch gekriegt haben. Was mein Co-Kommentator wohl vor dem Spiel getippt hätte? Vielleicht: "Also ich bin für die mit den bunten Hemden!" Und er hätte recht gehabt. (rot)


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