Titel


Titelgeschichte mit großem Titelbild (179 K)

Den Prüfling im Visier

In der Altstadt entsteht das Sozio-Geist-Geo-Amt für Magister-Kandidaten

Nachdem die Geisteswissenschaften mit der Überwachung des Grundstudiums und der Zwischenprüfung bereits seit letztem Semester stärker reglementiert werden, stehen die Zeichen für Magisterstudiengänge der Geistes-, Sozial- und Geowissenschaften zukünftig weiter auf rauh bis stürmisch. Bisher konnten Magister-Studis Prüfungsthemen, -termine und -fristen mit ihren Prüfern absprechen. Keine zentrale Instanz gab Rahmenbedingungen vor. Dies soll nun anders werden.

Für Rektor Peter Ulmer scheint die Einrichtung eines gemeinsamen Prüfungsamtes für die Magisterstudiengänge der Geistes-, Sozial- und Geowissenschaften unumgänglich. In einem Rundschreiben an die betroffenen Fakultäten betonte er, das neue Unigesetz schreibe die Zentralisierung der Prüfungsverwaltung vor - eine irreführende Behauptung, die man ihm in mancher Fakultät übelnahm, denn im Gesetz steht nur eine "Kann"-, keine "Muß"-Bestimmung.

Alles fing damit an, daß das Wissenschaftsministerium 1993 die "Hayek Engeneering AG" mit einer Prüfung der Wirtschaftlichkeit in den Landesuniversitäten beauftragte. Einen Mangel sahen die Consultants in der unzureichenden Zentralisierung der Prüfungsorganisation. Auch der Landesrechnungshof empfahl ein "zentrales Prüfungsamt".

Als Reaktion auf diese Empfehlungen beauftragte Ulmer Prof. Klaus-Jochem Mattheier, mögliche Konzepte für ein gemeinsames Prüfungsamt der Geistes- und Sozialwissenschaften zu finden. Jetzt liegt das Gutachten vor. Auf 32 Seiten werden die Vorteile eines Super-Amtes erläutert und ein Konzept für die Umwandlungen erarbeitet. Selbst um Räume für das zukünftige "Magister-Sozio-Geist-Geo-Prüfungsamt" hat sich Mattheier schon gekümmert.

Für ein gemeinsames Prüfungsamt sprechen dem Bericht nach u.a. eine Entlastung der Dekanate, eine Angleichung an die zentrale Prüfungsorganisation von Staatsexamensprüfungen, eine geringere Personalintensität, rationellere Arbeitsabläufe sowie eine Stärkung der Lehre aufgrund der Entlastung wissenschaftlichen Personals von prüfungsverwaltenden Aufgaben. Als Nachteile erwähnt man den Verlust des persönlichen Kontakts und der Nähe zu den KandidatInnen, ein Verlust der fachlichen Kompetenz, ein unangemessen geringer Einfluß der Fachbereiche auf die Prüfungsabläufe und einen verlängerten Entscheidungsweg.

StudivertreterInnen sehen in der Zentralisierung nur für die Verwaltung eine Erleichterung: "Für die Studis wird durch die Bürokratisierung des Studienablaufes alles komplizierter, eine persönliche Prüfungsbetreuung wird unmöglich."

Und Themenabsprachen mit den Prüfern und individuelle Fristenverlängerungen gehören dann zur guten alten Zeit. (asb)


Ey!

Wunder gibt es immer wieder. In nur 14 Tagen ist der Schreiber dieser Zeilen in die glückliche Si-tuation gelangt, der Welt mitteilen zu können, wie die UNO funk-tioniert. Seit dieser Zeit nämlich werden am Haus mir gegenüber drei schadhafte Sandsteine im Mauerwerk ausgewechselt. Ge-wöhnlich beginnt alles mit einer Vollversammlung um halb acht Uhr morgens. (Die Akteure brüllen glücklicherweise so laut, daß ich auch von meinem Bett aus mithören kann). Nach einer herzlichen Begrüßung kommt der Kapo ohne Umschweife zur Sache: "Die sollen sich doch eingraben lassen, die vom KSC!" Herbert und Max signalisieren lebhaft Zustimmung, so daß nach kaum einer Stunde der Tagesordnungspunkt "Arbeit" aufgerufen werden kann. Das Wort hat der Vertreter der Liberalen, Max: "Wenn mia do neie Schtei neimache wolle, misse ma erscht die alde nausmache." Der konser-vative Flügel hat Einwände: "Ha, die alde sehe doch noch gut aus!" Abstimmung. 2:1 Stimmen, die ab-solute Mehrheit ist für Auswechseln. Das Ergebnis muß gefeiert werden, und Max geht Bier holen. Jetzt tritt der zweiköpfige Sicherheitsrat zusammen und beschließt, um nicht das Veto eines Gründungsmitglieds (des Kapos) zu provozieren, daß die Lasten gerecht auf alle verteilt werden (ausgen.: Grdgsmtgld.). Herbert vertritt folgerichtig das Prinzip der konzertierten Aktion: "Der Max soll mim Nausreiße afange un dann sääma weida."

Max, der mit dem Bier gerade rechtzeitig zur Mittagspause wiederkommt, hat allerdings schon im März einmal begonnen und jetzt wäre eigentlich der... -Halt! Die Preßlufthämmer fehlen! Das Wort hat die Budgetkommission: "Soll kaana glaawe, isch faar uff eigene Koste nach Dossene, nur wege dene Hämma!" Um halb vier fällt der Beschluß über die schnelle Eingreiftruppe: Der Kapo und Herbert trinken abends sowieso in Dossenheim ("Blau-Helm-Einsatz"), da sollen sie für morgen doch schnell die Hämmer greifen. Für heute bleibt nur PR-Arbeit: Ein kleines Loch wird gemeißelt, "sunsch glaawe ja die Leid, mia däde nix schaffe!" Das Exekutivkommitee vertagt sich auf "morgen halb acht", und uns bleibt das Fazit: UNO humanum est. Aber es soll ja immer wieder Wunder geben...

(step)


Abschließend behandelt ...

Kommt das neue Biochemie-Zentrum nun oder nicht?

Das Thema war den versammelten Honoratioren sichtlich unwillkommen. Aber da man das erste Pressefrühstück der Universität nicht mit dem Ruch der Mauschelei umnebeln wollte, versuchten sich Rektor Ulmer und "seine" Dekane in guten Mienen. Von den vier anwesenden Studenten aufgebracht, wurde das geplante Biochemie-Zentrum HD auch von den Vertretern der Lokalpresse und des Rundfunks als Diskussionsgegenstand bereitwillig aufgenommen, und die Rektoratsvertreter sowie Prof. Petzold, Prodekan der Medizinischen Fakultät hatten alle Hände voll zu tun, möglichst wenig mit möglichst vielen Worten zu sagen, denn: "Ein Projekt in der Planungsphase sollte nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten werden" (Petzold). Der Rektor ließ sich da schon mehr entlocken: "Das Thema wird am Dienstag im Senat abschließend behandelt."

So? Obwohl die Chemie, wie es in der Senatsvorlage heißt, "Vorbehalte äußert"? Obwohl die Pharmazie schon abgesprungen ist? Obwohl der Fakultätsrat der Mediziner keineswegs schon über das Projekt abgestimmt hat, auch wenn Prorektorin Heym das auf jenem Frühstück vor versammelter Presse dreist behauptete? Der Rat tagt wieder am 13. Juli, eine Woche nach der "abschließenden" Senatssitzung. Auf der Tagesordnung: das Biochemiezentrum...

Die Initiative "Biochemie-Zentrum" der FSK wird am Dienstag im Senat den autokratischen Führungsstil der "Macher" anmahnen, viel mehr bleibt ihr nicht. Ihr Recht auf Mitsprache "einklagen" könnten nur die Fakultätsräte. Aber die scheinen nicht zu wollen. (gvg)


Konservative Studierende

Sie wählen immer die gleichen Gesichter

Mit 58% hat die Fachschaftskonferenz (FSK) wieder einmal die absolute Mehrheit der studentischen Stimmen bekommen. Die Jusos gewannen 21% der Stimmen, der RCDS 19%. Die "Freiheit der Andersdenkenden" (FdA), eine Liste von Mitgliedern der Burschenschaft "Normannia" - einer davon ein ehemaliger "Republikaner" -, bekam nur 3 %.

Damit hält die FSK wieder im Kleinen Senat zwei, im Großen Senat fünf Sitze; die Jusos bekommen in beiden Gremien einen Sitz, der RCDS einen Stuhl im Großen Senat. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 8,9 % ein Rekordtief. Wie auch in den letzten Jahren, wurden weibliche Kandidaten auf höhere Plätze gewählt, als sie auf den Listen innehatten. Wieder wird die FSK mit ihrer Mehrheit den "AStA", der sich aus den studentischen Mitglieder im Großen und Kleinen Senat zusammensetzt, genau einmal tagen lassen und dann die Entscheidungen in ihre Konferenzen verlagern. Die 5 Nicht-FSKler können nicht einmal ein erneute Einberufung durchsetzen - ein natürlich nicht unumstrittenes Verfahren.

Zu Fakultätsratswahlen traten nur in Jura andere als Fachschafterlisten an: Die Gruppe JustIn - eher konservativ-liberale Kommilitonen, unter anderem vom RCDS - gewann einen von drei studentischen Sitzen.

Nicht vergessen: Ohnehin stellen die studentischen Vertreter in den Senaten und Fakultätsräten eine so verschwindende Minderheit dar (z.B. 3 von 38 Mitgliedern im Kleinen Senat), daß sie der professoralen Übermacht ohnehin nur mit Worten entgegentreten können. (hn/kirk)


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