Hochschule


ruprecht-Serie "Typen, die die Welt vergaß"

Der alte Mann und die Brücke

Jetzt mal ehrlich! Bist Du Medizinstudent und assoziierst den Namen Vincenz Czerny mit nichts anderem als dem gleichnamigen Bauwerk nördlich des Hauptbahnhofs? Dann schäm' Dich was, laß Dir auf keinen Fall etwas anmerken und lies diesen Artikel mindestens dreimal täglich! Für Dich und alle anderen historisch interessierten ruprecht-Leser beleuchten wir Leben und Werk eines großen Chirurgen.

Er war prädestiniert zum Wissenschaftler, der kleine Junge, der in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts die Wälder rund um das österreichische Trautenau nach Schmetterlingen und anderen Insekten durchkämmte, um seine Funde - fachgerecht zerlegt - in Alben zu präsentieren. Diese Leidenschaft hatte Klein-Vincenz (Jahrgang 1842) von Vater und Onkel geerbt, beides Apotheker mit Hang zur heimischen Flora und Fauna. Seine in der Schulzeit durchschlagende Affinität zum Arztberuf kleidete Czerny später in die Worte: "Mit dem Schönschreiben wollte es bei mir niemals recht gelingen." Bis zuletzt allerdings versuchte er seinem Medizinerschicksal zu entkommen, um dem Traum seiner frühen Jahre gemäß als Naturforscher in die Annalen der Wissenschaft einzugehen. Glücklicherweise erkannte sein Professor bereits während des ersten Studienjahres in Prag sein Talent und schickte ihn zu Prof. Brücke (!) nach Wien. Dort entwickelte er so nebenbei getunte Versionen des damals zum Sezieren gebräuchlichen einfachen Rasiermessers, die Vorläufer des Mikromessers wurden.

Czerny promovierte summa cum laude und wurde Assistent des berühmten Chirurgen Theodor Billroth, über den Neider und Feinde ob seiner für die damaligen hygenischen Verhältnisse tollkühnen Operationsmethoden den Spruch prägten: "Heute Billroth, morgen tot." Damit waren die Weichen für seine Laufbahn gestellt; und das, obwohl er sich noch kurz zuvor beim Anblick einer Oberkieferresektion gesagt hatte: "Nein, Chirurg kannst Du nicht werden."

Nach seiner Habilitation für das Fach Chirurgie folgte ad hoc der - von Billroth vermittelte - Ruf als Ordinarius an die Universität Freiburg. Im Jahre 1877 übernahm er als Nachfolger des verstorbenen Prof. Simon die Leitung der chirurgischen Klinik Heidelberg, die unter ihm wesentlich an Größe und Bedeutung gewann. 1902 wurde er Prorektor der Universtät (Rektor war traditionell der Großherzog), und ab 1906 schließlich leitete er das auf seine Initiative hin neugegründete Institut für Krebsforschung, das später seinen Namen tragen sollte und der Vorgänger des heutigen Krebsforschungszentrums ist.

Vincenz Czerny starb am 3. Oktober 1916 - an Leukämie.

Als einer der berühmtesten Chirurgen seiner Zeit führte Czerny die erste erfolgreiche Entfernung eines Speiseröhrencarcinoms und die erstmalig gelungene Exstirpation eines carcinomatösen Uterus durch. Er bereitete schon während seiner Assistentenzeit durch Kehlkopfexstirpationen an Hunden und Versuche mit künstlichen Kehlköpfen seinen Kollegen Billroth und Gussenbauer den Weg zu Erfolgen auf diesem Gebiet und öffnete der gynäkologischen und plastischen Chirurgie Horizonte.

Vor allem aber kennzeichnete ihn, der das Elend in den Lazaretten zweier Kriege (1866 und 1871/72) kennengelernt hatte, daß er immer in erster Linie Arzt und erst dann Wissenschaftler war. Dies hinderte ihn auch daran, seinen "Erfahrungen eine abgerundete Form in einem größeren Werke zu geben. [...] Es ist deshalb in der Ordnung und natürlich, daß meine Leistungen bald der Vergessenheit anheimfallen werden."

Nicht doch, Herr Czerny, wir werden Ihnen und Ihrem Werke gedenken, das so vielen heute alltäglichen Operationsmethoden den Weg bahnte und das wahrlich eine Brücke schlug zwischen traditioneller und moderner Chirurgie. (mm)


Members only

Die Studentische Vereinigung MOSAIC

Beim Wort MOSAIC denken die meisten wohl an diese hübsche Ansammlung von bunten Steinchen, die immer wieder von ein paar alten Männern irgendwo im Süden aus dem Staub gegraben werden. Hinter dem Begriff verbirgt sich aber eine Studierendenvereinigung, die 1984 von einer Organisation traditionsreicher Universitäten in Europa, "Coimbra" genannt, gegründet wurde, die wiederum erst kurz vorher von einigen Professoren ins Leben gerufen worden war. Das Ziel von "Coimbra" - benannt nach einer portugiesischen Uni - ist der kulturelle Austausch kleinerer, alter Universitäten Europas wie Heidelberg, Cambridge, Bologna oder Salamanca. Die Mitglieder, jeweils zwei bis drei Professoren pro Uni, wünschten sich eine Kontrollinstanz und studentische Vertretung, und so entstand noch im selben Jahr MOSAIC (Meeting of Students Aiming at the Integration of the Coimbra Group). Deren Mitglieder setzen sich beispielsweise für die internationale Anerkennung von Studienabschlüssen, faire Zugangsbedingungen zu den Universitäten und die finanzielle Unterstützung der Studenten ein, organisieren Austauschprogramme und betreuen ausländische Studenten.

Zweimal im Jahr findet ein "General Meeting" statt, an dem jeder Interessierte teilnehmen kann, daneben eine "Acadamic Conference" und eine "Cultural Conference", zu der nur Delegierte geladen sind. Wer das allerdings wird, darüber gibt es nicht nur in Heidelberg Uneinigkeiten. Die Voraussetzungen sind zum einen die Beherrschung der englischen Sprache, zum anderen sollte man bei der Studierendenvertretung mitarbeiten. Da es sowohl in Baden-Württemberg als auch in Bayern offiziell keine Studierendenvertretung mehr gibt, entstehen hier die ersten Probleme. In Heidelberg wurden vom Rektorat zwei Mitglieder von AEGEE - einer Studierendenvereinigung, die den Europagedanken vorantreiben will - rekrutiert. Die hiesige Fachschaftskonferenz sieht das dagegen ganz anders: Als sie im letzten Jahr davon erfuhr, plädierte sie beim Rektorat auf Mitgliedschaft, mit der Begründung, daß sie noch am ehesten die geforderte Studierendenvertretung darstelle. Das Rektorat entschied salamonisch, je ein AEGEE- und ein FSK-Mitglied aufzunehmen. Darauf einigten sich dann auch auf einem Treffen die beiden Gruppen. Als dann aber zur Konferenz in Spanien doch die beiden AEGEE-Mitglieder fuhren, legte man dies bei MOSAIC als Desinteresse aus. Die FSK wollte jedoch - laut Eigenaussage - nur den beiden, die sich ein halbes Jahr auf das Treffen vorbereitet hatten, nicht die Plätze wegnehmen. Bisher wartet die FSK auf eine Nachricht von MOSAIC; dort glaubt man jedoch, die FSK möchte nicht bei MOSAIC partizipieren. "Wenn sie bei uns mitmachen wollen, dann sollen sie doch kommen; wir rollen ihnen nicht den roten Teppich aus", meint eine MOSAIC-Delegierte. Von FSK-Seite heißt es jedoch, daß man noch viele andere Interessen habe und Veranstaltungen zum Thema Europa besuche, die teilweise viel interessanter sind. Die unterschiedlichen Interessen - bei MOSAIC der kulturelle Austausch, bei der FSK eher die Politik in bezug auf Europa - machen es den beiden Gruppen schwer, zueinander zu finden. Doch wenn die Fronten im Moment auch festgefahren zu sein scheinen, sollte man hoffen, daß es hier nicht wie in Würzburg oder Göttingen endet, wo aufgrund ähnlichen Zwistigkeiten überhaupt keine Delegierten mehr geschickt werden. (gz)


Ummelden!

Wer aus einem anderen Bundesland kommt und an den Landtagswahlen in Baden-Württemberg am 24. März 1996 teilnehmen will, muß bis zum 24. 12. seinen Wohnort in Heidelberg angemeldet haben. Schließlich interessiert es uns doch alle, wer uns in den nächsten vier Jahren regiert, z.B. auch unsere Hochschulpolitik macht. Oder?


Die Kommissare tagen ...

Nur langsam formieren sich die Studienkommissionen

Mit dem neuen Universitätsgesetz wollte sich Wissenschaftsminister Klaus von Trotha Anfang 1995 als Reformator der Hochschulen empfehlen. Eine der Neuerungen, die ins Gesetz geschrieben wurden, war die Einführung von "Studiendekanen" und "Studienkommissionen". Was soll nun deren Aufgabe sein? Was ist in dieser Sache bisher in Heidelberg geschehen?

Der Studiendekan (nein, es gibt in Heidelberg keine Studiendekanin) soll das Studium und den Ablauf desselben koordinieren und Verbesserungsvorschläge, insbesondere der Studienkommission, in die Tat umsetzen. An ihn dürfen sich künftig Studierende mit Beschwerden und Vorschlägen wenden.
Um der Vielzahl von Fächern an großen Fakultäten gerecht zu werden, können bis zu drei StudiendekanInnen und -kommissionen gewählt werden. Der/die StudiendekanIn - natürlich immer ProfessorIn - ist VorsitzendeR der Studienkommission, wird jedoch nicht von ihr, sondern vom engeren Fakultätsrat gewählt und soll die Empfehlungen der Kommission Wirklichkeit werden lassen - muß es aber nicht, da er/sie nicht an Beschlüsse der Studienkommission gebunden ist.

Die zehnköpfige Studienkommission wird vom erweiterten Fakultätsrat gewählt. Sie soll Verbesserungsvorschläge erarbeiten und dem/der StudiendekanIn und dem Fakultätsrat vorschlagen. Studentische AgitatorInnen könnten hier auf den ersten Blick entzückt sein, stellen sie mit vier KommissarInnen doch ebenso viele Mitglieder wie die ProfessorInnen. (Der Mittelbau stellt nur zwei Mitglieder, obwohl er in vielen Fächern die Hauptlast der Lehre trägt.) Warum das so sein kann, wird schnell klar - die Studienkommissionen sind rein beratende Gremien, sie können nur Empfehlungen geben. Die Entscheidungen beispielsweise über Studien- und Prüfungsordnungen, bleiben weiterhin dem Fakultätsrat und dem Senat überlassen, in denen die ProfessorInnen über verfassungsgerichtlich garantierte Mehrheiten verfügen.

In Heidelberg sind fast alle Studienkommissionen und -dekanInnen gewählt. Nur in der Neuphilologischen Fakultät, der größten und fächerreichsten, ist alles schwieriger: Dort bekam man gerade mal eine Kommission zusammen, ein Studiendekan wird vielleicht am Mittwoch gewählt - der erste hatte seiner Zwangsrekrutierung nicht zugestimmt; er war auf der Sitzung, auf der er gewählt wurde, nicht da...

Es ist nicht überall so schwierig, die Mitglieder zu finden - trotzdem wird die Mitarbeit an einigen Fakultäten, gerade von den ProfessorInnen als lästige Pflichtübung empfunden. "Eher lustlos, da keine Kompetenz und zusätzliche Arbeit" faßt ein studentisches Mitglied der Philosophisch-Historischen Fakultät die Stimmung bei den Profs zusammen - anders sieht es ein Kommilitone an der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften: "das Amt des Studiendekans war wohl attraktiv". Sorgen macht ProfessorInnen offenbar die Beschwerdeflut; für manche scheint dies das größte Bedenken gegen die Übernahme des Amtes gewesen zu sein.

Was man überhaupt machen soll, ist ohnehin unklar: das Gesetz ist da sehr vage. Einige hoffen auf Direktive von oben - "was wir machen, bestimmt ohnehin der Rektor" - bekamen Studierende von ihrem Dekan zu hören. Prorektor Norbert Greiner möchte da allerdings keine falsche Hoffnung machen: Vorgaben des Rektorats werde es nicht geben. Einige Fakultäten verstehen allerdings schon Empfehlungen des Rektorats als Richtlinien - und sicher nicht zufällig. Der Rektor berät die DekanInnen, damit auch das kommt, was man will - natürlich mit studentischer Beteiligung

Viele Vorschläge, die in den letzten Jahren abgelehnt wurden, erhalten jetzt eine Chance auf Umsetzung - "made by Studienkommission". In der Praxis sieht es auch jetzt schon so aus, daß studentische Kritik in ihrer Situationsbeschreibung genau gelesen wird. Was für die ProfessorInnen akzeptabel ist, übernehmen sie dann auch.

Man braucht die "studentische Beteiligung" - für die Inhalte und für die Optik. Zumindest nach außen. In der Physik z.B. wurden zwar vier Studierende gewählt - aber nur drei von den Studierenden benannte; eine Kandidatin wurde vom Lehrkörper benannt. Ähnliches gibt es in anderen Fakultäten: Die Lösung "drei Studis und ein HiWi" nimmt den Studierenden letztendlich doch die Möglichkeit, ihre Position auch als Gruppe zu vertreten. Studentische Gremienmitglieder befürchten, daß - wie in anderen Gremien - "Kooperationssdruck" geschaffen wird, indem nach außen die Zusammenarbeit betont, intern aber geblockt wird.

Studierende in der Theologie haben einmal aufgelistet, welche Bestrebungen zur Studienreform an ihrer Fakultät seit 1980 im Sande verlaufen sind: eine Liste, die nicht zuversichtlich stimmt. Warum soll auf Anordnung klappen, was seit Jahren nicht freiwillig funktioniert hat? Doch gerade hierin sehen sie auch eine Chance: Die Kommissionen müssen Ergebnisse vorlegen. So können sie ihre Ideen endlich einbringen - und vielleicht umsetzen. Die Erfahrungen der Fakultäten, die schon länger tagen, zeigen daß diese Hoffnung nicht völlig unbegründet ist: In der Biologie konnten in der Studienkommission die größten "Hämmer" in der neuen Diplomprüfungsordnung verhindert werden. Allerdings ist sie weitaus schärfer als die vorherige. Doch wie wäre sie erst ohne Kommission geworden?

In Mathematik führt die Kommission bereits seit Ende '94 die Arbeit fort, die ansatzweise vom Diplomprüfungsausschuß geleistet worden war. Eine Tradition, die auch die Frage nach Sinn und Aufgabenbereich einer Studienkommission gar nicht aufkommen ließ. Inzwischen hat man sich intensiv z.B. mit dem Lehramtsstudium und den Mathevorlesungen für PhysikerInnen und andere Fachfremde befaßt. Hier wären die Gelegenheit für die Zusammenarbeit mit anderen Kommissionen.

Fraglich ist allerdings, ob eine einzige Studienkommission gerade an Fakultäten wie der Neuphilologischen oder der Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften überhaupt etwas bewirken kann; selbst drei Lehrverbesserungsgremien hätten für die sehr unterschiedlichen dort vertretenen Fächer nicht ausgereicht. Eine andere Lösung, die Einführung beratender Institutsbeiräte am jeweiligen Fachbereich hat Rektor Peter Ulmer vor zwei Jahren im Großen Senat verhindert. In der Germanistik wird man höflich hüsteln, wenn Vorschläge von einer Studienkommission Neuphilologie kommen - und weil man dies tut, werden weder der Fakultätsrat noch der "Kollege Studiendekan" ernsthaft etwas unternehmen.

Kompetenzschwierigkeiten sind ohnehin absehbar: An wen wendet man sich mit Prüfungsbeschwerden? An den/die StudiendekanIn, weil er/sie das Studium verbessern soll? An den Prüfungsausschuß oder dessen VorsitzendeN, weil es um eine Prüfung geht? An den Institutsleiter? Wozu ist letzterer eigentlich noch da?

(khp/hn; Mitrecherche: rot)

Vorschläge! Beschwerden!
Die Studiendekane der Fakultäten:

Theologie: Gehard Besier, 54 33 94
Jura: Herbert Kronke, 54 22 40
Medizin (MA): Manfred Singer, (0621) 38 33 59
Medizin (HD): Peter Wahl, 56 86 03
Phil-Hist: Frank Pfetsch, 54 28 72
Orient.-Alt.: Michael Ursinus, 54 29 62
Neuphilologie: Vielleicht irgendwann
VWL: Hartmut Sangmeister, 80 26 44
Sozial-und Verhaltenswissenschaften:
Psych/Geront. Reiner Bastine, 54 73 49
Soziol./Ethnol.: Uwe Schleth, 54 29 70
Erzieh./Sport: Micha Brumlik, 54 75 17
Mathematik: Hermann Rost, 56 57 74
Chemie: Bernhard Schramm, 56 34 56
Pharmazie: Michael Wink, 56 48 81
Physik/Astr.: Klaus Tittel, 56 43 31
Biologie: Thomas Rausch: 56 36 21
Geo: Heinz Karrasch: 56 45 78


Auf die Straße für den schönen Mammon

1000 demonstrierten für den Rest gleich mit

Der "Rote Splitter" hatte den Anstoß dazu gegeben, auch in Heidelberg zu demonstrieren: Gegen die Pläne von Bundesbildungsminister Rüttgers, bei BAföG-Darlehen künftig Marktzins zu verlangen; gegen die weiter diskutierte Einführung von Studiengebühren.
Daraufhin formierte sich dann sehr schnell ein reichlich ungewöhnliches Bündnis: Die Fachschaftskonferenz der Uni und der AStA der PH waren ebenso dabei wie der RCDS, die "Jungen GenossInnen" der PDS ebenso wie die Liberalen, die Jusos und die GEW-Hochschulgruppe.

Direkt angesprochen bei der Kundgebung war natürlich der Heidelberger Rektor Peter Ulmer - auch wenn er die Demo nicht mit seiner Anwesenheit ehrte. Schon als ein hochschulpolitisches Kabarett die Teilnehmer aufwärmte, setzte es Seitenhiebe auf den Rektor. Vor etwa 1000 Studierenden wurde Ulmer danach von den RednerInnen aufgefordert, auf der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) studentische Interessen zu vertreten, statt die Einführung von Studiengebühren vorzubereiten. Ausgeteilt wurde natürlich an Bildungsminister Rüttgers und seine BAföG-Pläne. Einstecken mußten allerdings auch die Anwesenden selbst: Im längsten Redebeitrag fühlte sich ein Gewerkschafter aus dem Konzern bemüßigt, die studentischen Demonstranten mit einem minutenlangen Bericht über die Situation der DASA-Arbeiter zu unterhalten.

Daß sehr verschiedene Leute zum Protest aufriefen, sah man schon beim Redebeitrag des RCDS: Der dort vorgetragene Vorschlag, Langzeitstudierenden zumindest die Vergünstigungen des Studiausweises zu entziehen, wurde mit Buhrufen quittiert. "Wir nehmen trotzdem weiter an den Aktionen teil", erklärte die Rednerin des RCDS, Christiane Grathwohl dazu dem ruprecht, "es ist wichtig, daß alle Gruppen gemeinsam diese Aktionen tragen".

Nach den Reden wurde in einer feierlichen Zeremonie eine gelbe Stoffelefantin zur Gegenrektorin gewählt: Pflegeleichter, ungefährlicher, weicher, einstimmig angenommen. Danach versuchten die dreißig letzten Ausharrenden, Peter Ulmer persönlich 4000 unterschriebene Protestnoten - "Tausendmarkscheine" zu überbringen. Ein beherzter Hausmeister wußte dies zu verhindern

Ulmer antwortete eine Woche später mit einem offenen Brief: Er warf den Veranstaltern "Falschmeldungen" in Bezug auf seine Positionen vor und betonte, er sei wie die HRK "unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen" nicht für Studiengebühren und lehne auch die BAföG-Verzinsungspläne ab. Allerdings machte er deutlich, daß er Studiengebühren immer noch prinzipiell befürwortet. Auf den offenen Brief Ulmers reagierten die Veranstalter der Aktionen wiederum mit einer Presseerklärung, in der sie dem Rektor vorwarfen, über den Protest der Studierenden hinwegzugehen. Am Donnerstag, wenn das Bundeskabinett die BAföG-Pläne beraten hat, geht der Rabatz weiter: Nikoläuse werden in den Mensen Protest-Flugblätter verteilen. (hn)

Infoverstaltung BAföG:
Mittwoch, 13.12., 16.30 Uhr im Hörsaal 8 der NU, mit K.-D.Motzkau, Leiter des BAföG-Amtes des Heidelberger Studentenwerkes, und S. Kiel, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Hochschulpolitik der Grünen.


Ein Pfeifkonzert

Kommentar von Wolfram Eilenberger

Noch bevor Prof. Dr. Ulmers Pressesprecher die annähernd 4000 studentische Protestnoten und des Rektoren Schwanz eingezogen hatte, noch bevor die FSK in einer einfallsreichen und fein ausgedachten Gegenwahl das Elephantenplüschtierweibchen Ayla zu Gegenrektorin ausrufen ließ, noch vor alledem hatte die Protestveranstaltung ihren eigentlichen Höhepunkt erreicht. Müde war die Demo vor sich hingeplätschert. Erfrischte eine Rote Splitterin zu Beginn noch mit dem engagierten Hersagens des sozialistische ABCs ( von A wie Ausbeutung bis zu V wie vrüher war in Zukunft alles und auch im Osten besser), so boten JUSOS und FDP getreue Abbilder ihrer Großen Schwestern. Die distrahiert vorgetragenen Reden (bekanntlich ein Gegenteil von sagen) unterbanden studentische Lauschangriffe im Ansatz. Schade. Eigentlich überraschend für alle ergriff nun ein von den Roten Splittern gesponsorter frei organisierter linker Arbeiter stellvertretend, wie er betonte, für sich selber das Wort. 20 Minuten überzogenes Gewinsel machten deutlich, weshalb die Idee eines revolutionären Zusammenschlusses von Studenten- und Arbeiterschaft aus Zeiten stammt, die uns keine Lösungen mehr bieten. Eigentlich gut gemeint war es auch, einem farbigen Studenten symbolisch für alle ausländischen Kommilitonen das Mikro zu reichen. Klar, nicht nur, aber vor allem Studenten aus wirtschaftlich schwächeren Staaten sind auf staatliche Unterstützung und Jobben angewiesen. Studiengebühren wären für sie schlicht nicht zu verkraften. Aus diesen Tatsachen aber, wie er es tat, ein rassistisches Komplott abzuleiten, mit dem Ziel "aber auch alle ausländischen Studenten von der Hochschule zu vertreiben", Zitat Ende, ist absurd und geht, um im Politikerdeutsch zu bleiben, völlig an den Tatsachen vorbei. Für beide gilt und galt: Guter Wille ist gut, gute Argumente sind besser. Argumente - Inhaltsvolle Satzstrukturen, die in offen geführter Diskussion zu der Menschen bestmöglichen Lösung leiten. So sollte Demokratie vorstellbar sein. Eine Demokratie, von der wir an unserer Uni nicht ausschließlich aufgrund mittelalterlicher Hierarchiestrukturen weit entfernt sind. Womit wir bei o.g. Höhepunkt wären. Ohne daß sie ein Wort gesprochen hätte, pfiff ein bunter Fanblock, der noch anläßlich des Gewerkschaftsfuzzis einsam über sich hinausgewachsen war, die RCDS-Sprecherin aus und legte von seinem Unverstand beredtes Zeugnis ab. Daß es ein Privileg der Linken ist, moralisch und sachlich quasi ontologisch im Recht zu sein, weiß jedes Kind. Daß es ein Privileg der Linken sein sollte, erst zu pfeifen, nachdem man zugehört hat, wissen weniger. So wurde der Zuhörer um das entbehrliche Vergnügen gebracht, den "wahren Lösungsansatz" (Zitat) der demokratisch Gläubigen zu vernehmen. Macht aber eigentlich nichts. Am 24. kommt nämlich das Christkind. (eile)


Was kostet denn das alles? - Der Preis der verschiedenen Ausbildungsförderungsmodelle

Dieser Mittwoch, der 13. (Dezember), wird manchen Studierenden das Fürchten lehren, sollte die Bundesregierung dem 18. Änderungsgesetz des BAföG zustimmen. Das Gesetz sieht vor, daß das BAföG zukünftig verzinst werden soll - während der Förderungsdauer und der folgenden vier Jahre durch den Staat und anschließend durch die Darlehensnehmer. Da sich die Verzinsung am bankenüblichen Zinssatz "Fibor" orientieren wird, kann die Belastung - bei einer normalen Förderungsdauer von zehn Semestern - nicht auf 300 DM pro Monat ansteigen, sondern auf rund 380 DM, so die Bundesregierung.

Das Bundesbildungsministerium erwartet von dieser Umstellung Einsparungen beim BAföG, die für andere Bereiche verwendet werden sollen. Allein bis 1999 sollen Einsparungen von insgesamt 2,5 Mrd. DM realisiert werden. Ob diese Größenordnung erreicht wird, hängt vom Zinsniveau ab. Werden nur die Ausgaben berücksichtigt, ist die Umstellung tatsächlich kostengünstiger als das heutige Modell. Werden die Einnahmen allerdings gegengerechnet, um den Zuschußbedarf auszurechnen, wendet sich das Blatt. Ab Anfang des kommenden Jahrzehnts führen die Rückzahlungen zu einem geringeren Zuschußbedarf des heutigen Modells. Weitere Verteuerungen sind bei der Verwaltung des Rückzahlungen durch die Deutsche Ausgleichsbank zu erwarten. Diese Kosten sollen durch die einprozentige Erhöhung des Zinssatzes aufgefangen werden, was zu Mehrausgaben von rund 70 Mio. DM pro Jahr führt. Für die Rückzahlungsverwaltung entstehen heute Ausgaben von unter 25 Mio. DM. Somit spricht alles gegen eine Umstellung auf der Basis des Rüttgers-Vorschlages, eine generelle Neuordnung des BAföG erscheint aber notwendig; Vorschläge gibt es mehrere. Die Grünen haben sich auf dem Parteitag Anfang des Monat einen auf den Vorschlag eines Bundesausbildungsförderungsfond geeinigt, aus dem die Studierenden elternunabhängig 1000 DM erhalten sollen. Die Förderung soll auf insgesamt 16 Semester verteilt werden können, wobei eine Gesamtsumme von 72000 DM nicht überschritten werden darf.

Dieser Vorschlag benötigt ein Finanzvolumen von 15 bis 18 Mrd. DM pro Jahr, das u.a. durch eine Streichung der heutigen Transferleistungen an Studierende und Eltern finanziert werden soll. Dies entspricht nach Berechnungen des Forschungsinstituts Bildungs- und Sozialökonomie einem Volumen von rd. 9,5 Mrd. DM, der Rest wäre aus anderen Mitteln zu finanzieren - derzeit kaum eine realistische Forderung. Einen anderen Vorschlag hat das Deutsche Studentenwerk mit seinem 3-Stufen-Modell: Die heute den Eltern gewährten Transferleistungen (Kindergeld, Steuerfreibeträge) sollen gestrichen und als einkommensunabhängige Grundförderung an die Studierenden ausgezahlt werden. Dieser Sockel soll kostenneutral 300 DM für ElternwohnerInnen und 400 DM für andere Studierende betragen. Kostenneutral ist dieses Volumen nach unseren Berechnungen jedoch nur zu finanzieren, wenn ausschließlich Studierende bis zum 9 oder 10. Semester gefördert werden - und einige Positionen eingerechnet werden, deren Streichung rechtlich problematisch (z.B. Waisenrenten). Über diesen Sockel hinaus soll eine je hälftige Zuschuß- und Darlehensförderung den Betrag auf 1050 DM pro Monat erhöhen. Der Rest bis zum monatlichen Bedarf von 1250 DM soll durch Erwerbstätigkeit oder ein verzinsliches Darlehen aufgebracht werden, was eine geringere Entlastung im unteren Einkommensbereich bedeutete. Daher sollte die vorliegenden Fassung nicht umgesetzt werden. Eine ausführliche Analyse der o.g. Modelle erscheint in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift "Sozialer Fortschritt".

Dieter Dohmen, Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie, Köln


Unterwegs im Auftrag des Herrn

Christliche Studierendengruppen bevölkern auch den Heidelberger Campus

Fast täglich erhält der Heidelberger Studierende Flugblätter von christlichen Organisationen auf dem Campus. Da man bei der Fülle an Informationen leicht den Überblick verlieren kann, möchte der ruprecht Euch ein wenig über Inhalt und Aktivitäten dieser Gruppen aufklären.

"Wir sind die Autonomen!" schreibt die aESG in ihrem Semsterprogramm und verdeutlicht damit, daß sie die klassischen "linken" Positionen vertritt. Statt auf "Profi-Popen" zu hören, engagieren und finanzieren sie sich lieber selbst durch einen Solidaritätsbeitrag von 30,- DM pro Semester und verbinden Glauben sehr eng mit "Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Umwelt , Selbstbestimmung und Offenheit".

Im Herbst des Jahres 1987 spaltete sich die aESG von der ESG ab, als diese mit der Universitätsgemeinde verbunden und somit eine ESG "mit neuem, gemäßigterem Profil" installiert wurde. Wichtigstes Organ ist die Gemeindevollversammlung (GVV) , die zweimal pro Semester zusammentritt und Beschlüsse im Konsens trifft.

Da die aESG keine "Freizeitgemeinde" sein möchte, setzen sie den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf den politischen und sozialen Bereich. Die "Initiative Südliches Afrika", der Kurdistan- und der Bosnien-Arbeitskreis sind deutliche Merkmale dieser Überzeugung. Außerdem lädt sie in die Theatergruppe Kontrapunkt zum gemeinsamen Schauspielern ein.

Jeden zweiten Sonntag feiern "die Autonomen" einen "etwas anderen" Gottesdienst, dem ein gemeinsames Abendessen folgt, bevor dann eine Diskussion zum Semesterschwerpunkt, der diesmal "Selig sind die Friedenstiftenden" lautet, folgt, zu denen dann Referenten eingeladen werden.

Zu einem Happening ganz besonderer Art könnte der Besuch eines Gottesdienstes der Universität-Bibel-Freundschaft für Euch werden, denn ihr werdet wahrscheinlich ein paar "alte Bekannte" wiedererkennen, die mit Euch schon des öfteren zusammen in der Bibel lesen wollten, da es Ziel eines jeden Gemeindemitglieds ist, mit 50 Studenten ein Bibelstudium durchzuführen. Die im Sekteninfo Essen als "sehr bedenklich" und "destruktiv" bezeichneten "Christen", sehen sich selbst als fundamentalistisch im positiven Sinne an. Die aus Korea stammende, vierzig Anhänger zählende, autoritäre Organisation (University-Bible-Fellowship), die auch zu einem großen Teil aus nichtstudentischen Mitgliedern besteht, möchte das sogenannte christliche Deutschland zum rechten Glauben bekehren. Dafür gehen sie auch in Studentenwohnheimen von Tür zu Tür, um anderen ihre Philosophie auf "Teufel komm raus" zu präsentieren.

Finanziert wird die Heidelberger Gemeinde ausschließlich durch Spenden. Neben dem sonntäglichen Gottesdienst veranstaltet UBF noch einen Bibelkreis. Das autoritäre Verhalten der führenden Gemeindemitglieder zusammen mit dem immer wiederkehrenden Betonen der menschlichen Sündhaftigkeit übt sicherlich einen psychischen Druck auf die Gläubigen aus. Dies alles hat mit Christentum nicht viel zu tun.

Mit diesem Gruppennamen drücken die ca. 40 Angehörigen dieser Vereinigung von Gläubigen schon einen Großteil ihrer Überzeugungen aus. Nach eigenen Worten "verbindet sie der Wunsch, ihren Glauben an Jesus Christus auch im Hochschulalltag zu leben".

Die Heidelberger StudentInnen dürfen sich glücklich schätzen, daß sie zu den wenigen gehören, die von hauptamtlichen Mitarbeitern betreut werden, deren Ausbildung aus Seminaren und einem Lehrjahr besteht. Ihr täglich Brot erhalten diese durch Spenden von ihrem sogenannten persönlichen Freundeskreis, wobei es keinen offiziellen Beitritt zum "Campus für Christus" gibt. Zusätzlich unterstützt werden die Gruppe und ihre Helfer vom Dachverband in Giessen, der auch die Russland-Winterhilfe bezuschußt. Allerdings gibt es kein caritatives Engagement des Heidelberger "Campus" als Uniorganisation. Seine Arbeit besteht hauptsächlich aus Bibelkreisen, wöchentlichen "Campus-Abenden", die unter einem besonderen Motto stehen, Angeboten zu Einzelgesprächen, Kulturveranstaltungen, Freizeiten und einem Gebetsabend .

Das "Campus für Christus" ist eine missionarische Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Studenten im Glauben zu stärken und zu Verantwortung in der Gemeinde, aber auch in der Gesellschaft zu erziehen, damit wieder christliche Werte Einzug in die Berufswelt erhalten. Allerdings will "Campus" nur auf seine Aktivitäten und auf Jesus aufmerksam machen, frei nach dem Motto : sagt ja nicht, ihr hättet nichts von uns gewußt. Das gelingt seinen Anhängern auch. Denn die meisten Flugblätter, die ihr in die Hand gedrückt bekommt, sind vom "Campus für Christus" oder von der

Mit Auffassungen, die denen des "Campus" sehr ähnlich sind, präsentiert sich die Studentenmission Deutschland. Dieser Name kann die Anhänger der Gruppe allerdings nicht unbedingt zu Beifallsstürmen bewegen, denn zum einen sind sie nicht deutschnational, und zum anderen sind sie sich des schlechten Beigeschmacks des Wortes "Mission" in der Öffentlichkeit bewußt.

Geführt wird die Heidelberger Gemeinde von einem dreiköpfigen Leitungskreis, der von seinen Mitgliedern gewählt wird, die sowohl die Richtlinien der Studentenmission unterschreiben müssen, in denen das Ziel, "durch gemeinsame Bezeugung des Evangeliums Studierende zur Begegnung mit Jesus Christus zu bringen, damit sie errettet werden", abgesteckt ist, als auch den Semesterbeitrag von 60,- DM zahlen.

Alle zwei Wochen findet ein Gesamttreffen statt, bei dem sich dann ungefähr siebzig Studis zusammenfinden. Desweiteren verbringen die "Studentenmissionare" ihre Freizeit mit Skifahrten, Bibelhauskreisen, Singen und Tanzen.

Sowohl bei der Studentenmission als auch beim "Campus für Christus" ist durch den Missionsauftrag der Dialog zu anderen nichtchristlichen Religionen erschwert, da beide den Wahrheitsanspruch des Christentums als Grundvoraussetzung ihres Glaubens ansehen. Nichtsdestotrotz konnten sie aber glaubhaft versichern, daß Toleranz ebenso eine ihrer Grundüberzeugungen ist.

"Die geistliche Grundlage der ESG Heidelberg ist das Evangelium Jesu Christi. Die Gemeinde sucht nach Formen, heute in seinem Geist zu leben." So heißt es in der Präambel der Gemeindesatzung zum Selbstverständnis, in der auch die Begegnung mit ausländischen Studierenden als Eckpfeiler festgehalten sind. So verwundert es nicht, daß auch im Gemeinderat, den jeder Studierende mitwählen kann, eine Studentin mit hinduistischer Glaubensgrundlage vertreten ist.

Herzstück der Gemeinde ist das Karl-Jaspers-Haus, in dem sich Pfarramt, eine Kapelle, Gemeinschaftsräume, Kellerbar und eine Cafeteria befinden. Jeden Sonntag findet ein Gottesdienst in der Peterskirche statt, der sowohl für die StudentInnen als auch für die Universitätsgemeinde (Profs, Mittelbau, "gemeines Volk" ) veranstaltet wird, der mit ca. 300 Gläubigen gut besucht ist. Finanziert werden Einrichtung, Mitarbeiter und Arbeitskreise von der Landeskirche.

Rund 200 StudentInnen beteiligen sich an den zahlreichen Arbeitskreisen. Diese beschäftigen sich mit politischen Themen, religiösen Inhalten, Kultur, und sie engagieren sich im sozialen Bereich (Besuchskreise im Krankenhaus und in der Psychatrie, Gottesdienst im Knast). Jeden Mittwoch gibt es einen Gemeindeabend zum Semesterthema (zur Zeit: Einfach glauben - Anfragen an das Christentum).

Ganz groß geschrieben wird auch die Ökumene. Es bestehen sehr freundschaftliche Verbindungen zur KSG, die in vielen gemeinsamen Aktivitäten zum Ausdruck kommen.

Die KSG, die sich als "Kirche an der Hochschule" (Synode) versteht, hat ihren Sitz im Edith-Stein-Haus, das ein "offenes Haus, ein Treffpunkt und ein Ort zum Gedankenaustausch" sein soll. In diesem befinden sich Büro, Cafeteria, Küche, Bar und Waschmaschine. Im Gemeinderat sitzen neben den Hauptamtlichen noch sieben studentische Mitglieder, die nach den gleichen Modalitäten wie bei der ESG gewählt werden.

Einen Schwerpunkt legt die KSG auf die Seelsorge, die in Gruppen zu bestimmten Themen (z.B. Tod) oder mit dem Pfarrer bzw. Gemeindeassistenten persönlich stattfinden kann. Besondere Aufmerksamkeit widmen sie dort den Erstsemestlern.

Die wöchentlich stattfindenden Treffen der Arbeitskreise (Chor, Theater, Film, Gebete, politische Themen) bieten den Interessierten ein breites Betätigungsfeld. Jeden Sonntag findet ein Gottesdienst speziell für die StudentInnen statt. Die KSG veranstaltet jeden Mittwoch einen thematischen Gemeindeabend, an dem z.B. über Abtreibung, Medien oder Träume diskutiert wird. Neben den bei der ESG aufgeführten ökumenischen Veranstaltungen organisiert das KSG-Team regelmäßig Freizeiten und Seminare. (te)

Adressen:

aESG - Fischergasse 2, 22882
Campus für Christus - 419264
ESG - Plöck 66, 163230
KSG - Neckarstaden 32, 28052
SMD - 25815
UBF - Landhausstr.12, 164786


Chemie goes Pharma

Zukunft der pharmazeutischen Fakultät weiter völlig offen

Die Pharmazeuten müssen weiter um die Fortsetzung ihres Daseins am Neckar bangen. Nachdem der Verwaltungsrat die Pharmazie als eigenständige Fakultät an der Heidelberger Uni zu Grabe getragen hat (wir berichteten), tickt jetzt bis zum 31. Dezember die Uhr, die das Rektorat den drei verwandten Fakultäten Biologie, Chemie und Medizin aufgezogen hat. Die sollen ihre interne Bereitschaft erkunden, den gebeutelten Apothekern unter ihrem Dach Asyl zu gewähren.

Am weitesten fortgeschritten ist der Selbsterkundungsprozeß bei den Chemikern, gleichzeitig Wunschkandidaten der Asylsuchenden. Der Fakultätsrat hat sich einstimmig für die Aufnahme der Pharmazeuten ausgesprochen. Die Pharmazie sei angewandte Biochemie, weswegen eine Integration zu einer besseren Angliederung der hiesigen Chemie an die Biowissenschaften führen würde und also zu begrüßen sei, so das Dekanat. Auch finanziell erhofft man sich Entschädigung für den Gnadenakt. Biochemie ist momentan trendy, und die deutsche Pharmaindustrie geizt nicht mit Drittmitteln.

Friede, Freude, Eierkuchen also? Entschieden ist noch gar nichts, und das letzte Wort kommt sowieso vom Uniplatz. Der medizinische Fakultätsrat tagt am 14. 12., und auch hier scheint sich Aufnahmebereitschaft abzuzeichnen. Probleme könnten sich allerdings daraus ergeben, daß die Medizin keine Vollblut-Naturwissenschaft ist und die Fäkultät z.B. keinen Dr. rer. nat. verleihen darf.

Zudem ist die Empörung der Pharmazeuten noch lange nicht abgeebbt. Böse Zungen behaupten, die Chemie sei nur so aufnahmewillig, weil eine Fusion ihr die Möglichkeit gäbe, zehn Prozent des noch pharmazeutischen Territoriums selbst zu schlucken. Im Chemie-Dekanat bezeichnet man diese Theorie zwar wörtlich als "bullshit", die Räume seien der Chemie schon voriges Jahr zugesprochen worden und würden zurückgegeben, sobald der ersehnte Neubau endlich stehe. Aber nach den jüngsten Erfahrungen mit der Univerwaltung scheint man sich bei den Apothekern schwer zu tun, noch irgendjemandem zu trauen. "Es wird soviel geredet, das glauben Sie nicht!" (gvg)


Hilfe!

für angehende LehrerInnen (und ihre BeraterInnen)

Fast 7000 Studierende an der Uni studieren auf Lehramt - und kaum einer kann ihnen helfen, oft auch die sogenannten "LehramtsberaterInnen" nicht.
Um die Studierenden und ihre BeraterInnen zu beraten, hat der AK Lehramt der FSK und die GEW-Studierendengruppe einen "Lehramtsreader" herausgebracht. Es ist das erste (und somit allerbeste) Kompendium dieser Art in Heidelberg, mit Informationen u.a. zum Fachstudium, zum Pädagogischen Begleitstudium und zum Staatsexamen. Erhältlich ist er im Zentralen Fachschafsbüro (ZFB) in der Lauerstr. 1 und im EWS, Akademiestr. 3, Preis 1 Mark.

Der AK Lehramt trifft sich übrigens wieder am Montag, den 8. Januar, um 20 Uhr im ZFB.


Rausgeflogen

Das Arbeitsamt zieht aus dem Carolinum

Gerade erst hatte Hans-Joachim Böhler vom Arbeitsamt ein Zimmer im Carolinum bekommen, da ist es schon wieder weg. Ab dem 18. 12. zieht er - vorübergehend - ins BIZ.
Doch warum und wer hatte ihm denn da eigentlich gekündigt? Der Leiter des Studentensekretariats, Eckhard Behrens, wußte immerhin, daß vermutlich die ZSB (Zentrale Studienberatung) die Räume benötigt. Der zweithöchste Chef im Carolinum, Jürgen Brachmann, der außerdem für die Vergabe der Räume dort zuständig ist, reagierte auf Nachfrage nur mit: "Ach, davon weiß ich ja überhaupt nichts! Warum hat mir denn Herr von der Malsburg nichts gesagt?" Dieser gab auf Anfrage widerwillig zu, daß er die Räume für fünf neue Mitarbeiter braucht. Tja, wer zuerst kommt...


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