ruprecht Nr. 42 in kleinen Häppchen


Titel


Meinung


Hochschule


Kultur


Verschiedenes


Titel


"Zahltag" plant Schlag

Zerstrittenes Bündnis organisiert Aktionstag gegen Studiengebühren

Die Studiengebühren kommen, soviel ist klar. Von der Rezession getrieben sparen die Politiker an allen Ecken und Enden, so auch in Ressorts, die verstärkt zu unterstützen dem gernzitierten Standort Deutschland dienlicher wären. In Berlin sind bereits DM 100 pro Semester zu zahlen, Niedersachsen und Hessen diskutieren die Frage ernsthaft, und die hiesige Regierungskoalition hat die Erhebung von Studiengebühren ab dem 15. Semester beschlossen, ohne allerdings schon einen Zeitpunkt für das Inkrafttreten der Regelung genannt zu haben.

Unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Vorhabens riefen die Studierendenvertretungen der Pädagogischen Hochschulen für den 11. Juni einen landesweiten Protest-Aktionstag aus. Den Heidelberger Beitrag zu dieser Kampagne leistet der "Zahltag"-Verbund, die parteiübergreifende Gruppe, die seit nunmehr einem dreiviertel Jahr Stellung gegen als nachteilig empfundene Bildungs- und Sozialpolitik bezieht.

Gegründet aus Anlaß der Pläne zur BAföG-Verzinsung ist das Bündnis gegenwärtig einigermaßen zerstritten. Ursache für den Konflikt ist vor allem die Forderung der tendenziell linksstehenden Partizipanten, sich auch gegen Pläne zu wenden, die eine privatwirtschaftliche Organisation der Hochschulen vorsehen. Hatte zuvor schon - aus Antipathie gegen den DGB - der RCDS das Bündnis verlassen, so sind es nun die Mitglieder der "Liberalen Hochschulgruppe", die ihre Mitarbeit aufkündigen. Sie hatten sich von einer Anzahl in stärkerem Maße wirtschaftsliberal orientierter "Junger Liberaler" unterwandert gesehen; als Grund für deren Manöver geben sie wahltaktische Motive an.

Den verbliebenen Gruppierungen - der PH-Aktionsgruppe, der FSK, dem "Roten Splitter" sowie den Hochschulgruppen von PDS und Jusos - machen Spannungen zwischen parteimäßigen und nicht parteimäßigen Organisationen zu schaffen: die einen halten den anderen vor, weniger der Sache als den Parteizielen zu dienen.

Vorläufiger Höhepunkt der "Zahltag"-Aktivitäten ist der Vorstoß dreier PDS-Vertreter auf das Rednerpult des Rektors Ulmer anläßlich seiner Begrüßungsansprache auf der Erstsemester-Fete. Das Bündnis hofft, daß der geplante Aktionstag ein Erfolg wird; es ist ihm immerhin gelungen, den Universitätsplatz von der Stadtverwaltung als Veranstaltungsort genehmigt zu bekommen.

(jpb mit mj)


Wahlqual '96

Diesmal gleich sechs Hochschulgruppen im Angebot

Bei den diesjährigen Wahlen zu den Universitätsgremien (also dem Großen und Kleinen Senat auf Uni-Ebene und den jeweiligen Fakultätsräten) haben Studierende die Auswahl zwischen sechs Gruppierungen: Der Fachschaftskonferenz ist - fast hättet Ihr's erraten - der Zusammenschluß der Fachschaften; die Jusos, der RCDS und die Liberale Hochschulgruppe stehen ihren jeweiligen Parteien mehr oder weniger nahe; der "Rote Splitter" nennt sich zwar sozialistisch, ist aber nicht zu verwechseln mit der PDS-Hochschulgruppe, mit der er erst im nächsten Jahr vielleicht eine gemeinsame Liste aufstellen will. Die Gruppe "Freiheit der Andersdenkenden" schließlich besteht vor allem aus Mitgliedern der national gesinnten Burschenschaft "Normannia".

Wie jedes Jahr möchte die FSK die absolute Mehrheit der Stimmen gewinnen (es wäre das siebente Mal in Folge), um damit den eigentlichen "AStA" durch Ihr Vertretungsmodell, der Konferenz der Fachschaften eben, zu ersetzen. Wie jedes Jahr möchten die anderen Gruppen das verhindern. Und wie jedes Jahr dürfen die Studierenden sowieso nur einen winzigkleinen Teil der Gremienmitglieder an der Uni bestimmen.

Dennoch möchte der ruprecht - wie jedes Jahr - wieder laut für den Gang zur Urne trommeln, denn eine ordentliche Wahlbeteiligung zeigt, daß Studierende Interessen haben und diese auch vertreten wissen wollen. Und die 9 Prozent Wahlbeteiligung in vergangenen Wahlen sind schon ein Armutszeugnis für uns alle, also wirklich ... (hn)

Näheres über die Aufgaben der Gewählten erfahrt Ihr auf S. 4; Selbstdarstellungen der Gruppen findet Ihr sowohl im Internet-ruprecht als auch in einer Broschüre, die das Wahlamt der Uni demnächst vor den Mensen verteilt.


Im Koma

Das Frauen-Nachttaxi fällt dem Sparkurs zum Opfer

Gespart werden muß überall. Das macht uns Theo im Bundestag klar, Ulmer den Bummlern, die nach acht Semestern immer noch an der Uni rumhängen, und uns der Blick auf den Kontoauszug. Da soll es der Stadt Heidelberg nicht besser gehen. Allgemeine Geldnöte trieben sie dazu, einer ruhmreichen Errungenschaft zwar nicht den Todesschuß zu geben, aber sie auf die Intensivstation zu befördern: das Frauen-Nachttaxi.

Seit Juli 1992 haben Frauen und Mädchen ab 14 Jahren in Heidelberg die Möglichkeit, innerhalb der Stadtgrenzen von 22.00 bis 6.00 Uhr zu ermäßigten Preisen das Taxi zu benutzen. Dieser Service wurde mit allen Taxiunternehmen ausgehandelt, die an die Taxi-Zentrale angeschlossen sind. Eine Fahrt kostete 9,- DM; für Studentinnen, Schülerinnen und Inhaberinnen einer VRN-Monats- oder Jahreskarte nur 7,- DM. Allerdings mußten die Karten vorher in den Bürgerämtern oder bei den HSB-Verkaufsstellen erworben werden.

"Das Angebot wurde sehr gut angenommen", heißt es im Amt für Frauenfragen der Stadt. Dennoch war seine Lebensdauer - zumindest in der bisherigen Form - nicht allzu lange. In der Haushaltsdebatte im Dezember letzten Jahres wurde beschlossen, die Mittel für das Frauen-Nachttaxi um 50 % zu kürzen. Zum 30. Juni 96 läuft der Vertrag nun aus. Die Debatte im Gemeinderat, die dieser Entscheidung vorausging, war sehr kontrovers, doch zum Schluß stimmte die Mehrheit für den Vorschlag.

Am 13. Juni findet die nächste Gemeinderatssitzung statt, in der die Zukunft des Nachttaxis beraten und besiegelt werden soll. Das Amt für Frauenfragen möchte das Modell möglichst in den Grundzügen erhalten; es gesteht allerdings ein, daß eine Verteuerung der Karten unumgänglich sein wird.

(gz)


Ey!

Die Glosse

Das Schlimmste ist, daß Du Ihn nicht sofort erkennst. Er sitzt neben Dir, ißt friedlich sein Butterbrot und schaut wie Du den langen Mädchenbeinen nach: "Mostly harmless" - so gibt Dein Gehirn-PC Entwarnung, und Du gehörst wieder ganz der Sonne und den Neckarwiesen. Doch aus heiterem Himmel sagt die Stimme von dem neben Dir, gespickt mit Angriffslust: "Tja, wer jetzt hier in der Sonne liegen und den Mädchen nachschauen könnte..." Natürlich könntest Du ihn ignorieren und zwar mit dem durchaus berechtigten Argument, daß ER ja eben jetzt gerade hier neben Dir in der Sonne liegt und den Mädchen nachschaut. (Wann immer Du in einer solchen Situation bist, stell Dich taub, sei ein Felsbrocken!). Aber Du fällst unweigerlich auf sein Paradoxon herein, was natürlich keins ist, sondern der älteste Trick derer, die Dich mit einem Gespräch nerven wollen.

Im geschilderten Neckarwiesen-Incident kommt genervt und gelangweilt Deine Gegenfrage: "Und WARUM kannst Du nicht hier in der Sonne liegen?" Antwort: "Tja, also weißt Du, es sieht vielleicht so aus, als würde ich mich wahnsinnig amüsieren, aber meine Freundin und ich, also ich meine wir waren jetzt schon fünf Jahre, sechs Monate und 22 Tage zusammen, und nur wegen diesem Gymnastiklehrer, zu dem sie da geht, und ich frage mich, warum ich das alles nicht schon vorher... wie konnte das nur... und was soll ich denn jetzt machen..." Und schon bist Du ein hilfloses Opfer endloser Litaneien, zu denen Du bestenfalls nach Markwortscher Manier demütig einige Stichworte beisteuern darfst.

Selbstverständlich sitzt der neben Dir nicht nur auf den Neckarwiesen neben Dir, er spricht Dich auch in der Straba an, über der "Allgemeinen Pilzpfanne" in der Triplex, im Seminar, kurz: überall, wo er Dich kriegen kann. Vielleicht hat er Deine Nummer, und dann klingelt das Telefon, während Du mit Deiner Freundin Sex machst oder Du auf einen Anruf Deiner Erbtante wartest.

Es gibt nur ein Mittel gegen ihn: IGNORIEREN! Laß ihn nicht den sein, der neben Dir sitzt, setz Dich woanders hin! Zuhören? Anteil nehmen? Trost spenden? - Vergiß es!! Oder kennt der neben Dir etwa Gnade...? (kw)


Meinung

Wem gehört das Netz?

von Harald Nikolaus

Gaga-Kommunikation auf den "Chat"-Kanälen, langweilige Selbstdarstellungen und zielloses Herumstreunen im WorldWideWeb, Ballerspiele im PC-Pool. Überfüllte Terminalräume, quälend langsame Datenleitungen.

Der Kommentar "Internet Inside" im letzten ruprecht beschrieb die Situation in den Computerpools des Rechenzentrums vielleicht drastisch und mit dem für die Meinungsseite erlaubtem Maß an Übertreibung - aber im Kern nicht unzutreffend. Und forderte gleich Einschränkungen und Regelungen. Das ist bedenklich.

Studierende in Heidelberg profitieren zumindest im URZ von einer relativen Meinungsfreiheit: Wer eine Homepage erstellen will, tut das seit Ende 1994 ganz ungehindert, die Verantwortlichen im Rechenzentrum schalten sich nur auf Beschwerde von außen ein. Das ist nicht selbstverständlich, in anderen Universitäten müssen selbst offizielle studentische Gremien um Platz auf dem Server kämpfen, von normalen Studierenden ganz zu schweigen. An der FH Offenburg muß gar die Studierendenvertretung dafür sorgen, daß Sex und Politik keinen Platz auf den Benutzerseiten finden.Auch in einigen Heidelberger Instiuten und Seminaren entscheiden EDV-Platzhirsche oder Direktoren, wer sich wie weit ins Internet vorwagen darf.

Daß dann ausgerechnet Studierende Einschränkungen im Namen der Wissenschaft fordern, ist gefährlich, gerade für die eigenartige Rolle des Rechenzentrums als Hort der Netz-Meinungsfreiheit in Heidelberg. Schon bittet das Rektorat um Stellungnahme. Schon fühlen sich jene Professoren im EDV-Ausschuß bestätigt, die den studentischen Zugang zu den Rechnern schon immer stärker reglementieren wollten.

Eine Einschränkung z.B. der studentischen Homepages, eine Hausdurchsuchung unseres Festplattenplatzes kann aber nicht in unserem Sinne sein, selbst wenn auch wir uns über verstopfte Leitungen ärgern.

Natürlich war das Netz früher gemütlicher. Eine kleiner, hauptsächlich aus Wissenschaftlern bestehender Kreis, tauschte sich unter Seinesgleichen aus. Dazu stießen bald Freaks und Ausgeflippte, die im neuen Medium eine Nische für ihre Verrückheiten fanden. Dann kamen die Massen, der Kommerz, interessierten sich für die anderen Medien und schließlich sogar die Politik für das Netz. Da war es dann vorbei mit der Unschuld und der Beschaulichkeit. Aber gerade dadurch, daß das Netz jetzt z.B. an der Uni Heidelberg zehn- von rund dreißigtausend Studierenden erreicht, wird es zu einem wirklich brauchbaren Medium.

Zwar wird der Anteil - nicht die Masse - des Unkonventionellen und Originellen, aber auch des Absonderlichen und Abstoßenden, sicherlich zurückgehen, übertönt werden von Kommerz, aller Art von Propaganda und auch der alltäglichen, Information. Aber auf lange Sicht ist ein Netz, in dem sich alle tummeln, als Kommunikationsmedium interessanter als eine sorgfältig abgeschottetes Elite-Veranstaltung..

Zugegeben: Die "Computer Aided Waste Of Time" ist ein Problem. Aber sie ist, wie auch sonst beim Umgang mit neuen Medien, ein Problem der Erziehung und der Selbstdisziplin - und damit kein Grund, nach dem Zensor zu rufen. Zumal sie sich zwar vor allem in den öffentlichen Computerpools zeigt; was aber an den unzähligen persönlichen Terminals in den Büros der Universität passiert, weiß man gar nicht.

Gerade wer sich als ruprecht-Mitarbeiter selbst in der Medienmacherei tummelt, sollte vorsichtig sein mit dem Ruf nach Einschränkungen - und seien sie auch nur technischer Art: Diejenigen die entscheiden, wer wieviel Platz im Netz bekommt, entscheiden doch automatisch auch, was überhaupt ins Netz darf. Zum Glück haben die Leute im Rechenzentrum herzlich wenig Lust, regelmäßig alle Platten nach Verdächtigem zu durchwühlen oder gar Hunderte von "Anträgen auf Verlängerung des WWW-Zeitkontigentes" zu bearbeiten.

Aber auch in Heidelberg gibt es schlafende Hunde, die geweckt werden könnten, auch hier findet sich vielleicht bald jemand, dem die Rolle des Zensors - moralisch, politisch, wie auch immer - gefällt.

Siehe hierzu auch den Leserbrief, der uns nach Redaktionsschluß der Papier-Ausgabe noch erreichte.


"Dann wird Politik abstoßend"

Wolfgang Schäuble über Nationalbewußtsein, Machtwille und die Ökosteuer

Als Architekten des Einheitsvertrages wollen ihn die einen kennen, als national gesinnten Scharfmacher, der das Terrain für den Bundes-kanzler vorbereitet, die anderen. Niemand bestreitet aller-dings, daß der 54jährige Wolfgang Schäuble, zur Zeit Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, einer der einflußreichsten Politiker in Bonn ist. Auch nach einem Attentat 1990, in dessen Folge er an den Rollstuhl gefesselt bleibt, gilt Schäuble als Kronprinz von Kanzler Kohl und sein Nachfolger, sollte der tatsächlich einmal den Chefsessel bei der CDU und im Kanzleramt räumen.

Schäuble, geboren in Freiburg, hat Juristerei studiert, als hochschul-politischer Uni-Referent und als Finanzbeamter gearbeitet, bevor er 1972 Bundestagsabgeordneter wurde. Er erarbeitete sich rasch Einfluß in der CDU, bereitete als Kanzelamtsminister 1987 den Honecker-Besuch vor. 1989 schließlich übernahm er das Amt des Innenministers und schmiedete in dieser Funktion den Vertrag zur deutschen Einheit. 1991 gab er zwar das Ministeramt auf, wurde jedoch Vorsitzender der Bundestagsfraktion und blieb der wohl zweitmächtigeste Mann in der CDU.

ruprecht unterbrach ihn während einer Bundestagsdebatte in Bonn

ruprecht: Rita Süssmuth ist Zeremonienmeisterin im Bundestag, Kurt Biedenkopf Ministerpräsident am Ostrand der Republik, Lothar Späth in der Privatwirtschaft. Die Persönlichkeiten, die auch Sie sich in der CDU wünschen, konnten neben Helmut Kohl in den letzten Jahren nichts werden. Warum sind ausgerechnet Sie der einzige markante Kopf, der immer noch Einfluß hat in Bonn, und auch als Kanzlernachfolger gehandelt wird?

Schäuble: Das stimmt natürlich nicht. Rita Süssmuth hat eines der höchsten Ämter im Staat, sie ist Mitglied im CDU-Präsidium und Vorsitzende der Frauen-Union. Kurt Biedenkopf ist immerhin einer der wenigen verbliebenen Ministerpräsidenten der Union. Und über die Fraktionsführung wird geschrieben, sie sei eher zu stark als zu schwach.

ruprecht: Schreibt man das nicht eher über den Fraktionsführer selbst?

Schäuble: Dem wirft man auch nicht gerade vor, daß er gar nichts zu sagen hätte. Aber die letzte Debatte im Bundestag haben wir beispielsweise mit einer hervorragenden Rede von Heiner Geißler gewonnen.

ruprecht: Heiner Geißler ist natürlich auch nicht mehr Generalsekretär der CDU ...

Schäuble: Es wäre ja auch schrecklich, wenn er das nach zwanzig Jahren immer noch wäre. Daß ich in der Öffentlichkeit und in der Partei gut wahrgenommen werde, ist ja schmeichelhaft. Wir haben aber kein Interesse daran, daß Kohl nicht mehr Kanzler ist. Es wird gelegentlich jemand von Kohl selber genannt, vor Jahren auch ich, aber man sollte nicht so viel darüber spekulieren.

ruprecht: Aber können denn Persönlichkeiten in der CDU wachsen und sich auch entfalten?

Schäuble: Persönlichkeiten wachsen am besten, wenn sie viel Widerstand kriegen. Bekommen sie den nicht, dann können sie sich auch gegen nichts durchsetzen.

ruprecht: Dafür braucht man aber wiederum Persönlichkeiten, die sich reiben wollen, die Widerstand suchen ...

Schäuble: ... genau das. Die Jungen verlangen gelegentlich zuviel Förderung. Wir versuchen zwar schon, den Jungen Raum zu geben. Aber wenn wir sie in Watte packen, reifen die Persönlichkeiten gerade nicht. Es ist generell ein Problem meiner und Ihrer Generation, daß wir mit wenig Widerständen leben mußten, aber dadurch weniger Reifemöglichkeiten hatten als frühere Generationen. Und mit den Querdenkern muß man sich streiten. Wir leben von Streit.

ruprecht: Dieser Streit scheint aber in der SPD ausgeprägter zu sein, wenn man sich z.B. die Konflikte von Gerhard Schröder und Rudolf Scharping ansieht. Haben sperrige Persönlichkeiten in der CDU überhaupt eine Chance?

Schäuble: Schröder und Scharping sind ja nicht sperrig, die sind einfach nur Egomanen. Das ist genau das Bild von Politik, das die Demokratie umbringt - wenn es jedem nur noch um seinen nackten, persönlichen Ehrgeiz geht und sonst um gar nichts. Herr Schröder vertritt jede Position, nur um seinem Machttrieb zu befriedigen. Die Bezeichnung "sperrig" für Herrn Scharping höre ich zum ersten Mal.

Wir müssen auch bei allem Willen zur Macht, den man ja haben muß in der Politik - und den Helmut Kohl ja auch hat -, in ein gewisses Ethos eingebunden bleiben. Wenn wir keine Vorstellung haben, warum wir die Macht haben wollen, dann wird Politik abstoßend. Allerdings erwartet die Bevölkerung von uns, daß wir nicht nur streiten, sondern auch handeln.Dazu müssen wir nicht stromlinienförmig, aber geschlossen sein.

ruprecht: Was bedeutet für Sie Machtbewußtsein? Verantwortung gegenüber dem Volk oder eigene Profilierung?

Schäuble: Wer politisch tätig ist, will gestalten und will auch seine Vorstellungen verwirklichen. Macht heißt, Gestaltungsmöglichkeiten zu haben, heißt auch, Mehrheiten zu organisieren.Wenn es aber nur den persönlichen Ehrgeiz gibt, entspricht das nicht meinen Vorstellungen.

ruprecht: Kann man das denn so trennen?

Schäuble: Nein, deswegen kann man diese Art von Fragen nicht so beantworten. Es mischt sich untrennbar. Es sollte sich auch nicht voneinander lösen. Das Zusammenleben erfordert ja auch die Ausübung von Macht, die Gestaltung von Regeln für dieses Zusammenleben.

ruprecht: Muß das Volk die Macht spüren?

Schäuble: Nein, aber das Zusammenleben muß in jeder Gemeinschaft organisiert sein, sonst scheitert es. Dann kommt Chaos, die Toleranz geht verloren, die Freiheit leidet und der Rechtsstaat kann nicht mehr durchgesetzt werden. Die Frage ist, wie sich eine Gesellschaft selbst organisieren will. In der Demokratie machen wir es nach den Prinzipien der Machtbegrenzung, der Repräsentation. Es wird ja immer geklagt, es soll etwas geschehen, der Kanzler soll auf den Tisch hauen. Aber das ist nicht der Sinn unserer Verfassung. Wir wollen Machtausübung schwermachen.

ruprecht: Sie plädieren für ein stärkeres Nationalbewußtsein der Deutschen. Ignatz Bubis sieht den Begriff "Solidargemeinschaft" lieber als Nation, weil "Nation" etwas Nationalistisches, Völkisches hat ...

Schäuble: ... die beste Vorkehrung gegen Nationalismus ist ein vernünftiges nationales Bewußtsein, eine nationale Identität. Wenn man das den Nationalisten, den Feinden der Toleranz überläßt, dann fördert man den Nationalismus. Ein Großteil der Menschen - nicht alle - empfinden ein Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrer Nation. Das ist nichts, was einen überhöht gegen andere. Es erleichtert aber das Leben in der Gemeinschaft, das Akzeptieren von Mehrheitsentscheidungen - was ja das Phänomenale in unserem demokratischen Staat ist. Wir können z.B. in Europa nur so schwer Mehrheitsentscheidungen einführen, weil die Minderheit die Entscheidungen der Mehrheit nicht so einfach akzeptieren würde. Deswegen hat das eine mit dem anderen sehr viel zu tun. Identität - und da ist das Nationale ein notwendiger Teil - ist eine Grundlage für die Stabilität der Demokratie.

ruprecht: Sie fordern Nationalbewußtsein als Tauglichkeitskriterium für Europa. Besteht nicht die Gefahr, daß dabei, wenn es in Europa einmal nicht so läuft wie gewünscht, nur nationales Gepolter übrigbleibt?

Schäuble: Das glaube ich nicht. Europa braucht den Transmissionsriemen des Nationalen. Wir sind Europäer als Deutsche, Franzosen oder Spanier, nicht nur einfach Europäer. Das funktioniert noch gar nicht. Wir sind ja auch Deutsche nicht einfach so, sondern als Badener, Berliner oder Bayern. Und wenn Europa schlechter läuft, dann werden wir trotzdem nicht zu Nationalisten. Wer sich seiner eigenen nationalen Identität sicher ist, respektiert auch die des anderen eher - ein Satz, der nicht von mir ist. Wer als Deutscher keine deutsche Identität hat, wird auch einen Franzosen schwer verstehen, und wird weniger zu einem vernünftigen Verhältnis der Zusammenarbeit fähig sein.

Es gibt Menschen, die das alles nicht wollen und nicht brauchen - es muß ja nicht sein. Aber insgesamt will es die Mehrzahl und wenn wir es richtig machen, ist es eine gute Grundlage für stabile Freiheit und Toleranz. Wenn wir ein Vakuum entstehen lassen, wird es von der falschen Seite ausgenutzt.

ruprecht: Die SPD wirft Ihnen vor, gerade dadurch nationalistische Geister zu schüren ...

Schäuble: Wer hat denn im Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg Stimmung gegen Europa geschürt? Das war doch die SPD! Das stimmt doch nicht, das ist doch nicht wahr. Und gegen Aussiedler haben sie auch noch Stimmung gemacht. Das ist schon eine merkwürdige Mischung: Die SPD verteidigt ihren eigenen kleinen Garten und die anderen sind da weniger wichtig. Sie steht einfach in der Gefahr - oder in der Versuchung, die ja bei Oppositionsparteien immer stärker als in der Regierung ist - populistischen Stimmungen nachzugehen. Deswegen hat auch jetzt wieder ein SPD-Abgeordneter gesagt: "Na ja, den Umzug nach Berlin bräuchte man ja doch nicht zu machen." Das ist alles ziemlich populistisch.

ruprecht: Programmatisch sind Sie dabei jedoch von der Opposition in gewissen Punkten nicht so weit entfernt. Auch Sie treten für eine Verteuerung der Energie mit dem Ziel der Arbeitsverbilligung ein. Im Prinzip also die Ökosteuerreform der Grünen.

Schäuble: Langfristig ja. Kurzfristig aber hilft uns das nichts. Unsere Arbeitsmarktsituation und der Konkurrenzkampf zu anderen Ländern lassen uns keinen Spielraum. Der Standort Deutschland ist zu teuer. Und eine weitere Verteuerung führt zu einem Verlust von Arbeitsplätzen.

ruprecht: Wo liegt die Verteuerung, wenn ich im Gegenzug Arbeitsplätze verbillige?

Schäuble: Wenn Sie heute eine Steuer einführen, werden noch mehr Betriebe, noch mehr Arbeitsplätze aus Deutschland abwandern. Deswegen müssen wir zunächst einsparen, um wettbewerbsfähig zu werden. Und dann bin ich auch bereit, den nächsten Schritt zu machen und über eine Energiesteuer zu größerer Sparsamkeit anzuregen.

ruprecht: Ist also Ihre Position im Vergleich zu den Grünen nur eine graduell andere, sagen Sie einfach nur: "Das muß noch etwas verschoben werden"?

Schäuble: Man muß die psychologischen Faktoren wirtschaftlicher Prozesse berücksichtigen. Grüne und Sozialdemokraten argumentieren dabei: "Im Grunde kann eine Steuer so eingeführt werden, daß sie kostenneutral bleibt." Die Meldung über eine neue Steuer würde in der jetzigen Situation dazu führen, daß etwa amerikanische Investoren sich noch gründlicher überlegen würden, in Deutschland zu investieren.Und ein weiterer Punkt ist: Wir dürfen uns die Debatten über die Senkung der Sozialquote von derzeit 33,4% nicht dadurch ersparen wollen, daß wir sagen: Wir finanzieren auf anderem Wege. Dies ist keine Senkung. Wenn ich die Quote herabsetzen will, muß ich die Ausgaben reduzieren, anders ist das nicht zu machen. Die Grünen und die SPD wollen nur umfinanzieren. Wir dürfen den Einsparungsdruck nicht dadurch verringern, indem wir andere Finanzquellen suchen.

ruprecht: Vielen Dank für das Gespräch. (hn, rot)


Hochschule


Sieg

Frauenförderplan

Geschafft! Nach fasts endlos langem Kampf ist nun endlich doch der Frauenförderplan durch. Am 14. Mai wurde er vom Senat in der vorgelegten Form schließlich abgesegnet.

Begonnen hatte der Leidensweg des Planes schon vor etlichen Monaten. Nachdem im Januar vergangenen Jahres die Universitäten zur Frauenförderung im Universitätsgesetz verpflichtet worden waren, hatten die Frauenbeauftragten und der Safran (Senatsausschuß für Frauenfragen) einen Frauenförderplan ausgearbeitet. (ruprecht berichtete in seiner letzten Ausgabe.)

Der Rektor hatte allerdings noch diverse Änderungswünsche, bis der Plan endlich im März in die Senatssitzung gehen konnte. Die unerwartete Abwesenheit Ulmers ließ den Beschluß des Förderplans jedoch erst einmal scheitern. "Fehlende Finanzmittel" lautete das Urteil, und so wurde er in den Safran zur erneuten Überarbeitung zurückgewiesen. Vom ruprecht auf seine Abwesenheit und das daraus resultierende vorläufige Scheitern angesprochen, erklärte Ulmer damals, daß er den Frauenbeauftragten nie irgendwelche Versprechungen gegeben und den Plan in der vorgelegten Form sowieso nicht befürwortet hätte. Statt der geplanten 15 Stellen im Pool, die für Nachwuchswissenschaftlerinnen bereitgestellt werden sollten, könnte er sich vielleicht fünf Stellen vorstellen, die er durchzusetzen könne, sagte er gegenüber dem ruprecht.

Kurz zuvor war Ulmer außerdem vom Süddeutschen Rundfunk zum Thema Frauenförderung befragt worden. Daß die Universität Heidelberg in diesem Beitrag der "Landesschau" nicht gerade den Eindruck hinterließ, die Nase in Sachen Frauenförderung vorn zu haben, schien den Rektor doch nicht ganz kalt gelassen zu haben. Seiner Ankündigung im ruprecht, daß er hoffe, der Plan werde in der nächsten Sitzung durchgebracht, wollte er wohl auch noch Rechnung tragen.

So geschah dann am 14. Mai wirklich das kaum noch Geglaubte: Der Plan wurde vom Senat beschlossen. Und zwar in der Form, wie er vorher schon vorgelegt worden war, nämlich mit 15 Stellen im Pool. Von nur fünf Stellen oder ähnlichen weiteren Kastrationsversuchen war plötzlich nicht mehr die Rede. Nein, Ulmer erklärte, er belasse es nicht bei "Luftblasen"; im Gegensatz zu anderen Universitäten bleibt Heidelberg nicht bei Unverbindlichkeiten stehen, denn immerhin geht es im ersten Jahr um 300 000 DM, im zweiten um 600 000 DM.

Schön, daß auch ein Rektor in seiner Meinung noch flexibel ist; zumindest, wenn ein bißchen nachgeholfen wird. (gz)


Klüngeldschungel

Was die Gewählten so zu tun haben

Jaja, wir wissen es und sind traurig: Studierende und deren Repräsentanten sind in Baden-Württemberg ziemlich rechtlos. In allen Gremien, die etwas zu entscheiden haben, verfügt der Stand der Professoren über Mehrheiten von 60-80 Prozent.

Studierende, Mittelbau und auch die sonstigen Mitarbeiter der Universitäten sind kaum mehr als demokratisch schmückendes Beiwerk in den Gremien. Trotzdem sollte man wissen, in was für Ämter man die Kandidaten bei den Uni-Wahlen am 18. Juni hievt, und was die Gewählten überhaupt zu tun haben.

Alle Studierenden wählen drei Vertreter (und deren Stellvertreter, wie in allen Gremien) für den Senat, das wichtigste Gremium der Universität. Dort sitzen 28 Professoren, der Kanzler und jeweils drei Leute aus den Mittelbau, der Studierendenschaft und von den sonstigen Mitarbeitern der Uni.

Sieben Studierende werden für den Großen Senat gewählt, ein Gremium, daß eigentlich nicht zu tun, außer der Wahl des Rektors und der Diskussion von dessen Rechenschaftsbericht. Dort sitzen 40 Professoren, der Kanzler und jeweils 7 Vertreter der anderen Gruppen. Die studentischen Vertreter in den Senaten sollen nach dem Universitätsgesetz einen Ausschuß bilden. Dessen Name "AStA" ist allerdings insoweit irreführend, als er nicht wie in anderen Bundesländern eine eigene Körperschaft - die Studierendenvertretung eben - ist, sondern nur ein Anhängsel des Großen Senates, das das Recht hat, bei der Universitätsverwaltung Einzelanträge zur Förderung der "sportlichen, kulturellen und musischen Interessen" zu stellen. Alle Studierenden wählen außerdem für die jeweils eigene Fakultät 3 Leute in den Fakultätsrat, wo natürlich auch die Professoren die Mehrheit haben.

Da den studentischen Vertretern in den Gremien also ein sehr kleiner Stimmanteil zusteht, müssen sie versuchen, sich durch Taktieren und Lavieren durchzubeißen. Dabei ist es wichtig, daß sich jeweils einer von ihnen zum Experten eines jeweiligen Gegenstandes hochliest. Denn die meisten Professoren wissen über Großteil der Themen, die in den Räten und Senaten behandelt werden, nicht viel. Es ist interessiert sie auch oft nicht sonderlich, wenn es nicht gerade um das eigene Fach, die eigenen Interessen geht. Zumeist neigen sie dann dazu, einfach mit den Kollegen zu stimmen. Trotzdem ist gerade an den Riesenfakultäten, die aus vielen unterschiedlichen Fächern bestehen (wie z.B. in der Neuphilologie) das Hauen und Stechen innerhalb der Professorenschaft groß; z.B. gibt es auch dort eine Hierarchie: Wer nur "C3" statt "C4" vor seinem Titel trägt, muß sich gerade im standesbewußten Baden-Württemberg mitunter einiges gefallen lassen.

All' dies können Studierendenvertreter ausnutzen, wenn sie sich kompetent genug machen - und sich im Intrigendschungel von Fakultät oder Universität auskennen. Ein mühsames Geschäft ist das allemal, und in mancher Fakultät läßt man einen Antrag lieber von einem gewogenen Professor stellen (einen solchen muß man natürlich erst kennen), weil Vorschläge von Studierenden von vorneherein nicht ernstgenommen werden.

Das geht auch den Vertretern des Mittelbaus oft so, und deshalb müssen Studierendenvertreter auch in diesen Kreisen Komplizen suchen. Leute aus dem Mittelbau - die oft nur Zeitverträge haben, oder auf eine Beförderung warten und meist länger auf das Wohlwollen der Professoren in ihrem Institut angewiesen sind als Studierende - haben es oft noch schwerer, ihre Stimme in den Gremien zu erheben.

Ein guter Teil der Arbeit findet übrigens in Ausschüssen und Gremien statt, die gar nicht vom Wahlvolk besetzt werden, statt: Bibliotheksausschuß, EDV-Ausschuß, Ausschüsse für die Lehre, für die den wissenschaftlichen Nachwuchs und nicht zuletzt die Verwaltungsräte von Universität und Studentenwerk, deren studentische Mitglieder vom Senat gewählt werden. Hier setzt sich der alltägliche Kleinkampf, aus dem die Arbeit der gewählten Vertreter an der Uni vor allem besteht, fort.

Für große Politik bleibt wenig Platz: Da bringt nur die Unterstützung der landes- und bundesweiten Zusammenschlüsse der Studierendenvertretungen (und natürlich Studierendenmassen auf der Straße) etwas, denn politische Entscheidungen wie BAföG-Kürzungen oder Studiengebühren fallen ja auch nicht auf Uni-Ebene. (hn)

Uni-Wahlen am 18. 6. von 9 bis 18 Uhr: Studierende der Psychologie, Erziehungswissenschaft, Übersetzungswissenschaften, Japanologie, Sinologie, Gerontologie und Deutsch als Fremdsprache wählen im Psychologischen Institut , die übrigen Altstadtfächer in der Neuen Uni. Wer im Neuenheimer Feld studiert, stimmt im Theoretikum INF 306 ab, wer in der Klinischen Medizin in Mannheim studiert, wählt in der Pausenhalle der dortigen Fakultät.


Kein Klüngel in Potsdam

Bericht von einer Germanistentagung in Brandenburg

Eine kleine Notiz in den Mitteilungen des Germanistenverbandes weckte unsere neugier: Fachtagungh zum Thema germanistisches Grundstudium vom 21.-23.2.96. Des Diskussionsverhaltens am hiesigen Germanistischen Seminar eingedenk, erkundigten wir uns vorsichtshalber, ob die Tagung auch für Studierende offen sein.

Zu unserer Erleichterung erfuhren wir, man freue sich sogar über studentische Beteiligung. Wir waren die einzigen aus Heidelberg, wo - Gerüchten zufolge - das Grundstudium gerade reformiert wird. Obwohl sie von ProfessorInnen dominiert war, bestimmte ein offenes und sachliches Diskussionsklima die Tagung.

StudienanfängerInnen, so wurde schon im Eröffnungsvortrag herausgestellt, haben mehrheitlich nur geringe Kenntnisse der grammatisch-linguistischen Terminologie. Viele zeigen auch bei der Textinterpretation Schwächen. Grund: die Anwendung von Begriffen wurde nie richtig geübt, ihre Verwendung oft nur als Demonstration fachlichen Könnens, nicht aber die Begriffe als Instrumente des fachlichen Analysesystems verstanden. Nicht zufällig wird der Interpretationsaufsatz selten als Handwerk, sondern eher als etwas verstanden, was man kann oder nicht. Deutlich wird dies in alphabetischen Listen von Stilfiguren - die man weitaus sinnvoller und pragmatischer nach ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten gruppieren könnte. Da im universitären Anfangsunterricht oft wie in der Schule verfahren wird, erfolgt auch dort nur selten eine Aneignung der Kategorien. Studierenden muß aber Souveränität im Umgang mit Beobachtungskategorien und nicht Memorialwissen vermittelt werden. Hierfür eignen sich Fälle aus der Praxis: z.B. für die Linguistik die Beschreibung von Grammatikfehlern ausländischer Kinder oder die phonetische Niederschrift eines Satzes einer fremden Sprache. Diese Beispiele verdeutlichen ein weiteres didaktisches Verfahren: das Ausnutzen der Andersartigkeit (der Alterität) des Beobachteten, um so das Bekannte zu problematisieren: Wenn ein Beispiel falsch ist, muß erklärt werden, was überhaupt "richtig" oder "normal" ist - dies fördert die Analysekompetenz. Die Germanistik in Fribourg (CH) greift dies in der Literaturwissenschaft auf: die dortigen Studierenden müssen Texte parodieren - was voraussetzt, daß sie erfassen, was den parodierten Text ausmacht.

Die Beschäftigung mit dem Mittelalter gewinnt so übrigens eine Bedeutung, die diejenigen vernachlässigen, welche nur sehen, was in einem Fach (am besten auswendig) gelernt werden muß: Gerade mittelalterliche Texte könnten uns die Augen für das Heutige erst öffnen.

Im Laufe des zweiten Tages tauchte in der Diskussion die Figur des Stormforschers auf, eines Dozenten, der nur über Storm forscht - und lehrt. Mal unter "Erzählformen am Beispiel Storms", mal als "Der Schimmelreiter" oder "Storm in seiner Zeit". Der Stormforscher führt aber weder in die Literaturanalyse ein, noch behandelt er andere Werke, er hat nur ein Thema: Theodor Storm. Dieser Dozent, der nicht völlig erfunden ist, wird spätestens dann zum Problem, wenn in den Veranstaltungen bestimmte Methoden vermittelt werden sollen.

Ein anderes Problemfeld eröffnen die eher geringen Kenntnisse über die Bibel, die antike Mythologie oder die Literatur insgesamt. Lateinkurse helfen hier nicht - diskutiert wurden Kurse wie "Weltliteratur", "antike Mythologie", "Repetitorium zur Literaturgeschichte" oder Leselisten. Mit diesen Beispielen war der Begriff des Kanons eingeführt, der im Verlaufe der Tagung intensiv diskutiert wurde. Die Notwendigkeit wie auch immer gearteter Listen wurde von vielen bejaht, uneinig war man sich im Grad ihrer Verbindlichkeit oder darin, was sie auflisten sollen. Vehement wurde jedoch auch die völlige Ablehnung jeden Kanons vorgetragen.

Auch für das Magisterstudium wird die Vermittlungsdimension immer wichtiger. Daher sollte es nicht nur Fachdidaktik für Lehramtsstudierende geben, sondern alle Studierenden müßten sich mit der Vermittlung von Gegenständen des Faches, ihrer Wirkung und Entstehung befassen. Dies umfaßt Theorie und Praxis: die Untersuchung der Folgen des Buchdrucks auf das Leseverhalten, aber auch die Auswahl eines Textes zur Behandlung eines Problems. Insgesamt zu fördern wären "germanistisch fundierte Schlüsselkompetenzen" wie Schriftlichkeit, Mündlichkeit und literarisch-kulturelle Kompetenzen. Die Düsseldorfer Studierenden üben bereits in entsprechenden Veranstaltungen frei zu reden oder für einen Roman zu werben. In didaktischen Veranstaltungen muß von Anfang an der "rezeptologischen" Erwartungshaltung derer entgegengetreten werden, die meinen, dort Rezepte zu bekommen. Die Fähigkeit, etwas zu vermitteln oder die Untersuchung von Vermittlungsprozessen erfordern Fachwissen und didaktische Reflexion. Weshalb es eigentlich Fachdidaktikstellen in jedem Institut geben müßte - denn wieviele GermanistInnen schreiben heute noch ansprechend und beschäftigen sich doch vorrangig mit Text und Sprache...

Die Diskussion um Lernsituationen und die Frage, was das Studium vermitteln soll, durchzog die Tagung. Die Referate hierzu präzisierten die Anregungen: Jemanden etwas lehren, heißt noch nicht, daß er/sie etwas lernt! Es gibt immer zwei Seiten, wird eine nicht berücksichtigt, ist die Veranstaltung rasch gescheitert. Daher muß verstärkt auf Eigeninitiative und Mitgestaltung der Studierenden gesetzt werden. Sie müssen vor allem darin unterstützt werden, einen eigenen Lernstil zu entwickeln.

Deutlich wurde in der Diskussion, daß die Techniken wissenschaftlichen Arbeitens - und damit das wissenschaftliche Arbeiten an sich - nur im Bezug auf das Fach vermittelbar sind. Gerade deshalb aber muß diesem Thema stärkere Berücksichtigung widerfahren und es darf nicht nur als Problem der Studierenden betrachtet werden.

Bleibt noch die Binsenweisheit, daß man auch didaktische Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses und der offene Austausch über Probleme am Fachbereich einiges bewirken könnte.

Die Kanon-Diskussion durchzog die Tagung. "Wer danach fragt, was er als nächstes lesen soll, studiert das falsche Fach" - sagen die einen; andere beklagen mangelnde Lesekenntnisse und Lesewilligkeit der Studierenden und wollen dem mit einer Liste abhelfen. Manche wollen in verbindlichen, auswendig zu lernenden Listen festhalten, was die Grundlagen des Faches ausmacht. Wieder andere sehen in Leselisten die Chance, die Idiosyncrasien einiger Professoren auszugleichen, indem man zumindest weiß, was diese verlangen; quasi ein "Kanon", um das Fehlen eines allgemeingültigen Kanons aufzufangen.

Daß es die Liste nicht gibt, zeigte ein kleines Experiment unter den Anwesenden, mehrheitlich immerhin ausgewiesene FachvertreterInnen. Mit der exemplarisch verteilten Liste war niemand so recht einverstanden: da kam die Mediaevistik zu kurz, da fehlten wichtige Titel, da war vom richtigen Autor der falsche Titel gewählt - und vermutlich hatte niemand alle Titel gelesen.

Listen sollen vorgeblich meist helfen, Defizite ausgleichen, aber kann man Lernen als Mängelbeseitigung begreifen? Auf der Tagung wurde dies klar abgelehnt - eine derartige Lernsteuerung führe zu Angst vor Mißerfolg und verhindere das Entwickeln eigener Lernstrategien. Was in der Diskussion etwas kurz kam, ist, mit einem Teilnehmer gesagt: "Die Leute wissen was, wenn sie kommen". Allerdings ist das, was sie mitbringen, anders als das, was erwartet wird. Die heutigen Studierenden haben z.B. Kenntnisse der Erzählstoffe und Inszenierungsformen der AV-Medien oder Kenntnisse im Umgang mit der ikonographischen und logischen Struktur von Datenverarbeitungsprogrammen. Allerdings wird dieses Wissen kaum aufgegriffen, sondern "kontrafaktisch die Kenntnis des Kanons erwartet".

Doch sobald der Kanon festgeschrieben werden muß, ist er gerade nicht mehr grundlos anerkannt, und somit überholt oder zumindest in Frage gestellt. Der tiefere Hintergrund der Kanon-Diskussion ist daher die Auseinandersetzung darum, was das Studium vermitteln soll und welche Wissensformen damit zusammenhängen: Memorialwissen oder methodische Fertigkeiten und Verknüpfungswissen? Zu wissen, daß es Metaphern gibt, heißt noch nicht, daß man sie erkennen und ihre Wirkung beschreiben kann - wenn man das aber nicht kann, was nutzt dann dieses Wissen? (Oder ganz tiefsinnig: weiß man dann überhaupt, daß es Metaphern gibt?)

Ich denke, Literaturlisten können auch für motivierte Studierende - und Lehrende - eine sinnvolle Anregung sein, gezielt bestimmte Werke zu lesen. Es muß jedoch klar sein, was zur Auflistung gerade dieser Werke geführt hat und daß es sich um eine Empfehlung handelt. Diese Listen dürfen daher weder Prüfungsvoraussetzung sein, noch Studierende davon abhalten, eigene, "andere", Leseerfahrungen zu sammeln.

Auch die kanonische Auflistung "der" Gegenstände des Faches kann keine letzte Verbindlichkeit haben, sondern nur eine vorläufige Orientierungshilfe bei der Entdeckung der Vielfalt und des Methodenreichtums eines Faches darstellen: wer eine Werbeanzeige oder einen Dialog zu analysieren vermag, kann sich später an einer Fernsehmoderation oder Gedichten versuchen - und wird unter Zuhilfenahme zusätzlicher Literatur auch weiterkommen.

Germanistik zu betreiben, heißt sprachliche und literarische Erscheinungen bzw. Zeugnisse angemessen und erhellend zu beschreiben und zu bewerten sowie dies vermitteln zu können. Wer nur Listen und Fremdwörter auswendig lernt, läuft Gefahr, nie dorthin zu gelangen. Und schließlich sollte das Germanistikstudium v.a. ein Ziel haben: Germanistik - was sonst! (khp)

Die Dokumentation der Vorträge liegt inzwischen in der Märzausgabe der Mitteilungen des deutschen Germanistenverbandes vor. Die FS Germanistik hat einige Listen gesammelt, die bald auf der Internetseite der Fachschaft zugänglich sein werden und gedruckt bei der Fachschaft kopiert werden können. Weitere Listen sind willkommmen!)


Abfahrt

Studiticket bleibt

Aufatmen bei den Studierenden, die jeden Tag aus Wiesloch, Ilvesheim, St. Ilgen und Neckargemünd nach Heidelberg zur Universität fahren: Das Semesterticket bleibt und wird im Oktober dann 105 DM kosten; der Solidaritätsbeitrag beträgt weiterhin 19 DM.

Der Vertrag bleibt also im Grunde gleich, verändert wird allein der Preis, der in den Vertragstext konkret aufgenommen wurde. So kann der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) nicht irgendwann nach eigenem Gutdünken ohne Zustimmung der Gegenseite den Preis erhöhen.

Die Verhandlungen stellten sich allerdings als zäh heraus; der VRN wollte zunächst keine der geforderten Angebotsverbesserungen versprechen, denn man könne keine Sonderinteressen - also die der Studierenden - befriedigen. Erst eine Sitzung des Heidelberger Gemeinderats brachte die Wende: geradezu einmütig zeigten sich die Fraktionen von SPD, Grünen und sogar der CDU, zusammen mit der Studiliste-Abgeordneten Jutta Göttert zumindest für Angebotsverbesserungen im Bereich der Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) zu stimmen, für die der Gemeinderat weisungsbefugt ist.

Ab Herbst will die HSB die Buslinie 12 ganztägig im Zehn-Minuten-Takt fahren lassen, im Abendverkehr soll sie halbstündig zumindest bis zu den Studentenwohnheimen fahren, obwohl die HSB hier noch das Problem sieht, daß dort die Busse nicht wenden könnten.

Der Kampf für Angebotsverbesserungen sei aber noch nicht zu ende, so Felix Berschin, der Verkehrsexperte der Fachschaftskonferenz. Die obengenannten Verbesserungen stünden auf der Prioritätenliste zwar ganz oben, aber es müßte - auch außerhalb der HSB - noch mehr verbessert werden, um noch mehr Studierende, die bislang nur ihren 19-Mark-Pflichtanteil zahlen, zum Kauf des Semestertickets zu bewegen. Gefordert wird beispielsweise der Fünf-Minuten-Takt der Straßenbahnlinien 1 und 4 auf der Berliner Straße, die im Moment noch hintereinander herfahren. Aus Fahrplangründen sei die Umsetzung schwierig, bevorzugt wird eine Realisierung kombiniert mit einem Zehn-Minuten-Takt der OEG. Notfalls sei auch die Ersatzlösung vorstellbar, daß die Straßenbahnlinie 2 statt der Linie 1 nach Handschuhsheim fährt.

Zunächst sei man aber mit dem Vertrag zufrieden, meint Berschin. Gerade das deutliche Ergebnis der Urabstimmung im Frühjahr und sachorientierte Verhandlungen mit starken Argumenten auf Studierendenseite hätten zu der jetzigen Vertragsverlängerung geführt. (mab)


Aufgepflanzte Lanzen

Die Heidelberger Universität im Mittelalter: Der Rektorbücher zweiter Teil

Im letzten ruprecht schon waren wir in den Brunnen der Vergangenheit hinabgestiegen, um Kuriositäten an der alma mater heidelbergiensis ans Tageslicht des 20. Jh.´s zu holen. Hier der zweite Teil: von aufgespießten Studenten, erzürnten Bürgern, nächtlichem Umherschweifen, brennenden Hetzern und geistlichen Gütern; und Vorlesungen fielen damals auch schon aus: der Pest wegen.

1396 März 7.:

Ruprecht II., Ruprecht III. und dessen Sohn Ruprecht befreien um Gottes und des eigenen Seelenheils willen das Anwesen, das Gerlach von Homburg für die Zeit nach seinem Tod als Wohnung für arme Scholaren, besonders aus seiner Verwandschaft, gestiftet hat, von allen Steuern und Abgaben, die die eigenen Amtleute oder Heidelberger Bürger erheben könnten.

1405 Aug. 29.:

Kopie des Empfehlungsschreibens für den Dominikaner Johannes Mulberg an die Universität von seiten des bereits bestätigten Basler Elekten Humbert von Neuchâtel mit der Bitte, diesen bei seinem Vorgehen sowohl gegen die auch Lollarden oder Becheri genannten Begharden wie auch die als Swestrones bezeichneten Beginen zu unterstützen. Da trotz des Verbotes auf dem Konzil zu Vienne Anhänger dieser Sekte die ausführlich geschilderte Lebensweise unter Mißachtung der Amtskirche weiterführen und in den letzten Jahren auch in Teilen Alemanniens Anhänger gefunden und als Ketzer verbrannt worden seien, möchte der Bischof mit Hilfe des Genannten auch anderorts die Bekämpfung durch kirchliche Strafverfahren verstärken.

1405 Dez. 12.:

Die unter Hinweis auf den Gehorsamseid zusammengerufenen Magister beschließen, eine Warnung vor nächtlichem Umherschweifen unter dem Rektoratssiegel öffentlich bekanntzugeben. Nach dem hier eingetragenen Wortlaut wird es wegen der dadurch drohenden Gefahren für die Universität verboten, irgendwie bewaffnet, ohne Licht oder maskiert nachts auf die Straßen zu gehen bei Strafe des Verlustes der Waffen und der Zahlung eines Guldens.

1406 Mai 1.:

Der von Artistenfakultät und Universität als Magister aufgenommene Hieronymus von Prag hatte sich in einer allgemeinen Lehrveranstaltung gegen lebende und verstorbene Doktoren und Magister anmaßend und abwertend geäußert. Gegenüber fünf Magistern hatte er nach einer zweitägigen Diskussion mehrere irrige Auffassungen in der schriftlichen Darlegung der von ihm vertretenen Lehrmeinung zugegeben, sich aber geweigert, diese dem Dekan vor Verlassen der Unterrichtsräume auszuhändigen. Dem Vorwurf, unter anderem gewisse Logiker als eigentlich häretisch bezeichnet zu haben, begegnet er mit der Behauptung, dies nur in Köln ausgesprochen zu haben. Trotz seines Ausschlusses aus der Artistenfakultät kündigt er eine öffentliche Verteidigung seiner Auffassung an, worauf schließlich das Rektorat jegliche Teilnahme an solchen Veranstaltungen untersagt.

1406 Juni 11.:

Beginn der im folgenden geschilderten zum Teil blutigen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen des Hofes und Bürgern auf der einen und Studenten auf der anderen Seite.

Gewalttäter verletzen zwei Scholaren der Universität, die sich wie üblich nach dem Abendessen auf dem Marktplatz ergehen. Daraus sei die schon länger gehegte Absicht (gegen die Studenten) deutlich erkennbar. Aufgrund seines Amtes gebietet der Rektor den Verletzten Friedenspflicht, natürlich aber nicht den übrigen Scholaren, so daß diese bei den folgenden Ereignissen eine solche auch nicht hätten brechen können.

1406 Juni 12.:

Zwei Scholaren werden in eine Schlägerei mit dem Edelknecht Kuno Alheim verwickelt, der danach Hofleute und gemeines Volk zusammenruft, die mit Kriegswaffen das Haus des Johannes von Frankfurt zu stürmen versuchen. Einem Flickschuster namens Kopchin gelingt es zunächst nicht, angeblich auf Geheiß eines Bürgers, die Glocken zu läuten. Dies bewerkstelligt schließlich ein Bäcker aus Eberbach mit Hilfe der Dirnen, nachdem ein Küchenschreiber als nuncius mortis vorgeblich im Auftrag des Königs dem Schultheißen mitgeteilt hat, daß dies geschehen solle. In diesem Glauben schreit die aufgebrachte Menge: "Tod den Scholaren, man soll sie alle umbringen, die Tonsurierten, Rasierten und Talarträger!" Darauf kommt Bürgermeister Winrich (Diemar) bewaffnet aus seinem Haus und befiehlt dem früheren Pleban Nikolaus (Burgmann) und anderen, in ihre Häuser zu gehen. Die Menge und die Adligen bestürmen verstärkt das genannte Haus des Johannes von Frankfurt am unteren Ende des Aufgangs zum Schloß, und die Stadttore sind inzwischen geschlossen. Auch dem zufällig vorbeikommenden Bischof von Speyer mit seinem Gefolge gelingt es nicht, im Namen des Königs dem Angriff ein Ende zu machen. Die jungen Leute im Haus verstecken sich, springen aus dem Fenster oder flüchten auf das Dach, wo sie mit Pfeilen beschossen und unten von aufgepflanzten Lanzen erwartet werden. Trotz eindeutig mörderischer Absicht der Eindringenden bleibt es durch den Einsatz des Bischofs und seines Gefolges nicht nur bei Verletzungen und Plünderung. Bei der Verfolgung Flüchtender wird auch das benachbarte Haus des Herrn Ullrich gestürmt und dort u. a. ein Buch und ein Talar geraubt. Frauen aus der Nachbarschaft geben Hinweise auf Studenten im Bad, von denen einer, zu Tarnung mit dem Gewand des Baders bekleidet, von einem Bürger abgewiesen, schließlich im Hospital Unterschlupf findet.

1406 Juni 13.:

Gemäß einem weiteren Beschluß bringt Johannes von Frankfurt die Angelegenheit bei Hofe vor, wo man sich bestürzt zeigt und der König sich entschuldigt, er habe von der Entsendung des nuncius mortis nichts gewußt und mißbillige sie, was nach Meinung des Verfassers wahr sei und sich auch aus den folgenden Reaktionen ergebe. Der König garantiert mit lauter Sinne die Sicherheit sämtlicher Angehöriger der Universität und ihres Eigentums und läßt den Herold im Audienzsaal verkünden, daß jedes Unrecht gegen Universitätsangehörige mit dem Tode und dem Verlust der Güter bestraft werde, wer immer was auch begangen habe. Danach reitet der Herold in die Stadt, um dies dort zu verkünden.

1407 Juni 23.-Okt. 10.:

Im gegenwärtigen Rektorat (des Johannes de Noet) befindet sich die Universität in großer Bedrängnis, die nur vergleichbar sei mit den Unruhen, die unter dem Rektorat des Johannes von Frankfurt geschildert sind. Infolge der Pest ist der größte Teil der Scholaren und Lehrkräfte weggegangen, so daß nur noch die ordentliche Vorlesung in den Dekretalen vor wenigen Studenten gehalten wird. Auch am Zisterzienserstudium ist niemand anwesend.

1400 Juli. St. Peter:

Bonifaz IX. hebt auf Bitten Pfalzgraf Ruprechts III., der in dem Bestreben, für sein irdisches Vermögen himmlische Güter einzutauschen, für sein und seiner Vorfahren Seelenheil, zur Vermehrung des Gottesdienstes in Heidelberg und zur Erhöhung der Attraktivität der Stadt, in der er sich mit seinem Hofe oft aufhält, sowie deren Universität ein Stift errichten möchte, vier von 16 in dessen Patronat befindlichen Pfründen an St. Marien zu Neustadt auf und überträgt sie an die Kirche zum hl. Geist, die er in dieser Bulle "motu proprio" von der Mutterkirche St. Peter löst und zur Stiftskirche mit einem Dekan für die vorgesehene Anzahl von Kanonikern macht. (mm)


"Hey babe!"

"Placement-Test" und "Foundation Course" für angehende Anglisten

Mit Beginn dieses Semesters ist das Prozedere für Erstsemester am Anglistischen Seminar nochmal um einiges spannender geworden. Der "Placement-Test" ist da, und an dem kommt keiner mehr vorbei. Der erste Tag des Semesters hält von nun an für alle Studienanfänger einen Einstufungstest bereit, der grundlegende Fähigkeiten in den Bereichen Grammatik und Textverständnis prüft und dessen erfolgreiche Absolvierung Voraussetzung für den Besuch scheinpflichtiger Veranstaltungen im Grundstudium ist. Von den 118 Studienanfängern in diesem Semester haben den Test 97 bestanden - die Hälfte davon sogar mit einer Note im Bereich "gut" oder "sehr gut". Schwierigkeitsgrad und Art der Fragen scheinen also durchaus angemessen zu sein. Die Durchfallquote lag allerdings bei immerhin 18 % - und damit knapp doppelt so hoch wie erwartet.

Wer mindestens zwei Drittel der Fragen richtig zu beantworten wußte, war fein raus, konnte sich gleich zu Beginn des Studiums über den ersten Schein freuen und am nächsten Tag frohen Mutes schlangestehend der Kurseinschreibung entgegenfiebern. Ihm standen alle Veranstaltungen, die von Erstsemestern besucht werden können, offen (vorausgesetzt, die Listen waren nicht schon voll, als er mit Schlangennummer 378 endlich zum Einschreibestift greifen durfte). Denjenigen aber, die durchgefallen sind, bleibt der Genuß der scheinpflichtigen Grammatik- und Übersetzungskurse verwehrt, bis - ja, bis sie die Hürde "Placement-Test" im zweiten oder dritten Anlauf gemeistert haben. Auch wenn heutzutage jeder Englisch kann, reicht anscheinend so manches lückenhafte Schulenglisch doch nicht ganz, um Anglistik zu studieren - zumindest nicht in Heidelberg. Deshalb sollen sich besonders Gewitzte schon mit dem Gedanken tragen, Grammatik- und Übersetzungsscheine in Mannheim zu machen und dann einfach ans hiesige Anglistische Seminar zu wechseln. Why not?

Als Alternative, und vom Anglistischen Seminar eigentlich als reguläre Vorgehensweise vorgesehen, böte es sich an, den "Foundation Course" zu besuchen, der dieses Semester speziell für die Nachholbedürftigen eingerichtet wurde. Dieser Kurs behandelt alles, was sich unter die Kategorie "basics" subsumieren läßt, und soll die Teilnehmer auf ihren nächsten "Placement-Test" und damit eigentlich auf das Anglistikstudium ganz generell vorbereiten. Inwieweit dies im Rahmen eines zweistündigen Semesterkurses möglich ist, bleibt abzuwarten.

Endgültig gelandet sind im "Foundation Course" dann allerdings nur 15 der im Einstufungstest Durchgefallenen. Die restlichen sechs bestreiten zur Zeit möglicherweise tatsächlich ein Mannheim-Vorspiel, hoffen eventuell aber auch für ihren nächsten Versuch einfach auf das letzte Quentchen Glück, das beim ersten gefehlt hat, oder haben vielleicht ein noch schöneres Studienfach als Englisch für sich entdeckt. Zusätzlich haben sich im "Foundation Course" - man höre und staune - zehn Freiwillige eingefunden, darunter auch einige, die noch gar nicht eingeschrieben sind. Nicht nur der "staff" scheint also die Notwendigkeit gewisser Grundkenntnisse der Englischen Sprache für das Anglistikstudium erkannt zu haben. Die Kursteilnehmer arbeiten laut Aussage der Kursleiterin daher auch sehr hart, um die große Masse an Stoff zu bewältigen - 15 Stunden sollten für die wöchentlichen Hausaufgaben veranschlagt werden. Die Tatsache, daß die Hälfte der 25 Kursteilnehmer ausländischer Herkunft ist, schafft zwar erfreulicherweise ein geradezu multikulturelles Klima, erweitert allerdings die zu behandelnden Problemfelder erheblich. Schließlich muß daher auf wesentlich mehr als nur die speziellen Schwierigkeiten eingegangen werden, die deutsche Muttersprachler mit der englischen Sprache haben.

Insgesamt läßt sich die Einführung von "Placement-Test" und "Foundation Course" recht positiv bewerten, da sie einen Schritt zur Angleichung der tatsächlich sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse der Studienanfänger darstellt und die Arbeitsbedingungen in den einzelnen Lehrveranstaltungen zu verbessern verspricht. Studenten "exotischerer" Sprachen müssen sich ähnlichen Einstufungstests, nach denen sie in verschiedene Kurse aufgeteilt werden, immerhin schon lange unterziehen. Ist Englisch vielleicht doch nicht die Sprache, die heute ja eh jeder kann? (jb)


Psycho-Trommel

Kritische Tage bei EWS und Psychologie

Spannende Vorträge statt langweiliger Vorlesungen, interessante Diskussionen statt öder Seminare, kreative Workshops statt einschläfernder Übungen - 3 Tage lang boten die Fachschaften des Erziehungswissenschaftlichen Seminars (EWS) und des Psychologischen Instituts all dies. Ein abwechslungsreiches Programm mit interessanten Gästen war von sieben Leuten - hauptsächlich vom "Psycho-Treff", der Fachschaft der Psychologen - auf die Beine gestellt worden, und am 29. Mai ging's los...

Aus dem Kaffeekeller des Psychologischen Instituts drangen schon morgens um zehn exotische Geräusche (zum Teil so laut, daß sich einmal ein Psychologie-Dozent beschwerte, der gerade ein Seminar hielt). Da saßen zehn junge Leute um afrikanische Trommeln, schüttelten ihre Hände und übten, was ihnen Ole Sundermann gerade erklärt hatte: Workshop "Afrikanisches Trommeln".

Die Kreativen Tage von Psychologen und Erziehungswissenschaftlern, die seit dem Wintersemester 1988/89 jährlich durchgeführt werden, sollen für alle Interessierten die Möglichkeit bieten, außergewöhnliche Themen zu diskutieren, die im normalen Lehrplan nicht oder kaum vorkommen, und neue Formen von wissenschaftlichem Lernen und Arbeiten kennenzulernen. Entsprechend vielseitig waren auch dieses Jahr wieder die Gegenstände und Fragen der angebotenen Workshops, Diskussionsrunden und Vorträge. Die Palette reichte von psychologiespezifischen Veranstaltungen wie "Die therapeutische Beziehung in der Klientenzentrierten Psychotherapie" mit der Diplompsychologin Beate Hofmeister und "Berufsfelder und Berufschancen von PsychologInnen" bis zu allgemeineren Themen, z.B. "Asylrecht", "Ist das Studium noch zu retten?" oder "Zur politischen Lage in Deutschland"; angeboten wurden insgesamt 21 Veranstaltungen. Außerdem hatten die Organisatoren interessante Gäste eingeladen, u.a. die Vizepräsidentin des Berufsverbandes Deutscher PsychologInnen, Gertraud Richardt, Renate Wanie von der Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden und Mitglieder des Verbandes lesbischer und schwuler PsychologInnen. Wegen Krankheit des Referenten mußte der Vortrag über Klaus-Peter Löser, der aufgrund einer Fehldiagnose neun Jahre in der geschlossenen Psychiatrie festgehalten wurde, abgesagt werden.

Die Beteiligung in den einzelnen Veranstaltungen war recht unterschiedlich. Ungefähr fünfzig waren zum Vortrag von Beate Hofmeister gekommen, ca. dreißig zu Gertraud Richardt, die über Berufsfelder von PsychologInnen referierte und sehr viele Psychologiestudierende besuchten am ersten Tag die "Einführung ins Psychodrama", einer praktischen Therapieform, während der Vortrag der Bündnis 90/Grünen-Bundestagsabgeordneten Dr. Köster-Lossack, "Frauen und Minderheiten", mit gerade mal fünf Studierenden nur schwach besucht war. Ganz ausgefallen war am ersten Tag die Vormittagsveranstaltung "Wünsch Dir was...", die am Nachmittag nochmals angeboten wurde und dann stattfand; mangels Beteiligung wurde auch der Workshop "Kreatives Schreiben" abgesagt. Die AG "Subjektives Referat" wurde ebenfalls nur einmal angeboten, obwohl es zweimal vorgesehen war. Ansonsten lag die Beteiligung zwischen zehn und zwanzig, womit die Veranstalter ganz zufrieden waren.

Beendet wurden die Kritischen Tage mit einem Fest im Innenhof des EWS. Die Fete war an sich unspektakulär: in einer Ecke saßen die "afrikanischen" Trommler, wer wollte, konnte jonglieren, ansonsten saß man in Grüppchen auf den Bänken, unterhielt sich und holte sich dazwischen wieder etwas zu trinken im EWS-Café Giesela. (mab)


Kultur


Quo vadis, Philippe?

Kultautor Djian: Eine Bestandsaufnahme

Philippe Djian, Jahrgang 1949, ist eine Ikone der neueren Mainstream-Literatur und Aushängeschild seines Ver-lags. 1982 debütierte er mit dem bis an die Grenze der Selbstparo-die handlungsstarken Road-movie-Werk "Blau wie die Höl-le", den Durchbruch schaffte er drei Jahre später mit "37,2o am Morgen", mäßig verfilmt von Jean-Jacques Beineix als "Betty Blue". Seitdem erschienen in dichter Folge fünf weitere Roma-ne und ein Band Erzählungen, die dem Autor, quer durch alle Bevölkerungsschichten, eine geradezu abhängige Gemeinde von Lesern eingebracht haben.

Waren Sie schon einmal richtig verliebt? Wirklich richtig? Und haben Sie schon einmal wirklich gelitten, wenn es schiefging? Wirklich dumpf betäubt und todtraurig gelitten? - Sobald Sie eins von Philippe Djians Büchern aufschlagen, werden Ihnen ernste Zweifel daran kommen. Diese Romane entfesseln einen emotionalen Sog, dem sich kaum jemand entziehen kann, denn über kurz oder lang stürzt der Autor jede seiner Figuren in ein Dilemma, das nur durch langen, aufreibenden inneren Kampf aufgelöst werden kann.

Dabei beginnen die Geschichten regelmäßig eher ruhig, und auch später schwingt sich das Erzähltempo nur streckenweise zu einiger Fulminanz auf. Hatte "Blau wie die Hölle" noch vor allem durch den atemberaubenden Plot gewirkt, so entwickelte Djian seit "Erogene Zone" (1984) einen quasiautobiographischen Ich-Erzähler, den er in den Mittelpunkt eines äußerlich immer ruhiger werdenden Geschehens stellte. Zur schicksalhaften Verstrickung kommt es jedesmal dann, wenn die weibliche Protagonistin in die Handlung eintritt: eine blutjunge oder auch reifere Frau, die aber in jedem Fall gutaussehend, unkonventionell und sehr, sehr anziehend ist. In der Tat ist die breite Schilderung geschlechtlicher Interaktion ein wesentlicher Grund für die Unterhaltsamkeit der Djian-Bücher. Schon die Jugendschilderungen der beiden letzterschienenen Romane bieten breiten Raum für die Beschreibung sexueller Initiation und Reifung, und auch die vier der 'klassischen' Phase zwischen 1984 und 1988 unterschlagen kein menschliches Gelüst - aber das allein kann die Faszination dieser Prosa nicht erklären.

Djians Helden sind derart fest in der Erfahrungswelt des Durchschnittslesers verwurzelt, daß niemand auf den Gedanken käme, die realistische Authentizität dieser Art von sympathischem Normalmensch zu bezweifeln. Djian beschreibt den Alltag - das Duschen, den Einkauf, das Kochen, den Ärger mit Nachbarn - in pointierter Detailliertheit, und in ebenso großem Realismus konfrontiert er den Leser mit den Gefühlsschwankungen seiner Ichs. Selbst wenn man bereits von zehn flüchtigen Liebesbeziehungen, Auseinandersetzungen mit dem besten Freund, Haßausbrüchen gegen den Literaturagenten gelesen hat, der elfte wirkt immer noch glaubhaft wie der erste, denn Djian schreibt mit meisterhaftem psychologischen Einfühlungsvermögen.

Diese grundlegende, geschickt aufgebaute Glaubwürdigkeit der Charaktere ist es, die den Leser auch in die großen handlungsbegründenden Konflikte hineinzieht. Eine Mutter muß zur Rückkehr zu ihrer Tochter bewegt werden, ein Vergewaltiger geht an seiner Schuld zugrunde - es sind in jedem Fall einfache Muster, die Djian seinen Romanen zugrunde legt. Aber er erzählt sie mit einer Intensität und atmosphärischen Dichte, die ihn unter dem handwerklichen Aspekt der Imagination von Wirklichkeit um einiges über die neueren Werke zeitgenössischer deutscher Großschriftsteller wie Handke, Grass und Walser hinausragen läßt.

Aber dabei läßt Djian es nicht bewenden. Er bettet die kleinen alltäglichen und die großen existentiellen Ups und Downs seines Protagonisten in einen kaum je abreißenden Strom der Selbstreflexion: Kein Ereignis bleibt unkommentiert, jede Bewegung wird sogleich in den Kontext der persönlichen Lebenserfahrung gestellt, und man möchte fast von einem allgegenwärtigen mentalen Verdauungsapparat sprechen, der dem Leser die angemessene Deutung des Geschehens vorgibt und es erst dann ins Gewesene entläßt. Darüber hinaus hat Djian eine Vorliebe für Zitate aus der Literatur und dem I-Ging und für allgemeine Lebensweisheiten, mit denen er noch einen Schritt weiter geht und die subjektive Erfahrung in die des Menschen schlechthin überführt: "War es für einen Mann nicht unerläßlich, ein paar Stunden in puncto Demut zu nehmen?". Hier ist freilich die Grenze zur Komik nicht fern, und so benutzt Djian die Überhöhung ins Allgemeine oft genug auch für einen ironischen Akzent - "Mmm..., meinte ich nickend. Das Leben ist eine einzige lange Lehre." Die integrative Wirkung dieser Reflexionsinstanz ist nicht zu unterschätzen, denn Djians Ich-Helden reagieren zwar auf die von ihnen nicht beeinflussbaren Fährnisse, zum Teil sogar heftig, akzeptieren sie aber ohne weiteres Aufhebens als gültige Lebensbedingungen; mitunter entsteht der Eindruck von Fatalismus.

Eine gewisse Tendenz zu einfachen Lösungen kommt im Ende von "37,2° am Morgen" zum Ausdruck, wo Djian seinen Helden die Geliebte, die als Opfer wahnhafter Selbstverstümmelung der Psychiatrie in die Hände gefallen ist, im Krankenbett mit einem Kissen ersticken läßt. Im Gegensatz zu Keseys "Einer flog übers Kuckucksnest", auf das sich diese Schlußwendung wohl bezieht, fehlt Djians Roman aber jeder soziale Bezug; das Schicksal der Personen bleibt, wenn auch exemplarisch dargestellt, ein rein privates. Dieselbe Konzentration auf die Charaktere kommt auch in der Behandlung der Schauplätze zum Ausdruck. Die meisten Djian-Romane spielen in einer französisch-amerikanisch gefärbten Umgebung; die Orte werden sparsam, aber in höchst evokativer Weise charakterisiert, doch in aller Regel vermeidet Djian jeden konkreten Bezug.

Das Ergebnis all dieser Eigenheiten ist eine für Djian typische Monumentalität seiner Ichs, die monolithische Wirkung eines ungebrochenen subjektiven Bewußtseins, das den ausschließlichen Zugang des Lesers zur Welt des Romans darstellt und ihn deshalb dem Geschehen vollkommen ausliefert. Diese Helden sind deshalb so anziehend, weil sie sich eine ausgeprägte Individualität leisten. Sie stehen nicht nur vollkommen im Zentrum des Geschehens, sondern agieren auch mit größter Selbstbestimmtheit - auch dann, wenn nur ein reaktives Handeln in Frage kommt.

Diese unentfremdete, impulsive, ungebundene Lebenseinstellung wird allerdings zum guten Teil erst dadurch möglich, daß Djians Held Künstler ist, und zwar ein Schriftsteller, der im Laufe der Romane und mit fortschreitendem Alter immer erfolgreicherer wird. Aber auch der Gelegenheitsarbeiter in "Erogene Zone" setzt dem Erwerbszwang recht erfolgreich sein "laissez aller" entgegen, und der resignierte Auftragsschreiber aus "Rückgrat" rettet sich mit zenbuddhistischer Gelassenheit ebenso schlecht und recht über die Runden.

Zuweilen gerät Djian dabei allerdings in die Nähe einer kitschigen "Freiheit, die ich meine". "Jedesmal, wenn ich Paul Sheller sah, ermaß ich den Weg, der hinter mir lag" - es scheint, als habe das Schicksal dem Helden, so hart es ihn auch umherstößt, doch immer eine Sofaecke reserviert, in der ihm nichts geschehen kann und aus der heraus er behaglich seine Betrachtungen pflegt. Bei aller löblichen Klassizität wirkt diese Ruhe der Seele gleichzeitig auch ein wenig vormodern.

Der Autor scheint hier selbst ein Problem zu sehen, und wohl aus diesem Grund hat er in den beiden zu letzt erschienenen Romanen sein Konzept modifiziert. In "Pas de deux" (1991) und "Matador" (1993) gibt er die perspektivische Einheit und Geschlossenheit der 'klassischen' Romane auf, und zwar arbeitet er zum einen erstmals mit verschiedenen Zeitebenen, und zum anderen stellt er dem zentralen Ich jeweils eine weitere Bewußtseinsinstanz zur Seite. Diese technische Innovation scheint für Djian eine bewußte Auseinandersetzung mit der Tradition der Romankunst zu bedeuten, denn in beiden Fällen drückt die Einfachheit des Konstrukts einen gewissen Oppositionsgeist aus.

Leider geht diese Rechnung nicht auf. Der Pianist Henri-John aus "Pas de deux" betrügt seine Frau, will aber die Scheidung verhindern. Parallel dazu wird die gemeinsame Kindheit der beiden bis hin zur Heirat ausgebreitet; am Ende finden die Erwachsenen ebenso wie in der Vergangenheit die Jugendlichen zueinander. Der Roman zeigt zwar Djians gesamtes schriftstellerisches Können - die Jugendhandlung des Romans schildert in hinreißender Weise das Milieu einer Balletttruppe -, dennoch bleibt der Kausalzusammenhang der Zeitebenen zweifelhaft.

Ebenso unbefriedigend ist Djians Plan in "Matador". Zum einen wirkt die Entscheidung, den Roman in drei Teile ("Tercios") zu gliedern, einigermaßen hölzern, zumal er auch den mittleren Abschnitt, der sich zum ersten vorzeitig verhält, albernerweise den "Ersten Tercio" nennt. Zum anderen schreibt Djian im mittleren Drittel zum ersten Mal seit seinen Anfängen in der dritten Person. Zwar gelingt diesmal der Zeitenkonnex: Mani, der jugendliche Held, kann mit Hilfe Vitos, des neuen Ehemannes seiner Mutter, die existentielle Übermacht seines Großvaters brechen, eines Despoten, der bereits früher die Verbindung zwischen Vito und Manis Mutter verhindert hatte. Die Vorgeschichte deckt einen Erklärungsbedarf der aktuellen Handlung, und diesmal wird kein zweifelhafter Begründungszusammenhang konstruiert. Dennoch hat Djian, indem er das erprobte Mittel der Monumentalperspektive aufgibt und damit einen Schritt in Richtung Objektivierung des Geschehens tut, nicht das geringste gewonnen.

Nicht gelitten hat bei diesen Experimenten zum Glück der brillante Sprachstil. Man sollte zwar die Übertragung Michael Mosblechs nicht mit der Lupe betrachten - ein wenig zu oft ist etwa beim Essen von "ordentlich reinhauen" die Rede -, aber im Zusammenhang gesehen gelingt es sowohl dem Autor als auch dem Übersetzer erstaunlich überzeugend, Alltagssprache konsequent ins Schriftliche umzusetzen ("Biste sicher, daß hier kein Zucker zu finden ist? - Keine Ahnung. Haste richtig geguckt?"). Das zweite auffällige Stilmittel Djians sind seine unaufdringlichen und nicht selten originellen Lyrismen, und man wird unschwer seiner gelegentlichen Selbsteinschätzung zustimmen können: "der erste aerodynamische Stil mit Linien von majestätischer Reinheit, glatt wie Kugeln aus Wolframkarbid".

Offenbar trifft Djian mit seiner Variante des Realismus den Nerv der Zeit. Seine Romane weisen nicht ausdrücklich über sich selbst hinaus, sie 'bedeuten' nichts; dennoch - oder gerade wegen dieses Verzichts auf Sinndeutung und Moraldidaxe - scheinen sie den Bedürfnissen eines breiten Publikums entgegenzukommen. Wie wird Djians nächste Ich-Inkarnation aussehen? Ein vierjähriges Künstlerkind? Oder ein abgeklärter Alter, der in Erwartung des Todes Rückschau hält? Wenn der Diogenes-Verlag seine Veröffentlichungspolitik beibehält, erscheint der neue Djian zum Ende des Jahres.(jpb)


Alles foxi, oder was?

Die Renaissance der Kiosk- und Pressecomics

Unsere Eltern sind mit ihnen noch aufgewachsen, in den späten 80er Jahren gab es sie praktisch nicht mehr. Die Rede ist von den sogenannten Presse-Comics: Heftchen und Taschenbüchern, die man für wenige Groschen in Supermärkten, Kiosken und so ziemlich überall, außer im Buchhandel natürlich, erwerben kann. Was in den 50ern als "Schundliteratur" zaghaft begonnen hatte mit dem Klassiker und Dauerbrenner "Micky Maus" (z.Z. 900.000 Stück Auflage pro Woche), dem nicht minderen Klassiker "Fix und Foxi" und Piccolos des Zeichners Hans Rudi Wäscher, dessen Hefte heute auf Börsen astronomische Summen unter Sammlern erzielen, entwickelte sich bis in die 70er zu einem expandierenden Markt. Das große Geschäft zu dieser Zeit machten im wesentlichen der Ehapa Verlag aus Stuttgart (Disney-Comics, "Asterix"), der Kauka Verlag, der unter verschiedenen Besitzern die einzige wirklich in Deutschland produzierte Reihe ("Fix und Foxi" sowie mehrere Ableger) zusammen mit franko-belgischem Material herausgab sowie der Bastei Verlag, der neben "Bessy" und "Felix" vor allem TV-Serienadaptionen ("Bonanza", "Captain Future", "Biene Maja" usw.) auf den Markt warf. In den 80ern schließlich kam noch der zum Bauer-Konzern ("Bravo") gehörende Condor Verlag mit Superheldenserien aus den USA und dem Klassiker "Clever & Smart" aus Spanien dazu.

Inzwischen hat Bauer den Kauka Verlag aufgekauft und stellte bis auf das Flaggschiff "Fix und Foxi" alle laufenden Serien aus Rentabilitätsgründen ein. Als Gründe müssen hier wie auch anderswo (bei Bastei und Condor wurde um 1985 nach und nach auch das meiste eingestellt) die regelrechte Überschwemmung mit z.T. sowohl inhaltlich als auch von der Produktion her minderwertigem Material gesehen werden und die Innovationsfeindlichkeit der Verlage. Innerhalb von ein bis zwei Jahren wurde lieber eine Neuauflage von bereits veröffentlichtem Material einer etablierten Serie gemacht (manchmal sogar einfach unter fortlaufender Numerierung!), als etwas Neues zu versuchen. Das aufkommende Kabelfernsehen mit etlichen Zeichentrickfilmen und die Etablierung eines gehobenen Marktes mit teuren Albenserien für wenige, ausschließlich für Erwachsene durch den Carlsen Verlag und später auch durch den von Ehapa 1992 aufgekauften Feest Verlag taten ein übriges, den Markt zusammenbrechen zu lassen. Bis auf die "Micky Maus", für die genügend Material weltweit, vor allem jedoch in Spanien und Italien, produziert wird, schien keine Reihe mehr profitabel zu sein. Als die Verlagsunion Pabel-Möwig (Bauer Verlag) 1994 versuchte, die Auflage von "Fix und Foxi", die von 260.000 (1978) auf 53.000 gefallen war, durch Umstellen von wöchentlicher Erscheinungsweise auf ein Monatsheft, das zudem Popstarposter enthielt, zu erhöhen, zog man sich Probleme mit dem Erfinder Rolf Kauka zu. Per Gerichtsbeschluß mußte die Auslieferung im Dezember '94 gestoppt werden, obwohl sich die Auflage wieder verdoppelt hatte. Grund war angeblich ein zu freizügiges "Madonna"-Poster. In Fachkreisen wird eher spekuliert, Kauka wolle mehr Geld für seine Lizenz. Wie und wann es mit der Serie weitergehen wird, steht derzeit noch nicht fest, da der Rechtstreit noch offen ist. Im gleichen Jahr starb der Verleger des Bastei Verlages, Gustav Lübbe. Dies hatte weitreichende Konsequenzen: Der Comic-Bereich wurde aufgelöst. Nur der Superseller "Gespenstergeschichten" (100.000 Stück) wird im Bastei -Jugendbereich jetzt wöchentlich neben vier monatlichen Kindermagazinen (u.a. "Benjamin Blümchen" und "Schlümpfe") noch herausgegeben. So verwundert es nicht, daß der Ehapa Verlag seit Ende der 80er Jahre etwa 80 % des Marktes beherrscht, davon 50 % alleine durch "Micky Maus".

Doch inzwischen scheinen einige der Betreiber zur Besinnung gekommen zu sein. Die stetige Nachfrage nach antiquarischen Comics sowie der Rückgang bei den hochwertigen Hardcover-Alben, nicht zuletzt wegen des enormen Preisanstiegs (ca. 16-40 DM pro Ausgabe) bei gleichzeitiger Verramschung an einige spezielle Händler, die sich daran dumm und dämlich verdienen, indem sie die Ausgaben vielleicht 5 DM billiger anbieten bei einem Einkaufsstückpreis von 3-4 DM, führte zu einer Veränderung der Kaufgewohnheiten, auch des älteren Publikums. Dies nahm derart groteske Formen an, daß sich beispielsweise die US-originalimportierten "Spiderman"-Hefte in der BRD besser verkauften als die von Condor herausgegebenen deutschen Ausgaben. Inzwischen hat der Condor Verlag die Qualität seiner Ausgaben verbessert und versucht, sich vom "billigen Schrott"-Image zu lösen. Daneben betreibt zum Erstaunen der Marktbeobachter die Gong-Gruppe mit ihrem "Dino-Verlag" noch zusätzlich diese Renaissance, indem sie qualitativ-hochwertige monatliche Objekte, wie z.B. "Beavis & Butthead" oder den Klassiker "Superman" aufs neue herausgibt. Dabei hält man sich stark an die US-Originale, was sowohl den Leser freut als auch Kosten spart. Da die Hefte nach eigenem Bekunden ab etwa 35.000 Exemplaren rentabel werden und im Schnitt 50.000 Stück pro Monat verkauft werden, ist man bei Dino entschlossen, zu expandieren: Demnächst sollen "Die Simpsons" sowie das Spektakel "Marvel gegen DC" erscheinen. Neues von der Front auch vom Marktführer Ehapa: Im Herbst wird ein neuer "Asterix"-Band erscheinen, zudem gibt es im Juli ein neues "Rantanplan"-Album (der doofe Hund aus "Lucky Luke"). Gerüchten zufolge will der französische Verlag Dupuis sich mehr um den deutschen Markt bemühen, allerdings kann dies einige Zeit dauern, da alle wichtigen Serien von den "Minimenschen" bis zum "Marsupulami" noch in Lizenz bei Carlsen oder Ehapa/Feest sind. Einen Nachahmer haben die "Gespenster-Geschichten" gefunden: "Das Grauen" wird zweiwöchentlich seit Anfang Mai vom bisher unbekannten Kölner Verlag Click-Clack herausgegeben. Ob wir von denen mehr zu erwarten haben, werden wir sehen. (mj)


ruprecht on the record

Musiktips und Meinungen

Alanis Morissette: Jagged Little Pill

Stellenweise schreit sie wie Melissa Etheridge ihre Gefühle aus der Seele, manchmal erinnert sie etwas an Sheryl Crow oder Tori Amos. Doch Zigtausende Amerikaner können nicht irren, die Grammy-Juroren ebensowenig: Die erst 21jährige Kanadierin und Wahl-L.A.-Bürgerin Alanis Morissette hat mit "Jagged Little Pill" das Album des Jahres vorgelegt. Die Songs - allesamt von Alanis selbstgeschrieben - sind explosiv und ausdrucksstark. Die CD enthält neben den auf der Hülle angegebenen zwölf Tracks noch einen Track 13: nochmals "You Oughta Know" in einer etwas anderen Version, nach mehr als einer halben Minute Pause kommt dann noch das A-Cappella-Stück "Your House". Absolut hörenswert sind auch "Ironic"und "Wake Up".

Die Musik ist insgesamt sehr rockig, Alanis Morissette läßt Gitarren toben, wechselt aber auch Ruhe und Aggressivität in ihren Songs ab. Dabei reicht das Repertoire vom Poppigen ("You Learn") bis zum Aggressiven ("Forgiven"). Mit von der Partie waren im übrigen auch richtig prominente Leute: bei der zweiten Version von "You Oughta Know" haben Dave Navarro und Flea von den Red Hot Chli Peppers mitgespielt.

Die Texte sind insgesamt emotional und doch niveauvoll-reflektierend; sie alle zeigen deutlich, wie Alanis Morissette in ihren Songs die Erlebnisse ihres bisherigen Lebens verarbeitete. Sie beleuchtet Beziehungen zu Männern, kritisiert das angeblich "starke Geschlecht" direkt und nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund ("Are you thinking of me when you fuck her?")

Alles in allem ist die CD von Alanis Morissette ein Album, das zeigt, daß es auch heute noch prima Musik gibt, die aus dem Herzen kommt und von Hand gemacht ist. (mab)

Gert Wilden & Orchestra: Music from Schulmädchenreport

"Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich begrüße Sie zu einer rauschenden Nacht im Zeichen von Hornbrille und Polyesterhemd, denken Sie nicht an das, was Ihre Töchter jetzt zuhause tun und genießen Sie die Musik. Vorhang auf für Gert Wilden und sein Orchester!" Und während schwitzende Polyesterfreaks ihre hornbrillenbewaffneten Gattinnen im flotten Tanzschritt übers Parkett schieben, vergnügen sich die blutjungen Töchter zuhause auf ganz andere Weise, so war es immer irgendwie in den Schulmädchen-Reports, diesem wilden Stück Aufklärungskultur der Endsechziger, irgendwo angesiedelt zwischen Schmuddel und Kult, Trashfaktor unendlich. Jetzt gibt es die gesammelten Soundtracks, und Gert Wilden, Filmkomponist und Produzent von über 300 Platten, wäre heute wahrscheinlich ein gefeierter Easy-Listening-Star, er wird es auf alle Fälle bald sein, seine Musik strahlt im Glanz der Discokugel und überall stöckelt der Korkplateau. Die Lieder sind voller Sex, die Arrangements spannungsgeladen, und wir stellen uns riskante Einsätze in Manhattan vor, hellbraune Ledersofas und wieder die Polyesterfreaks mit den dicken Koteletten. Und natürlich jede Menge kichernder Schülerinnen, nackt, manchmal auch knapp bekleidet. (mk)

René Jacobs-Concerto Vocale: Claudio Monteverdi: L'Orfeo (harmonia mundi)

Nach der Veröffentlichung der "Krönung der Poppea" und der "Heimkehr des Odysseus" kam nun auch die "L'Orfeo" heraus. Ein mehr als angemessener Abschluß für den Plattenzyklus von Monteverdi-Opern. Dieses Werk, das 1607 in Mantua uraufgeführt worden war, gilt als Meisterwerk Monteverdis, ja, als Apotheose seiner Gattung.
Über ein Jahr hatte er an ihr gearbeitet. Sein Ziel war dabei, einen "Spiegel der perfekten Schöpfung Gottes" zu schaffen.
Die antike Sage des Orpheus, der das Unmögliche schafft und sich durch seine Musik aus der Unterwelt befreit, goß er in fünf Akte (und den Prolog), die bis ins kleinste Detail symmetrisch aufgebaut sind. Jacob René spielte dieses "Manifest des Humanismus" nach langer Forschungsarbeit mit dem Concerto Vocale ein. Dabei legte er großen Wert auf historische Authentizität, wofür das französische Label "harmonia mundi" weltberühmt ist. Mit großem Sinn für Schönheit, reine Ästhetik und Liebe zum Detail wurde so eine wunderbare Aufnahme geschaffen, ein Tondokument. Es ist seine 50 Mark ganz gewiß wert! (fw)

Herbie Hancock: The New Standard (Verve)

Zu Beginn der 60er Jahre machte sich Hancock einen Namen, indem er Rhythm & Blues-Elemente in den Jazz integrierte - seine Kompositionen "Maiden Voyage" und "Cantaloupe Island" wurden zu Klassikern. Für die Produktion seines neusten Albums holte er sich die hochkarätigsten Musiker seiner Generation ins Studio: Dave Holland am Baß, Jack DeJohnette am Schlagzeug, John Scofield an der Gitarre und Michael Brecker am Saxaphon. Mit ihnen spielte er Stücke ein, die er anscheinend für die neuen Standards hält: Stücke von Prince, Sade, Simon and Garfunkel, Kurt Cobain...

Was mit leichtem Zweifel beginnt, erhärtet sich zum Urteil: Obwohl alle ihre Instrumente vollkommen beherrschen, können sie sich nicht vom perfekten Studioklang lösen, den man aus den Titelmelodien amerikanischer Sitcoms kennt. Wenn Sades "Stronger Than Pride" wie Kaufhausmusik klingt, kann kein Funken überspringen, selbst wenn DeJohnettes Rhythmen grooven.

Also, kauft Euch die Platte erst, wenn es keine Klassiker mehr gibt, die ihr Euch noch kaufen könntet - wir wollen hoffen, daß es nicht soweit kommt! (fw)

The Walkabouts: Devil's Road

Eine Band aus Seattle geht nach Deutschland, produziert bei Köln ihr neues Album und verpflichtet dafür auch noch das Warschauer Philharmonieorchester. Das Ergebnis kann sich hören lassen: "Devil's Road" von The Walkabouts ist ein ausdrucksvolles, melodiöses Album (das erste der sechsköpfigen Band bei einer großen Plattenfirma). Die elf Songs - aus Rock, Country und einer Prise Melancholie gemischt - sind exzellent komponiert, die gefühlvoll-traurigen Balladen wie beispielsweise "Christmas Valley" überwiegen auf dem Album. Die beiden auch privat verbundenen Frontpersons Chris Eckman und Carla Torgerson wechseln sich beim Gesang ab, die Warschauer Streicher ergänzen einige Songs und erheben sie ins Bombastische; das Eingangsstück "The light will stay on", das als Single erschienen und manchmal auch im Radio zu hören ist, mag hierfür als Beispiel dienen. Insgesamt ein wunderschönes Album.

Wer die Walkabouts live erleben will, sollte sich den 17. Juni im Kalender mit rotem Stift dick ankreuzen: sie spielen dann im Karlstorbahnhof, allerdings ohne Warschauer Violinen und Cellos. (mab)

Trash & Go

7" Singles:

Hier sieht es zur Zeit leider ziemlich mau aus. Zu empfehlen ist im Moment nur Whigfields "Sexy Eyes", leider ohne richtiges Cover und, vorausgesetzt, ihr habt einen guten Importhändler, David Bowies "Hello Spaceboy", in Pink-Vinyl übrigens mit "The heats filthy Lesson" auf der B-Seite.

12" Maxis:

Die neue Maxi von E-Rotic ist da. Klar, die mußte "Fritz love my tits" heißen, damit sich's wieder reimt. Die Nummer, die man sich (leider nur im Neutralcover ohne die lustigen Zeichnungen) zulegen sollte, klingt nach "Willi use a Billi". Auch von Bad Boys Blue gibt es 'ne aktuelle 12" Maxi. "Anywhere" lautet der Titel. Auch hier leider nur ein Neutralcover. Die "Radio-Version" fehlt leider, dafür gibt's den "Jeyenne's out of the blue"-Mix. Alles in allem schön poppig.
Von Erasure's "Rock me Gently" soll's in England angeblich eine Promo-Maxi geben, da wären dann sicherlich auch die in Deutschland nicht mal auf CD erschienenen 12"-Versionen drauf. Auf der tschechischen M-CD sind diese 4 anderen Versionen jedenfalls zu konsumieren.
Von Dune gibts nachträglich die aktuellen Titel "Rainbow to the stars" und das Kinderlied "Hand in Hand" auf Vinyl. Da hat sich mal die Plattenfirma ausnahmsweise erbarmt.

5" M-CDs:

Dieter alive! Die neue Blue System M-CD "Only with you" ist da. Nachdem er an einen Spekulanten 3 Mio. DM verloren hat muß er halt das Geld irgendwo wieder reinholen. Da es mit seinem Techno-Projekt "Major T." nicht so recht klappt, ist halt mal wieder Blue System dran. Trotzdem eine schöne Tanznummer. Ebenfalls empfehlenswert ist das britische Projekt Saint Etienne mit der aktuellen EP "He's on the phone", eine geile Pop-Nummer. Auch die Pet Shop Boys mit ihrer neuen M-CD "Before" kann man sich holen, wenn man nicht weiß wohin mit dem Geld. Im BSE-Reich gibt es davon übrigens eine Triple-Vinylmaxi.

Just Friends: Friends forever

Klar, das Ganze grenzt schon an den Schleim der BRAVO-eigenen Boybands, aber um so öfter ich das Album höre, um so besser gefällt mir.das Werk aus der "Gute Zeiten-Schlechte Zeiten"-TV-Werbung. Denn so schlimm ist das Album eigentlich nicht. Gängige tanzbare Pop-Ohrwürmer zum Genießen sind hier ebenso zu finden wie schönschmalzig anmutende Balladen. Mal ehrlich, wer hat noch nicht zu Titeln wie "Ever & ever" in der Wanne geträllert oder bei "The present that I want" rumgeschmustt? Als Partygag könnte man Titel wie "Friends" neben Baccara und Chris Norman sicher durchgehen lassen. Zumindest wird es genügende geben, die sich die "J.F." mal heimlich reinziehen, wie die dauernden Chartplazierungen beweisen. Auch die Vinyl-Freaks werden (zumindest teilweise) befriedigt: Von "Ever & ever" gibt es eine einseitig bespielte 12"Maxi und von "The present that I want" eine 7"Single mit "Ever & ever" als B-Seite. Inzwischen ist die neue M-CD "Anytime anyplace" erschienen, mit einer neuen Sängerin übrigens. Leider ist das Ding nicht analog auf Vinyl erschienen. Wir sollten gemeinsam einen Protestbrief an die Plattenfirma Edel schicken.

Die wichtigsten Party-Schnulzen

Um richtig in Stimmung zu kommen, ist es schon fast selbstverständlich, ein Special der Modern-Talking-Hits von "You're my heart you're my soul" bis "In 100 years" in Maxi-Version hintereinander zu spielen. Für die Hartgesottenen empfehle ich Baccaras "The Devil send you to Lorado". Austin Roberts "Rocky"tut es (besonders für Anfänger) jedoch auch. Balladen sollten selbstverständlich auch nicht fehlen: Chris Normans "Some hearts are diamonds" und "Only you" von den Flying Pickets, eine Yazoo-Cover-Version, sind dafür sehr empfehlenswert.
Beim nächsten Mal gehe ich auf Stücke der 90er ein. Bis dann. (mj)


ruprecht goes to the movies

Filmtips - und vor allem Meinungen

(in Klammern die Anzahl der ruprechte)

ruprechts Notenskala:
- nicht empfehlenswert
* mäßig
** ordentlich
*** empfehlenswert
**** begeisternd

Happy Gilmore (-)

Happy, verhinderter Eishockeyspieler mit gewaltigem Schlag, geistig etwas minderbemittelt, aber mit gutem Herzen, versucht seine geliebte Großmutter aus dem Altersheim zu retten. Doch woher die nötige Kohle nehmen? Ausgerechnet Golf, der Sport für "reiche Ärsche", wird für Happy die Lösung seiner Probleme. Unser Held nimmt mit seiner unkonventionellen Spielweise zwar haufenweise Turnierprämien ein, bringt dadurch aber den bösen, schleimigen Profispieler Shooter gegen sich auf und muß vor dem Happy End erst einige Abenteuerchen auf dem grünen Rasen bestehen (in deren Verlauf er nebenbei auch noch seine Prinzessin, die PR-Managerin des Golfclubs, betören kann).

The Birdcage (3)

Ein alterndes schwules Pärchen betreibt gemeinsam einen Nachtclub: Armand als Manager und Regisseur, Albert als Star der Show. Und wie es sich für Stars gehört, ist auch jener ein wenig neurotisch und stets eifersüchtig. So weit, so gewöhnlich. Wäre da nicht Val, der Sohn Armands, das Produkt eines Fehltritts. Dieser will heiraten, und zwar die Tochter des konservativen Senators Keeley. Da die Tochter ihren Eltern den Zukünftigen schmackhaft machen will, wirbt sie mit dem ausgezeichneten Ruf der Eltern Vals. Also muß ein intaktes Elternhaus vorgetäuscht werden. Zunächst soll die eigentliche Mutter dafür engagiert werden, an der Abendtafel sitzen aber nach zahllosen Zwischenfällen letzlich doch die beiden schwulen Männer - als Mann und Frau. Wem das alles bekannt vorkommt, der krame in seinem Videoarchiv; dort wird er auf den Klassiker Ein Käfig voller Narren von Edouard Molinaro stoßen und feststellen, daß die Handlung genau die gleiche geblieben ist, nur ein wenig amerikanisiert.

Das Verhältnis vom Original zum Remake ist vergleichbar dem von italienischer zu amerikanischer Pizza: Die amerikanische ist deutlicher fetter, aber nicht unbedingt schmackhafter. Obwohl an jedem Punkt vorhersehbar, langweilt der Film doch keineswegs. Das ist in erster Linie den beiden Hauptdarstellern zu verdanken: Robin Williams ist nach einem bösen Absturz in Jumanji als Armand wieder in Höchstform, und Nathaniel Lane begeistert als Albert in jeder Situation, vor allem wenn er versucht, besonders männlich zu wirken. Selbst John Wayne wäre neidisch gewesen auf seinen Schritt.

Echte Kerle (-)

Also, da ist dieser Polizist (Chris), der zwar ein Arschloch, aber eigentlich dann doch ganz nett ist. Der wird von seiner Verlobten rausgeschmissen, weil die ab sofort nur noch auf Muskelpakete steht. Chris verbringt die Nacht mit einem Typen (Eddi) und verliebt sich in die neue Kollegin (Helen), an der aber schon ein anderer Kollege (Nr. 457589) sehr interessiert ist. Die ist auch unglücklich verliebt, sie weiß nur noch nicht genau, in wen. Eddi will Chris (Eddis Mutter übrigens auch), der muß sich aber erst noch über seine sexuellen Neigungen klar werden. Nr. 457589 will Helen, die will ihn aber nicht, sondern Chris...

Der Film bietet absolut nichts, was wir nicht schon in Der bewegte Mann gesehen haben (da allerdings witzig), die Gags sind entweder geklaut oder uralt, und die Charaktere (wenn man sie denn so nennen will) total überzogen.

Wegen Renovierung geschlossen (4)

Ein schöner Sommertag, Heinz-Rudolf K. (Tommy Ohrner), Feinmechaniker aus Leidenschaft, ahnt nichts Böses, als er durch Zufall in einen wegen Renovierung geschlossenen Kinosaal gerät. Doch plötzlich geschieht Grauenhaftes: Die bisher harmlos daliegenden Kinosessel mutieren zu entsetzlichen Killerklappstühlen. Mit ihrer Klappmechanik stürzen sie sich blutrünstig auf den wehrlosen Feinmechaniker, der sich nur noch zu retten weiß, indem er die genmutierten Killerklappstühle mit einem Feuerlöscher bedroht. Im anschließenden Show-down gelingt ihm erst die Rettung durch sein brutales Popcornmachinengewehr. Ob es ihm gelingt, das Herz der adipösen Kassierin (Sharon Stone) zu gewinnen, wollen wir nicht verraten.

Auch wenn die Geschichte alltäglich erscheint, bringen die Charaktere ihre Rollen sensibel zur Geltung. Besonders hervorzuheben ist die überragende Darstellung des heimatlosen Anführers der Killerklappstühle (Mike Krüger), die auch mit der Goldenen Tomate prämiert wurde.

Nicht schuldig (3)

Ein wegen Mordes angeklagter Mafia-Drahtzieher läßt eine Geschworene von einem Auftragskiller brutal unter Druck setzen, um nicht schuldig gesprochen zu werden. Um sich und vor allem ihren Sohn zu schützen, geht diese auch zunächst auf dessen Forderungen ein. Als sie jedoch erkennt, daß sie dann ihr ganzes Leben auf der Flucht sein würde, entschließt sie sich, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Wenn der Film auch wenig Neues über die skrupellosen Methoden der Mafia zu eröffnen weiß und ebenfalls keine verborgenen Abgründe der menschlichen Psyche auftut, so besticht er doch durch einen hervorragenden Alec Baldwin, der sich in der Rolle des psychopathischen Killers sichtlich gefällt und darin absolut überzeugt. Er verfällt im Laufe der Handlung immer mehr unserer schönen Heldin und gerät dadurch nicht nur zwischen die Fronten der Bösewichte, sondern muß auch mit sich selbst zahlreiche Konflikte austragen. Zwar kann man Demi Moore die Rolle der alleinerziehenden, aufopfernden Mutter, die alleine den Kampf gegen das Böse aufnimmt, nicht ganz abkaufen, aber trotzdem hält der Film einige überraschende Wendungen bereit.

Wer Die Firma und Die Akte mochte und vom nicht-enden-wollenden Kampf Davids gegen Goliath immer noch nicht genug hat, der wird sicherlich auch diesmal wieder mitzittern können, denn bezüglich der Spannung steht dieser Streifen den beiden anderen in nichts nach.

Einsame Entscheidung (2)

Woher stammt bloß dieses ernüchternde Gefühl, die gleichen Gags, die gleichen Schauspieler und die gleiche Handlung schon einige tausend Mal in amerikanischen Billigproduktionen bei RTL gesehen zu haben?! Auch aus einem so müden Thema wie dem Golfen hätte man doch mehr als drittklassige Witzchen und aufgewärmte Slapstick-Komik zaubern können. Nicht einmal Freunde des Schwachsinns kommen hier auf ihre Kosten.

Ein Kinorezept, das erfolgreich war, soll man wiederholen, jedenfalls muß das ein Sprichwort in Hollywood sagen. Anders ist jedenfalls das Erscheinen von "Einsame Entscheidung" nicht zu verstehen, dessen Inhalt irgendwie bekannt vorkommt.

Kurt Russel, ein Analytiker der Regierung, wird durch Verknüpfung unglücklicher Umstände zum Kopf einer Anti-Terroreinheit, deren Einsatzort ein in Richtung USA fliegender Jumbo mit Zielort Washington, D.C. ist. An Bord eine Gruppe religiös motivierter Fanatiker, die mit ihrer Aktion ihren von den Amerikanern gekidnappten Anführer freipressen wollen. Was die Terroristen selber nicht wissen: Mit ihnen fliegt eine nicht geringe Menge von Giftgas mit, das das Leben in Washington nicht sonderlich erleichtern würde. So bleibt Russel und seinen Leuten die Zeit bis zum amerikanischen Luftraum, um die Terroristen zu überwältigen und die Bombe zu entschärfen. Kurzum: ein spannender Actionthriller.Wer nichts anderes erwartet, wird bestimmt nicht enttäuscht.


Beat for the Feet

HeidelbergerSportstudenten proben die Emanzipation des Jazztanzes

Die Halle brennt. Im Sommer sowieso. Freitagnachmittag riecht es auch nach Schweiß. Salzigem, schwerem, stickigem Schweiß. Rhythmus ist Arbeit. Rhythmus geht in die Füße, kriecht in jede Pore, vermengt sich mit dem Salz auf ihrer Haut. Tanz. Männertanz. Fiebrig, eckig, hart. Neu. Ob sie immer noch die einzige Männer-Jazztanzgruppe in Deutschland ist, wissen die momentan ungefähr 18 Sportstudenten nicht so genau. Ganz sicher aber waren sie es einmal, vor einem Jahr. Pioniergeist. Mut, die Emanzipation auch den Männern zu schenken. Seit 1980. Damals bedeutete für Sigrid Adam, Dozentin für Tanz, Gymnastik und Volleyball am Sportinstitut Heidelberg, Initiative zu ergreifen, auch Männern die Grazie beizubringen. Ein Geduldsspiel war das, anstrengend auch. Manchmal, wenn die Schubladen schwul und weibisch sich nicht ganz schliessen lassen wollten. Immer so stur kategorisiert wurde. Ganz geschlossen sind sie immer noch nicht, bloß in Heidelberg vielleicht endlich ein bißchen mehr als im Rest Deutschlands. Dies ist vielleicht auch der Grund, warum die Initiative zur Institution wurde. Sich aus dem Pflichtfach Tanz und Gymnastik etwas entwickeln konnte, das nun seit 16 Jahren ununterbrochen Bestand hat. Und seit 1994 jagen sich die Auftritte. Spontaneität auf dem Turnfest in Hamburg - "Raining men" entfachte plötzlich den Zauber eines ungeplanten Live-Acts -, Faszination auf der Single-Party im Mannheimer Capitol, Staunen bei der Feier zur deutschen Mannschaftsmeisterschaft des Heidelberger Tennis-Clubs, Kult beim alljährlichen Sommerfest des Sportinstituts. "Just a Gigolo" von David Lee Roth, Musik von KISS mit der Macht der Bewegung ausgedrückt. Auch dieses Sommersemester stehen noch fünf Auftritte an, und schon lange tobt nicht mehr nur das Publikum unter dem harten Schritt dieses Jazz. Mit zunehmender Bekanntheit bekam auch die Presse den Beat zu spüren. Die Kraft, die im Rhythmus steckt, wenn Männer ihn interpretieren. Manchmal ein bißchen eckig, vielleicht auch etwas unbeholfen. Eben mit Persönlichkeit, Individualität. Die Sendung " Sport unter der Lupe" von Südwest 3 widmete ihnen einige Fernsehminuten, die Abendschau drehte im Frühjahr 95 eine Reportage. Und der RNZ haben sie schon für so manchen Bericht den Stoff geliefert. Früchte. Ein bißchen ernten will man vielleicht auch auf der Landes-Gymnastrada, einer Art baden-württembergischer Messe für gymnastische Darbietungen. Mit einem völlig neuen Konzept: Sportarten möchte man hier musikalisch-tänzerisch darbieten. Tanz ist Sport, Sport ist Kunst. Tanz ist Kunst. Auch für Männer. (rot)

Nächster Auftritt: 21.6. Sommerfest des Sportinstituts, Mitternachtsshow.


Studi-Tarif

Für läppische drei Mark ins Uni-Kino

Im Feld

5.6.: Kleine Haie
13.6.: Daheim sterben die Leut'
20.6.: Yasemin
27.6.: Apollo 13
4.7.: Sister Act
6.5.: Asterix erobert Rom +
12.6.: Wallace and Grommit

In der Altstadt

5.6.: Pulp Fiction
12.6.: Nine Months
18.+19.6.: Cannes Rolle 95
26.6.: Sieben
3.7.: Keiner liebt mich
10.7.: Horror Picture Show


Verschiedenes


Something To Talk About

Was die anderen so schreiben

Das Internet - Unendliche Weiten. Nach einer kleinen schöpferischen Pause haben wir uns endlich wieder auf´s digitale Surfbrett geschwungen, um Euch die interessantesten Machwerke unserer Kollegen aus dem Netz zu fischen. Hier der Fang:

Aus Berlin : Wahnsinn - Tagebuch eines Berliner Studenten

Ein unfaßbarer Schatten hat sich über das Land gelegt; das Leben wird mehr und mehr zum Alptraum. Manche brechen beim bloßen Gedanken daran schreiend zusammen und fragen ihren Arzt oder Apotheker, andere können nachts nicht mehr schlafen und müssen deshalb ihre Nächte im Hüttendorf verbringen, viele drehen sich vor Wut im Grabe um. BSE, die Berliner Spar-Epidemie, hat die Stadt erfaßt und keineR scheint gefeit.

"Warum eigentlich? Wo bleibt unser Geld?" fragten wir uns und stellten überrascht fest, daß wir es nicht wußten. "Wir müssen unseren Regierenden oder den Wissenschaftsterminator fragen, die sind schließlich dafür verantwortlich", kam Ina die rettende Idee.

Das war einfach, das war genial, also rasten wir rüber zum Toten Tathaus, wo des Rätsels Lösung sitzen mußte. "Wir möchten zum Diebchen", verkündigten wir dem Pförtner. Der beäugte uns mißtrauisch: "Ihr seid doch Studenten!" kreischte er, in seiner Hand war plötzlich eine 44er Magnum: "Herr Diebchen ist derzeit nicht zu sprechen." Wir wichen der Gewalt, wagten aber noch zu fragen, wann er denn wieder erreichbar wäre. - "Für euch nicht mehr in der Regelstudienzeit."

Auch beim berüchtigten Terminator hatten wir kein Glück; Radummski sei auf unbestimmte Zeit in Bildungsurlaub gefahren, in Berlin sei sowas schließlich nicht mehr zu haben. Voll Verzweiflung wollten wir uns vor die S-Bahn werfen, die aber natürlich zwecks Dachschaden nicht kam. So kam es, daß uns neben den üblichen Bundeswehr-Plakaten Deutsche Soldaten können überhaupt keine Mörder sein - per Definition und Reden schadet Ihrer Gesundheit eine Anzeige ins Augen fiel: Leasen Sie einen Freund und Helfer - Ihre Polizei. "Das ist unsere Chance - mit Polizeigewalt ist in dieser Stadt alles möglich!" rief Mark begeistert aus.

Nachdem wir unterschrieben hatten, keine Tierquäler zu sein und für die gesunde Ernährung des Bullen zu sorgen, kreuzte der Mann schließlich bei uns in der AStA-Villa auf (einige nichtsahnende Anwesende sprangen vor Schreck aus dem Fenster).

Wir grüßten: "Hi!" - "Tag", knurrte er und starrte etwas irritiert auf Marks gelbe Haare und Inas Levi's-Löcher. "Ausziehen", befahl ihm Mark, und wir versteckten die nötigen Transpis unter seiner Uniform, die Flugis kamen in seinen Helm. Dann brummte er los zum Toten Tathaus, wir drei klammerten uns hinten auf dem Motorrad fest, aber zum ersten Mal hatten wir nichts von der Polizei zu fürchten, denn wir gehörten jetzt ja dazu.

Der Polizist umstellte das Tote Tathaus, stürmte es und ließ es komplett räumen (Leute und Mobiliar, alles raus). Er sprengte die Senatssitzung; die anwesenden Diebchen und Radummski wurden verhaftet, erkennungsdienstlich behandelt und uns zum Verhör überstellt. Dummerweise leugneten sie jede Verantwortung, später sogar die Existenz eines Haushaltslochs, und wurden schließlich stumm wie Stein.

"Laßt mich mal machen", sagte er freundlich und unterzog die beiden einer "Routinebefragung", wie er es nannte, bei dem uns Hören und Sehen verging. Fast hätte man Mitleid bekommen können mit den armen Schweinen. "TT" stotterte Diebchen schließlich. "Was, hier im Toten Tathaus liegt das Geld begraben?" hakte ich nach. "Nein", stöhnte Diebchen, "Tiergartentunnel, Transrapid".

(HC, Streikkurier)

Aus den USA : Lafayette Alcohol Consumption Above Average

Percentage of students who perceive alcohol to have certain effects:

84 % - Breaks the ice

84 % - Enhances social activity

78 % - Gives people something to do 74 % - Facilitates sexual opportunity 69 % - Facilitates male bonding

68 % - Gives people something to talk about

68 % - Allows people to have more fun

63 % - Facilitates a connection with peers

54 % - Facilitates female bonding

40 % - Makes it easier to deal with stress

29 % - Makes women sexier

21 % - Makes food taste better

20 % - Makes men sexier

14 % - Makes me sexier

(Kristine Zeigler, The Lafayette, Pennsylvania)

Aus Kanada : The Top 5 Sexually Transmitted Diseases

1. Chlamydia trachomatis

- often occurs without symptoms

- symptoms include: an infected cervix with a yellowish colour, severe lower abdominal pain and heavy vaginal discharge (in women), inflammation of the inside of the penis, swollen and painful testicles and vas deferens (in men) and a burning sensation when urinating

- can also be contracted in the throat through oral sex

- can cause long-term complications like Pelvic Inflammatory Disease (PID) if untreated over a long period of time

- untreated chlamydia has contributed to an increasing number of North American women having ectopic pregnancies and infertility problems

- risk of infection increases with the number of sexual partners

2. Herpes Simplex I

very similar to Simplex-I (cold sores on the lips and mouth)

- is said to affect only the genitals,but can develop on any part of the body

- transmitted through genital-to-genital contact

- lesions appear two to ten days after exposure, accompanied by a fever and flu-like symptoms

- some women experience an outbreak instead of the flu, before or after menstruating, and when under stress because it is a virus, it lives in the system and can reappear

- avoiding chocolate, nuts, caffeine, sugar, and alcohol may prevent outbreaks

3. Genital Warts(HPV)

- caused by the human papolloma virus

- an estimated 15 million women and men in North America are infected with genital HPV at any given time

- transmitted through all types of sexual contact (including vaginal, oral and anal)

- the cervix is the most common site of genital HPV infection

- associated with cervical cancer

4. Hepatitis B

- a viral liver infection

- often occurs without symptoms

- the only STD that can be prevented with a vaccine

- treatment includes rest, a healthy diet and avoiding alcohol

- spread through infected blood and saliva

- infection usually appears two to six months after contact

- symptoms include: poor appetite, nausea, vomiting, headaches, a general unwell feeling, jaundice (yellowing of eyes and skin), dark, tea-coloured urine and light-coloured stool

- some people carry the virus for the rest of their lives and unknowingly pass it to their sex partners

5. Gonorrhea

- also known as "the clap," "a dose" or "a drip"

- if not treated early, it can cause serious problems, especially for women

- symptoms appear three to five days after having sex

- symptoms include: a burning feeling when urinating, pain in abdomen, fever and chills, pain during sex, a new or different discharge from the vagina or a discharge from the penis, which may be thick, creamy and yellow-green in colour, and pain or swelling of the testicles.

(Karen Madsen, Imprint, Waterloo, Ontario)

Aus Wien : Studentenball im schönen Rahmen

Während alljährlich Berufsdemonstrierer, neidische Anarchisten und verwirrte Chaoten gegen den Opernball mobilisieren, beweisen die nationalen Studentenverbindungen mit ihrem alljährlichen Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) ihr Verständnis von Zivilisation und Kultur. In den Räumen der Wiener Hofburg fand am 26. Jänner 1996 der WKR-Ball statt, zu dem mehr als viertausend Gäste aus Österreich und der Bundesrepublik Deutschland kamen. Gerade in Zeiten, in denen an jedem Brauchtum gerüttelt und der Glanz der alten Wiener Balltradition durch den Dreck zu ziehen versucht wird, ist der WKR-Ball beliebter denn je.[..]. Die Eröffnung wurde in Vertretung seiner Magnifizenz, vom Prorektor der Universität Wien, vorgenommen. Dieses von linker Seite stark kritisierte Naheverhältnis soll aber der Ausdruck der ganz besonderen Verbundenheit und Treue der Waffenstudenten zur Universität sein, die von keiner studentischen Gruppierung so stark unter Beweis gestellt wurden und werden. Daß der traditionelle WKR-Ball auch ein Bekenntnis zur kulturellen Vorbildwirkung der akademischen Jugend darstellt, steht nicht zufällig in krassem Gegensatz zum unkultivierten Auftreten anderer Studentengruppen. Der Ball findet jährlich am letzten Freitag im Jänner statt. Auskünfte bei den Wiener Korporationen im WKR.

(Der Ring, freiheitliche Studentenzeitung, Vorsicht öarnst gömäihhnt!)

Weiche Stühle braucht man wohl schon. Wenn sechs Stunden die Köpfe rauchen, soll wenigstens der Hintern weich gebettet sein. Schlachten vom Chefsessel aus. Schreibtischtäter? Zum Glück alles nur ein Spiel, kleine geschnitzte Holzfiguren so unschuldig wie Barbiepuppen.


Geduldiges Fleisch

Deutsche Hochschulmeisterschaften im Schach an der Universität Göttingen

Vom 14. 5. bis 19. 5. fanden in Göttingen die diesjährigen Deutschen Schach-Hochschulmeisterschaften statt. Seit langem einmal wieder mit Heidelberger Beteiligung. Acht Studenten tauchten ab in die Welt der Karos. Und kamen mit einem zehnten Platz wieder - von 20. Auf dem Weg dahin haben die acht Strategen immerhin dem letztjährigen Deutschen Meister Uni Karlsruhe in der fünften Runde eine bittere Niederlage zugefügt. Der Titelverteidiger erreichte jedoch schlußendlich nur Platz neun. Erfolge sind relativ. Erfolge sind auch individuell. Volker Jacob erreichte das beste Ergebnis an Brett Vier mit sechs Siegen und nur einem Unentschieden, Kai Röderer zog am fünften Brett nach - fünf Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage -, Ulrich Schmidt rundete am achten Brett ab durch fünf Siege und zwei Unentschieden. Kondition ist nicht nur, stundenlang auf den Rundbahnen dieser Welt sein Ziel da zu erreichen, wo der Anfang war; Kondition ist auch stundenlanges Warten darauf, einen König, den fremden König, hinrichten zu können. Geduldiges Fleisch.

Daß das aber auch mit einem Blitzkrieg gehen kann, zeigt die inoffizielle Deutsche Meister-schaft im Fünf-Minuten-Schach. Vierter Platz für die Heidelberger, die bis zur vorletzten Runde sogar geführt hatten. Schnelle Köpfe. Manchmal sogar richtig modern. Holz gegen Katho-denstrahl. Interna-tionalität, ohne den heimischen Schreibtisch zu verlassen, zu Hause ist der Sitz wohl immer noch am weichesten. Das für diesen Sommer geplante Internet-Match gegen die Southern Illinois University at Carbondale verbindet Intelligenz und Maschine. Internationale Geister.

(Ulrich Schmidt, rot)

Abschlußtabelle: DM

              Punkte  Tore 
1. Aachen      13-1   35.5 
2. Münster     12-2   34.5 
3. Kiel        10-4   33.5 
10. Heidelberg  7-7   28.5 

Abschlußtabelle: Blitztturnier

              Punkte  Tore 
1. Göttingen   33-9   59.5 
2. Rostock I   33-9   59 
3. Würzburg I  33-9   57 
4. Heidelberg  33-9   56.5 

Hoppla !

Berichtigung

Telefonterror als Beschwerde! Geisterstunde schlägt auch manchmal dem Sportredakteur, und der TÜV ist sowieso nicht fehlerfrei. Die Geister von Malente und Notbremse kämpfen doch tapfer die Fußballqual zu Ende.


Tartan-Notiz

Ergebnisse der Deutsch-Polnischen Hochschulmeisterschaften der Leichtathletik am 18./19. Mai in Breslau

		    Disziplin Leistung Gesamtwertung Deutschland 
Patrick Wauer    	400m 	47.51 s 	1. Platz 		1. Platz
Thomas Thiel  		1500m 	3.50.91s 	4. Platz 		1. Platz
Christina Kull 		Kugel 	13.54 m 	4. Platz 		1. Platz
Günther Seibold 	5000m 	15.11 min 5. Platz 		1. Platz
Staffel Frauen 		4x100m 	48.71 s 	5. Platz 		1. Platz
Helga Weissmann 	100mH 	14.55 s 	6. Platz 		1. Platz
Stefanie Vögeli 	200m 	25.20 s 	6. Platz 		3. Platz
Robert Thielicke 		400mH 	53.65 s 	7. Platz 		2. Platz
Anne Wöltge 		400mH 	61.64 s 	8. Platz 		4. Platz

Die Mannschaftswertung der Deutschen Hochschulen gewannen die Leichtathleten der Universität Heidelberg.


Leserbrief

zum Artikel "Internet Inside" aus ruprecht Nr. 42

Grüßt Euch,

stilecht wie es sein muß, nehme ich natürlich über das INTERNET Stellung zu diesem sonderbaren Artikel. Sicherlich bin ich nicht der erste, der sich darüber aufregt und wahrscheinlich ist so eine Reaktion auch beabsichtigt. Gut. Hier ist mein Gegenartikel:

Ja, das Netz ist nicht nur cool, es ist die Zukunft! Leider weiß ich nicht, wie alt derjenige ist, der diesen Artikel im Ruprecht geschrieben hat. Er scheint aber eher einer älteren Generation anzugehöhren. Seine Sprüche hätten genauso gut von meinem Vater stammen können. Ich erinnere mich an die Tage, als vor (inzwischen) 14 Jahren mein erster Computer in meiner Bude Einzug gehalten hatte: Es war ein TI 99-4a, der dann ein Jahr später vom legendären C64 abgelöst wurde. Wenn ich damals vor allem Spiele gespielt habe, dann kam meistens mein Vater ins Zimmer und sagte in seinem Unverständnis: "Jetzt spiele doch nicht immer nur mit diesem Kasten, mache mal was sinnvolles damit!" Er unterrichtet selber EDV. Ich gehöre der ersten Comuptergeneration an, die mit dem Computer aufgewachsen ist. Das besondere an dieser Generation, die meistens mit dem C64 anfing, ist nämlich, daß diese Menschen eben nicht in langen Weiterbildungsseminaren die Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer lernen mußten, sondern SPIELERISCH den Zugang zu diesen Geräten fanden. Diese Computer-Kids haben nie eine Scheu dem Computer gegenüber entwickelt, sind innovativ und creativ, vor allem aber nicht verkrampft und ängstlich diesen Neuerungen gegenüber. Für sie ist der Computer ein Gerät, an dem man Spaß und Arbeit miteinander verbinden kann.

Heute kommt mein Vater zu mir, und fragt mich, wenn er etwas über den Computer wissen will.

Zum Beispiel seien hier nur der Gründer der Firma Netscape zu erwähnen, der ebenso dieser Generation angehört. Auch er hat durch Spiele den Zugang zum Computer gefunden.

Nun zu diesem Artikel. Alleine schon der eine Satz: "Die Modeerscheinung Internet wirkt einen derartigen Anstrum, daß allen, die wirklich etwas zu tun haben, die Arbeit verleidet wird." bringt es auf den Punkt, wie sonderbar und falsch dieser Artikel ist.

1. Das Internet ist keine Modeerscheinung! Wer so etwas behauptet, der sitzt wahrscheinlich im akademischen Elfenbeinturm und bekommt nicht die aktuellen Diskussionen in der Zeitung oder dem TV mit. Wenn sich zum Beispiel die wichtigsten Industriebetriebe dieser Branche auf die Einführung eines einheitlichen NC (NET-COMPUTER) Standard geeinigt haben, dann sicher nicht, weil das gerade so Mode ist. Und wenn der Begründer von Netscape sogar behauptet, daß das Internet in zehn Jahren das Telefonnetzt überflüssig macht, dann sind das nicht die Ideen eines Science Fiction-Autors, dann sind das konkrete Zukunftsperspektiven, die so oder ähnlich auch Wirklichkeit werden.

2. Wer sich kreativ mit dem Erstellen einer perönlichen HomePage beschäftigt, hat wirklich etwas sinnvoll zu tun. Eine Tätigkeit, die von der Universität unterstützt werden soll. Statt sich über den Ansturm aufzuregen, sollte man sich lieber über die zu wenigen Terminals beschweren. Es sollte Demos geben, die sich für mehr Terminals einsetzen - denn vor allem die sozial Schwachen, die sich keinen eigenen Computer mit Modem leisten können, werden auf diese Weise benachteiligt und verpassen somit den Anschluß an die Zukunft und den Arbeitsmarkt.

Also zusammengefaßt: Das Internet ist DAS Medium der Zukunft schlechthin. Und wenn dann naiv gefragt wird: "Ist das Netz nicht primär für den wissenschaftlichen Gebrauch ausgebaut worden?" dann belegt das, daß hier jemand einen Artikel geschrieben hat, der sich mit dieser Materie zu wenig auskennt!!! (Oder jemand, für den MS-DOS besser ist als Windows 95 ) Das Internet ist ursprünglich für den militärischen Nutzen ausgebaut worden und wird auch heute noch in diesem Sinne genutzt. Und für den wissenschaftlichen Gebrauch war es ursprünglich ebensowenig gedacht gewesen wie für das Betrachten von Playboy-Seiten.

Es wurde nur ein Geldgeber gesucht, der ebenso einen Nutzen aus dem Netz ziehen konnte wie das Militär - und so wurde die Wissenschaft gefunden. Und inzwischen hat die Industrie die Möglichkeiten erkannt, die das Netz ihnen bietet und angesichts der wirtschaftlich schlechten Lage der Unis, ist es in Zukunft vor allem die Industrie, die ihren Beitrag zum Ausbau des Internet leisten wird - zum Glück, denn die Kommerzialisierung des Netz ermöglicht erst den Weiterbestand diese ersten richtigen interaktiven Medium, dem Medium, daß der heutigen Zeit entspricht und bereichert es mit den unterschiedlichsten Themen.

Und wenn dann Studierende die Terminals in der Universität stürmen, dann läßt das das Herz eines jeden Lehrers hochschlagen. Dann beschäftigen sich hier Menschen auf spielerische Weise mit einem wirklich zukunftsweisenden Thema, freiwillig sogar. Gerade das Erstellen von ausgefallenen HomePages ist eine in jeder Hinsicht kreative und eben sogar für den eignen Lernerfolg wichtige Beschäftigung. Sicherlich sinnvoller als das stumpfsinnige Lösen einer Programmieraufgabe. In Zukunft wird nämlich niemand mehr von einem erwarten, daß man diese oder jene Programmier- aufgabe lösen kann....aber es wird erwartet, daß man neben Lesen, Schreiben, den Bedienen eines Betriebssystems sich auch mit dem Internet auskennt. Die Universität hat auch die Aufgabe, ihre Schäfchen auf das (Berufs-)Leben vorzubereiten. Wenn die Uni dann ihren Studierenden eben nicht auch die (spielerische) Beschäftigung mit dem Netz ermöglicht, dann wird sie sich später den Vorwurf machen, Netzanalphabeten hervorgebracht zu haben. (Ein neuer Ausdruck-abgeleitet von dem oft verwendeten Begriff: Computeranalphabetismus.)

Schon heute findet man keinen Arbeitsplatz mehr, wenn man sich nicht mindestens mit Windows/95, Mac oder Unix und allen darauf zu bedienenden Programmen auskennt. In Zukunft gehört das Internet ebenso dazu. Es gibt schon heute Firmen, die Leute nur unter der Bedingung einstellen, eine E-mail Adresse und eine persönliche, graphisch top gestaltete Homepage zu besitzen. Warum? Weil das ein Beweis für die Offenheit gegenüber diesem neuen Medium und damit gegenüber allem neuen ist(sein sollte) und ein Beweis für ein hohes Maß an Innovation und Kreativität- Tugenden die heute schon wichtiger sind als das reine Wissen (wie man eine Programmaufgabe löst).

Rudy Scholl


Zugehört!

Termine

Stückemarkt

Vom 1. bis zum 8. Juni präsentiert das Forum junger Autoren auf dem 13. Heidelberger Stückemarkt fünf Gastspiele (davon vier Uraufführungen). Im Anschluß werden Diskussionen mit dem Publikum stattfinden. Neben einer Reihe von Vorträgen werden im Foyer außerdem bisher unaufgeführte Dramen in szenischen Lesungen vorgestellt.

Programm im Theater

Open Air-Siedlungsfest

Zweimal im Jahr wird in der Studentensiedlung am Klausenpfad (Im Neuenheimer Feld) noch kräftiger als sonst gefeiert, denn dann gibt es das große Siedlungsfest. Diesmal am Mittwoch, 5. Juni, ab 20.00 Uhr - wie immer im Sommersemester als Open Air. Der Eintritt ist frei!

Studium Generale

Am Montag, 10. Juni, um 19.30 Uhr, findet in der Neuen Uni im Rahmen des Studium Generale eine Podiumsdiskussion zum Thema "Heidelberg und seine unruhigen Studenten" statt. Wer sich angesprochen fühlt, darf kommen - wer nicht, auch.

"Zahltag"

Am 11. Juni gibt es wieder einen Aktionstag vom Bündnis "Zahltag" mit Informationsveranstaltungen. Neben ideologischem Futter gibt es auch akustisches und optisches: Live-Musik vom "Roten Splitter" (!) und eine "Modenschau" ab ca. 11 Uhr.

Demonstration in Bonn

Am 16. Juni veranstalten DGB, das Aktionsbündnis "Zahltag", Wohlfahrtsverbände und Parteien eine Demonstration in Bonn gegen den Sozialabbau.Organisiert wird die Fahrt vom DGB. Meldet Euch bitte bei der FSK oder tragt Euch in aushängende Listen ein, wenn Ihr per Zug (oder bei Massenansturm mit Bussen) mitfahren wollt.

Tanz International ´96

Vom 18. - 21. Juni, jeweils um 20.30 Uhr, Stadthalle: Bei dem 6. Zeitgenössischen Tanzfestival treten eine katalanische Tanzgruppe, Studenten des Sportinstituts Heidelberg, ein Hip-Hop-Musical sowie eine belgische Truppe "Un oeuf is un oeuf" mit einer Mischung aus Kabarett, Pantomime und Road Movie auf.

Heidelberger Tunnelkult

Am Samstag, 22. 6., ab 17 Uhr wird der Altstadttunnel am Faulen Pelz beben. Dafür sorgen "Move On", "Shave Shit and Shower", "Cosmic Laundry" und "Boutique Orange". Außerdem wird es eine Percussion-Performance sowie Filme, Clips und Comics an der Tunnelwand geben.

Semesterschwerpunkt

Die aESG beendet ihren Semesterschwerpunkt am gleichen Tag wie der aktuelle Monat- und zwar mit einer Veranstaltung zum Thema "Machtfaktor Bildung. Hochschule - Kaderschmiede oder Ort der Emanzipation?" mit Maritta Bötcher, MdB, bildungspolitische Sprecherin der PDS. Das Ende des Schwerpunktes beginnt am 30. Juni um 20.00 Uhr in der Fischergasse 2 in den Räumen der aESG.


Personals

völlig ernstgemeint

Zappa hat's wirklich erfaßt. Seine Generation eben. Gleich auf der ersten Platte. - Felix

Kate! Wenn Flieger fliegen, fliegen Gedanken Fliegern hinterher. - Das Gin Tonicum.

Oli! 100%. Immer den Tunnel weiter, auch Monster sind irgendwann einmal tot. Doom. - Ein Drittel.

Anne! Tirami su ist eine Balkonpflanze. Glühend in der Sonne. - Der Märchenerzähler.

Red.! Uns fehlt noch ein Titelbild! - kh

Ach was, das brauchen wir nicht.- hpc

Ljuba! Wenn Du noch mal am Lay-out-Wochenende hier aufkreuzt, dann... übe vorher Deine Massage-Techniken. - gz

Harald! Was reißt Dich nicht aus dem Tiefschlaf? - xx

Red.! Laß mich in Ruhe!!! - Einer, der nicht erkannt werden will.

Unbekanntes Brot- und Schokoladenmonster! Wo ist unser Proviant geblieben? - Die Leidenden

Sonne! Du bist auch schon mal früher aufgegangen! - Mond

Du! Das hab ich auch schon mal schneller gesehen. - hpc

Allgemeine Schutzverletzungen! Verschwindet aus meinem Computer! - Alle!

RAF! Morphosyntaktische Allophone? - mab

hn! Ich habe den distinguierenden Schirm heute zu Hause gelassen. - gz

Gunnar '96? - Wo bleibt das Update? - hpc

Weltbevölkerung! Schon mal mit 'nem Windows-Fenster den Bildschirm ausradiert? Es geht! - H.

Ihr! Ich möcht' noch einen ernsten Personal! - hpc

bpe! Danke für die moralische Unterstützung! - gz

Äh! Was soll denn ein morphosyntaktisches Allophon sein? - khp

Christel! Schön, daß es Dir gesundheitlich jetzt wieder so gut geht. - Helge

hn! Ich bin der Aufräumer, Du der Müll. - hpc

rot! Fiebrig, eckig, hart. Neu. - Alles klar? - Der ausdauernde Teil der Redaktion.

Uhr! Es ist sieben Uhr morgens. - Der Zeiger

Fliegen! Raus aus meiner Tastatur! - Die Gequälten

Römer! Toll, daß bei Dir die Sonne scheint! Bring mir 'n Stück mit. - Die Heidelbergerin

Staubsauger! Ruhe! - Die Genervte

jpb! Ich hoffe, Du weißt meine heldenhafte Tat mit der Werbung zu würdigen. - gz

Ich! Warum sitze ich hier? - Weiß ich auch nicht! - Ich

Hobbes! Beim nächsten mal komme ich auch mit. - Der Teddybär

Nina! Wie lautet die Adresse Deiner Kreuzbandriß-Homepage? - G.

Red! Oh, ich hab noch einen! - gz

Text! Mein Gott, bist Du immer noch nicht lang genug? - Der/Die SchreiberIn

Layout-Wochenende! Bist Du jetzt vorbei, oder was? - Die Redaktion


Impressum

dieser Zeitung

ruprecht, die Heidelberger Student(inn)en Zeitung, erscheint drei Mal im Semester, jeweils Anfang Mai, Juni, und Juli, bzw. November, Dezember und Februar. Die Redaktion versteht ruprecht als unabhängiges Organ, das keiner Gruppierung oder Weltanschauung verpflichtet ist. MitarbeiterInnen und RedakteurIinnen sind willkommen; die Redaktion trifft sich während des Semesters jeden Montag um 20 Uhr im Haus der Fachschaften in der Lauerstr. 1, 3. Stock. Für namentlich gekennzeichnete Artikel übernimmt der/die Autor(in) die Verantwortung.

V.i.S.d.P.: Gundula Zilm, Schiffgasse 9, 69117 Heidelberg

Redaktionsadresse: ruprecht, Kaiser-strasse 57, 69115 Heidelberg, Tel./Fax 06221/542458, e-mail: ruprecht @urz.uni-heidelberg.de

Layout-Leitung: gz, hn

Graphiken: hn, jr, gz

Druck: Caro-Druck, Frankfurt a.M.

Auflage: 12.000

Die Redaktion: Jens Peter ("Eigentlich mag ich Markus ja, das Lästern macht nur so viel Spaß.") Blinne (jpb), Matthias ("Ich übernehm' nie wieder die Verantwortung für eine Seite - zumindest nicht mit ihm.") Breitinger (mab), Helge ("Nein, das geht nicht, ich muß erst mal gucken, ob das geht.") Cramer (hpc), Hedwig ("Wo ist das AFLR?") Ebinger (hee), Thilo ("Ich ruf dann gegen neun an.") Elsässer (te), Markus ("Das ist Kultur!") Jakovac (mj), Lena ("Felix, laß das Knöllchen-Werfen!") Kempmann (lk), Marcus ("Ich glaub', diese Zeichnung ist infantil.") Müller (mm), Harald ("Wo sind denn Lena und Felix heute abend?") Nikolaus (hn), Jannis ("Wegen mir kommt die Zeitung nicht zu spät raus.") Radeleff (jr), Robert ("Seid Ihr immer noch nicht fertig?") Thielicke (rot), Klaus ("Ja, ja, kürz das ruhig.") Werle (kw), Felix ("Was ist das AFLR?") Wiesler (fw), Gundula ("Das war ein harter Kampf!") Zilm (gz)

Freie Mitarbeiter(innen): Timm Beichelt (tb), Karl-Heinz Eischer (kh), Christoph von Friedeburg (kirk), Matthias Krebs (mk), Patrick Palmer, Kirsten-Heike Pistel (khp), Jakob Ulmschneider (ju), Saskia Wirth

Red.-Schluß für Nr. 43: 24.06.1996.

ISSN: 0947-9570

Internet: ruprecht, Anzeigenpreise und Leserbriefe unter http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~ed6.


Die Letzte

Ihr Horoskop

Steinbock 22. Dez. - 20. Jan.

Am 27. 6. 1998 verlieben Sie sich in die Leipziger Modedesignstudentin Uschi F.

Wassermann 21. Jan. - 19. Febr.

Vorsicht! Am Wochenanfang müssen Sie mit ein paar kleineren Enttäuschungen rechnen. Irgendein Idiot zwingt Sie vor der Mensa dazu, den ruprecht zu lesen, Ihr Partner verläßt Sie und Sie erkranken unheilbar an Darmkrebs - immer locker bleiben!

Fische 20. Febr. - 20. März

Wagen Sie einen neuen Vorstoß, wenn Sie bei Ihrem Schwarm nicht gleich landen können. Aber aufgepaßt: kein Imker sieht es besonders gerne, wenn man seine Bienen fickt!

Widder 21. März - 20. April

Eine alte Liebe flammt wieder auf. Aber was müssen Sie sich auch in eine Asylbewerberin verlieben!

Stier 21. April - 20. Mai

Treue wird bei Ihnen groß geschrieben. Sie sollten sich allerdings nicht allzuviel darauf einbilden, da Treue generell groß geschrieben wird.

Zwillinge 21. Mai - 20. Mai

Sie sollten mal wieder duschen, Sie Schwein!

Krebs 22. Juni - 22. Juli

Ihre positive Phase hält weiter an. Vielleicht hätten Sie doch keinen AIDS-Test machen sollen?

Löwe 23. Juli - 23. Aug.

Machen Sie sich endlich an Sachen heran, die Sie schon lange vor sich hergeschoben haben. Kleiner Tip: Falls rote Rosen nicht wirken - Einkaufswagen stehen auf Schmieröl!

Jungfrau 24. Aug. - 23. Sept.

Sie stecken in einem ziemlichen Dilemma und sollten erst einmal auf Tauchstation gehen. Aber denken Sie daran: Im Neckar aufgefundene Wasserleichen sollten langes, blondes Haar und ein weißes Nachthemd tragen!

Waage 24. Sept. - 23. Okt.

Gesundheit: Endlich! Sie sind blendend in Form, ihre Wehwehchen sind wie weggeblasen.

Liebe: Sie schweben auf Wolken, könnten die ganze Welt umarmen. Herzlichen Glückwunsch!

Geld: Vorsicht - Ecstacy-Tabletten sind teuer!

Skorpion 24. Okt. - 22. Nov.

Toll - bei Ihrer Examensarbeit machen Sie eine gute Figur. Leider fallen Sie trotzdem durch. Aber mal ehrlich - was soll Ihr Jura-Prof. auch schon mit einer blöden Gips-Statue anfangen?

Schütze 23. Nov. - 21. Dez.

Gehen Sie in das Gefängnis. Gehen Sie nicht über Los und ziehen Sie keine 8000.- DM ein!

Die 10 wichtigsten Fragen der Welt

Jesus, der Heiland, beantwortet sie!

1.Stimmt es, daß Vanessa aus "Gute Zeiten - schlechte Zeiten" die Tochter von Clemens Richter ist, oder ist sie am Ende doch der Sprößling von Joe Gerner? Wer weiß, wer weiß.

2.Wird Heiko Richter (Andreas Elsholz) wieder eines Tages auferstehen, so wie Bobby Ewing unter der Dusche? Möglicherweise hat Tina Zimmermann alles nur geträumt, wie Pam Ewing-Barnes damals.

3.Wird Saskia mit Ihrer geliebten Harumi in Japan glücklich werden? Liebe ist dort , wo man sie findet, mein Schäfchen.

4.Wird Kim ihrem Charly treu bleiben oder vielleicht doch Leon vorziehen ? Rammelt und vermehret euch, meine Kinder, daß ihr die Erde euch untertan macht.

5.Wird Kims Freundin Natalie ihren Liebeskummer wegen ihrem Lehrer Jörg überwinden oder weiter in Depressionen und Rachegefühle verfallen? Lasset Blumen sprechen, sprach Jesus, und rauchte Weihwasser.

6. Wird Frau Meinhard Rektorin der Schule werden und wird sie ihrer Schwiegertochter Melissa verzeihen können wegen dem Flirt mit Götz von der Heide? Das sind gleich 2 Fragen auf einmal, da muß ich erst einmal überlegen, mein Schäfchen.

7.Wird Kim das Stipendium in den USA annehmen? Was macht das schon bei Gottes Liebe, Kirchen gibt es überall.

8. Nun aber mal ein anderes Thema. Wird Dallas fortgesetzt werden, wenn ja, ist J.R. auch dabei? Ja, mein Schäfchen! Geh raus in die Welt und verkünde die frohe Botschaft!

9.Wieder dienstags zum obligatorischen 21 Uhr 45-Termin?Nein, mein Schäfchen, in Spielfilmfassung mit nur 4 Episoden pro Jahr.

10. Nun zur letzten Frage, heiligerSohn. Habe ich BSE? Nein , mein Schäfchen, das heißt bei dir Scrapie.


*Zur ruprecht-Titelseite