Sport


In der Bärenhöhle

Rugby-Hochschulmeisterschaften

Im Regen, in der Kälte. Im Matsch.Rugby pflügt alles um, den Rasen, den Körper. Den Gegner.Und wenn der Boden dann noch aufweicht, Klumpen schon lange nicht mehr grünen Rasens an den Stollenschuhen kleben, wird das Spiel zum Kampf. Kampf um Bälle, Punkte, Siege. Das gelang der Heidelberger Rugby - Hochschulmannschaft bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften des vergangenen Wochenendes in Trier überaus bravourös. Stark ersatzgeschwächt und mit vielen Neulingen wagten sie sich mit zwei Mannschaften, in denen jedoch nur ein Bundesligaspieler der sehr erfolgreichen Heidelberger Rugbyszene mitspielte, in die Höhle des Bären. Viele andere waren durch Nachholspiele ihrer Vereinsmannschaften gebunden. Warfen sich also in das Bärengehege, auf Souvenirsammlung nach blauen Flecken, Prellungen, Schürfwunden. Die Mannschaft trägt die Leiden. Die Mannschaft trägt die Freuden. Nach letztjährigem Turniersieg war unter diesen Voraussetzungen leider nur ein dritter Platz möglich. Große Freude trotzdem. Überraschung auch, weil schon im ersten Match zwei der besten Spieler verletzungsbedingt ausfielen. Aber man hatte glücklicherweise noch die zweite Mannschaft als Ersatzteillager, die somit schon nach der ersten Runde aufgeben mußte, mit Platz 20 der Wertung von insgesamt 22 Mannschaften. Im Dienst der Mannschaft. Im Dienst der Universität. Haufen von Knochen, Muskeln, Fleisch im Kampf um den Sieg. Zweimal sieben Minuten Konditionskrieg pro Spiel, sieben Spieler pro Mannschaft auf der Größe eines Fußballfeldes. Freiräume. Das Siebener-System fordert den Spieler, bis er über seine Zunge stolpert. Und trotzdem hatten sie noch Luft für einen 8:7 Sieg im Spiel um Platz drei gegen Göttingen. Die beiden Erstplazierten, die FU Berlin mit zahlreichen Nationalspielern vor Braunschweig, waren dabei jenseits von Gut und Böse, vielleicht aber auch einfach nur ein bißchen weniger betäubt von dem Fest Samstagnacht. (rot)

Spieler: Morsch, Hecht, Bechtel, Kühne, Zech, Pencuni, Ueberle, Botacelli, Morales, Thiel, Pritchett, William, Steinmann, Vogel


Badewannenspiele

Der Finaltag des Uni- Fußballturniers mit begossenen Siegern

Brücken bauen können sie ja. Der Fluß ist dabei das Mittelfeld, doch vor dem Tor war dann der Mörtel alle. Zumindest für die Equipe von Quietscheentchen. Vielleicht hätte man doch nicht nur in der Badewanne proben sollen. Leeres Gekicke, Stein um Stein, ohne das andere Ufer zu finden. Tore sind so wirklich nicht zu erzielen.

Dafür hat ihnen dann auch der Gegner am Finaltag des Uni-Fußballturniers, die Mannen von Badesalz, das Netz lotterig geschossen. Die Maschen geweitet, den Sechzehnmeterraum umgepflügt. Kurz gesagt: Gewonnen.

Die professionellen gelben Trikots, treu in der Farbe des Badewannenspielzeugs, waren für Quietscheentchen da nur noch Selbstdarstellung. Auch die im Übermut des Sieges eingewechselte völlig stumpfe, weil humpelnde Spitze von Badesalz tat dem Torrausch überhaupt keinen Abbruch. Flaschen vorher, Flaschen nachher. Siegestaumel und Verliererfrust ertränkt im Alkohol des Sommerfestes. Und doch nur Spiel um Platz drei. Unwichtig. Verdient aber für die Mannschaft von Badesalz, die im Halbfinale zwei Elfmeter - einen davon während des Elfmeterschießens - nicht über die Torlinie brachte.

Überbrückt wurde dann auch im Finale, überhaupt ja eine der beiden wichtigsten Tugenden eines Fußballspieles. Die andere: Den Rhythmus finden, womit Fußballmannschaften ja generell die ersten 15 Minuten beschäftigt sind. Manche finden ihn nie, nicht nur in Manchester. Im Nirvana der Fußballpsychologie.

Rekord ist, wenn man obengenanntes Wundermittel des Sieges schon in der 12. Minute entdeckt, den Taktstab sogar schwingt wie ein Dirigent sein Stöckchen. Dann fallen die Tore, greift sich der Torwart die Hände blutig. Verfängt sich in den Maschen, aus denen er andauernd den Ball befreien muß. 12, 26, 33. Drei Zahlen, drei Tore. Den Spielern des Equipo Infernale scheuert der Besen der knallorange trikotierten Straßenkehrer von Wacker Weststadt die Füße wund, branden in unfair hoher Tonlage die schrillen Schreie einer verzückten Wacker-Weststadt-Fangemeinde entgegen.

Und dann setzt auch noch leichter Nieselregen ein. Wäscht die Siegesträume der dem Inferno sehr nahen Equipe in die Kanalisation zu den erfolglosen Brückenbauern dieser Fußballwelt. Versumpft sie im weichgetretenen Rasen des Uni-Stadions. Mitleid? Nicht von ungefähr werden beide Finalbegegnungen am Sommerfest des Sportinstitutes ausgetragen. Alkohol ist zum Träumeflicken da. Und zum Feiern. Schließlich ist alles nur ein Spiel. (rot)


Finale Verlierer

Handball-Hochschulmeisterschaften

Ein leicht ziehendes Geräusch. Dumpf, ein bißchen klebrig. Die Hände sind harzig, um den kleinen Ball besser greifen zu können. Das Geräusch, wenn sich der Ball aus der Hand löst. Handball. Dann ein dumpfer Knall, trocken, an der schaumstoffgepolsterten Querwand der Turnhalle zwischen zwei Holzpfosten. Tor. Kraftvolle Zielgenauigkeit, die Flugbahn des Balles unmöglich zurückzuverfolgen. Dem Torwart bleibt oft nur das Glück des Tüchtigen zur Abwehr.

31 Mal war dieser kurze Knall im Heidelberger Tor bei der Finalbegegnung der deutschen Handball-Hochschulmeisterschaften letztes Wochenende im Sportinstitut zu hören. Nur 22 Mal auf gegnerischer Seite, im Stuttgarter Tor. Knall der Niederlage, Melodie des Sieges. 22:31 der Endstand im Spiel Heidelberg gegen Stuttgart, deren Mannschaft nun bereits zum dritten Mal in Folge den Titel gewann. Das war das Ende. Der Anfang: Vier Mannschaften-Bremen, Stuttgart, Göttingen, Heidelberg - hatten sich bei den Herren für die Endrunde qualifiziert. Hieraus wurden die Halbfinal- und Finalbegegnungen ausgelost. Heidelberg setzte sich gegen Göttingen durch, Stuttgart gewann gegen Bremen.

Quietschender Ton der auf dem Hallenboden rutschenden Haut, Schweißflecken zu Boden gegangener Spieler glänzten im Licht der Hallenbeleuchtung. Hitze des Gefechts, Kampf einer Begegnung, die jedoch nur in der ersten Hälfte spannungsgeladen war. In der Halbzeitpause war noch alles offen. 10:12, nur ein knapper Rückstand. Siegeswille, gepusht vom rhythmischen Klatschen auf den Zuschauerrängen. Trotzdem unterliefen Heidelberg unzählige Fehlwürfe, krachendes Holz schrie ihre Wucht hinaus. Den Frust auch, wieder nur den Pfosten getroffen zu haben. Trotzdem scheiterten sie immer wieder an einem allerdings überragend agierenden Stuttgarter Torhüter.

In der zweiten Halbzeit dann stand die Stuttgarter Abwehrreihe zu sicher. Aggressivität. Spieler gegen Spieler, Kampf um Quadratzentimeter. Hart, rauh. Ohne Raum. Ohne Durchkommen. Nur Fernwürfe führten zum Erfolg, doch die schnellen Konter der Stuttgarter besiegelten das Schicksal der Heidelberger.

Bei den Damen traten Konstanz, Gießen, Heidelberg und Halle an. Gießen schoß Halle aus dem Turnier, Heidelberg gelang ein Sieg gegen Konstanz. Spielerischer war der Rhythmus hier, ohne die Brechstange des Wollens und Doch-nicht-Könnens.

Die Finalbegegnung dann war ausgeglichen. Spannung hat die Macht zur Unterhaltung, und spielerischer Gleichwertigkeit ist ein Garant für Spannung, Zuschauer haben die Macht, den Takt vorzugeben, den Rhythmus von Händen, Flaschen, Trommeln dem Spiel aufzuzwingen. Die Kraft für ein gutes Spiel hervorzuzaubern. Den Willen hervorzuzerren, die Nerven in ständiger Anspannung zu halten. Faszination eines Wechselspiels. Anfeuerung, um einem 0:5 Rückstand nach einer Viertelstunde ein 8:8 entgegenzusetzen, trotz drei nicht verwandelter Siebenmeter. Trotz zahlreicher Fehlwürfe weit über das Tor, oft aber auch an den Pfosten, das Lattenkreuz. Ächzendes Holz, Geräusch des Frustes. Trotz einer überragenden Torhüterin der Gießenerinnen. Dieser haben die Heidelbergerinnen auch ihre knappe 14:15 Niederlage zu verdanken. (rot)


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