Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.de

ruprecht-Logo Banner
ruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Der aktuelle ruprecht
ruprecht vor 10 Jahren
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per RSS-Feed
 Hochschule
17.06.2009

Stimmen zum Bildungsstreik

Nachdem tausende Studenten in ganz Deutschland auf die Straße gingen, hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet. Der ruprecht hat die Kommentare von Bundes- und Landespolitikern zum bisherigen Verlauf des Bindungsstreiks gesammelt.

Annette Schavan, Bundesbildungsministerin (CDU):

"Die Proteste sind, was die Ziele angeht, zum Teil gestrig. Ich bin sehr einverstanden, wenn sich Schüler und Studenten mit dem Bildungssystem beschäftigen.
Aber wer streikt, muss auch Fakten zur Kenntnis nehmen. Wer sagt, wir müssen Bachelor- und Masterstudiengänge wieder abschaffen, der nimmt nicht zur Kenntnis, dass Deutschland Teil des europäischen Bildungsraums ist."

Interview im Deutschlandfunk


Margret Wintermantel, Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz:

"Es ist schwer nachzuvollziehen, wie manche Studierende und Professoren derzeit die eigene Hochschulbildung schlecht reden."

Sie räumte Versäumnisse bei der Hochschulreform ein und kündigte sie an, Studiengänge zu überprüfen. Sie äußerte Verständnis für die Anliegen der Studierenden, die ihren Bildungsstreik an zahlreichen deutschen Hochschulen fortsetzten.



Rolf Dobischat, Präsident des Deutschen Studentenwerks:

"Die Unruhe nimmt zu, viele, auch Lehrende, haben die Faxen dicke. Wer Schule und Uni vor 30 Jahren kennen gelernt hat, der würde sich heute wundern. In einige, auf sechs Semester komprimierte Bachelor-Studiengänge wurden ganze Diplom-Studiengänge gepresst. An den Schulen wird die Zeit bis zum Abi verkürzt. Es gibt Indizien, dass Einkommensschwächere genau so reagieren und eine Berufsausbildung bevorzugen. Was dann die spüren, die 'nur' einem Haupt- oder Realschulabschluss haben. Früher brachte ein Studium fast automatisch eine hohe Bildungsrendite. Bis vor zwei Jahren war das noch so. Aber diese Zeiten sind vorbei. Heute gibt es Historiker, die in ihren Jobs mit 1600 Euro netto nach Hause gehen. Und diese Entwicklung geht vermutlich weiter."

Quelle: Der Westen

Pressemitteilung Deutscher Lehrerverband:

Es sei gut erkennbar, "was die Streikinitiatoren anstreben: ein nach unten nivelliertes Bildungswesen, in dem die Prinzipien Leistung und Eigenverantwortung einer Gleichmacherei und einer Vollkaskomentalität geopfert werden sollen".



Stefan Müller, Bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag (CSU)

"Entlarvend sind die Aufrufe linker Studentenverbände und Gewerkschaften zu Bildungsstreiks. Mit Musikfestfestivals, Partys und vorgetäuschten Banküberfällen wollen sie Studierende und Schüler zu 'Bildungsstreiks' anlocken und damit von ihrer Ausbildung abhalten. 
Wem wirklich an der Bildung gelegen wäre, der müsste derzeit gegen die Pläne des rot-roten Berliner Senates aufbegehren, Schulplätze künftig nicht mehr nach Leistung sondern per Los zu vergeben. Bei solchen Demos dürfte allerdings niemandem zum Feiern zumute sein."



Patrick Meinhardt, Bildungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion:

"Wenn Schüler und Studenten für ihre Interessen und für eine bessere Bildung auf die Straße gehen, dann ist dies überfällig. In diesem „Bildungsstreik“ werden jedoch die Schüler und Studenten missbraucht und vor den falschen Karren eines linken Aktionsbündnisses gespannt. Wir brauchen mehr Geld für die Bildung - aber nicht, um die falschen Bildungsforderungen umzusetzen. Wir brauchen ein gegliedertes Schulsystem und keine Einheitsschulen, um Begabungen richtig fördern zu können."



Klaus-Peter Hammer, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW):

"Wenn Bildung das höchste Gut ist, dann muss auch in sie investiert werden." 

Er forderte bei einer Kundgebung, dass der Staat mehr für Bildung ausgeben müsse. Seit Einführung der Studiengebühren seien die Staatsausgaben aber immer weiter gesunken.



Andreas Pinkwart, Wissenschaftsminister Nordrhein-Westfalen (FDP):

"Dass man für eine bessere Bildung demonstriert, finde ich in Ordnung." In NRW sieht er wenig Grund für Proteste. Die Studiengebühren, gegen die ebenfalls protestiert wird.

Auf einer Diskussion mit Studenten, dass es auch zu seiner Zeit schon überfüllte Hörsäle gegeben hätte. Auf die Frage warum sich dann bis heute nichts geändert habe, blieb Pinkwart konkrete Antworten schuldig. Die Herausforderungen an das heutige Studium seien viel größer seien als früher, räumte Pinkwart ein. 

Ausführliches Interview mit Andreas Pinkwart



Christian Lindner, FDP-Generalsekretär in Nordrhein-Westfalen:

"Im Bildungsstreik haben sich linken Gruppen verbunden, um in neuer Form uralte Forderungen zu erheben. Schüler und Studenten sollten sich nicht vor den Karren dieser abgehobenen Ideologen spannen lassen. Wer beim Bildungsstreik mitmacht, beschädigt seine eigenen Zukunftschancen. Mit einem leistungslosen und von der Arbeitswelt abgekoppelten Bildungssystem verteidigen wir unseren Wohlstand nämlich nicht."

Er rief Schüler und Studenten auf, sich nicht am Bildungsstreik zu beteiligen.



Doris Ahnen, Bildungsministerin Rheinland Pfalz (SPD)

"Ich habe Verständnis dafür, dass sich Studierende sowie Schülerinnen und Schüler für ihr unmittelbares Lebensumfeld in Hochschule und Schule einsetzen und gehe davon aus, dass die Aktionen im rechtlich zulässigen Rahmen bleiben. Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende sind gleichermaßen ein zentrales Ziel der Landesregierung! In Rheinland-Pfalz sind viele der im so genannten Bildungsstreik erhobenen Forderungen wie die gegen Studiengebühren, gegen eine flächendeckende und für alle verpflichtende Schulzeitverkürzung auf dem Weg zum Abitur oder aber für eine Weiterentwicklung des gegliederten Schulsystems bereits erfüllt. Die Landesregierung hat keine Studiengebühren eingeführt und will dies auch nicht tun, die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur ist in Rheinland-Pfalz ein Angebot und wird nur auf Wunsch sowie in Verbindung mit einem echten Ganztagsschulkonzept umgesetzt und die beschlossene Schulstrukturreform im Land ermöglicht ein längeres gemeinsames Lernen."

Ein ausführliches Statement findet sich auf bildungsklick.de



Michael Hörter, Innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz:

Er sprach von einer linksautonomen Unterwanderung der Demonstration, auf die die Einsatzplanung des Innenministeriums nicht ausreichend vorbereitet gewesen sei. An der CDU-Ausstellung «20 Jahre friedliche Revolution» seien mehrere Bilder beschmiert und Ausstellungsgegenstände entwendet worden, darunter eine alte DDR-Schreibmaschine. Die CDU-Fraktion werde das Thema deshalb am Donnerstag in der Sitzung des Innenausschusses zur Sprache bringen.



Dieter Lenzen, Präsident der Berliner Freien Universität:

Er gab seinen Studenten für den heutigen Tag "streikfrei".



 

 

Bernd Huber, Rektor der Ludwig-Maximilian-Universität München:

"Ich kann das gut verstehen, dass sie mit den Bedingungen an Hochschulen nicht zufrieden sind. Unsere Uni ist seit Jahren vollkommen überlastet. Eigentlich haben wir nur Kapazitäten für rund 25 000 Studenten, im Moment sind es aber 40 000." 

Das Betreuungsverhältnis sei schlecht, und Seminarräume ständig überfüllt. 

Hubert Lepperdinger, Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Schwaben (Bayern):

"Das sind völlig leere Versprechungen."

Die Teilnehmer der Schülerdemo am Vormittag bezeichnete er als "müde Truppe". An den Gymnasien habe es keine größeren Ausfälle gegeben. In vielen Schulen gab es strenge Anwesenheitskontrollen. Dort soll in den kommenden Tagen geklärt werden, welche Schüler aus welchen Gründen nicht da waren. 

Er billigt zwar nicht, dass Schüler für den Bildungsstreik schwänzen. In der Sache gibt er den Demonstranten aber Recht. Für mehr Lehrer, kleinere Klassen und eine bessere Ausstattung zu kämpfen, sei "ein lohnendes Ziel". Es gebe kein Recht auf Streik in der Schule. Wer unentschuldigt fehle, begehe eine klare Pflichtverletzung.

von Reinhard Lask
   

Archiv Hochschule 2024 | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004