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 Hochschule
01.02.2010

Mit dem Bachelor in den Beruf?

Unsichere Perspektiven für Absolventen der neuen Studiengänge

2010 soll die Umstellung auf das Bachelor-Master-System an deutschen Hochschulen abgeschlossen werden. In den Köpfen deutscher Unternehmen und Studierender braucht die Umstellung voraussichtlich länger.

2010 soll die Umstellung auf das Bachelor-Master-System an deutschen Hochschulen abgeschlossen werden. In den Köpfen deutscher Unternehmen und Studierender braucht die Umstellung voraussichtlich länger.

Bachelorabsolventen gibt es fast elf Jahre nach Bologna schon einige, doch nur 25 Prozent wählen den direkten Weg auf den Arbeitsmarkt, so das Hochschul-Informations-System (HIS). Die restlichen 75 Prozent "studieren weiter". Wenn die Quote es zulässt, möglichst einen konsekutiven Masterstudiengang. Denn wenigstens zur Zeit hat man als Bachelor auf Arbeitssuche noch gleich drei Spezies von Akademikern zu fürchten, die einem meist
ein zwei Jahre längeres Studium voraus haben.

Im Gehalt macht sich dieser Umstand laut der aktuellen Gehaltsstudie des Personaldienstleisters Alma Mater auch deutlich bemerkbar. Je nach Unternehmen und Bewerber variierten die Gehälter aber stark. Positiv wirkten sich insbesondere die Unternehmensgröße, die Passgenauigkeit der Bewerber, Spezialisierungen und Praxiserfahrung aus. Ohne Beschäftigung bleiben aber die Wenigsten. So ist die Arbeitslosenquote bei Bachelorn mit drei Prozent nicht höher als bei Absolventen mit altem Abschluss.

Gemäß dem Wortlaut der meisten Stellenanzeigen qualifizieren sich Bachelor-Absolventen prinzipiell für dieselben Stellen, die auch an Diplomanden, Master und Magister gerichtet sind. Auch sie verfügen schließlich über ein abgeschlossenes Hochschulstudium.

Gerade mittelständische Unternehmen sind aber vielfach noch skeptisch gegenüber dem Bachelor. In der oben genannten Gehaltsstudie von Alma Mater wurde auch die Akzeptanz des neuen Abschlusses untersucht. Rund 70
Prozent der befragten Personalverantwortlichen stellten im Bereich Marketing Bachelor-Absolventen ein, im IT-Bereich lag die Zustimmung immerhin noch bei 55 Prozent. In den Bereichen Fertigung, Personal, Forschung und Entwicklung, Einkauf und Finanzen würden in der Mehrzahl der Unternehmen keine Bachelor eingestellt. Am beliebtesten sind in allen Bereichen immer noch Diplomanden, wobei der Master diese in puncto Gehalt stellenweise schon jetzt übertrifft.

Eine Vorreiterrolle im Umgang mit dem neuen Abschluss über nehmen internationale Konzerne. In der gemeinsamen Erklärung "Bachelor welcome!" bekräftigten führende deutsche Unternehmen schon 2004 ihre Zustimmung zum neuen System.

Spezielle Einstiegsprogramme für Bachelor-Absolventen bieten zum Beispiel McKinsey, Bosch, Audi und die Hypo-Vereinsbank an. Diese beinhalten etwa eine Freistellung und finanzielle Unterstützung für ein späteres Masterstudium. Solche Programme sind jedoch selten. Ernstzunehmende Aussagen über "die beruflichen Aussichten eines Bachelorabsolventen" sind aber derzeit kaum möglich. Für wirtschaftsfernere Studiengänge und Arbeitgeber finden sich kaum Informationen und viele Unternehmen machen gerade erst die ersten Erfahrungen mit den neuen Abschlüssen.

Auch die Studiengänge selbst sind je nach Inhalten und Anforderungen unterschiedlich anerkannt, sodass ein Bachelor von der einen Universität genauso gute Chancen haben kann wie ein Diplomand einer anderen Universität. Viele Studiengänge sind gerade erst in der Erprobungsphase und die Systeme bestehen noch nebeneinander. In der aktuellen Situation, die von der allgemeinen Umstellung und Umorientierung aller Beteiligten geprägt ist, kann nur schwer auf die allgemeine Akzeptanz des Bachelors geschlossen werden.

Die bisherigen Veränderungen werden überwiegend als bloße Umettikettierung der alten Studiengänge empfunden. Einen Mehrwert durch Spezialisierung und Praxisorientierung, wie eigentlich vorgesehen, kann der Bachelor unter solchen Umständen noch nicht vorweisen und bleibt somit die verkürzte Version der alten Abschlüsse. Hauptproblem in der Umsetzung einer wirklichen Reform scheint daher insbesondere die fehlende inhaltliche Neugestaltung der Studiengänge zu sein. Gründe hierfür sind nicht zuletzt die unzureichende finanzielle Ausstattung der Universitäten und rechtliche Hindernisse. Die Unternehmen ihrerseits müssen alte Positionen und Strukturen über kurz oder lang auf die neuen Bewerberprofile anpassen.

Die ursprüngliche Idee eines flexiblen Systems, das einen individuellen Kompetenzerwerb mit vereinfachtem Hochschulwechsel insbesondere auf europäischer Ebene, einer frühen Orientierung in der beruflichen Praxis und
gezielter Weiterbildung in einem passenden Masterstudiengang ermöglicht, bedarf noch einiger Anstrengung bis zur Verwirklichung.

Letztlich liegt die Ausgestaltung des Prozesses in der Hand der Beteiligten und dieser wurde im April 2009 in Leuven um zehn Jahre verlängert: Bologna 2020.

von Annabelle Wirz
   

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