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 Feuilleton
15.07.2011

Japan nach Fukushima

Botschafter Volker Stanzel ĂŒber Japaner und Atomkraft

Dr. Volker Stanzel

© Dr. Volker Stanzel

Der Atomkatastrophe von Fukushima folgten in Deutschland Demonstrationen, ein grĂŒner MinisterprĂ€sident und ein schwarz-gelber Atomausstieg. Was in Japan nach dem UnglĂŒck passiert, schilderte Botschafter Volker Stanzel im DAI.

Volker Stanzel sprach im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) ĂŒber Japan nach der Atomkatastrophe von Fukushima. FĂŒr den Botschafter ist es derzeit ein Land, das auf der Suche nach sich selbst ist.

Es waren persönliche Beobachtungen und Anekdoten, die in erster Linie Einblick in die japanische Gesellschaft und deren MentalitĂ€t geben sollten. Eine MentalitĂ€t, die sich in vielerlei Hinsicht von der westlichen unterscheidet. So erwarten Japaner beispielsweise keine symbolische FĂŒhrung ihres Regierungschefs, sondern „Makromanagement“. Das „Mikromanagement“ ĂŒbernĂ€hme der Japener selbst:

In den Evakuierungshallen bauten die Japaner ihre Heimatdörfer so auf, wie sie es gewohnt waren, berichtet Stanzel. Sie platzierten ihre neue Unterkunft neben die ihres ehemaligen Nachbars, kĂŒmmerten sich um die Älteren in der Gemeinde. In den Hallen sei wieder das gewohnte Dorfleben entstanden.

Welche Hilfe brauchen die Japaner nun am meisten? Keine klassischen Spenden sondern Zeichen der SolidaritĂ€t und Zuwendung. „Das heißt jetzt nicht, dass Sie nicht mehr spenden sollen“, erklĂ€rte Stanzel, „Spenden sind ja auch ein Zeichen der SolidaritĂ€t.“

In Japan herrschte lange Einigkeit ĂŒber die Notwendigkeit der Atomenergie, von der breiten deutschen Anti-Atomkraft-Bewegung nach Fukushima haben die Japaner nun auch Notiz genommen. Doch wie haben sie darauf reagiert? „Erst einmal mit Erstaunen und UnverstĂ€ndnis“, sagt Stanzel. „Das entwickelte sich aber bald zu großer Neugier.“

Die Japaner Ă€ndern ihre Einstellung zur Atomkraft gerade massiv. „Der Konsens existiert laut japanischen Umfragen nicht mehr“, berichtet Stanzel. In Umfragen vier Wochen nach dem UnglĂŒck hĂ€tten sich nur 19 bis 25 Prozent der Bevölkerung gegen Atomkraft ausgesprochen. Nach drei Monaten hat sich die Meinung gedreht: In Umfragen sprachen sich zunĂ€chst 82 Prozent gegen Atomenergie aus. Eine spĂ€tere Umfrage bezifferte die Ablehnung auf 58 Prozent der Bevölkerung.

Volker Stanzel hat sich in den letzten Monaten viel Wissen ĂŒber die Atomenergie angeeignet. Das musste er wohl auch. Es ist dennoch beeindruckend, wie auch ein anwesender Kernphysiker bestĂ€tigt. Der Botschafter beschrieb detailliert die Unterschiede zwischen den Kernkraftwerken in Fukushima und Tschernobyl, die vor allem hinsichtlich des Materials der BrennstĂ€be bestĂŒnden.

Beeindruckend war außerdem die Tatsache, dass sich der Botschafter nicht aus der Ruhe bringen ließ. Auf VorwĂŒrfe eines empörten Zuhörers reagierte er mit Bedacht. Und auch auf den Monolog des ehemaligen Kernphysikers reagierte er gelassen.

Stanzel ist eben Diplomat.

von Sandra Zimmermann
   

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