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 Hochschule
22.06.2011

Unternehmen mögen den Bachelor

Studie attestiert Bachelor-Absolventen gute Berufschancen

Laut einer Studie des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft ist der Bachelorabschluss beim Berufseinstieg besser als sein Ruf. Die Ergebnisse offenbaren Chancen und Probleme des Bachelor-Abschlusses.

Bislang galten in der öffentlichen Diskussion die Berufseinstiegschancen für Bachelor-Absolventen als schlecht. Das hat sich scheinbar geändert: Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat im Mai eine Studie veröffentlicht, laut der die Berufseinstiegschancen für Bachelorstudenten viel besser sind, als vermutet. Befragt wurden rund 4?800 Studierende, 4.500 Absolventen und 1.600 Unternehmen. Untersucht wurden die Ãœbergänge in den Arbeitsmarkt von Bachelor-Absolventen sowie ihre Karriereperspektiven. 

Ein Jahr nach Berufseintritt seien die Berufseinsteiger mit Aufstiegsmöglichkeiten und Bezahlung zufrieden. Die Absolventen seien überwiegend adäquat beschäftigt, das heißt Bezahlung und Aufgabengebiet entsprechen ihren Qualifikationen. Die Ergebnisse unterscheiden sich nach Fächergruppen und Hochschultyp. Insgesamt gaben ungefähr die Hälfte aller FH- und Uni-Bachelor-Absolventen an, angemessen beschäftigt zu sein. Gleichzeitig gaben 19 Prozent der Sprach- und Kulturwissenschaftler ein Jahr nach ihrem Bachelorabschluss an, keine geeignete Stelle gefunden zu haben. 

Auch in der Bezahlung gibt es Unterschiede. FH-Bachelor erzielen allgemein bessere Einstiegsgehälter als Uni-Bachelor; die höchsten Einstiegsgehälter erzielen FH-Ingenieurswissenschaftler (37?600 Euro), die niedrigsten die Sprach- und Kulturwissenschaftler (24.900 Euro). Immerhin rund ein Fünftel der Uni-Bachelor-Absolventen geben an, ein Jahr nach ihrem Abschluss mit ihrer Beschäftigung unzufrieden zu sein. 

Insgesamt fangen nur etwa ein viertel der Uni-Bachelor und knapp die Hälfte der FH-Bachelor direkt zu arbeiten an. Meist wird erst ein Master angeschlossen. Dies liege, so die Studie, an der Unterschätzung der eigenen Berufschancen mit dem Bachelor.

80 Prozent aller befragten Unternehmen sind prinzipiell bereit, Bewerber mit Bachelor einzustellen. Sie gaben an, dass Bachelor prinzipiell die gleichen Karrierepositionen offen stünden wie Absolventen mit höheren Abschlüssen wie Master oder Diplom. Gefordert seien Teamfähigkeit, Auslandserfahrung, Praktika und gute Fremdsprachenkenntnisse.

Kritisiert wurde von Unternehmensseite, dass es vielen Einsteigern an Praxiserfahrung fehle. Es wurde jedoch anerkannt, dass die mangelnde Praxiserfahrung auch der Bachelortruktur geschuldet sei. Laut Kristina Biebricher, Leiterin des Career Service der Universität Heidelberg, führe die verkürzte Studienzeit dazu, dass viele Studierende lieber die Regelstudienzeit von sechs Semestern einhalten anstatt Praxisphasen einzulegen. Sie empfiehlt jedoch eben diese Praxisphasen nicht nur zur beruflichen Qualifikation sondern auch zur beruflichen Orientierung zu nutzen. Bei Einstellungen würde die Regelstudienzeit weniger gewichtet als die Praxiserfahrung. 

Biebricher bestätigt die positiven Karrierechancen für Bachelor-Absolventen, nennt aber auch die Unterschiede in den Fächergruppen: Es sei nach wie vor für Absolventen der Wirtschafts-, Natur-, Mathematik- und Ingenieurswissenschaften einfacher, auf Anhieb passende Stellen zu finden. Deswegen sei es für Sprach- und Kulturwissenschaftler besonders wichtig, sich während des Studiums schon frühzeitig „ein klares berufliches Kompetenzprofil zu erarbeiten.“ 

Auch wenn die Studie viele Schwarzmalereien der letzten Jahre zu entschärfen scheint, zeigen sich Defizite in der Bolognareform, zum Beispiel der mangelnde Praxisbezug im Bachelorstudium. Auch hat die Reform nicht wie geplant zu einer höheren Auslandsmobilität beigetragen. 

Dazu offenbart sich hinsichtlich des Berufseinstiegs Verbesserungspotenzial: ein Fünftel der Absolventen gab an, mit ihrem Beruf nicht zufrieden zu sein. Und auch das Fünftel der Sprach- und Kulturwissenschaftler, die ein Jahr nach Bachelor-Abschluss keine adäquate Stelle finden, ist kritisch zu sehen. So erklären die Autoren der Studie im Fazit, die Ergebnisse seien zwar „überraschend positiv, aber dennoch ausbaufähig“.

von Madalina Draghici und Frederik Görtelmeyer
   

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