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 Wissenschaft
05.12.2012

Angewandte Geschichte

„Public History“ untersucht die Vermittlung von Geschichtswissen

Zur Geschichtswissenschaft gehören nicht nur historische Fakten, sondern auch die Frage, wie diese einem breiten Publikum vermittelt werden können. Seit diesem Semester gibt es dafür am Historischen Seminar einen eigenen Lehrstuhl.

Die Zeiten, da der Geschichtsunterricht noch daraus bestand, die Jahreszahlen großer Schlachten auswendig zu lernen, sind lange vorbei. Inzwischen haben auch wir Deutschen gelernt, was die angelsächsische Welt seit langem beherrscht – die Fähigkeit, Geschichte spannend zu vermitteln.

Seit etwa 20 Jahren hält sich ungebrochen das Interesse der Öffentlichkeit an historischen Themen und Persönlichkeiten. Fernsehdokumentationen über bedeutende Ereignisse gehören zu den wenigen Garanten guter Einschaltquoten und auch die großen Zeitungen werfen gerne einen Blick zurück. Doch wie kann man dieses Interesse nutzen?

„Public History“ heißt die neue Professur an der Uni Heidelberg, ins Deutsche etwas ungelenk mit „angewandte Geschichtswissenschaft“ übersetzt. Damit ist Heidelberg einer der Vorreiter dieser Studienrichtung in Deutschland. „Das Ziel von Public History ist es, die Beziehung von Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit zu untersuchen und herauszufinden, wie man Geschichte noch besser vermitteln kann“, erklärt Privatdozent Cord Arendes, der den Ruf auf die Professur angenommen hat. Dabei soll die Medienkompetenz der Studenten gestärkt werden, egal ob sie später einmal in der Schule unterrichten oder in Museen arbeiten. „Das Ganze ist aber nicht als Einbahnstraße zu verstehen“, betont er, „auch die Öffentlichkeit hat umgekehrt bestimmte Fragen an die Geschichtswissenschaft.“

In einigen Ländern ist Public History bereits weit verbreitet, vor allem in den USA, in Australien und Neuseeland. In Sydney wird Geschichte bezeichnenderweise an der technischen Universität unterrichtet. In Deutschland gibt es bisher nur punktuelle Ansätze. Nicht nur die Zielsetzung ist neu, auch Arbeitsmethoden wie Projektarbeiten sind zumindest an der Uni eher selten anzutreffen. Die Studenten sollen ja auf das spätere Arbeitsleben vorbereitet werden, und dafür braucht man neben Fachwissen auch Team- und Koordinationsfähigkeit.

Prinzipiell lässt sich das, was man hier lernen soll, auf alle Bereiche der Geschichte anwenden. Tatsächlich interessiert sich die Öffentlichkeit vor allem für die Zeitgeschichte, also jenen Zeitraum, an den sich noch Menschen erinnern können. Das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich verbinden sie mit dieser Zeit noch persönliche oder familiäre Erinnerungen. Hier kann man auch auf ein größeres Vorwissen aufbauen. Die heute lebenden Generationen trennen jedoch teils immer noch Welten. „Die Schwierigkeit bleibt, eine Zielgruppe anzusprechen, deren Zusammensetzung vorher nicht immer leicht einzuschätzen ist“, erläutert Arendes. Die Fakten müssen für Jugendliche wie für Senioren interessant und verständlich vermittelt werden.

von Michael Abschlag
   

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