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 Hochschule
28.06.2012

Beraten statt Führen? Nein.

Haben die Aufsichtsräte der Hochschulen zu viel Macht?

Die externen Hochschulräte sollen die Unis nur noch beraten, aber kaum noch entscheiden. Doch es gibt Widerstand: Kritiker bemängeln, dass die zwölf Jahre alte Reform aus ideologischen Gründen rückgängig gemacht würde und loben das unternehmerische Know-how der Externen.

NEIN

Erik Bertram
 Landesvorsitzender RCDS Baden-Württemberg

Die Beschneidung der Kompetenzen der Hochschulräte ist in Zeiten von Bologna 2.0 und des Fachkräftemangels ein Akt der schrittweisen Entfremdung der Hochschulen von der gesamtgesellschaftlichen Realität. Die Hochschulräte in ihrer bisherigen Form sichern den Hochschulen die Zukunftsfähigkeit im nationalen und internationalen Wettbewerb und den Absolventen die besten Startbedingungen für ihr Berufsleben. 

Das stets von Kritikern vermittelte Bild der „unternehmerischen Hochschule“ ist kaum tragbar. Schließlich geht es bei den Hochschulräten nicht darum, wirtschaftlichen Unternehmen stärkeren Einfluss auf interne Abläufe in Lehre und Forschung zu gewähren, sondern außeruniversitäre Perspektiven und externen Sachverstand in die Hochschullandschaft zu integrieren. Hochschulen sind heute weitaus mehr als reine Forschungs- und Lehrstätten, sie erfüllen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der man durch Beschneidung der Kompetenzen nur unzureichend Rechnung trägt.

Eine jüngste Umfrage des baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertages hat ergeben, dass nur noch zehn Prozent der jetzigen Hochschulräte ihr Engagement fortsetzen wollen, sollte es zu einer eklatanten Beschneidung derer Rechte kommen. 

Das hohe Arbeitsaufkommen für ein weitestgehend ehrenamtliches Engagement, wie Besprechung mit Mitgliedern der Statusgruppen, Beratungen zur Exzellenzinitiative und vieles mehr, darf nicht dadurch quittiert werden, dass man die Mitglieder der Hochschulräte in ihrer Funktion auf „Beiratsniveau“ mit ausschließlich beratender Funktion herab stuft. 

Die hohe Identifikation von Unternehmen mit der Hochschule macht sich für selbige in vielen Fällen umgehend bezahlt. Der Bau neuer Gebäude, die Renovierung von Hörsälen oder die Bereitstellung neuer Computer oder Forschungsmittel sind Beispiele, die zeigen, wie Unternehmen den zum Teil defizitären Hochschulen in den vergangenen Jahren helfend unter die Arme gegriffen haben. 

Durch die Einbringung von Vorschlägen seitens der Hochschulräte kann ein ganzheitliches Bild von der Veränderung der Hochschulstruktur und der strategischen Ausrichtung derselben im Rahmen einer immer stärker voranschreitenden Globalisierung gezeichnet werden.

Nichtsdestotrotz sollte man zukünftig mit bedenken, dass die Hochschulen auch einen kulturellen Auftrag erfüllen im Rahmen dessen man auch über eine stärkere Integration weiterer Gruppen in den Hochschulrat nachdenken könnte. Hierbei sollte ein konstruktives, dialogorientiertes Arbeiten im Hochschulrat, sowohl mit Vertretern der Wirtschaft, als auch mit Studenten und Vertretern der Verwaltung und des akademischen Mittelbaus, im Vordergrund stehen.

Vielleicht funktionieren die Hochschulräte noch nicht überall perfekt, aber sie waren in Baden-Württemberg sicher ein Modell auf Erfolgskurs. Insofern wirkt die Beschneidung der Kompetenzen seitens der Landesregierung lediglich wie ein von einer nicht mehr zeitgemäßen Bildungsideologie gesteuerter Versuch, einem gesamtgesellschaftlichen Trend entgegenzuwirken und die Hochschulen von den Aufgaben für unsere Gesellschaft abzukoppeln.

Dass dieses Vorgehen auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt ist und die Hochschulen dadurch im internationalen Wettbewerb auf Dauer nicht bestehen können, wird sich zeigen - zum Leid der Studenten. 

   

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