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 Feuilleton
12.06.2013

Musikfestival mal anders

Das dritte Maifeld Derby begeistert die Besucher

Irland im Blut, Power auf der Bühne: Wallis Bird. / Fotos: Anna Wüst.

Lauwarmes Dosenbier, halbgekochte Fünf-Minuten-Terrinen, zerstörte Pavillons und durchwachsenes Wetter – Festival-Fans ertragen einiges, um ihre Lieblingsbands spielen zu sehen. Doch das dritte Maifeld Derby beweist wieder, dass man in der Rhein-Neckar-Region nicht auf sein eigenes Bett verzichten muss, um gute Musik zu hören.

Schon am Heidelberger Hauptbahnhof kann man leicht erahnen, wer sich hier auf dem Weg zum Mannheimer Maimarktgelände befindet: Bunte Gummistiefel und Jutebeutel gehören offensichtlich zur Pflichtkleidung. So lockt das Line-Up, welches großteils aus vielen kleineren, recht unbekannten Bands besteht, vor allem junge Musikbegeisterte mit außergewöhnlichem Kleidungsstil und einer unergründeten Vorliebe für Schnauzbärte, neudeutsch Hipster, an. Doch dank der etablierteren Hauptacts The Notwist, Thees Uhlmann (auch bekannt als Frontmann der Deutsch-Rockpop-Band Tomte) und der Schweizer Singer-Songwriterin Sophie Hunger mischt sich unter die hippe, vorrangig studentische Jugend auch der ein oder andere ältere Musikfan. Sonntags schauen dann auch Familien vorbei, deren Nachwuchs mit buntem Ohrschutz über das sonnige Gelände hüpft.

Musikalisch gab es beim diesjährigen Maifeld Derby alles von Singer-Songwriter, über deutschen Poprock, "Schrammelgitarren"-Bands, Indietronics bis hin zu lokalen Rockbands zu hören. Aufgrund der überschaubaren Größe gelangt man auf dem Gelände leicht von der einen Bühne zur nächsten – die zwei Hauptbühnen wechseln sich außerdem ab, was praktisch ist, wenn man keine Band verpassen will. Die ständig hörbaren Soundchecks stören allerdings ein wenig, besonders bei ruhigeren Acts wie den schwedischen Jungs von Immanu El, deren ruhige Post-Rock-Klänge das "one two, one two" der Bühnenarbeiter aus dem Palastzelt kaum übertönen konnten.

Der nicht so geheime Geheimtipp am verregneten Freitag waren eindeutig Daughter, die am frühen Abend die Zuhörer verzauberten. Danach folgten das außergewöhnliche Duo CocoRosie, das sich in keine Schublade stecken lässt, und die von laut.de als "der Inbegriff der deutschen Indie-Band" betitelten The Notwist.

Samstag ging es ähnlich erfreulich weiter mit Bands wie den österreichischen Steaming Satellites und dem elektronischen Post-Punk-Trio Sizarr, die inzwischen aus der Pfalz nach Mannheim umgesiedelt sind und deren Debütalbum ihnen mehrmals den Titel "Neuentdeckung des Jahres" gewonnen hat.

Wer zwischendurch mal eine Musikpause braucht, schaut sich ein paar Kurzfilme im "Parcours d‘Amour" an, auf der überdachten Zuschauertribüne des MVV Reitstadions, das kurzerhand in eine Mini-Bühne für Solo-Künstler und kleinere Singer-Songwriter-Kombis umgewandelt wurde. Dazu gab es unter anderem eine sehr unterhaltsame Lesung von dem Rapper MC Rene, der seine Wohnung auflöste und inzwischen seit drei Jahren mit einer Bahncard 100 durch das Land reist.

Neben der Pop-Newcomerin Leslie Clio spielte am Sonntag auch die irische Folk-Sängerin Wallis Bird, die bereits beim ersten Maifeld Derby dabei war und erneut das Publikum mit ihrer unerschöpflichen Energie mitreißen konnte. Bei Sophie Hunger, die nicht weniger mitreißend, aber dennoch etwas gesetzter auftrat, konnte man sich wieder etwas beruhigen und dann glücklich nach Hause gehen.

Das Maifeld Derby ist jedoch nicht nur familienfreundlich und musikalisch vorantreibend. Die Veranstalter versuchen auf Nachhaltigkeit zu achten und unterstützen nicht nur Viva con Agua, sondern setzen auf regionales Catering und motivieren ihre Besucher zum "Maifeld Fahrrad Rodeo", einer Fahrradtour von Mannheims Zentrum zum Festival. Man hört also nicht nur gute Musik, sondern kann gleichzeitig noch etwas Gutes tun.

Das Fazit lautet also: Mannheimer und Heidelberger, die für nächstes Jahr eine Gelegenheit suchen, um sich seelisch auf die Festival-Saison vorzubereiten, sollten auf jeden Fall das Maifeld Derby in Betracht ziehen. Und wer sich beschwert, dass hier so viele unbekannte Bands spielen, gebe sich einen Ruck – neue Musik entdecken, dafür ist ein Festival schließlich genau das Richtige.

 


 

  

                 

   

                 

  

                 

                         

von Anna Wüst
   

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