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 Feuilleton
29.08.2007

Rock'n'Roll mit Hut

The Boss Hoss bedienen stilvoll alle Country-Klischees

The Boss Hoss aus Berlin – das ist Rock’n’Roll mit einer ordentlichen Prise Country. Warum Cowboyhüte auf der Bühne Pflicht sind und wann das neue Album kommt: Im Interview stehen „Boss“ und „Hoss“ Rede und Antwort und erzählen ihre ungewöhnliche Erfolgsgeschichte.

Rock’n Roll mit Country-Elementen und einem gewissen Trash-Faktor - so lässt sich die Musik von der Berliner Band The Boss Hoss beschreiben. Benannt hat sich die 2004 gegründete Band, die insgesamt sieben Mitglieder zählt, nach dem Song „Boss Hoss“ der Kult-Garage-Gruppe The Sonics. Die Sonics sind gleichzeitig eine der Lieblingsbands von Sascha Vollmer, alias „Hoss“, der zusammen mit Alec Völkel, auch genannt „Boss“ den Gesang bei den Berlinern bestreitet.

Das Bandprojekt The Boss Hoss ist jedoch nicht der erste musikalische Gehversuch der Hauptstädter. Im Gegenteil, alle machen schon seit Jahren Musik und spielten zuvor bei Bands wie Teheran Taxi und Hot Boogie Chillum. Letztere waren von Rockabilly, Country und Sixties-Sound beeinflusst – alle diese Stile finden sich auch bei The Boss Hoss. Wegen des Erfolgs von Boss Hoss wurden vorherige Bandprojekte der Mitglieder jedoch erstmal auf Eis gelegt.

Ihren ersten Gig außerhalb von Berlin spielten The Boss Hoss übrigens im Heidelberger Schwimmbad Club, damals gerade mal vor 30 Leuten, die sie trotzdem „alle gerockt haben“, so Sascha Vollmer aka „Hoss“ im Interview.
Mit dem Erfolg des ersten Albums „Internashville Urban Hymnes“ im Jahr 2004 hätte weder die Band noch die Plattenfirma gerechnet. Doch damit nicht genug: Das erste Album von The Boss Hoss, sowie der Nachfolger „Rodeo Radio“ erreichten 2006 Goldstatus.

Das nächste Album „Stallion Battalion“ steht bereits in den Startlöchern und wird voraussichtlich am 26. Oktober diesen Jahres auf den Markt kommen. Es besteht im Gegensatz zu seinen Vorgängern nur noch zu einem Viertel aus Coversongs und „wird ein bisschen mehr rocken“, gibt Sänger „Hoss“ im Interview an.

The Boss Hoss sind für ihre Cover-Versionen bekannt. Kein Song ist vor den coverbegeisterten Jungs sicher, ob Britney Spears oder eine Hip Hop-Nummer – The Boss Hoss finden es spannend, die verschiedenen Musikstile und Songs im Country-Stil zu spielen und sie neu zu interpretieren. Die Berliner schreiben jedoch auch eigene Songs, wie zum Beispiel „Rodeo Radio“, die das Publikum zu lautstarkem „Yiihaaa“- Schreien regelrecht einladen.

Wenn die Hauptstadtcowboys in voller Montur, das heißt Cowboyhut, die dazu passenden Stiefel und weiße Rippenunterhemden die Bühne betreten, dürfen auch der Kasten Bier und Whiskey in Literflaschen nicht fehlen. Auf der Bühne werden der Coolness wegen Zigaretten geraucht und natürlich stets American English gesprochen. Mit großem Spass geht die gesamte Band den vom Publikum geliebten Wildwest-Klischees nach. „Rock’n’Roll mit Hut“ eben, wie es „Boss“ ausdrückt.

Auch beim Konzert im Rahmen von „Musik im Park 07“ in Schwetzingen durften die Cowboy-Attitüde selbstverständlich nicht fehlen. Mehrere tausend Menschen waren gekommen, um an einem glücklicherweise regenfreien Sommerabend The Boss Hoss aus Berlin auf der großen Open Air-Bühne zu sehen. Wie immer bei Auftritten der Großstadtcowboys war das Publikum sehr gemischt - vom alten Hardrocker, über den jungen Rockabilly mit Fettfrisur und dem weiblichen Fan in der ersten Reihe war alles vorzufinden - eine bunt gemischte Partymasse. Auch ein hoher Anteil an Cowboyhüten auf den Köpfen ließ darauf schließen, dass an diesem Abend im Schwetzinger Schlossgarten Country angesagt war!

Insgesamt mehr als zweieinhalb Stunden standen The Boss Hoss auf der Bühne und hatten während der ganzen Zeit ihr Publikum voll im Griff. Die Zuschauer freuten sich über viele Hits der Band, unter anderem „Rodeo Radio“, „It’s gettin hot in here“ und „Hey Ya“. Die begeisterten Fans sangen jede Zeile mit. Ein Highlight war auch das über mehr als zehn Minuten ausgedehnte Kult-Lied „Who do you love?“ von der Rock’n’Roll-Legende Bo Diddly.

Gelegentlich wurde das Publikum auch in die Show involviert, so durften Konzertbesucher auch schon mal auf der Bühne das Waschbrett spielen oder im Hintergrund tanzen. Mit Verlauf des Konzertes wurde die Show immer wilder und zum Schluss ersoff sogar das Schlagzeug von Drummer „Frank Doe“ in Bier.

The Boss Hoss aus Berlin boten an diesem Abend in Schwetzingen eine Show voller Energie, die ihresgleichen suchte - sie verzauberten das dortige Publikum und entführten es für kurze Zeit in den Wilden Westen. In diesem Sinne: Ab in die Cowboystiefel und „Yiiihaaaaa“!




Wie lange macht ihr schon Musik?

Boss Burns: Schon seit dem Teeniealter. Sascha und ich haben als Grafikdesigner in derselben Agentur gearbeitet und gemerkt, dass wir beide Musik machen. Allerdings waren wir beide Sänger, da kann man eigentlich schwer was zusammen machen. Wir haben uns öfter getroffen und dann bei Sascha auf dem Dachboden einen Song aufgenommen, wobei uns die Idee kam mal Country auszuprobieren. Das war die Geburtsstunde von BossHoss.

Hoss: Ein halbes Jahr lang haben wir das nur zu zweit aus Spaß gemacht. Wir hatten nie vor, eine Band zu gründen geschweige denn eine Platte zu machen. Irgendwann aber wollten wir mit unseren Songs auch mal live auftreten. Dafür haben wir Musiker gesucht und dann auch mit zwei Bandmitgliedern zusammen ein eigenes Studio gegründet. Die Einweihungsparty war dann auch unser erster Liveauftritt und ein Megaerfolg. Danach fragten uns immer mehr Leute an und wir fingen an in Clubs zu spielen. Bis dahin war alles nur ein Hobby - bis dann die Plattenfirma kam.


Mit Universal hat Euch gleich ein Major-Label unter Vertrag genommen. Wie kam es dazu?

Hoss: Universal wollte einen Soundtrack im Country-Stil zu einem Heike Makatsch-Film machen. Das haben wir aber abgelehnt. Danach haben wir unseren Manager kennen gelernt, der unser Potential erkannt hat und uns den bei Plattenvertrag besorgt hat.


Ihr selbst bezeichnet euren Stil als „Trashcountry-Punkrock“. Was ist das?

Boss: Manche sagen: „Da ist aber gar kein Punkrock drin“ – ist es auch nicht. Das haben wir irgendwann mal gesagt und das verfolgt uns jetzt. Du kannst auch Garage-Country sagen, oder was auch immer.

Hoss: Unsere Musik hat einen gewissen Trash-Faktor, aber eigentlich ist es Rock’n’Roll mit Country-Elementen.


Ihr habt vorher schon in anderen Bands gespielt. Waren das auch Country-Bands?

Hoss: Es gab schon Parallelen. Zumindest meine alte Band „Hot Boogie Chillum“ war beeinflusst von Rockabilly und ein bisschen Country und Sixties.

Boss: Ich habe eher in Alternative-Bands, früher auch mal Metal-Bands gespielt.


Welcher Stil gefällt euch am besten?

Boss: Jeder den wir machen, weil das alles Musik ist, auf die wir Bock haben. Im Augenblick ist das eben BossHoss.


Ihr habt am Anfang viele Songs gecovert. Darunter auch „Toxic“ von Britney Spears.

Boss: Es was anfangs einfacher, weil wir ja nur mit Country experimentieren wollten und unsere alten Bands dafür anfangs gar nicht aufzugeben wollten. Daher haben wir existierende Songs im Country-Stil gespielt. Wir fanden das sehr witzig und sind dabei auf den Geschmack gekommen.


Gibt es Songs, die ihr nie covern würdet?

Hoss: Wir haben bewusst solche genommen, die weit weg von dem sind, was wir eigentlich machen. Gerade Hip-Hop-Nummern sind ja auf Beat und Sprechgesang angelegt und haben nicht die übliche Struktur von Strophe und Refrain. Wir fanden es spannend, daraus einen richtigen Song mit Refrain und so weiter zu machen.


Warum durftet ihr „Without me“ von Eminem nicht auf eurem Album verwenden?

Boss: Jeder Künstler, der bei einem Stück mitgearbeitet hat, muss dazu seine Zustimmung geben. Bei Hip-Hoppern sind das bis zu sieben Leute. Bei „Without me“ hat einer eben „Nein“ gesagt und durften den Song nicht nehmen. Das war zwar ärgerlich, aber so ist es halt.

Hoss: Das war aber die Ausnahme, denn bei den meisten Songs haben wir die Rechte bekommen. Wir spielen „Without me“ aber ab und zu immer noch live. Nur aufs Album pressen und verkaufen – das ging halt nicht.


Habt ihr mit dem Erfolg von BossHoss gerechnet?

Hoss: Der Plattenvertrag war eine totale Überraschung für uns. Wir hätten nie damit gerechnet, dass wir mit unserer Musik einen Major-Deal bekommen würden. Darüber hinaus haben weder wir noch Universal mit einem Plattenerfolg gerechnet.


Wie hat sich euer Leben durch den Erfolg verändert? Werdet ihr auf der Straße angesprochen?

Boss: So groß sind wir nun auch wieder nicht!

Hoss: Wir sind ja nicht Tokio Hotel…

Boss: Es kommt zwar vor, dass wir angesprochen werden, aber in Berlin ist das alles anonymer. Wir müssen jetzt halt nicht mehr im normalen Sinn arbeiten gehen, sondern können gut von BossHoss leben. Es ist zwar auch anstrengend so viel unterwegs zu sein, aber wir empfinden es nicht als Arbeit, sondern als Hobby mit dem wir Geld verdienen.


Vor kurzem wart ihr sogar in Kanada auf Tour.

Boss: Das war gut. Ein Bekannter unseres Managers ist nach Kanada gezogen und hat die dortigen Radiosender mit unserer Musik versorgt. Nachdem die Reaktionen dort so gut waren, haben eine kleine Tour gemacht: Zehn Shows in 14 Tagen quer durch Kanada und immer etwa 100 bis 400 Besucher. Das war dafür, dass wir in Kanada kaum bekannt waren eine großartige Resonanz.


Was für Leute kommen in Deutschland zu BossHoss-Konzerten?

Hoss: Ein sehr gemischtes Publikum von jung bis alt. Das Durchschnittsalter liegt bei 25 bis 30. Wir finden es ganz gut, dass wir nicht so in der Teenie-Ecke stehen, weil wir ja selber schon etwas älter als 20 sind. Da sind auch mal ein paar Hardrocker oder Rockabillys dabei Und natürlich auch Leute mit Cowboy-Hüten, als Hommage an die Band.


Kann es BossHoss auch ohne die typischen Cowboy-Hüte geben?

Boss: Wieso nicht? Die Cowboy-Hüte gehören zur Zeit einfach dazu und sind eine Art Markenzeichen. Das wollen wir auch nicht leichtfertig in die Ecke werfen. Bisher haben wir noch Bock, die Hüte zu tragen, aber natürlich kann es uns irgendwann mal auch ohne Hut geben.


Ihr habt also Spaß an den Cowboy-Klischees mit Hut, Unterhemd und Whisky-Flasche?

Boss: Ja, klar! Aber man muss sich als Band auch entwickeln. Wenn wir jahrelang dasselbe machen, ist das irgendwann abgenutzt und langweilig und dann rennen einem auch die Leute davon. Da muss man sich musikalisch verändern und vielleicht auch mal das Image wechseln.

Hoss: Wir haben musikalisch nie genau das gleiche gemacht. BossHoss gibt es jetzt seit drei Jahren. Wir haben den Stil der Band sozusagen erfunden. Cowboy-Hüte tragen und auf der Bühne Englisch sprechen gehört da eben dazu. .


Am 26. September erscheint Eurer neues Album. Das soll jetzt „Stallion Battalion“ und nicht mehr wie geplant „Berlin Mississippi“ heißen. Warum?

Boss: Das klingt geiler!

Hoss: „Berlin Mississippi“ war nur der Arbeitstitel, als wir mit dem Album noch nicht angefangen hatten. Mittlerweile stehen die Songs und der neue Titel passt einfach besser dazu.


Was erwartet die Fans auf dem Album?

Hoss: Das erste Album bestand zu zwei Dritteln aus Coversongs, während es Zweiten schon zur Hälfte aus eigenen Songs besteht, die wir beide selber schreiben. Beim neuen Album sind macht der Eigenanteil drei Viertel aus, ist dynamischer und rockt mehr. Trotzdem sind wieder schöne Country-Schunkler dabei!


Vielen Dank fürs Interview!



von Elena Eppinger, Cara Schwab
   

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