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 Feuilleton
19.06.2007

Nicht ganz nach Brecht

„Der kaukasische Kreidekreis“ im Stadtheater Heidelberg

„Willst du Kirschen im Winter, Pfirsichbäume in Blüte?" Diese Worte lassen ein Idyll vermuten - und stechen damit deutlich heraus in dem sonst so düsteren und von menschlichem Leid geprägten Stück „Der kaukasische Kreidekreis". Regisseurin Bernada Horres inszeniert mit Brechts Drama zum ersten Mal am Stadttheater Heidelberg, und obwohl das Stück 30 Rollen enthält, kommt Horres mit acht Schauspielern aus.

„Willst du Kirschen im Winter, Pfirsichbäume in Blüte?" Diese Worte lassen ein Idyll vermuten - und stechen damit deutlich heraus in dem sonst so düsteren und von menschlichem Leid geprägten Stück „Der kaukasische Kreidekreis". Regisseurin Bernada Horres inszeniert mit Brechts Drama zum ersten Mal am Stadttheater Heidelberg, und obwohl das Stück 30 Rollen enthält, kommt Horres mit acht Schauspielern aus.

Neben ihren Einzelrollen treten diese auch im Sprechchor auf, den die Regisseurin anstelle des bei Brecht üblichen Sängers einsetzt. Damit vereinigt sie die Akteure als Kollektiv auf der Bühne.

Die jeweils vier Männer und Frauen sind in ihren so unterschiedlichen Rollen kaum wiederzuerkennen. So beeindruckt Klaus Cofalka-Adami, indem er von einer Sekunde auf die andere von einem unbarmherzigen Dorfschreiber zu einem eingeschüchterten Flüchtling wechselt.

Spannungsvolle Inszenierung mit reduzierten Mitteln

Eine große Metalltreppe dient bis zur Pause als einziges Bühnenbild. Dennoch wissen die Schauspieler dem Zuschauer gekonnt zu vermitteln, an welchem Ort sie sich befinden. Vor dem geistigen Auge entsteht ein abgelegener Gutshof, als die Akteure erstaunlich realistisch Tiergeräusche nachahmen. Im nächsten Moment flieht man mit Grusche, der weiblichen Hauptfigur, vor einer Horde Panzerreiter, die eigentlich nur aus zwei Personen besteht.

Mit zwei Eisenstangen schlagen sie schallend auf die Metalltreppe, was die Zuschauer unwillkürlich näher zusammenrücken lässt. Requisiten und auch die Kostüme werden sparsam verwendet, sind aber trotz ihrer Schlichtheit genial erdacht. Sie erregen starke Emotionen und erlauben einen schnellen Rollenwechsel auf der Bühne.

Bernada Horres zeigt, wie man mit reduzierten Mitteln ein Drama inszeniert, ohne dass die Spannung verloren geht. Dies liegt sicherlich auch an der Hauptdarstellerin Joanna Kitzel, die ihre Rolle sehr gefühlvoll verkörpert. Stephan Schäfer, der den Simon spielt, wurde von Claus Peymann sogar an das berühmte, von Bertold Brecht gegründete Berliner Ensemble gerufen, und wird in dem Stück daher bald nicht mehr zu sehen sein. „Wir haben ihn groß gezogen", sagt Schauspieldirektor Axel Preuß, der sich dabei sichtlich stolz auf seinen Zögling anhört.

von René Andrée, Carolin Geiger, Jenny Genzmer
   

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