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 Hochschule
13.11.2007

Akademische Pionierarbeit

Neuer Masterstudiengang „Straßenkinderpädagogik“

100 Millionen Kinder weltweit leben auf der Straße. Eine Eins mit acht Nullen, hinter der sich ebenso viele individuelle Schicksale verbergen. Was die meisten verbindet, ist ein Alltag aus Armut, Hunger und Kriminalität.

Es ist eine dieser ungreifbaren, nüchtern-kalten Zahlen: 100 Millionen Kinder weltweit leben auf der Straße. Eine Eins mit acht Nullen, hinter der sich ebenso viele individuelle Schicksale verbergen. Was die meisten verbindet, ist ein Alltag aus Armut, Hunger und Kriminalität. Ein Teufelskreis, aus dem es nur einen Ausweg gibt: Bildung – eigentlich ein Menschenrecht. Doch obwohl diese Erkenntnis mit Sicherheit nicht neu ist, fehlen bislang nicht nur erfahrene Pädagogen, sondern auch didaktische Grundlagen im Umgang mit Straßenkindern. Diesem Missstand will der neue, forschungsbasierende Masterstudiengang „Pädagogik für Kinder und Jugendliche der Straße“ entgegenwirken. Seit Oktober sind die ersten neun Studierenden an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg eingeschrieben.

Vom kolumbianischen Physiker bis zur Heidelberger Sonderschulpädagogin – die Zusammensetzung des Pioniersemesters macht die globale Bedeutung des Themas deutlich. Gemeinsam erschließen sich die Studierenden in Seminaren wie „Straßenkinder und das Recht auf Bildung“ oder „Ethnografische Forschung im Feld der Straße“ die Grundlagen. „Zu weiten Teilen bewegen wir uns dabei auf etwas zu, was es noch nicht gibt“, erklärt Hartwig Weber, Professor für Theologie und Religionspädagogik an der PH: „Unsere Studierenden leisten mit ihrer Forschung selbst einen Beitrag zur Entstehung der Methodik und Didaktik.“ Dass die herkömmliche Schuldidaktik der Arbeit auf der Straße nicht gerecht werden kann, leuchtet ein: Klassenzimmer, geregelter Stundenplan, homogene Schülergruppen? Fehlanzeige.

Eindrücklich beschreibt Weber die fundamentalen Unterschiede: „Sie wissen nie, wer morgen noch kommt, wer morgen noch lebt.“ Das neue, bundesweit einzigartige Studienangebot ist aus dem Projekt „Patio13“ hervorgegangen, das seit fünf Jahren in einem Innenhof („Patio“) im kolumbianischen Medellín Straßenkindern eine Schulbildung ermöglicht. Als Träger des Studiengangs kooperiert die PH Heidelberg mit der PH Freiburg und den Universitäten Heidelberg, Freiburg, Medellín und Bogotá. Voraussetzung für das Aufbaustudium ist ein abgeschlossenes Erststudium und möglichst bereits praktische Erfahrung.

Am Ende der vier Semester sind die Berufsaussichten „leider“ – so könnte man sagen – sehr gut. Der Bedarf sei groß und nehme „in allen Bereichen, in denen mit Kindern in Problemsituationen gearbeitet wird“ weiterhin zu, so Weber. Probleme gibt es nicht nur in den Favelas Kolumbiens: Neben Integrationsschwierigkeiten oder Gewalt an Schulen wird allein in Deutschland die Zahl der Straßenkinder auf 2000 geschätzt.

von Johannes Schubert
   

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