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 Interview
21.11.2007

„Ich möchte mehr als drei Salatblätter essen“

Miss Platnum spricht ĂĽber Schlankheitswahn und Musikgeschmack

Miss Platnum tourt derzeit mit den ganz Großen im Vorprogramm: Nach der Berliner Band Seeed haben auch die Fantastischen Vier zugeschlagen. Der ruprecht traf die Nachwuchssängerin vor ihrem Auftritt in der Mannheimer SAP-Arena.

Miss Platnum, die mit bürgerlichem Namen Ruth Maria Renner heißt, floh mit acht Jahren zusammen mit ihren Eltern vor der sozialistischen Diktatur ihres Heimatlandes Rumänien nach West-Berlin. In der Schule war sie lange eine Außenseiterin, heute weiß Ruth ganz genau, was sie will und hat keine Scheu, das zu zeigen. Ihre Musik ist ein Mix aus Balkan-Beats, Hip-Hop, R’n’B und Soul. Einschlägige Club-Rythmen und schrille Folklore - alles mit stark rumänischem Akzent. Beim Interview spricht sie mit leiser Stimme und in wohlüberlegten Sätzen.


Du bist derzeit mit den Fantastischen Vier auf Tournee. Wie kam es dazu?


Die haben diesen Wunsch selbst geäußert. Wir sind ja auch bei derselben Booking Agentur, kommen also sozusagen aus einem Stall. Mannheim war erst unser zweites gemeinsames Konzert, weshalb ich noch keine Bilanz ziehen kann. Aber ich fühle mich unglaublich wohl. Wir sind noch eine Weile zusammen unterwegs und wir werden in der Zeit wohl noch enger zusammenwachsen.

Was war denn dein bisher schönster Auftritt?

Im Sommer war ich Support von Seeed. Da haben wir auch in der Wuhlheide in Berlin gespielt. Ein Stück weit Erfahrungen gesammelt habe ich damit schon. Natürlich ist es heute in Mannheim ein anderes Publikum und dieses Publikum kennt mich vielleicht noch nicht so gut. Es gibt Konzerte, da fühlt man sich schlecht. Es sind meistens bühneninterne Probleme, die einen davon abhalten, den Moment auf der Bühne zu genießen. Aber es gibt dann trotzdem diese besonderen Momente, wenn man sieht, dass das Publikum auf einen reagiert. Gerade bei den ersten Shows vor Seeed wussten wir überhaupt nicht, was passieren wird oder wie die Leute drauf sind. Aber wenn sie dann anfangen zu klatschen oder mitzusingen, ist das einfach unbeschreiblich. Es sind diese kleinen Momente, die einem im Gedächtnis bleiben.

Wie bist Du auf Deinen Künstlername „Miss Platnum“ gekommen?
 
Den Namen hab ich mir selbst ausgedacht. Ich wollte, dass er prunkvoll und glamourös klingt - einen großen, divenhaften Namen für mein Alter Ego, das ich auf der Bühne und auf dem Album einnehme. Ich spiele auch ein bisschen damit.

Wie wĂĽrdest Du Deine Musik in einem Satz beschreiben?


Das kann ich auch in zwei Worten: Balkan-R’n’B.

Eine Deiner ersten Gesangslehrerinnen war die Jazz-Sängerin Jocelyn B. Smith. Inwieweit prägt Dich das heute noch?
 
Ich habe mit ihrer Hilfe ein gutes musikalisches Wissen entwickelt. Ursprünglich wollte ich die Aufnahmeprüfung für die Musikschule machen und habe mich dafür vorbereitet. Das alles hilft mir jetzt. Es ist kein bewusst vorhandenes Wissen, aber ich kann ganz gut Harmonien raushören und Melodien komponieren. Daher kann ich meine Songs auch größtenteils selbst schreiben. Mit der Zeit entwickelt sich einfach ein Gefühl für Musik.

Was hörst Du privat?

Das ist je nach Laune ganz unterschiedlich: Ich mag sehr gerne ältere Musik, wie von Ella Fitzgerald, Shirley Bassey, Stevie Wonder, Aretha Franklin oder Chaka Khan. Ich höre aber auch neuere Sachen von House und Elektro bis zu Pop und R’n’B. Radio höre ich nicht so gerne, weil da zu einseitig selektiert wird und man da letztlich immer nur den gleichen Einheitsbrei vorgesetzt bekommt. Aber an sich bin ich sehr offen für alle Musikrichtungen.

Gibt etwas, was Du musikalisch gar nicht machen wĂĽrdest?

In Bayern hab ich im Bus mal traditionelle Volksmusik gehört, die fand ich schön. Aber was gar nicht geht, ist so was wie die Hitparade der Volksmusik!

In Dein erstes Album „Rock me“ hast Du sehr viel Herzblut gesteckt, aber Dein zweites „Chefa“ war weitaus erfolgreicher und nicht mit Deinem Debutalbum zu vergleichen. Was lief bei „Chefa“ anders?

Ich habe dazu gelernt und bin über mich hinausgewachsen. Das erste Album ist mehr oder weniger geflopt. Das war eine große Enttäuschung, denn ich fand, dass „Rock me“ eigentlich für Aufsehen hätte sorgen müssen, weil es eben auch ein gutes Album war. Aber es ist nicht viel passiert. Man muss aber weitermachen und darf die Schuld nicht immer den anderen geben. Jetzt höre ich mehr auf mich selbst und mache das, was ich wirklich machen möchte. Beim zweiten Album habe ich mich mehr auf mich und auf meine Heimat besonnen. Ich wollte mich von diesen momentan typischen R’n’B- und Soul-Produktionen abzuheben, weil ich einfach auch anders bin. Nur so hat man die Chance aufzufallen.

Wenn wir schon beim aktuellen Album sind: Warum geht es dabei oft ums Essen?

Essen ist in erster Linie Genuss. Essen ist lebenswichtig. Heutzutage wird das alles sehr dramatisiert. In der Branche ist es normal, dass man einem bestimmten Bild entsprechen und sich in eine bestimmte Kleidergröße hineinzwängen muss. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht: Mit 16 habe ich noch exzessiv Diät gehalten, dann aber bald gemerkt: „Das ist kein schönes Leben. Das hat nichts mehr mit Freiheit zu tun. Ich möchte mehr als drei Salatblätter am Tag essen.“ Aufgrund dieser Erfahrungen ist das Lied „Give me the Food“ entstanden.

Wie geht es nach der Tour mit den Fantastischen Vier weiter?


Ich werde an meinem neuen Album arbeiten, dass wir hoffentlich im Herbst nächsten Jahres schon veröffentlichen können. Es wird auch noch mehr Konzerte geben, aber werde mich mehr auf das kommende Album konzentrieren und möchte viele neue Songs schreiben. Die Zeit dafür, muss ich mir erst einmal wieder schaffen.

Vielen Dank fĂĽr das Gespräch!  

von Elena Eppinger, Eileen Blädel
   

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