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 Heidelberg
09.12.2008

„An ihrer Isolation gescheitert“

Teil 2 der ruprecht-Serie: Die RAF und Heidelberg

Zwei Anschläge verübte die RAF in Heidelberg: Auf das Hauptquartier der US-Armee und auf ihren Ober­befehlshaber. Drei Menschen starben, mehrere wurden verletzt. Mehrere Tage hatten die Terroristen im Wald oberhalb des Karlstorbahnhofs gezeltet.

Zwei Anschläge verübte die RAF in Heidelberg: Auf das Hauptquartier der US-Armee und auf ihren Ober­befehlshaber. Drei Menschen starben, mehrere wurden verletzt.

Schon mehrere Tage hatten die Terroristen im Wald oberhalb des Karlstorbahnhofs gezeltet. Am Morgen des 15. September 1981 um 7:18 Uhr zwingt eine rote Ampel den Wagen des US-Generals Frederick Kroesen vor der Karlstorschleuse zum Halten. Augenblicke später streift ein Geschoss das Heck des Mercedes und schlägt in die Fahrbahn. Ein zweites zischt über die Straße in den Neckar. Kroesen, Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, überlebt mit leichten Verletzungen. Im einsetzenden Feuergefecht zwischen Terroristen und US-Sicherheitsleuten bewahrt sein Fahrer kühlen Kopf und startet die gepanzerte Limousine durch.

Die Täter entkommen – vorläufig. Denn schon wenige Monate später werden sie gefasst. Ihre Namen: Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar; die wohl bekanntesten Mitglieder der zweiten RAF-Generation.

„Es herrschte eine betroffene Stimmung in der Stadt“, beschreibt Klaus Schunk, damals Redaktionsleiter der Rhein-Neckar-Zeitung. Hubschrauber kreisen über dem Heidelberger Stadtwald und die Polizei startet eine Ringfahndung. Dabei wird neben einem Zelt, Schlafsäcken und leeren Konserven auch eine Panzerfaust russischer Bauart gefunden. Der ehemalige Heidelberger Geschichtsstudent Christian Klar musste sie auf der Flucht zurücklassen. Den Umgang mit der Waffe hatte er zuvor auf einem Truppenübungsplatz der Nationalen Volksarmee in der DDR erlernt – unter Mithilfe der Stasi, wie nach der Wiedervereinigung aufgetauchte Dokumente belegen.

Am Tag nach dem Anschlag hinterlassen Unbekannte an der Fassade eines Universitätsgebäudes den Slogan „Es fängt erst an!“. Doch der eigentliche Beginn des RAF-Terrors in Heidelberg liegt zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als neun Jahre zurück. Am Abend des 24. Mai 1972 explodieren zwei Autobomben in Heidelberg-Rohrbach. Das Ziel auch damals: die US-Armee. Genauer: ihr Hauptquartier in der Römerstraße. Drei US-Soldaten kommen ums Leben, mehrere werden verletzt.

Schnell wird von Behörden und der lokalen Presse ein Zusammenhang der Attentäter mit dem Sozialistischen Patientenkollektiv in Heidelberg konstruiert. Dietrich Hildebrandt, Anfang der 70er Jahre ein Anführer der linken Heidelberger Studentenschaft, hält davon nichts: „Der Anschlag von 1972 hatte mit Heidelberg nichts zu tun.“

Beim Gros der Studenten stoßen die Anschläge auf Ablehnung. Bei einer Diskussionsveranstaltung der linken Hochschulgruppen debattiert nur der „engste Kreis“ über die Konsequenzen. In der Hochzeit des Vietnam-Krieges will sich niemand auf die Seite der Amerikaner stellen. Doch die Gewalt-Strategie der RAF lehnen auch hier die meisten als verrückt und letztlich falsch ab. Und so ist die RAF, meint Hildebrandt, am Ende auch in Heidelberg „an ihrer Isolation gescheitert“.

von Andreas Hofem
   

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