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 Hochschule
04.11.2008

Mediziner in der Enge

Fehler im Rechenzentrum lies zu viele Medizin-Erstsemester zu

Ein Systemfehler mit schweren Folgen: Da zu Semesterbeginn mehr als 30 Medizin-Erstsemester zugelassen waren, griff das Klinikum zu drastischen Maßnahmen: Etliche Lehrveranstaltungen fielen wegen Überbelegung mehrere Wochen aus.

ÜberfĂŒllte HörsĂ€le sind ein gewohntes Bild bei den Geisteswissenschaftlern. Jetzt traf es auch die Naturwissenschaften. Aufgrund eines Fehlers des UniversitĂ€ts-Rechenzentrums (URZ) ist das erste Semester Medizin ĂŒberbucht. Statt geplanten 307 Studenten begannen in diesem Wintersemester 336 Medizin-Studenten.

„Das ist fĂŒr uns eine Katastrophe“, sagt Claus Bartram, Dekan der medizinischen FakultĂ€t, „diese Zahl sprengt unsere derzeitige KapazitĂ€t“. Hinzu kommt, dass in diesem Jahr mit weniger Dozenten und mehr Studenten geplant werden musste – eine Folge des FĂ€chertauschs mit Mannheim und verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig vieler erfolgreicher Einklagen. Insgesamt studieren in diesem Semester etwa 90 Studenten mehr an der medizinischen FakultĂ€t.

Dies trifft vor allem die Anatomie als Schwerpunktfach des ersten Semesters. ZunĂ€chst wurde der PrĂ€pariersaal geschlossen und Vorlesungen ausgesetzt. Die strengen Vorschriften bei Anatomiekursen sowie die Brandschutzbestimmungen in den HörsĂ€len konnten nicht eingehalten werden. Dennoch wurde entschieden, dass keiner der zukĂŒnftigen Mediziner exmatrikuliert wird.

Die Lage ist möglicherweise ernster als angenommen

Innerhalb einer Woche stand das Notfallprogramm: Zwei weitere Leichen wurden beschafft und zusĂ€tzliche Arbeitsgruppen gegrĂŒndet. Die Anatomievorlesung findet jetzt im großen Chemiesaal statt und wird in einen weiteren Raum per Video ĂŒbertragen. „Die QualitĂ€t der Lehre ist gesichert“, verspricht Bartram. Ein Student, der als PrĂ€parierassistent arbeitet, meint dazu: „Ich verstehe den Stress nicht, der da gemacht wurde. Jetzt mĂŒssen bis zu drei Studenten mehr an einer Leiche geĂŒbt werden. Das stellt aber kein Problem dar.“


Von einer Überreaktion möchte der Leiter des Instituts fĂŒr Anatomie Joachim Kirsch allerdings nichts wissen: „Wir haben sehr kurzfristig davon erfahren und aufgrund von strengen Vorschriften musste ich den Unterricht aussetzen.“ Aber was ist das eigentliche Problem? Die 39 zusĂ€tzlichen Studenten oder die Angst, dass die 337 StudienplĂ€tze zum Dauerzustand werden? Andere Studenten könnten sich einklagen, indem sie sich auf die Ausnahme beziehen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Situation schwerwiegender dargestellt wird, um das Fach vor weiteren Einklagen zu schĂŒtzen. „Ich hoffe, dass diese Situation keine stĂ€ndige KapazitĂ€tserhöhung zur Folge hat. Das können wir auf Dauer nicht leisten“, erklĂ€rt Kirsch.

StudiengebĂŒhren als Krisenhilfe?

Auch ist die Finanzierungsfrage noch nicht geklĂ€rt. Jeder Medizinstudent kostet bis zum Examen etwa 170.000 Euro. Das sind in dem Fall knapp sieben Millionen Euro. Unklar ist, wer diese Summe aufbringt. „Wir sind ja nicht Schuld an der Situation“, meint Bartram.

In einer Pressemitteilung teilte die FakultĂ€t Ende Oktober mit, dass eine Einigung ĂŒber einen finanziellen Ausgleich durch die Uni in Sicht sei. Prorektor Thomas Pfeiffer widerspricht dem: „Es gibt noch keine Ergebnisse. Wir sind in GesprĂ€chen und um eine schnelle Lösung des Problems bemĂŒht.“ Auch dass allgemeine StudiengebĂŒhren benutzt werden, ist dabei nicht mehr ausgeschlossen.

von Moritz Damm
   

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