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 Heidelberg
07.11.2008

Ansturm auf US-Wahlnachlese

Amerika-Experten diskutierten die Folgen des Obama-Wahlsiegs

Einen Tag nach Barack Obamas Wahlsieg luden die Amerikaexperten vom Heidelberg Center for American Studies zur Wahlanalyse. Der Besucherandrang übertraf alle Erwartungen der Organisatoren.

Einen Tag nach der Wahl Barack Obamas luden die Amerikaexperten vom Heidelberg Center for American Studies (HCA) zu einer aktuellen Podiumsdiskussion. Moderator und Gründungsdirektor Detlef Junker hatte dazu nationale und internationale Experten eingeladen.

Die Veranstaltung war vor allem unter von Heidelberger Studierenden überlaufen: „Wir waren überwältigt vom Ansturm“, kommentierte Organisatorin Jana Freihöfer verblüfft. Selbst im Foyer lauschten Besucher stehend der Analyse und Diskussion.

„Gibt es nach 30 Jahren der konservativen Revolution nun eine „Obama Revolution?“, leitete HCA-Historiker Wilfried Mausbach sein Statement ein. Revolutionär etwa, wie stark die Demokratie momentan in den USA ist. Die Wahlbeteiligung war so hoch wie seit 1960 nicht mehr.

Obamas "moderner" Wahlkampf

Mausbach zufolge liege dies daran, dass Obama für die Amerikaner die Zukunft ihres Landes verkörpere. Allein seine Biographie repräsentiere das, was Amerika und seine Bürger ausmacht: die Vielfalt. Und an seiner integrierenden Botschaft, die er an die Minderheiten der USA sandte. Obama hat etliche Wählergruppen mobilisiert, die sonst nicht zu Wahl gehen, indem er das ganze Spektrum moderner Kommunikationswege genutzt hatte.
 
Dass nach Jahrhunderten Sklaverei, Freiheitskämpfen und Rassentrennung nun ein Schwarzer ins Weiße Haus einzieht ist der wohl bedeutendest Moment der Wahl. An der Spitze der einzig verbliebenen Supermacht wird Obama fortan die Geschicke der Welt maßgeblich beeinflussen. Mit dieser Zäsur würde dem amerikanischen Traum neues Leben eingehaucht.

Die Republikaner stecken in der Krise 

Obamas Motto: „Yes, we can. We are the greatest nation on earth“amerikanische Selbstverständnis und die Politik der kommenden Jahre verändern. Mit Obama Gesiegt haben Demokratie, Wechsel und Authentizität gewonnen. Verloren hat ein Taktierender wenig authentischer John McCain, der während des ganzen Wahlkampfes nie zu seiner „true voice“ gefunden hat, urteilt der Histroriker Manfred Berg: "Die Republikaner stecken jetzt in einer Krise".
 
Robert Livingston vom Deutschen Historischen Institut in Washington dämpfte die Freude über den Sieg Obamas. Europa müsse sich darüber im Klaren sein, dass die Wahlkampf-Rhetorik nicht identisch mit der Politik Obamas sein wird. Europa werde bei Obamas Politik kaum im Vordergrund stehen.

Mehr deutsche Soldaten nach Afghanistan?

Den pazifistischen Deutschen gefalle die neue „soft power“ und dass Obama außer der Abkehr von der Bush- Politik noch einige andere Pläne für die nächsten Jahre hat: Bündnisse sollen repariert werden, der Klimaschutz überdacht, der Abzug der Truppen im Irak steht ebenso auf dem Plan, wie die Schließung Guantanamos und der US-Raketenstützpunkt in Polen.

Uns Deutschen werde jedoch nicht gefallen, dass Obama von den Europäer mehr Engagement in Afghanistan fordern werde. Ebenso unangenehm könnte für die Exportnation Deutschland eine mögliche protektionistische Politik des neuen Präsidenten Obamas zum Schutz der amerikanischen Arbeitsplätze sein.

Auch Obama will keine Soziale Marktwirtschaft

Die Deutschen müssen sich von ihrer Vorstellung verabschieden, Obama würde in den USA eine Soziale Marktwirtschaft einführen. Zwar werden voraussichtlich die Steuern für besser Verdienende erhöht und ein stärkeres soziales Netz geschaffen, aber es wird dabei bleiben, dass sich jeder Amerikaner entscheiden kann, ob er sich krankenversichern lässt, oder nicht.

Fraglich ist weiterhin, ob und wie Obama die Finanzmärkte regulieren wird und wie er die neuen Wirtschaftsmächte China, Indien und Brasilien ins internationale System integrieren wird. Wie wird er auf die jüngsten Provokation des russischen Präsidenten Medwedew reagieren? Und wird er wirklich Warren Buffett als Finanzminister einsetzen? Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer hingegen über Obamas Kommunikationsbereitschaft. Er wird sehr viel offener auf Partner und auch Gegner zugehen als sein Vorgänger George W. Bush getan hat.

Wie lange aber der aktuelle „Honeymoon“ zwischen der Welt und Obama anhalten wird, dazu wagte keiner der Experten eine Vorhersage abzugeben.

von Verena La Mela, Seraphine Meya
   

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