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 Heidelberg
11.10.2008

Wieblingen

Refugium mit der besseren Neckarwiese

Wieblingen ist ein unterschätzter Heidelberger Stadtteil. Wer den sich Stadtplan anschaut, könnte meinen, dass man hier weitab vom Schuss wohnt. Doch das ist ein Trugschluss.

Zwar ist Wieblingen dörflich geprägt, hat aber viele Vorzüge, die man erst zu schätzen lernt, wenn man hier wohnt. Spätestens im zweiten Semester schwärmt jeder von der Neckarwiese. Doch die gibt es auch in Wieblingen. Die Neuenheimer Wiese ist gerade im Sommer ständig überfüllt und laut. Wilde Fahrradfahrer, Fußballspieler oder besoffene Abiturienten, die hier gefühlte drei Monate am Stück feiern verwandeln den Grünstreifen in einen Ballermann-Ableger. 

Die Wieblinger Neckarwiese hingegen ist das genaue Gegenteil. Wer sich hier zum Lernen zurückziehen will, bleibt ungestört. Hier ist die Wiese durchgehend grün und weder Grillgestank noch komasaufende Abiturienten stören die Idylle. Obwohl die bekanntere Neckarwiese nur einen Kilometer Luftlinie entfernt liegt, ist das Klima in Wieblingen meist angenehmer. Wenn im Hochsommer die Luft in der Stadt still steht, weht hier am Neckarufer meist noch ein angenehmer leichter Wind.

Der beste Club im Dorf: die Villa Nachttanz

Mit einem Netto, Aldi, Rewe (Montag bis Samstag geöffnet bis 22 Uhr) sind alle wichtigen Supermärkte vertreten. Wer sein Lieblingsbier dort nicht findet, wird beim Getränkehandel Fein fündig. Metzger, Bäckereien, Buchhandlungen, Fahrradladen und viele kleine Geschäfte verteilen sich entlang der Mannheimer Straße, der Hauptstraße des Stadtteils.

Bevor nun der Eindruck entsteht, dass sich hier nur Hase und Igel Gute Nacht sagen und um 22 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden: Das stimmt nicht. Im Süden Wieblingens befindet sich beim S-Bahnhof das alternative Kulturzentrum Villa Nachttanz. Auf der Grenze zum Industriegebiet Pfaffengrund gelegen, residiert in einem freistehenden Altbauhaus einer der besten Clubs Baden-Württembergs. 

Seit 2001 veranstaltet die Villa auf zwei Stockwerken Partys, Lesungen, Poetry-Slams und natürlich Konzerte. Musikalisch ist dabei von House bis Punk alles vertreten. Kurz gesagt bietet die Villa Kultur abseits des Mainstreams und das fast zum Selbstkostenpreis. Im Garten des letzten alternativen Refugums in Heidelberg brennt regelmäßig ein großes Lagerfeuer, an dem man sein 0,5-Liter-Schmucker-Pils aus der Flasche für unschlagbare 1,50 Euro (inklusive) Pfand genießen kann. In Sachen Preis-Leistung gibt es in Heidelberg nichts vergleichbares.

FH-Campus und beste Verkehrsanbindungen


Das studentische Leben ist jedoch nicht nur auf die Villa beschränkt. Im Südosten Wieblingen befindet sich der FH-Campus der SHR. Hier empfiehlt sich ein Besuch im Liberty, dem loungigeren FH-Pendant zum Zeughaus in der Altstadt. Die Mieten sind für Heidelberger Verhältnisse zwar moderat, aber wegen der Nähe zur FH auch nicht allzu günstig. Für Feld-Studenten ist der östliche Stadtteil ein empfehlenswertes Pflaster, da der Neuenheimer Campus per Fahrrad über die Wehrsteg-Brücke über den Neckar in nur 10 bis 15 Minuten zu erreichen ist. Nicht viel länger dauert es zum Bismarckplatz.

Auch sonst ist der Stadtteil optimal an alle öffentlichen Verkehrsmittel angebunden: Mit den Buslinien 34 und 35 dauert es etwa 20 Minuten in die Altstadt, die OEG erreicht den Bismarckplatz in 11 Minuten. Mit der S-Bahn dauert es bis zum Mannheimer Hauptbahnhof oder der SAP-Arena/Maimarkt knapp 15 Minuten. Am Wochenende bringen einen die Moonliner-Busse bis zum Morgengrauen im Stundentakt nach Hause.

Gutbürgerlich-günstige Gastronomie

Wer sein Bierchen mal nicht in Studentenkneipen trinken will, sollte in der Dorian-Pilsbar einkehren und dort bei Rockmusik eine Runde Billard spielen. Zwei Straßen weiter befindet sich eine Dönerbude, die die meisten Konkurrenten in der Altstadt qualitativ locker in die Tasche steckt.

Gastronomisch gesehen bewegt sich die Wieblinger Gastronomie auf gutbürgerlichem Niveau. Wer der rustikalen bis jugoslawischen Küche zugeneigt ist, wird sich in der Züchterklause gut aufgehoben fühlen. In die beiden griechischen Restaurants an der Mannheimer Straße kann man getrost auch mit den Eltern ausgehen. Ein Geheimtipp in Sachen Preis-Leistungs-Mengen-Verhältnis ist die Hauhecke, deren Schnitzel-Teller selbst für Studenten mit großem Hunger eine Herausforderung darstellen.

Wer es ruhiger mag wird Wieblingen lieben

Für exzessive Partygänger und Nachtschwärmer ist Wieblingen nicht empfehlenswert. Wer unter der Woche bis 3 Uhr in der Altstadt im Vater Rhein versackt oder Donnerstags eine Altstadt-Party gegen 4 Uhr verlässt, hat zwei Möglichkeiten: Fahrrad und Taxi. Die letzte Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln stellt unter der Woche die OEG um 1:20 Uhr ab dem Bismarckplatz dar. Danach hilft nur ein Taxi, dass bis Wieblingen zwischen 9 und 12 Euro kostet. Hier kann ein Anruf bei Taxi Direkt (06221 / 73 90 90) helfen, deren Taxis einen schon mit 8 Euro vor die Haustür befördern. Allerdings nur vielleicht: Da der Anbieter unter der Woche nur zwei bis drei Wägen im Einsatz hat, kann es sein, dass man vergebens anruft. Wer dann einen Nacht-Spaziergang antreten will, muss dafür zwischen 45 Minuten bis eine Stunde einkalkulieren.

Somit ist der Stadtteil besonders für diejenigen interessant, die zum ruhigeren Schlag gehören: Hier wohnt man komfortabel, aber eben auch nicht allzu weit weg vom Schuss, wenn einem vor lauter Lernen mal die Decke auf den Kopf fällt.

von Reinhard Lask
   

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