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 Feuilleton
20.01.2009

Das Schlosskino schließt

Cineastisch ausgeblutet – ein Abgesang auf Heidelbergs Kinolandschaft

Wenn das Schlosskino Ende Januar nach über 70 Jahren schließt, geht ein Kapitel Heidelberger Kinogeschichte wohl dauerhaft zu Ende. Die Räume sollen jedoch weiterhin kulturell genutzt werden, sind sich Stadt und Hausbesitzer H+G-Bank einig.



Wenn das Schlosskino Ende Januar nach über 70 Jahren schließt, geht ein Kapitel Heidelberger Kinogeschichte wohl dauerhaft zu Ende. Die Räume sollen jedoch weiterhin kulturell genutzt werden, sind sich Stadt und Hausbesitzer H+G-Bank einig.

Die Entscheidung der Heidelberger Gloria Filmtheaterbetriebe, das zwar heruntergekommene, aber in seinem großen Saal immer noch den Charme der goldenen Filmtheater-Jahre versprühende Haus aufzugeben, ist ein herber Verlust für Cineasten. Die größte Leinwand der Stadt sowie 450 Sitzplätze gehen für mindestens dreieinhalb Jahre verloren. In dieser Zeit wird das Gebäude renoviert und als einer von zwei Ersatzspielorten für das Städtische Theater genutzt. So gelungen diese kulturelle Umnutzung sein mag, dem Heidelberger Kinogänger hilft sie wenig.

Eine spätere erneute Nutzung als Kino wird zwar von der Heidelberger H+G-Bank prinzipiell nicht ausgeschlossen, doch potenzielle neue Betreiber gibt es in der krisengeschüttelten deutschen Kinobranche nur wenige.

Das Kinosterben geht weiter

Die Alternativen für zukünftige Kino-Abende in Laufnähe sehen in Heidelberg ohnehin schlecht aus. Der Pachtvertrag für das größte Kino der Stadt Harmonie-Lux läuft 2013 aus. Eine Verlängerung durch die Betreiberfirma Cinestar ist ungewiss. Die Stadt plant dort bereits den Bau eines großen Textilkaufhauses als Besuchermagnet für die Altstadt. Dies würde den Verlust des letzten Mainstream-Kinos im Stadtgebiet bedeuten.

Diese deutschlandweit wohl einmalige Situation beruht auch auf dem gescheiterten Versuch, Ende der 1990er Jahre ein Multiplex-Kino in Heidelberg zu errichten. Nach jahrelangen Verhandlungen mit verschiedenen Betreibern einigte man sich auf die noch heute brach liegende Fläche zwischen Hauptbahnhof und ehemaliger Feuerwache. Doch dann ging der Kinomonopolist Ufa insolvent und Heidelberg blieb eine der wenigen Städte ohne modernes Großkino. Städtebauliche Planungen mit Kinoneubau gab es seitdem nicht mehr, obwohl mit der Bahnstadt dieser Tage sogar ein weiterer Stadtteil in zentraler Lage entsteht.

Weniger Mainstream, mehr Arthouse

Was einige als Rettung der charmanten Klein-Kinos ansahen, entwickelte sich zur reinen Fortführung der in den 1970er Jahren baulich verunstalteten Kinos. Damals verkleinerten die Betreiber ihre großen und technisch ausgeklügelten Säle, um Kosten zu sparen. Das Harmonie-Lux etwa teilte seine zwei großen Säle in sechs kleinere Einheiten. Bei ruhigen Filmsequenzen kann man daher heute die Abspannmusik des benachbarten Saals mitgenießen. Im ehemaligen Capitol, das sich in der Bergheimer Straße befand, füllten sich während der Kinoflaute der 1970er nur noch selten alle 1250 Plätze. Deshalb wich der einstige Heidelberger Kinopalast bald darauf mehreren Wohnhochhäusern.

Erstaunliche Dimensionen für heutige Kinogänger in Heidelberg: Denn die Alternative besteht dieser Tage lediglich aus mehreren kleineren Arthouse-Kinos und dem kommunalen Kino im Karlstorbahnhof. Diese erscheinen in ihrem Ambiente zwar charmant, decken jedoch nur einen Teil des Kinoprogramms ab und stoßen mit ihrer Platzkapazität schnell an ihre Grenzen. Speziell für Studenten bleibt da noch das Uni-Kino, das im Hörsaal 13 der Neuen Universität relativ neue Filme für wenig Geld zeigt. Doch trotz des großen Engagements der Beteiligten mag echtes Kinoambiente bei den Vorführungen nicht aufkommen.

Mainstream-Alternativen: Mannheim und Wiesloch

Bleibt also nur, auf die nähere Umgebung auszuweichen: Per S-Bahn und OEG sind die Multiplex-Kinos in Viernheim und Walldorf schnell zu erreichen. Jedoch entfällt dabei die Möglichkeit, den Kinoabend gemütlich in der Altstadt ausklingen zu lassen.

In der belebten Innenstadt Mannheims hingegen finden sich gleich zwei Großkinos, die eben dem Mainstream-Programm auch täglich Anspruchsvolles und Originalsprachliches spielen. Ergänzt von einigen Arthouse-Kinos dient Heidelbergs große Schwester somit wieder mal als Vorbild in Sachen Freizeitgestaltung.

von Benjamin Jungbluth
   

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