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 Heidelberg
30.06.2010

Lieber alt statt neu

Große Bauprojekte verändern die Stadt bisher nur auf dem Papier

Nach den anhaltenden Protesten zur Erweiterung der Stadthalle gibt es Ende Juli einen Bürgerentscheid. Doch auch wenn die geplante Erweiterung in der Altstadt nicht kommen sollte, könnte sich städtebaulich einiges tun in Heidelberg.



Nach den anhaltenden Protesten zur Erweiterung der Stadthalle gibt es Ende Juli einen Bürgerentscheid. Doch auch wenn die geplante Erweiterung in der Altstadt nicht kommen sollte, könnte sich städtebaulich einiges tun in Heidelberg.


Die Bürger Heidelbergs sind eine besondere Spezies. Sie sind außerordentlich stolz auf ihre Altstadt und ihr Schloss und der festen Überzeugung, jeder Tourist der Welt sei schon einmal hier gewesen.

Darum tun sich echte Heidelberger auch sehr schwer, wenn sich städtebaulich etwas ändern soll. Zuletzt erfuhren die Stadtplaner das, als sie die historische Stadthalle mit einem modernen Anbau erweitern wollten. Doch neben solchen recht überschaubaren Bauvorhaben sind in Heidelberg aktuell noch viel größere Umgestaltungen geplant oder haben zum Teil bereits begonnen.

Westlich des Hauptbahnhofs entsteht derzeit ein komplett neuer Stadtteil. Auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs und eines Gewerbegebiets wird die „Bahnstadt“ errichtet. Ihre Fläche wird größer als die Altstadt sein und neben Büros, Gewerbeeinheiten und naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen wird sie auch Wohnraum für 5 000 Menschen bieten.

Ganz dem Zeitgeist entsprechend soll das Großprojekt dabei energetisch modern umgesetzt werden. Der Zugang zur Innenstadt wird über die Öffnung des Bahnhofs nach Süden hergestellt. Viele Freiflächen und öffentliche Plätze sollen die Wohnqualität im Stadtteil erhöhen. „Die Arbeiten haben dabei bereits vor einigen Monaten begonnen. Die Wohnbebauung beginnt vermutlich ab diesem Sommer“, erklärt Diana Scharl vom Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt.

Weit weniger fortgeschritten ist hingegen das zweite städtebauliche Großprojekt: Die seit Jahrzehnten immer mal wieder geplante „Stadt an den Fluss“. Und das obwohl die öffentliche Diskussion dazu ungleich größer ist. Das Konzept sieht die Untertunnelung der Bundesstraße 37 vom Karlstor bis zum Bismarckplatz vor. Der dadurch gewonnene freie und verkehrsberuhigte Zugang zum Neckar soll die Altstadt um eine Uferpromenade und die Ausdehnung von Gastronomie und Geschäften bis zum Fluss bereichern. 

Die Kritik an diesem, das Stadtbild stark verändernden, Vorhaben ist so groß, wie die geschätzten Kosten von derzeit 180 Millionen Euro, deren genaue Zuschuss durch das Land aktuell geprüft wird. Auch wenn die Projektpläne schon detailliert diskutiert werden, wird der Gemeinderat erst im Herbst endgültig über das Projekt entscheiden. Erst dann will das Land über etwaige Zuschüsse entschieden haben.

Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet sind Veränderungen geplant: Die Kurfürstenanlage im Bereich der Poststraße soll grundlegend umgestaltet werden. Nahezu vollendet ist bereits der Neubau der Justizgebäude. Anfang 2011 werden dann voraussichtlich die bisherigen Gebäude abgerissen und durch Wohnbebauung und Geschäfte ersetzt sein.

Auch der Bereich um das „Bauhaus“ und den Busbahnhof soll abgerissen und neu bebaut werden. Wann dies geschehen wird, ist allerdings auch für die Stadt noch unklar. „Die Umgestaltung bereits bestehenden Baubestandes ist immer ein langwieriger Prozess“, verrät ein Mitarbeiter der Stadt.

Daher bieten sich in anderen Teilen der Stadt größere Veränderungsmöglichkeiten: Das Neckarufer des Neuenheimer Feldes könnte grundlegend umgestaltet und zur Stadt hin geöffnet werden. Als Verlängerung von Neckarwiese könnten die Freiflächen den Studentenwohnheimen als Parkanlagen dienen.

Bisher existieren hierzu allerdings nur erste Architektenentwürfe. Möglichkeiten der Stadtentwicklung bieten schließlich auch die in Rohrbach gelegenen militärischen Flächen der US-Truppen, die seit Jahren über einen Teilabzug aus dem inneren Stadtgebiet nachdenken.

Im Gegensatz zu neuen Wohngebieten könnte hierbei vor allem günstiger Wohnraum auch für Studenten entstehen. Entschieden ist das alles freilich noch lange nicht. Aber das dürfte so manchem echten Heidelberger Bürger wohl auch ganz recht so sein.

von Benjamin Jungbluth
   

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