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 StudiLeben
14.06.2011

Studenten simulieren die Vereinten Nationen

Bericht der Heidelberger Delegation von der Euromun 2011 in Maastricht

560 Studenten aus 53 Ländern schlüpften bei der EuroMUN 2011 in die Rolle internationaler Diplomaten. Darunter auch 19 Heidelberger Studenten, die eine Woche lang nervenaufreibende Verhandlungen führten und plötzlich auftretende Krisen zu bewältigen hatten.

Die EuroMUN (European Model United Nations) ist eine simulierte und von Studenten organisierte Konferenz. Sie eröffnet jungen Menschen die Möglichkeit sich mit der Komplexität und den Schwierigkeiten Internationaler Beziehungen auseinanderzusetzen.

Als Botschafter eines Landes, wir vertraten das Vereinigte Königreich und den Libanon, modellieren Studenten aller Fachrichtungen die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen.

Ehe wir uns versehen konnten, saßen wir auch schon in einer riesigen Aula. Allmählich kehrte im Saal Ruhe ein. Die Eröffnungsfeier konnte beginnen. Frans Timmermans, Abgeordneter des holländischen Repräsentantenhauses ergriff das Mikrofon und eröffnete die Konferenz mit einer packenden Rede. Jeder Delegierte solle anfangen, hier und heute, für seine Ideale zu kämpfen und die Herausforderungen der Zukunft anzupacken, so Timmermans.
 Eigentlich sollten die Verhandlungen erst am Tag darauf beginnen, doch in der Eröffnungsfeier wurden die motivierenden Worte Timmermans zumindest für das „Crisis Committee“, ein ad-hoc Komitee des Security Councils, bereits Realität.

Auf einer Leinwand, erschien ein Nachrichtensprecher, der die Katastrophenmeldung verlas: Ein brasilianisches Passagierflugzeug war in China, nahe der nordkoreanischen Grenze abgestürzt. An Bord sollen sich hohe Vertreter aus Brasilien, Russland, Indien und China befunden haben – darunter auch der amtierende russische Präsident Dimitri Medwedew. Von Überlebenden könne keine Rede sein.UK-Delegierte Fiona Byrne beschreibt die Situation als Sprung in eiskaltes Wasser. „Walk with me. Come on, faster! We got work to do!”, drängte der Vorsitzende des Crisis Committees, Byrne und die anderen Mitglieder. Byrne berichtet, sie seien ihm Treppen hinunter und durch schmale Gänge in einen kleinen, fensterlosen Raum gefolgt, der wie ein richtiger „Verhandlungsbunker“ wirkte.

Für mich begann die Arbeit erst am folgenden Tag im „European Council“, einem Gremium der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, das Richtlinienen formuliert.

Lauter beschäftigt wirkende junge Menschen in Anzügen, Stöckelschuhen und mit Laptops bewaffnet, kreuzten meinen Weg zum Sitzungssaal. Ohne die Zeit zu haben, mir über meine Nervosität bewusst zu werden, öffnete ich pünktlich um 9 Uhr die Tür zu unserem Konferenzraum. Und da waren sie schon wieder. Diese seriös wirkenden jungen Menschen, jetzt allerdings an Tischen sitzend. Ich setzte mich zu ihnen. Bis auf mein Anfangsstatement zur Atomkraft, unserem Thema, hielt ich mich die erste Hälfte des Tages zurück.   

Meine Unerfahrenheit ließ bis dahin einfach nicht mehr zu, doch das fiel natürlich auf, als eines der einflussreichsten europäischen Länder, das ich nunmal vertrat. Skeptische Blicke, fielen unverkennbar in meine Richtung.

Ich musste handeln und suchte mir deshalb Verbündete. Welches Land fährt wie wir den Kurs, sämtliche ältere Atomkraftwerke abzuschalten und in Erneuerbare Energien zu investieren? Frankreich und Polen sicherlich nicht. Mit der Ansicht, atomare Energiegewinnung müsse noch viel weiter ausgebaut werden entfachten sie ein regelrechtes Feuer an Debatte. Der polnische Delegierte stach dabei besonders hervor. Immer wenn er dem Vorsitz anzeigte, er wolle etwas sagen, war es wieder so weit. Er richtete sich auf, formulierte innerhalb einer Minute, sein Anliegen, als hätte er nie etwas anderes gemacht und hinterließ pures Staunen.

Letztlich einigten sich alle 27 Mitgliedstaaten darauf sogenannte „Stresstests“, zur Überprüfung der Sicherheit von Atomkraftwerken, als obligatorisch festzulegen.

Zurück in Heidelberg und um einige Erfahrungen reicher, warf ich einen Blick in die aktuelle Tagespolitik. Und da stand es schwarz auf weiß: Die realen Mitgliedstaaten der EU sind im realen European Council zu dem Entschluss gekommen, besagte Stresstests einzuführen. Wie realitätsnah und aktuell die EuroMUN folglich war, zeigt dieses Beispiel nur zu gut.

von Eileen Passlack
   

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