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 Hochschule
07.11.2011

Leben und lernen in Kasernen

Mehr als 600 Studenten besiedeln die ehemaligen Soldatenunterkünfte

Sicherheitszaun und großes Eingangstor: Vieles erinnert noch an die ehemalige US-Kaserne. / Foto: Benjamin Jungbluth

In Rohrbach hat ein neues Wohnheim eröffnet: die ehemaligen Soldatenkasernen der US-Armee. Es gibt zwar keine Schranke mit Wachsoldat am Tor wie auf der Straßenseite gegenüber, viel erinnert dennoch an die Ex-Bewohner.

Als Erbe der Amerikaner umschließt ein hoher Zaun das Gelände. An den Häusern prangen groß die Zahlen von 3658 bis 3665, an manchen Ecken wurde Stacheldraht vergessen und in den restlichen machen die Zaunspitzen ihn überflüssig. Aber die amerikanische Bauweise hat auch ihr Gutes, denn die ehemaligen Kasernen wurden um einen großen Innenhof herumgebaut. Hier haben die Studenten ihre eigene Straße, den Holbeinring, der eine ansehnliche Grünfläche umschließt. Mit ihren Bäumen, Bänken und Grillplätzen gibt die Wiese dem Gelände ein freundliches und einladendes Aussehen.

Auch in den Zimmern trifft man auf typisch Amerikanisches, wie zum Beispiel amerikanische Steckdosen, die in Deutschland fehl am Platz wirken, und jede Menge geräumige Einbauschränke. Sonst fällt vor allem die Größe der Dreier- und Vierer-WGs auf: Jeder Student lebt auf 15 bis 35 Quadratmetern. Christopher war bei seinem Einzug positiv überrascht: „Es sind ganz normale Wohnungen, an ihnen hätte ich nicht bemerkt, dass es vorher Kasernen waren!“

Mit der Anmietung des Areals reagiert das Studentenwerk auf den hohen Andrang durch den doppelten Abiturjahrgang. Die Zahl der Wohnungssuchenden habe sich dieses Jahr um 30 Prozent erhöht. Auf lange Sicht werde aber ein Rückgang erwartet, weshalb der Mietvertrag auf zehn Jahre befristet ist und nicht verlängert werden soll. Bis dahin freuen sich einige Jahrgänge an Studenten über die gute Verkehrsanbindung und Einkaufsmöglichkeiten bis 24 Uhr.

Die Amerikaner errichteten die Gebäude 1953 und sanierten sie seitdem einmal. Nach dem Abzug der Soldaten standen die ehemaligen Kasernen zwei Jahre lang leer bis das Studentenwerk im Juni den Mietvertrag unterschrieb. Dann wurde auf Hochtouren gearbeitet: Die dringenden Schönheitsreparaturen wurden durchgeführt, der Brandschutz verbessert und eine neue Wasserleitung gelegt.

Für die Arbeiten reichten die drei Monate seit der Anmietung offenbar nicht ganz aus, denn rund lief es beim Einzug der ersten Studenten nicht: Unter Anderem war das Leitungswasser in vielen Wohnungen ungenießbar. Biowissenschaftsstudent Christopher war einer der ersten Bewohner und erinnert sich noch an das anfängliche Durcheinander: „Ich durfte mein Wasser benutzen, weshalb alle anderen mit Eimern zu mir gekommen sind. An den meisten Türen hingen Zettel mit Totenköpfen drauf.“

Die größten Probleme löste das Team des Facility Managements aber gleich in den ersten Tagen. Heute fehlen nur noch ein paar Matratzen in der richtigen Länge und einige Küchenstühle.

Vor allem warten die Studenten auf das Internet. Fabian studiert Ethnologie und ist ziemlich verärgert: „Bei den meisten Studiengängen wird alles online organisiert. Deshalb ist Internet für uns unglaublich wichtig.“ Nach Angaben des Studentenwerks soll es nur noch wenige Wochen dauern, doch daran glaubt mittlerweile niemand mehr so ganz. Bereits beim Einzug war von „drei bis vier Wochen“ die Rede.

Für gelegentlichen Ärger sorgt auch die Dämmung der Wohnungen. Daran hatte die US-Armee offenbar gespart, denn sie ist praktisch nicht vorhanden. Mit den Schrittgeräuschen der höheren Etagen haben sich die meisten Studenten jedoch arrangiert.

Insgesamt sind die meisten Bewohner aber sehr zufrieden. Vor allem gefällt ihnen, dass hier so viele Studenten zusammen wohnen. „Ich finde es cool, dass man aus dem Haus geht und gleich Leute trifft“, erzählt Erstsemesterstudentin Sabrina. Zusätzlich wird die soziale Ader auch von der großen Wiese im Innenhof geweckt. Als etwas angenehmere Temperaturen herrschten, trafen sich die frisch Eingezogenen hier zum quatschen, Bier trinken und weiterziehen.

Und die Wiese hat noch mehr Umherziehende angelockt: Ein Schwarm grüner Halsbandsittiche hat die Bäume in Beschlag genommen und schreit gelegentlich Langschläfer aus den Federn. Es ist zwar kein „Kikeriki“, aber Studenten sind ja bekanntlich genügsam.

von Franziska Brozio
   

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