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 StudiLeben
16.12.2012

Müssen wir immer früher und schneller studieren? Ja.

Zwei Redakteure über Vor- und Nachteile des schnellen Studiums

Ziad-Emanuel Farag. / Foto: Annika Kasties

Bologna-Reform, Ende der Wehrpflicht und G8-Umstellung. Das Durchschnittsalter der Hochschulabsolventen sinkt. Zugleich steigt der Druck das Studium effizient und schnell abzuschließen. Doch ist es erstrebenswert, sich so früh wie möglich von der Universität zu verabschieden?

JA

Ziad-Emanuel Farag leitet das Ressort „Hochschule“ und wird sein Studium nach vermutlich 17 Semestern beenden.

Beide Aspekte betrachte ich zunächst getrennt: Große Unternehmen wie die BASF lehnen es eher ab, dass 17-Jährige bereits studieren. Dies geschieht mit Verweis auf die Persönlichkeitsentwicklung. Doch genauer betrachtet sollten dann gerade 17-Jährige so früh wie möglich an die Universität!

Der Grund hierfür ist ganz einfach: Sind sie mit 17 nicht an den Hochschulen, gehen sie noch zur Schule. Und just diese Umgebung ist eine durch und durch feindliche, um ein eigenständiger, freier Mensch zu werden, der eine demokratisch freiheitliche Gesellschaft mitgestalten und an ihr teilhaben kann. Schule schließt das aus: Sie ist diktatorisch organisiert. Als Schüler  muss man immer anwesend sein, darf nichts trinken während des Unterrichts, kann nicht wie als Student seinen eigenen, interessensgeleiteten Stundenplan machen. Das entscheidende Kriterium: Gegenüber dem Lehrplan spielt bei der Gestaltung der jeweiligen Unterrichtsstunde das  Interesse von Schülern und Lehrern eine untergeordnete Rolle! Somit kommt es in deutschen Schulen  zur Katastrophe: Desinteressierte sollen Desinteressierten etwas vermitteln. Wie sehr das misslingt, zeigt, dass die Bildungspolitiker immer wieder neue Standards definieren, aber grundlegende Kompetenzen wie Orthographie immer schwächer werden. Die Neugier der Schüler wird nicht genutzt, sondern  systematisch zerstört. 

Ganz anders ist es an der Universität: Hier kann man das Fach selbst auswählen und in jedem Studiengang eigene Schwerpunkte setzen. In den Geisteswissenschaft zum Beispiel hat man immer noch große Freiheiten bei der Studenplangestaltung. An großen Universitäten wie der Uni Heidelberg findet man bei 30?000 Studierenden auf jeden Fall mit der Zeit auch Leute, die unabhängig von Studienfach, Alter und regionaler Herkunft ähnliche Interessen und Ansichten haben. Es gibt einfach keine starren Uniformierung in Klassen und Kursverbünden. Und: So vielfältige Angebote manche Schulen vielleicht haben, den Universitäten können sie nicht das Wasser reichen! Hochschulsport, Studierendenzeitungen, Theatergruppen, politische Hochschulgruppen, religiöse Gruppen,  Partizipation in entscheidenden Gremien: Mehr geht nicht! Aber umso mehr ist Vorsicht geboten: Auch in Heidelberg war die Bologna-Reform lange Zeit ein Reinfall, das Geschwür Verschulung wuchert noch immer an den Hochschulen.

Der zweite Aspekt ist, ob Studierende immer früher fertig werden sollten. Aus meiner Sicht als 25-jähriger Langzeitstudent spricht retrospektiv auch nicht unbedingt alles dagegen, denn unsere Gesellschaft ist überaltert. Ein Abbau der Sozialsysteme droht, überall spukt das Schreckgespenst Altersarmut herum. Das liegt auch daran, dass immer mehr junge Menschen wie ich erst sehr spät eine Familie gründen, weil sie sich vorher um ihre berufliche Bildung und Karriere kümmern. Wenn sie es denn überhaupt tun. Eine große Hilfe dabei, früher als mit 40 Vater oder Mutter zu werden ist dabei eben eines: Finanzielle Sicherheit! Studierende können damit nicht aufwarten.

Zusammenfassend: Wenn wir gute Universitäten haben, in denen die jungen Menschen lernen mit Freiheit umzugehen, ist es super, wenn es Studierende gibt, die mit 17 anfangen, mit 22 ihren Master haben und arbeiten. Sowohl für sie als auch für die gesamte Gesellschaft!

   

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