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 Feuilleton
30.01.2012

Das stille Örtchen

Schloss Schwetzingen stellt königliche Toiletten aus

Der Adel saß beim großen Geschäft deutlich bequemer als der Normalsterbliche heute / Foto: www.schloss-schwetzingen.de

Eine Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zeigt die Geschichte von Toilette und Körperpflege an Adelshäusern. Die Sammlung antiker "Leibstühle" oder Toilettentische ist noch bis zum 19. Februar im Schwetzinger Schloss zu sehen.

Wenn man muss, dann muss man! Das ist heute nicht anders als früher. Doch während für uns der Gang zur Toilette selbstverständlich ist, sah es jenseits von integrierter Wasserspülung noch ganz anders aus. Wohin ging man in früherer Zeit, wenn man ein „gewisses Bedürfnis“ verspürte? Diesem lange unbeachteten Kapitel unserer Kulturgeschichte widmet sich nun eine kleine Ausstellung im Schloss Schwetzingen. 

Unter dem Titel „Das stille Örtchen – Tabu und Reinlichkeit bey Hofe“ wird hier das Tabu im wahrsten Sinne zum Thema gemacht. Wie der Name bereits verrät, geht es hauptsächlich um das dringende Bedürfnis des Adels in vergangener Zeit. Man bekommt einen Blick hinter die Kulissen und erfährt so manch verblüffendes Detail rund um das „Geschäft“ bei Hofe. 

Die Ausstellung behandelt jedoch nicht nur die königliche Toilette, sondern die Hygiene an Adelshäusern im Allgemeinen. Es sollen Klischees richtig gestellt werden, wie etwa, dass sich Adlige in früherer Zeit niemals wuschen. Anhand selten ausgestellter Exponate kann die Geschichte von Toilette und Co. von der Antike bis heute verfolgt werden. Und bereits vor einigen hundert Jahren war von der Zahnbürste über die gepolsterte Badewanne bis hin zum Toilettenpapier schon alles vorhanden, wenn auch nicht so komfortabel wie heute. 

Die Ausstellung fördert aber auch unerwartete Exponate ans Licht. So zum Beispiel ein kleines Gefäß, das aussieht wie eine Soßiere für Suppen, damit aber besser nicht verwechselt werden sollte. Es diente der Edeldame nämlich als mobile Toilette, indem sie es bei langen Kirchbesuchen einfach unter ihrem weiten Kleid versteckte. Natürlich war dazu entsprechende Funktionsunterwäsche nötig, die dem Besucher auch nicht vorenthalten wird. 

Aber dennoch, die Dame am Hofe war sehr eitel und legte viel Wert auf ein ansehnliches Auftreten. Davon zeugen gut bestückte Schminktische und antike Parfüms. Wer möchte, kann diese natürlich auch gleich testen, wobei Duftnoten wie Weihrauch und Moschus nicht sonderlich vielversprechend klingen. 

Doch aller Hygiene zum Trotz konnte oftmals selbst der beste Duft und die gründlichste Reinigung nicht verhindern, dass Flöhe ihren Weg in die Frisuren und prachtvollen Kleider der Adligen fanden. Dagegen half dann nur noch eine clevere Erfindung: die Flohfalle. Wie diese funktioniert, erfährt man noch bis zum 19. Februar im Schloss Schwetzingen.

Bei einem Eintritt von drei Euro für Studenten ist dem Besucher die Benutzung der königlichen Toiletten zwar nicht erlaubt, dafür aber der anschließende Besuch des Schloss­parks.


Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Schwetzinger Schlosses

von Roman Troia
   

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