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 StudiLeben
24.05.2012

„Bewegung macht Spaß!“

Physikstudent Marc Schuh gilt als Favorit bei den Paralympics 2012

Foto: Christoph Dressler

Marc Schuh ist deutscher Rennrollstuhlfahrer und mehrfacher Rekord­halter. Diesen Sommer will der 22-Jährige bei den kommenden Paralympics in London Medaille holen. Patricia Jawidowicz traf den Heidelberger Physikstudenten beim Training.

    
ruprecht: Bereits 2008 hast Du an den Paralympics in Peking teilgenommen und das Halbfinale erreicht.

Marc Schuh: Ich war bei diesem Wettkampf absoluter Neuling, mit gerade 18 Jahren. Da kommt man vom Junioren- in den Erwachsenenbereich. Es war erstaunlich, dass ich an den Paralympics teilnehmen durfte. Ich hatte damit gerechnet, dass mich in der Vorrunde die Weltelite überholen würde. Aber ich bin in meinem Lauf Zweiter geworden.

Inwiefern stehen Deine Chancen dieses Jahr besser? Wie bereitest Du Dich auf so einen wichtigen Wettkampf vor?

Das Training ist sehr konstant seit 2008. Ich habe bis zu neun Trainingseinheiten pro Woche, plus Physiotherapiestunden. Es gibt drei Tage, an denen ich zweimal am Tag trainiere, morgens und abends. Sonntag ist Ruhetag. Nebenbei zu studieren ist relativ anspruchsvoll.

Mit welchem Ziel fährst Du zu den Paralympics?

Mein Durchbruch kam bereits 2009, ein Jahr nach den Paralympics in Peking. Ich habe bei der IWAS-Weltmeisterschaft in Indien den 400-Meter-Lauf gewonnen. Seitdem ging es steil bergauf. 2010 habe ich es geschafft, den Europarekord im 400-Meter-Lauf zu holen. Die Zeit liegt unter 46 Sekunden und ist die zweitschnellste, die jemals erzielt worden ist. Der Weltrekordlauf ist die einzige Zeit, die schneller ist als meine. Daher zähle ich zu den Favoriten bei den Paralympics in London. Das Ziel ist, eine Medaille zu holen.

Vielleicht die Goldmedaille?

Wenn man an dem einen Tag nicht optimal fit ist, kann man statt Erster Zweiter werden. Teilweise liegen der erste und zweite Platz nur 0,1 Sekunden auseinander. Man muss einfach seine Form treffen. Von daher lege ich mich nicht fest, welcher der ersten drei Plätze es werden soll.

Bei den Paralympics treten die Athleten in 22 Sportarten an. Darunter gehört auch die Leichtathletik. Weshalb hast du dich auf den 400-Meter-Lauf spezialisiert?

Ich habe mich in verschiedenen Disziplinen versucht. Auf 100, 200 und auch auf 1500 Meter. Bei 1500 Meter habe ich festgestellt, dass ich dem Rest nur hinterherfahre. Bei 400 Meter habe ich mein Talent entdeckt. Diese Sprintstrecke ist eine Mischung aus einem guten Start und einer enormen Tempohärte. Man ist durchgehend am Anschlagen, wofür man einen hohen Kraftaufwand braucht.

Wie ist das Miteinander der Paralympics-Teilnehmer?

Innerhalb des deutschen Teams ist es sehr entspannt. Mit Athleten aus anderen Ländern ist das Verhältnis in den meisten Fällen auch entspannt, wenn es außerhalb der Paralympics ist. Während des Wettkampfes sind die Teilnehmer enorm fokussiert. Man nimmt Abstand zueinander ein, hält Distanz. Schließlich geht es um die Medaille. Man muss bedenken, dass der Sport extrem teuer ist. Bei mir kostet ein Jahr 35.000 bis 40.000 Euro. Wenn man eine Paralympics-Medaille gewinnt, ist dies mit einem großen Medienspektakel verbunden. So werden Sponsoren aufmerksam.

Viele Menschen haben von den Paralympics noch nie gehört. Sie stehen im Schatten der Olympischen Spiele. Woran liegt das?

Das ist nichts Ungewöhnliches. Die Paralympics werden medial geringer übertragen als die Olympischen Spiele. Früher wurden auf ARD und ZDF rund um die Uhr die Olympischen Spiele übertragen, die Paralympics nur in fünf Minuten zusammengefasst. Das ändert sich aber gerade.

Woher kommt Deine sportliche Motivation?

Sport macht Spaß! Ich bin damit aufgewachsen, dass Bewegung Spaß macht. Ich habe ein sehr gutes Körpergefühl entwickelt, auch mit Hilfe von Therapeuten, da von Geburt an klar war, dass ich den Rollstuhl benötigen werde. Bewegung setzt Endorphine frei, es ist wie bei Süßigkeiten – eine Sucht.

Was macht ein Marc Schuh privat? Abgesehen vom Sport natürlich.

Ich habe meine beiden Hobbys zum Beruf gemacht, nämlich Physik und Sport. Damit hatte ich großes Glück, denn ich kann den ganzen Tag meinen Hobbys nachgehen. Außerhalb gibt es keine Freizeit. Aber das stört mich nicht.

Marc, vielen Dank für das Gespräch.


Paralympics: Die Olympischen Spielen für Sportler mit Behinderung finden drei Wochen nach den regulären Winter- und Sommerspielen statt. Die jeweilige Behinderung wird in Kategorien wie Sehbeeinträchtigung, körperliche Lähmung, Amputation eingeteilt. Die paralympische Bewegung entstand in England. Als die im Zweiten Weltkrieg verwundeten Soldaten nicht mehr an regulären sportlichen Wettkämpfen teilnehmen konnten, veranstalteten sie 1948 den ersten internationalen Wettkampf für Veteranen im Rollstuhl. 1960 fanden in Rom die ersten offiziellen Spiele statt. Zugelassen waren nur Rollstuhlfahrer. Seit den Spielen in Seoul 1988 dürfen Athleten mit verschiedenen Behinderungen teilnehmen. Die Paralympics finden immer nach den Olympischen Spielen am gleichen Ort statt. Der nächste Gastgeber für die Winterspiele 2014 ist Sotschi in Russland.

   

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