Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.de

ruprecht-Logo Banner
ruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Der aktuelle ruprecht
ruprecht vor 10 Jahren
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per RSS-Feed
 Jubiläum
13.11.2012

FSK, UNiMUT und der ruprecht

Was sich neckt, hasst sich oft auch ein wenig

Die Odyssee des ruprecht: Das aktuelle Büro in der Albert-Ueberle-Straße 3-5 (oben), das in der Hauptstraße 33 (Mitte, von 2008 bis 2009) und das Domizil bis 2005 in der Lauerstraße 1.

Seit ihrer Gründung macht es sich die ruprecht-Redaktion in den Räumen der Studierendenvertretung gemütlich – dort gibt es schließlich kostenlos Papier, Computer, bequeme Büromöbel und ein mehr oder weniger dichtes Dach über dem Kopf. Das ist bequem. Bequem ist es aber auch für die FSK-Agitatoren: Sie müssen nur eine Treppe hinunterlaufen, um der stets auf Unabhängigkeit bedachten Redaktion ihre Sicht der hochschulpolitischen Dinge einzuflüstern. Und so gibt wie in jeder Beziehung immer mal wieder Streit und Zwietracht. Einen Blick zurück in die Zukunft riskieren Harald Nikolaus und Ziad-Emanuel Farag.

Als der ruprecht 1987 als Schlagloch aktiv wurde, nistete man sich gleich beim „Kastra“, dem Vorläufer der Fachschaftskonferenz (FSK) ein. „Kastra ist da, wo das Büromaterial wächst“, beschrieb ein damaliger Redakteur das Motiv.

Mitte der 90er Jahre erschlich sich die Redaktion dann durch Gewohnheitsrecht ein kleines Büro unterm Dach: kalt im Winter, heiß im Sommer, auf einem Stockwerk mit den verschiedensten, Musik machenden, Fisch bratenden, Plakate malenden oder Gras rauchenden Studentengruppen. Stand das Layoutwochende an, breitete man sich in allen Räumen und Stockwerken aus – den Fachschaftern und anderen Gruppen blieb oftmals nur die Flucht.

Wenn es mit der Einflüsterung wieder mal nicht klappte, konnte sich die FSK seit 1989 mit dem "UNiMUT" trösten: Der Druck dieser Zeitung wird im Gegensatz zum komplett anzeigenfinanzierten ruprecht zu 100 Prozent aus FSK-Geldern bezahlt. Beim Unimut gab und gibt es kein flottes Layout oder gepflegte bürgerliche Ausgewogenheit. Im Gegenteil: Man lästerte gerne über das „durchgestylte Hochglanzmagazin“, für das man den ruprecht hielt – während man sich wohl heimlich wünschte, auch in der eigenen Zeitung mal mehr als zweispaltige Bleiwüsten zustande zu bringen.

Und der ruprecht? Der bediente sich verstohlen im Themensfundus des FSK-Hausblatts. Denn bei aller Polemik verstanden die dortigen Agitatoren etwas von Hochschulpolitik, von Hintergründen, und von universitären Gremien. Die unterhaltsamen Polemiken des Unimut lieferten Gerüchte, die man nur noch nachrecherchieren und dann in eine gedämpfte Sprache und ein schickes Layout kleiden musste.

Natürlich musste sich die ruprecht-Redaktion immer wieder von FSK-Aktivisten anhören, dass man so gar nichts von Hochschulpolitik verstehe: Mal legte der ruprecht-Berichterstatter einem Fachschafter die Ablehnung der heiß ersehenten Verfassten Studierendenschaft in den Mund, mal ließen ruprecht-Interviewer den Rektor mit (in FSK-Augen) zu netten Fragen davonkommen.

Endgültig angespannt wurde das Verhältnis zwischen FSK und ruprecht aber erst Juli 2005, als man das gemeinsame Büro in der Lauerstraße verlassen musste. Es fingt damit an, dass der ruprecht in der Lauerstraße beim Verpacken von vielen, nicht immer wichtigen Dokumenten mithelfen sollte. Diese sollten alle in die neuen Räume mitgenommen werden sollten wie zum Beispiel ein archäologisch ungemein wertvolles Partyplakat aus dem Jahr 1993. 

Dieses hing in vier Metern Höhe und die Redakteure mussten dieses Plakat fein säuberlich abhängen und verpacken. Zu allem Überfluss haben die Ruprechler damals bei der Übergabe der Lauerstraße 1, die heute den schönen Namen „Hotel Villa am Marstall“ trägt, einen der fünf bis sechs Schlüssel verloren, über die der ruprecht in der Lauerstraße verfügte.

Zwar war der ruprecht damit nicht allein, rigider sollte dann das Schlüsselmanagement seitens der FSK trotzdem werden: Bis heute haben die Redaktionsmitglieder bis heute im Zentralen Fachschaftenbüro (ZFB) in der Albert-Überle Straße 3-5 nur einen Schlüssel, was die Redaktion damals sehr störte.

Nach dem Umzug von der Altstadt-Lauerstraße in die Neuenheimer Ueberlestraße war dann auch ausgerechnet der Raum, der die Redaktion nutzte, mit Kisten von studentischen Gruppen zugestellt. Die Redaktion fragte, wann die Gruppen denn diese Kisten auspacken. Die FSK gelobte, dies zügig zu tun, doch im Dezember 2005 „sechs Monate nach dem FSK-Umzug an den Philosophenweg war der Große Sitzungssaal noch immer ein Umzugskistenlager“, berichtete Reinhard Lask in seiner Glosse in der Ausgabe 99. Scheinbar war in der FSK nicht klar, was wohin geräumt werden sollte.

Zwischenzeitlich hatte die Redaktion dem FSK-Bürodienst vorgeschlagen den betreffenden Gruppen ein Ultimatum zu setzen. Es sollte ein Datum geben, bis wann sie die betreffenden Kisten ausgepackt haben sollen, anderenfalls sollten diese entsorgt werden. Das provozierte einige Fachschaftler. Es gab wütende Mailwechsel, der ruprecht, den man damals nur als Gast empfand, drohte man mit Rausschmiss.

Schließlich schritt der damalige FSK-Sozialreferent Hendrik Heinl ein: Er hatte dem ruprecht Recht gegeben und dafür plädiert, dass die Gruppen ihre Sachen wegräumen. Einige kamen dem in den ersten zwei Wochen auch nach. „Der Elan hielt leider nicht lange, weshalb wir nach zwei Wochen Funkstille wieder eine Sitzung besuchten und sogar einen Termin zum gemeinsamen Räumen festmachten. Zwei 'Befugte' sollten uns dabei anleiten. Doch an dem Tag tauchte der eine erst nach eineinhalb Stunden auf, teilte mit, dass der andere kurzfristig verhindert sei und ging dann mit dem AK Irgendwas Film schauen“, wie Reinhard Lask in Ausgabe 99 berichtete.

Weil sich dieses Wegräumen sehr lange hinzog und in der damaligen FSK aus Sicht der damaligen Redaktion nichts ohne Anträge, Abstimmungen und Absprachen möglich war, galt die FSK als äußerst bürokratisch, wie der ruprecht auf der letzten Seite in Ausgabe 105 kommentierte: „Die Heidelberger Fachschaften wollen sich in etwa zwei Monaten dazu äußern, wenn alle Anträge zum Hintern abwischen aus der letzten Woche abgearbeitet wurden.“ Bereits in Ausgabe 104 spielte mancher Redakteur mit dem Gedanken auszuziehen, wie ein ruprecht-Personal von damals belegt: "gan@aho: Wenn’s mal wieder Stress mit der FSK gibt, kann der ruprecht komplett zu euch umziehen."

Die Beziehung zur FSK wurde ironischerweise gerade in dem Jahr noch schlechter, als der ruprecht den Campus-Presse-Award gewann. Wieso eigentlich? Eigentlich sollten sich doch alle in Heidelberg freuen, dass eine Heidelberger Zeitung als beste Studentenzeitung Deutschlands ausgezeichnet wurde, oder? Man freute sich auch allenthalben.

Doch das Problem war nur eines: Der Preis. Es handelte sich um den Rechner, der noch heute in den Redaktionsräumen steht und in Anlehnung an die alte Adresse den Namen „Lauer“ erhielt. Nur hatte FSKler Friedemann Vogel lange etwas dagegen, dass der ruprecht hier eigene Rechner anschließt. Es folgte ein langes Hin und Her, bis der Rechner schließlich doch seinen rechtmäßigen Platz erhielt. Das Verhältnis war jedoch wieder schlechter geworden.

Schließlich bot 2008 Jürgen Gottschling, Gründer der "Heidelberger Rundschau", dem ruprecht an seine Redaktionsräume in der Hauptstraße zu übernehmen. Allerdings verlangte er für diese eine Ablöse in Höhe von 3500 Euro. Angesichts der angespannten Situation kam es dann innerhalb der Redaktion zu einer Kampfabstimmung über den Umzug.

Für den Umzug sprach das belastete Verhältnis zur FSK, die oft verschmutzten Räume, die man sich auch noch mit vielen anderen Gruppen teilen musste. Hinzu kam, dass man nur noch einen Schlüssel besaß und mit eigenen Räumen unabhängiger sein konnte. Dagegen sprachen die hohen Umzugskosten: Das Ganze war nur durch mehr Werbung zu finanzieren. Jedoch war die Motivation, mehr Kunden zu werben im Vorfeld nicht groß.

Schließlich setzte sich innerhalb der Redaktion die Fraktion durch, die für den Umzug war. Dies lag unter anderem daran, dass MLP Anzeigen im Wert von 6000 Euro versprochen hatte, was die 500 Euro Miete für die ersten Monate sowie die Ablöse gedeckt hätte. Dafür sprach auch, dass man für die neuen Räumen soviel Schlüssel hatte wie man wollte. Das sollte Arbeitsgemeinschaften der Redaktion ermöglichen sich jeden Tag treffen zu können. Im ZFB musste man sich oft mit anderen Gruppen absprechen, um sich nicht gegenseitig zu stören.

Die Räume sollten von allen gleichermaßen gepflegt werden. Der Umzug verlief diskret. Nach dem Umzug und schon währenddessen zeigten sich jedoch einige Probleme. Die MLP-Anzeigen kamen nicht, da sich herausstellte, dass das Versprechen ein Missverständnis war. Zwar kamen die Anzeige dann doch, allerdings waren es weniger und brachten nur einen Teil der kalkulierten 6000 Euro ein.

Fürs Layouten selbst stand nur ein 14 Quadratmeter kleiner Raum zur Verfügung. Aus den vielen geplanten AGs wurde nichts. Überhaupt kümmerten sich nur wenige Leute um die Räume. Schließlich war der Auszug sogar für das Hochschulressort von Nachteil. Der mangelnde Kontakt mit den Studentengruppe führte dazu, dass irgendwann schlicht die Themen fehlten. Mehr schlecht als recht half es Redakteure in die FSK-Sitzungen zu entsendeten.

Währenddessen versuchten einige Redakteure den Kontakt zur FSK zu halten und dem ruprecht im ZFB einen Arbeitsplatz zu sichern. 2009 kam die Wirtschaftskrise hinzu und die Redaktion fürchtete, dass die Werbeeinnahmen einbrechen würden. Als sogar eine Mieterhöhung anstand, machte Reinhard Lask eine legendäre Fehlkalkulation auf, nach der der ruprecht in wenigen Monaten pleite sein sollte. Da sich zudem herausstellte, dass der ehemalige Bereich im ZFB Kistenfrei war und es neue Möbel gab ging alles ganz schnell: Der ruprecht zog wieder zurück. Zudem stellte sich heraus, dass der ruprecht doch nicht pleite war. Trotz Wirtschaftskrise sprudelten die Werbeeinnahmen munter weiter.

Streit mit der FSK gibt es seitdem kaum noch, von kleineren Kabbeleien abgesehen. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass einige der Akteure aus der Zeit, als der ruprecht ausgezogen war, auf beiden Seiten inzwischen nicht mehr da waren. Mit dem Unimut hat die FSK ironischerweise mittlerweile mehr Kummer als mit den Rupis:

Dessen Redaktion versteht sich – obwohl immer noch von der FSK finanziert – nicht mehr als Hausblatt oder Organ der Fachschaften, kennt die Feinheiten der Hochschulpolitik kaum noch und hat auch zum ZFB räumlich kein Verhältnis mehr: Man trifft sich lieber ins WGs oder im Marstall.

So muss sich der ruprecht mehr denn je hüten, von der FSK - wohl bald in der neuen Verfassten Studierendenschaft aufgehen wird – vereinnahmt zu werden.

von Harald Nikolaus und Ziad-Emanuel Farag
   

Archiv Jubiläum 2024 | 2023 | 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004