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 Heidelberg
28.01.2013

Braucht Heidelberg ein Literaturhaus? Ja.

Kultur oder Kommerz

Manfred Metzner. / Foto: Ingo Wilhelm.

Mit der Schließung des Lichtspielhauses Lux-Harmonie wird die Frage nach der Weiternutzung des Gebäudekomplexes Wormser Hof zunehmend aktuell. Im Fokus der Diskussion steht die Frage, ob das historische Gebäude am Theaterplatz zukünftig als Einzelhandelsfläche genutzt werden oder stattdessen ein Literaturhaus entstehen solle.

JA

Manfred Metzner vom Heidelberger Verlag Wunderhorn

Heidelberg hat eine besondere literarische Tradition in Deutschland und sollte sich auch zukünftig auf dieses außergewöhnliche Erbe besinnen und mit ihm auseinandersetzen. Gerade im 21. Jahrhundert, in dem wir durch die Digitalisierung vor allergrößten Herausforderungen stehen, müssen wir das Kulturgut Buch stärken und seine Zukunft neu denken. Literatur und Poesie haben die Kraft zur Entschleunigung. Diese besondere Kraft ist der Antrieb für gesellschaftliche Veränderungen, die auf Langfristigkeit zielen und nicht nur den Literaturstandort Heidelberg nachhaltig stärken werden. Ein dauerhafter Dialog in der Stadtgesellschaft und mit den Gästen Heidelbergs über das Kulturgut Buch und seine Tiefenwirkungen ist daher für unser kulturelles Leben überlebensnotwendig.

Ein Literaturhaus soll Neues nicht nur anstoßen, sondern auch fortentwickeln, Themen und Debatten über längere Zeit aus wechselnden Blickwinkeln betrachten, mit Autoren/Verlegern/Lesern im Gespräch bleiben und ihre Entwicklung über Jahre verfolgen: Werte, auf die sich langfristiges Vertrauen und Treue des Publikums gründen. Ein Literaturhaus ist weit mehr als ein bloßes Veranstaltungshaus. Grundsätzlich besteht der Anspruch, eigene Programme selbst zu gestalten durch Themenmonate, ungewöhnliche Podiumskonstellationen, Aktionen außerhalb des Hauses, wie „Poesie in die Stadt“ mit Großflächenplakaten, Ausstellungen oder Schreibwerkstätten und Leseförderung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Auch sollen Buchprojekte mit AutorInnen entwickelt werden, um zu erfahren, wie sich Literatur kontinuierlich weiterentwickelt.

Ein ganz wichtiger Bestandteil ist aber die Kooperation vor Ort mit Institutionen, Verlagen, Stiftungen, Bibliotheken, Medien und der Universität. Der Wormser Hof am Theaterplatz hätte Räumlichkeiten, die für ein Literaturhaus ausreichen würden: Das Foyer sollte ein Literatur-Museum der Romantik beherbergen und die einmalige Literaturgeschichte Heidelbergs darstellen. Außerdem können dort Wechselausstellungen gezeigt werden, die sich mit Literatur beschäftigen und in diesem Bereich mit den anderen Literaturhäusern zum Beispiel in München, Stuttgart, Hamburg, Frankfurt und dem Literaturarchiv Marbach zusammenarbeiten. Der große Saal des Lux-Kinos sollte erhalten bleiben, denn dieser kann Platz für Lesungen, Film und Musik bieten, aber auch für Schreibwerkstätten in Zusammenarbeit mit der Universität und den Schulen.

Notwendig sind drei Verwaltungs-Räume und ein kleinerer Veranstaltungs-Raum. Einrichtung von zwei Wohnungen oder einer größeren Wohnung für unter anderem den Stadtschreiber, Literatur-Stipendiaten und der Teilnahme am Projekt „ Städte der Zuflucht“ - bei diesem Projekt beherbergen Städte für ein Jahr jeweils eine(n) Autor/Autorin, die/der politisch verfolgt wird.

Zusammen mit dem Kunstverein, dem Kurpfälzischem Museum und dem Theater der Stadt könnte so ein Kultur-Quartier in der Altstadt entstehen. Literaturhäuser sind nicht nur wichtig für die Kommunen, die davon profitieren, sondern sie sind auch für einen nationalen und internationalen Austausch eine wichtige Voraussetzung, länder- und institutionenübergreifende Netzwerke für Literatur und Bildung zu schaffen.

   

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