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 Heidelberg
28.01.2013

Braucht Heidelberg ein Literaturhaus? Nein.

Kultur oder Kommerz

Karin Werner-Jensen. / Foto: privat.

Mit der Schließung des Lichtspielhauses Lux-Harmonie wird die Frage nach der Weiternutzung des Gebäudekomplexes Wormser Hof zunehmend aktuell. Im Fokus der Diskussion steht die Frage, ob das historische Gebäude am Theaterplatz zukünftig als Einzelhandelsfläche genutzt werden oder stattdessen ein Literaturhaus entstehen solle.

NEIN

Karin Werner-Jensen, Heidelberger Stadträtin aus der SPD-Fraktion

„Kultur ist Lebensmittel“ – so steht es im Kommunalwahlprogramm der SPD. Heidelberg braucht Kultur und zwar eine vielfältige: Für Jung und Alt, für HeidelbergerInnen ebenso wie für Zugezogene und Menschen mit Migrationshintergrund. Heidelberg braucht auch weiterhin Visionen auf allen Gebieten – aber die Umsetzung mit Steuergeldern muss nachvollziehbar bleiben. Immerhin hatte der Oberbürgermeister dem Gemeinderat jüngst bei 67 Millionen Euro Mehreinnahmen im Haushalt eine jährliche unvorstellbare Neuverschuldung von 29 Millionen Euro vorgeschlagen, die dann mit der SPD und einer großen Gemeinderatsmehrheit auf 18 Millionen pro Jahr zurückgenommen wurde.

Ein Literaturhaus könnte eine weitere Bereicherung im großen Kulturspektrum sein, zumal Heidelberg von der Historie her gesehen eine Literaturstadt ist. Erst neulich im Gemeinderat am 18. Dezember wurde der Verwaltung aufgetragen, sich mit der Idee aus der Bürgerschaft zu beschäftigen. Gleichzeitig wurden 8000 Euro bereitgestellt, um einen Workshop mit allen Kulturbeteiligten der Stadt durchzuführen. Die ergebnisoffene Frage dort wird lauten: Braucht Heidelberg ein Literaturhaus? Vergleiche zu bestehenden Literaturhäusern in Stuttgart, Frankfurt und München werden dann zeigen, ob wir in Heidelberg nicht schon entsprechende Angebote haben, zum Beispiel im Deutsch-Amerikanischen Institut. Danach wird es eine Vorlage im Gemeinderat geben. Und erst danach, wenn uns bekannt ist, wie das Literaturhaus inhaltlich gestaltet sein soll, wo es örtlich zu denken ist und was es kosten könnte, werden wir das Thema in der SPD richtig diskutieren können. Nicht verhehlen will ich, daß ich die Idee, ein „Dichterstübchen“ für Literaten vorübergehend in Heidelberg bereitstellen zu können oder gar einen Stadtschreiber zu beherbergen, reizvoll finde.

In jedem Fall muss eine neue Kultur-einrichtung in eine Gesamtschau eingeordnet werden: Neu gefördert werden sollen im Haushalt 2013 die Jugendkultur in der Dischingerstraße 5 mit insgesamt 500?000 Euro und der Verein für kulturellen Freiraum mit jährlich je 12?000 Euro für 2013 und 2014. Für 2013 sind für das neue Tanzproduktionszentrum 290?000 Euro (davon ein jährlicher Mietzuschuss von 50?000 Euro, für einmalige Instandsetzung 210?000 Euro und ein Zuschuss für zwei Tanzproduktionen von 30?000 Euro), und im Haushaltsjahr 2014 110?000 Euro (50?000 Euro Mietzuschuss zuzüglich Zuschuss für vier Produktionen in Höhe von 60?000 Euro) vorgesehen. Die Halle02 – im Kulturamt unter dem Namen „Kulturhalle Bahnstadt“ geführt – soll für 4,3 Millionen Euro (!) umgebaut werden und 2013/2014 einen jährlichen Zuschuss von 75?000 Euro erhalten. Unser neues Theater wird uns keineswegs die 34,3 Millionen Euro kosten, mit denen der Oberbürgermeister im Haupt- und Finanzausschuss am 11. Juli 2007 geworben und schließlich den Grundsatzbeschluß, nicht im Bestand zu sanieren, sondern neu zu bauen, herbeigeführt hat. Das neue Theater kostet uns jetzt bereits 65,3 Millionen Euro.

Ein Blick auf diese wenigen Zahlen zeigt den Willen der Stadt, Kultur in einem in Deutschland einzigartigen Ausmaß zu fördern: Mit Kulturausgaben von 34?304?105 Euro (Haushaltsplan 2011/12, Ergebnishaushalt) steht Heidelberg an der Spitze vergleichbarer Städte in Deutschland. Und da soll Heidelberg auch bleiben.

   

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