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 Meinung
17.06.2013

Falsch verstanden

Kommentar zu Seite 2: In der Kritik

Dass Kommunikation eine starke soziale Wirkung entfalten kann, steht außer Frage. Sie bildet die Grundlage jedes intersubjektiven Prozesses und somit auch den Ausgangspunkt jeder Suche nach moralischen Prinzipien.

Die Frage nach geschlechtergerechter Sprache und ihrer Wirkung ist also durchaus berechtigt. Dass diese Debatte jedoch meist im Affekt geführt wird, ist ihrer Sachlichkeit kaum zuträglich.

Eine Botschaft lässt sich von vier Seiten aus betrachten. Man unterscheidet dabei zwischen dem sachlichen Inhalt der Botschaft und der Aussage, die sie über ihren Absender trifft, sowie weiterhin dem beabsichtigten Appell an den Adressaten und der Aussage über die Beziehung zwischen Sender und Empfänger. Die Kritik, die uns nach unserer Namensänderung entgegenschlug, hat diese vier Seiten unserer Botschaft offenbar so aufgefasst:

Erstens: Der ruprecht gendert seine Texte fortan nicht mehr.

Zweitens: Der ruprecht gibt sich als chauvinistischer Handlanger des konservativen Kleingeists zu erkennen.

Drittens: Der ruprecht möchte, dass wir uns seine Haltung zu Eigen machen.

Viertens: Der ruprecht wertschätzt uns nicht als Frauen bzw. Verfechter der Gleichberechtigung.

Damit greift die Kritik jedoch nicht nur zu kurz; tatsächlich versteht sie unsere Aussage auf allen vier Ebenen anders als beabsichtigt. Zur Klarstellung: Der ruprecht überlässt die Entscheidung über "Studenten" oder "Studierende" auch weiterhin den Autoren der verschiedenen Artikel. Lediglich der Titel hat sich nach reiflicher Diskussion geändert.
Grund dafür ist nicht etwa ein vermeintliches Bekenntnis zum Kulturkonservatismus, sondern eher die Überzeugung, dass Frauen durch eine geschlechtergerechte Sprache wenig geholfen ist. Wenn strukturelle gesellschaftliche Diskriminierung dazu führt, dass in Deutschland gleiche Bezahlung und Frauenquote Utopien bleiben, bleibt die vermeintliche Anerkennung im Gendersternchen * Augenwischerei.

Insofern ist unsere Namensänderung viel eher als Appell zu verstehen, die Debatte über Gleichstellung auf wirklich relevante Fragestellungen zu fokussieren. Dies ist jedoch lediglich eine Meinung, mit der wir keinesfalls einen universellen Gültigkeitsanspruch erheben möchten. Wer gern gendert, darf dies natürlich ruhig tun. Wir lehnen es mehrheitlich ab. Nicht mehr, nicht weniger steht hinter unserer Namensänderung.

Die Redaktion des ruprecht sieht sich als Verfechterin der Gleichstellung. Allerdings möchten wir auf wirksame Weise für sie eintreten und uns nicht allein mit politischer Korrektheit begnügen.

Was sagt dies nun also über die Beziehung des ruprechts zu seinen Kritikern aus? Wir schätzen euren Einsatz für eine gute Sache! Nur halten wir eure Mittel für ungeeignet. Vor diesem Hintergrund sind die vorschnellen Vorwürfe des Chauvinismus bis hin zur Verharmlosung rechtsextremistischen Terrors absurd und verletzend. Denn eines ist für uns selbstverständlich: Jeder Mensch ist absolut gleichwertig.

von Paul Eckartz
   

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