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 Heidelberg
17.06.2013

Nichts für Buchhändler

Kreativbeauftragter Zumbruch wird ersetzt

Zumbruch: „Die Würfel waren schon vorher gefallen.“ / Foto: privat.

Frank Zumbruch, bislang Kreativbeauftragter der Stadt Heidelberg, ist am 6. Juni überraschend vor die Stadttore gesetzt worden.

Bevor sein befristeter Werkvertrag Ende Mai auslief, wurde die Stelle öffentlich ausgeschrieben. Laut CDU-Stadträtin Christina Essig reine Formsache und für Zumbruch eigentlich ein Heimspiel. Er hatte der Heidelberger Kreativszene zweieinhalb Jahre lang auf die Füße geholfen, Heidelberg als sogenannte "UNESCO Creative City of Literature" ins Rennen geschickt und die ehemalige Feuerwache in Bergheim zum Kreativwirtschaftszentrum gemacht.

Doch in einer geheimen Abstimmung von 15 Gemeinderäten der Stadt fiel die Wahl mit einer Zweidrittelmehrheit nicht auf Zumbruch, sondern auf Katharina Pelka. Die Diplomingenieurin feilt momentan an ihrer Dissertation.

Dagegen konnte der gelernte Buchhändler Zumbruch der SPD-Stadträtin Karin Werner-Jensen zufolge nicht bestehen. Es habe sich um die Ausschreibung einer wissenschaftlichen Stelle gehandelt. Praxiserfahrung hin oder her. Bis Ende Oktober wird der Praktiker nun doch noch seine Arbeit fortführen und zu Kathrin Pelkas Einarbeitung zur Verfügung stehen. Bei aller Theorie nimmt die Stadt sein Angebot "dankbar" an.

Ein Protégé des OB?

Mit der akademischen Qualifikation hatte die Entscheidung der Stadträte laut Zumbruch wenig zu tun. In der Stellenausschreibung wurde praktische Erfahrung als Alternative zu wissenschaftlicher Ausbildung akzeptiert. Wie lässt sich die Neubesetzung dann erklären?

"Zumbruch wurde von manchen als Protégé des Oberbürgermeisters gesehen" erklärt Stadträtin Christina Essig. Er beriet Eckart Würzner vor fünf Jahren während seines Wahlkampfes. Im Gegenzug stampfte Würzner die Stelle des Kreativbeauftragten aus dem Boden – die Stadträte erfuhren aus der Zeitung von der Besetzung. Doch hinter der aktuellen Entscheidung steckt kein verletzter Stolz. Immerhin verlängerten die zunächst übergangenen Damen und Herren in den letzten Jahren Zumbruchs Werkvertrag zweimal in einer offiziellen Entscheidung. Trotzdem: "Die Würfel waren schon vorher gefallen", glaubt Zumbruch. Ohne Rücksprache wurde sofort auf eine geheime Abstimmung gedrängt, nachdem die Vorstellung der beiden Bewerber beendet war. Politisches Kalkül? "So könnte man das interpretieren."

Frank Zumbruch erhielt während der letzten zweieinhalb Jahre von offizieller Seite Zuspruch. Die lokale Kreativszene lernte ihn lieben. Aktuell macht sogar ein offener Protestbrief der Kreativwirtschaftler die Runde. Zumbruch vermutet, dass die öffentliche Aufmerksamkeit, die ihm zukam, für Teile der Kommunalpolitik zu viel war. Parteiübergreifend kann man sich nun auf eine unbekannte Kreativbeauftragte freuen. Ohne lästiges politisches Couleur, oder Anhängerschaft.

von Henrik Hirschberg
   

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