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 StudiLeben
13.05.2013

Reden ĂŒber Macht

Zum diesjÀhrigen JubilÀum kamen wieder viele hochkarÀtige GÀste zum Heidelberger Symposium

Interessierte Studenten beim Anarchie-Kolloquium. / Foto: Philipp Fischer.

Wer sich in den letzten Wochen in Heidelberg aufgehalten hat, dem kann es kaum entgangen sein: Von Plakaten ĂŒber Flyer bis hin zu Studenten, die vor den Mensen der UniversitĂ€t kostenlos Waffeln verteilten und dabei fĂŒr ihr Projekt warben, das 25. Heidelberger Symposium war bereits vor Beginn allgegenwĂ€rtig in der Stadt.

Vom 2. bis 4. Mai nahmen ĂŒber tausend Besucher an VortrĂ€gen, Kolloquien und Diskussionen renommierter Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur teil. Allen gemeinsam war der Bezug zum diesjĂ€hrigen Thema „Übermacht“.

So hielt der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank SchĂ€ffler einen Vortrag mit dem Schwerpunkt „Soziale Marktwirtschaft – Machtwirtschaft“. In der gut gefĂŒllten Neuen Aula wirft er dem europĂ€ischen Parlament Regulierungswut vor. Man mache aus Freunden Schuldner und GlĂ€ubiger, und sei hierbei hauptsĂ€chlich an Machtkonzentration interessiert. Er fordert mehr Dezentralismus, eine liberalere Wirtschaftspolitik und Ă€ußert sich in diesem Zusammenhang gegen den Euro als gemeinsame WĂ€hrung. Die kontroversen Aussagen des Politikers stehen fĂŒr das breite Spektrum an Meinungen, die im Rahmen des Symposiums zum Ausdruck kommen. Man denke nur an den zweiten Schirmherren Jean-Claude Juncker, der den Euro in seinem Grußwort als „unseren gemeinsamen Rettungsanker in dieser Polykrise“ bezeichnet.

Die Rede SchĂ€fflers fĂŒhrte zu gemischten Reaktionen aus dem Publikum. So traf die Frage nach dem Mut der Parteien, die angesprochenen Probleme tatsĂ€chlich anzugehen, auf spontanen Beifall. 

Auch nach der Veranstaltung nahm der Politiker sich noch Zeit fĂŒr persönliche GesprĂ€che mit interessierten Zuhörern. Das ist ein besonderer Aspekt des Symposiums: Die Teilnehmer beteiligen sich nicht nur aktiv durch Wortmeldungen wĂ€hrend der VortrĂ€ge, selbst beim Verlassen des Raumes sind einige mit Referenten in Diskussionen vertieft.

Originell selbst nach 25 Jahren

Die 25-jĂ€hrige Tradition wurde dieses Jahr erstmals durch einen Poetry Slam erweitert. Die Tatsache, dass bereits fĂŒnf Minuten nach Einlass alle SitzplĂ€tze im Kulturhaus Karlstorbahnhof belegt waren, spricht fĂŒr sich. Bedauerlich war nur, dass die KapazitĂ€ten der RĂ€umlichkeiten, wie auch in anderen FĂ€llen, dem Besucherandrang nicht gewachsen waren. Wer es jedoch schaffte, einen Platz zu ergattern, der erlebte originelle BeitrĂ€ge der zwölf Teilnehmer, die in einer Art Dichterwettbewerb die „Macht des Wortes“ verdeutlichten. Die deutschsprachige Band „l‘ami die Liedermacher“ eröffnete den Abend fĂŒr die Slammer. Ob ernst oder lustig, fĂŒr jeden Geschmack war etwas dabei: WĂ€hrend ein Teilnehmer die Fremdbestimmung in unserer Gesellschaft anprangerte, indem er die Zuschauer zum Mitsprechen bewegte, las der Gewinner aus seinem bereits veröffentlichten Buch einen Text ĂŒber die TĂŒcke von Hausarbeiten vor. Belohnt wurden KĂŒnstler wie Veranstalter mit begeistertem Zehn-Punkte-Applaus.

Ob wissenschaftliche VortrĂ€ge, emotionale Diskussionen oder eine Abschlussrede des Theaterintendanten Holger Schultze, bei der Schauspieler aus Heidelberg Szenen ĂŒber Macht lasen: Die einzelnen Programmpunkte unterschieden sich zum einen in ihrer Form, zum anderen beleuchteten sie alle denkbaren Facetten von Macht und ließen Raum fĂŒr eigene Interpretation.

Entsprechend heterogen ist jedes Jahr das Publikum: Einige kommen wegen bestimmter Veranstaltungen, andere werden durch die aufwendige Werbung oder die im Eintrittspreis inbegriffenen Speisen und GetrĂ€nken angelockt; Studenten aus dem Neuenheimer Feld sind ebenso vertreten wie diejenigen, die jeden Tag an dem großen Symposiumszelt vorbei zur UniversitĂ€t gehen. Genauso trifft man auf BerufstĂ€tige, die eigens fĂŒr die drei Tage anreisen. Die Besucher setzen sich aus allen Altersgruppen zusammen, vom Zweitsemester bis zu Friedrich Bösherz, der seit 1993 anlĂ€sslich des Symposiums nach Heidelberg kommt - dieses Jahr zum 20. Mal. Seine langjĂ€hrige Treue erklĂ€rt er wie folgt: „Begonnen hat es 1993 mit dem Symposium zum Thema ‚Falsch programmiert‘. Ich war von der QualitĂ€t der BeitrĂ€ge beeindruckt. Aber am meisten beeindruckte mich das Engagement der Studenten, nicht nur der Organisatoren, sondern auch der Helfer, die an den Symposiumstagen mit SelbstverstĂ€ndlichkeit bedient und geholfen haben. Junge Menschen, die mit Projektmanagement kaum Erfahrung haben, haben ein Team gebildet, ein Ziel definiert und sind dann den steinigen Weg, dieses Ziel an den Tagen des Symposiums zu erreichen, gegangen. In unserer heutigen Zeit ist es außergewöhnlich, so etwas mitzuerleben.“

von Janina Schuhmacher
   

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