KLASSIK: Grueblertum und ungebrochene Schaffenskraft: Dmitri Shostakovich, Violinkonzert Nr. 2; Schumann/Shostakovich, Violinkonzert a-moll. Seine Musik ist eine Antwort. Die Depressionen und Zer- brechlichkeit des Komponisten, das politische System der UdSSR und dessen Repressionsapparat forderten die Musik des Russen heraus. Dmitri Shostakovich, der 1975 in Mos- kau starb, konnte das Orchester minutenlang mit dem hohen ŽAŽ gegen die Sowjetherrschaft anspielen lassen; seine Musik kann sich aber auch von dem lauten Protest abwenden, und in sich einkehren, um sich dem Schicksal des Einzelnen zu- wenden. So in seinem zweiten Violinkonzert von 1967, in dem sich Shostakovich vorwiegend in melancholisch- romantischen Klangbereichen bewegt. Das Werk zeigt das Spannungsfeld, in dem sich sein Komponieren bewegt: Die Moderne des 20. Jahrhunderts ist so praesent wie die spae- tromantischen Motive und die haeufigen Anleihen aus der Folklore, wodurch dem Werk des mit dem Cellisten Rostro- povich eng befreundeten Komponisten eine grosse Authen- tizitaet zukommt - die Musik ist ein Klangbild ihrer Zeit. Den Bitten Rostropoviches ist die Bearbeitung des Violin- konzertes von Schumann zu verdanken. Das Nebeneinander eines "echten" romantischen Stueckes und eines aus der Moderne ist in seiner Gegensaetzlichkeit und Verwandt- schaft von besonderem Reiz. Gidon Kremer an der Violine ist von bekannter Brillanz und Schaerfe, und auch das Bo- ston Symphony Orchestra unter der Leitung von Seji Ozawa erbringt seinen Teil an der gelungenen Aufnahme. W.A. Mozart, Salzburger Symphonien, Dt. Grammophon Der gute Mozart. Da sass er nun fest in dem popligen Salz- burg, wo doch alle Welt nach ihm verlangte. Nur war "alle Welt" eben in Wien oder Mailand und nicht in dem pittores- ken Staedtchen am Alpenrand. Aber Reisen war teuer, und Mozarts Salzburger Dienstherr wollte die Fruechte der In- vestitionen in seinen Hofmusicus gerne innerhalb der eigenen Mauern ernten. Ganz "fuer umme" war das Kultursponso- ring damals auch nicht. "Wolfi" liess sich aber nicht muerbe machen, auch wenn es ihn in Salzburg anoedete, und schrieb in den 5 Jahren dort eine ganze Latte an Symphonien, darun- ter die beiden beruehmten g-moll Symphonien. Aber auch die restlichen 13 Symphonien sind von mozartischer Genia- litaet (Weswegen sich die Riege der Mozart-Fans zu der Aussage entbloedet, dass - ganz gleich wie widrig die Um- staende auch waren - "unser Wolfi halt immer genial war".) Nun hat sich Trevor Pinnock vom Cembalohocker aus ran- gemacht, mit dem English Concert zusammen die Salzburger Symphonien einzuspielen. Das hat ganz gut geklappt, auch wenn das Ensemble sich die Originalinstrumente haette spa- ren koennen, da sie in der Spielweise des Ensembles ohnehin nicht zur Geltung kommen (aber historische Instrumente sind zur Zeit eben hip). Eingefleischten Anhaengern der hi- storischen Interpretationsweise sei deshalb von der Aufnah- me abgeraten. Ansonsten bieten die 4 CD einen guten Ein- stieg in die Welt mozartischer Symphoniekunst - und die ist ueberragend. (h.b.)