Der Wind wird rauher

Den Geistenwissenschaften steht eine staerkere Reglementierung ins Haus

Heidelbergs Geisteswissenschaftlern wird der Wind kuenftig heftiger ins Gesicht blasen: Im Zeichen der Ueberlastkrise der Hochschulen sollen auch ihre Studiengaenge verstaerkt reglementiert werden. Juengstes Beispiel fuer den Trend ist das sogenannte "Greiner-Papier" der Unileitung, ein Buendel von Empfehlungen fuer eine "Strukturreform des Grundstu diums". Kernpunkt: Kuenftig sollen im ersten Studienjahr Veranstaltungen mit Abschlusspruefungen verbindlich vorgeschrieben werden; wer diese nicht besteht, dem bleiben im Folgesemester weiterfuehrende Veranstaltungen verschlossen.

Benannt ist der kuerzlich vom Senat beschlossene Plan nach Prorektor Norbert Greiner, der ihn massgeblich mitentwickelt hat; an der Ausarbeitung war u.a. ein informeller Kreis von 15-16 Altstadtprofessoren beteiligt, deren Namen Greiner nicht nennen moechte. Fest steht: Wenn es nach Greiner und Gleichgesinnten geht, werden die Studiengegenstaende fuer Geisteswissenschaften in einem Kanon festgelegt, wie es bei vielen Naturwissenschaften geschieht. Studienanfaenger sollen besser beraten und in Einfuehrungsver- anstaltungen, "wenn nur irgend moeglich", von Professoren unterrichtet werden. Indes ist Absicht der "Strukturreform" nicht nur, den Jungstudenten Orientierung zu vermitteln. Anglist Greiner: "Viele waehlen eine Geisteswissenschaft, weil sie nicht recht wissen, was sie machen sollen." Solchen Studierenden will er "konzentriert zeigen, was auf sie zukommt", und sie so mehr oder weniger sanft zwingen, "sich selbst" und ihre Entscheidung zum Studium "zu ueberpruefen". Durch "Leistungskontrollen", so sein Papier, koennten "die Leistungsfaehigen ermutigt und die besonders Begabten gezielt foerderbar" werden, waehrend "Studierunwillige und wenig Befaehigte ermittelt und auf fehlende Voraussetzungen eines produktiven Studiums aufmerksam gemacht" wuerden. Ein weiteres Motiv fuer den Vorstoss formuliert der Prorektor so: "Die Gedanken darueber, was an den Unis geschehen sollte, muessen aus den Unis selber kommen." Man muesse durch eigene Vorschlaege gegenueber der Politik die Initiative behalten. Vertreter der Studierenden reagieren skeptisch auf die "regressiven Empfehlungen, die auf Verpflichtung statt Eigenverantwortung setzen". Dennoch wollen die Fachschafter sich nicht in Fundamentalopposition fluechten, sondern in der nun anstehenden Diskussion in den Fakultaetsraeten "versuchen, das Beste rauszuholen - bevor die Profs alleine oder die Ministerien per Erlass Fakten schaffen". (bpe)