Hochschule


Graue Eminenzen

Wen Professoren wählen

Nicht nur die Studierenden werden am Dienstag zu den UniUrnen gerufen - auch Professoren, Mittelbauler und sonstige Mitarbeiter wählen ihre Vertreter im Senat und in den Fakultäten. Wer steht dort zur Auswahl?

Seit Jahren gibt es in Heidelberg drei Professorenlisten: Die "Ruperto Carola", die "Semper Apertus", und die "Initiative". Die konservativste Liste ist die "Ruperto Carola" - dort gab es lange nur Ordinarien, und auch jetzt findet man fast nur C4-Professoren; liberaler gibt sich die "Initiative" - wobei man auch dort keine Revolutionäre findet; irgendwo dazwischen soll "Semper Apertus" liegen.

Ohnehin sind diese Listen keine politischen Parteien: Es gibt keine Fraktionssitzungen oder -beschlüsse, man trifft sich - wenn überhaupt - nur, um die Liste zusammenzustellen; die Plazierung auf der Liste bestimmt das Alphabet oder die Fakultätsnummer. Entscheidungen im Senat fallen entweder "nach fachlichen Gesichtspunkten" (so ein professorales Senatsmitglied) oder "dem Standesdünkel und einigen Leithammeln folgend" (so ein studentisches Mitglied) - wobei man die meisten dieser Meinungsführer bei der "Ruperto Carola" findet.

Beim Mittelbau tritt seit Jahren die "Pro Universitate", die Vereinigung der Akademischen Räte, an. Von ihr fühlen sich die meisten Doktoranden und viele Habilitanden nicht vertreten - repräsentiert diese Liste doch vor allem die festangestellten Mittelbauler. Deshalb bilden sich als Konkurrenz immer wieder Listen, die die jüngeren Mittelbauler vertreten wollen - zur Zeit die "Katalyse" oder bestimmte Bereiche der Uni - wie "Pneuma" oder die "Kopfliste" . (hn)


Studentenbereinigung

Buchtip: Rechenschaftsbericht des Rektors 1994/95

Alle Jahre wieder im Mai präsentiert der Rektor der Ruperto Carola (die Uni, nicht die Wahlliste) seinen Rechenschaftsbericht. Der enthält nicht nur das "Verzeiht mir" des jeweiligen Amtsinhabers, sondern soll auch einen Überblick über die Geschehnisse an der Universität bieten. Daher wird ein großer Teil des Berichts von der Verwaltung geschrieben - die aus dem letzten Bericht übernommenen Passagen dokumentieren die Ausdruckskraft der zuständigen Abteilungen. Findig wurden Texte umformuliert, Abschnitte neu gruppiert - ohne die Aussage wesentlich zu verändern: Die Uni wird ja auch nicht jedes Jahr neu erfunden. Der Blick auf die Autorenschaft erklärt auch, warum Studierende in dem Bericht hauptsächlich als Verwaltungsobjekte, kaum als Gestaltende vorkommen.

Was aber hat der Rektor selbst uns zu sagen? Zunächst einmal, daß der Uni "der Wind der öffentlichen Meinung ins Gesicht" weht. Und daß sich Hochschulangehörige mit ihrer Alma mater "identifizieren" müssen. Und dann gibt es noch die wahnsinnigen Erfolge in der Hochschulreform.

Regelstudienzeitstudierenden sei für ein schnelles eigenes Urteil über den Bericht die Lektüre der ersten sechzig Seiten sowie der begleitenden Presseerklärung empfohlen:

Auf S. 12 schlägt Ulmer härtere Zulassungsvoraussetzungen zum Studium vor: Künftig müßten sich dann schon Sechzehnjährige entscheiden, was sie studieren wollen und danach ihre Fächer wählen - wenn sie das dann überhaupt noch dürfen. So "reformiert" der Unirektor Ulmer die Schule - ohne diese zu fragen.

Auch ein Rektor über 60 hat noch Träume: Ulmers Idee der Hochschule als eine "sich selbst verwaltende Körperschaft Gleichgesinnter und Gleichgestellter" verklärt die Lage: realisierbar ist und war sie angesichts der Vielfalt der Uniangehörigen nicht. Traum bleibt auch die Gleichstellung aller Hochschulangehörigen: Selbst Ulmer engte dies im Großen Senat auf Professoren ein. Heftig fordert er die Unimitglieder (welche?) auf, sich "hinter die eigene Hochschule zu stellen, wenn nicht sich mit ihr zu identifizieren". Wer nicht bereit ist, sich in den "Dienst der gemeinsamen Sache" zu stellen, erntet auf S. 6 deutliche Kollegenschelte.

Lob hält Ulmer für den Reformschlager Jura-Freischuß bereit, den er für ein Modell für alle anderen Fächer hält. Er versteigt sich gar zu der Aussage, der Freischuß zeige "eindrucksvoll", daß nicht die Studienbedingungen für lange Studienzeiten verantwortlich seien. Als weitere erfolgreiche Reformen werden Verwaltungsvorgänge wie Exmatrikulation und Zwangsberatung deklariert. Zwar gehört zu diesen Maßnahmen keine inhaltliche Veränderung des Studiums, doch Ulmer geht es um die "quantitative" Verbesserung der Lehre: diese erreicht man dann z.B. durch Exmatrikulation der Karteileichen. Zwar nehmen Karteileichen gerade nicht an Veranstaltungen teil, aber dadurch verschlechtern sie wohl die Lehre so, daß sie exmatrikuliert werden müssen. Der Rektor, der an anderer Stelle das Zusammenstehen "aller Universitätsangehörigen" will, stigmatisiert hier gezielt Studierende; um die Lehre kann es an dieser Stelle gar nicht gehen. Menschen werden zu Objekten von Verwaltungsvorgängen, werden abstrakte Größen. Das Arbeitsamt macht aus Arbeitslosen Erwerbslose - Ulmer aus Immatrikulierten Exmatrikulierte.

Die Sprache sagt im Prinzip schon alles und erinnert an vieles: Die "sachfremde Inanspruchnahme des Studierendenstatus", wie sie im Rechenschaftsbericht erwähnt wird, ist die bürokratische Umschreibung des Schmarotzer-Studis; Mit Ausdrücken der NS-"Rassenhygiene" feiert man im Rektorat die "Bereinigung des Studentenbestandes". Ulmer betonte im Großen Senat, daß er zu diesen Formulierungen steht. (khp/hn)

Rechenschaftsbericht des Rektors, Heidelberg, 1995., 131 S., kostenlos bei der Pressestelle und im World Wide Web


Reformhaus Biologie

Auch Reformieren will gelernt sein

Nach einem Beschluß des Fakultätsrates Biologie wird es ab dem 1.8.95 tiefgreifende Umgestaltungen sowohl im Grund- wie auch im Hauptstudiengang Biologie geben. Ziel ist eine fundierte mathematisch-naturwissenschaftliche Grundausbildung bei gleichzeitiger Angleichung der tatsächlichen Studiendauer an die Regelstudienzeit.

Konkret bedeutet das: Mathematik und Physik werden neben Chemie Pflicht, die Zahl der Nebenfächer erhöht sich von zwei auf drei, ohne an Stoffülle zu verlieren. Das anorganisch-chemische Praktikum, bisher aufgrund begrenzter Kapazitäten der Fakultät für Chemie erst im Hauptstudium durchführbar, wird zwingend für das Grundstudium vorgeschrieben. Der Vorlesungsstoff in Biologie erweitert sich um einige Teilbereiche und um zwei Klausuren. Als Ausgleich ist eine Beschränkung von Pflichtseminaren geplant. Für das Hauptstudium wird eine Festlegung auf ein Hauptfach und zwei Nebenfächer verlangt, die nach dem vierten Semester erfolgen soll.

Das sind die Fakten. Wie es hinter den Kulissen aussieht, vermögen sie nur anzudeuten.

Solch eine Stoffülle zieht eine bedingungslose Verschulung zumindest des Grundstudiums nach sich. Der Planungswille dafür scheint jedoch zu fehlen. Die beteiligten Fakultäten der Chemie, Physik und Mathematik sollen nun jeweils die doppelte Menge an Biologen durchschleusen, ohne bei der Erarbeitung konsultiert worden zu sein. Nun werden sie mit Fakten konfrontiert und müssen in Zukunft möglich machen, was in der Vergangenheit unmöglich war.

Zudem sollen die Biologiepraktika im ersten Semester von fünf verschiedenen Professoren aus zum Teil fünf verschiedenen Fachrichtungen geleitet werden, die bis jetzt eine Koordination ihrer Schwerpunkte vermissen lassen. Einspringen soll hier die Fachschaft, um Themenkataloge zusammenzustellen, um somit die im Hochschulrahmengesetz geforderte "Transparenz der Lehre" wiederherzustellen.

Ebenfalls keineswegs zu den Glanzleistungen dieser Studienreform, vor allem im juristischen Sinne, gehört der Finanzierungsplan des Studiendekans. Um Sondermittel gewährt zu bekommen, hat die Fakultät sich mit eigenen Mitteln zu beteiligen. Ein Beitrag, der von "studentischen Mitgliedern in der Studienkommission in der Form von nichtbezahlten Aufbaustunden" geleistet werden soll, so der Wortlaut des Antrags an die Senatskommission. Freiwillige Helfer sollen die Studienreform durch Überstunden bezahlen, ehrenamtliche Tätigkeit wird - rechtlich unzulässig - bezahlter Arbeit gleichgestellt.

Ein theoretisches Regelwerk also, dessen Umsetzbarkeit bei der Planung nur unzureichend berücksichtigt wurde. Die Fachschaft, der ein Unmaß an Zuarbeit aufgebürdet wird und die anderen Fakultäten, die nun die Realisation in die Wege leiten müssen, die Studenten, für die Übergangsregelungen nicht existieren und unter ihnen die Lehramtskandidaten, die ganz aus dem Reformpapier herausfallen, werden alle mit dem Unwerk in Zukunft zu leben haben. (rot)

Eine Informationsveranstaltung zu diesen Neuerungen findet am 21.6. im großen Hörsaal der Zoologie statt.


Fränkische Kriege

RCDS verpetzt Studivertretung

Heftigen Attacken aus dem bayerischen Kultusministerium sieht sich die Studierendenvertretung der Erlanger Universität ausgesetzt. Der Erlanger RCDS hatte sich in einer längeren Abhandlung darüber beschwert, daß es an ihrer Uni seit Jahren eine "Parallel"-Vertretung der Studierenden gibt.

Tatsächlich ist es so, daß die quasi rechtlose offizielle Studivertretung von den gewählten Gruppen eingeschläfert und deren Entscheidungen in einen privaten Verein verlegt werden, dessen Versammlung entsprechend dem durch die offiziellen Wahlen ermittelten Proporz besetzt ist. Dort werden auch die Räume und Geldmittel (90.000 DM/Jahr) der offiziellen "Vertretung" verteilt; dies geschieht, weil sich die offizielle Vertretung rechtlich zu kaum etwas äußern, geschweige denn irgendetwas für die Studierenden tun darf.

Zwar bestreitet der Erlanger RCDS, die "inoffizielle" Studierendenvertretung mit seiner Aktion torpedieren zu wollen. Genau dieses Ziel aber hat er in seiner Beschwerde formuliert - und auch erreicht: Die Hochschulleitung der fränkischen Stadt, die bisher das Vorgehen der unabhängigen Studivertreter gebilligt hatte, muß die Studierenden nun auf Druck des Ministeriums scharf bewachen. Die fürchten zudem, daß jetzt alle ähnlich organisierten Vertretungen in Bayern gekippt werden sollen - zumal der RCDS in seiner Beschwerde eben das vorschlägt.

Was das uns in Heidelberg angeht? Auch hier hat sich eine "subversive" Ersatz-Studierendenvertretung gebildet. Ähnlich wie in Bayern wurde nämlich auch in Baden-Württemberg die Studierendenvertretungen 1977 abgeschafft und durch einen machtlosen Ausschuß ersetzt. Vertretungsrechte hat dieser Ausschuß nicht, bei der Verwendung seiner Finanzen (in Heidelberg etwa 89.000 DM/Jahr) ist er ebenso wie bei Räumlichkeiten auf die Gnade von Unileitung und - verwaltung angewiesen.

Ähnlich wie in Erlangen nutzt die Fachschaftskonferenz ihre seit Jahren immer wieder errungene Mehrheit bei den Uni-Wahlen für den Aufbau einer eigenen, in ihren Ansprüchen weitergehenden Vertretung, und um Räume und Ressourcen des "offiziellen" AStA dort einfließen zu lassen. Ähnlich wie in Erlangen hat dies die Universität in den letzten Jahren teils stillschweigend, teils zähneknirschend hingenommen.

Ausgesprochen politisch und damit verdächtig agiert die Fachschaftskonferenz zwar schon lange nicht mehr, aber sie beschränkt sich eben auch nicht auf die im Gesetz festgelegten "sportlichen, musischen und kulturellen Angelegenheiten" - zur Hochschul- und Sozialpolitik hat man schon einiges zu sagen.

Und selbst wenn man ihnen das Handwerk nicht ganz legen würde - auch den Studierendenvertretern in Heidelberg könnten Böswillige mit Verfahren wie in Bayern das Leben ziemlich schwer machen. Und darauf zielt letztendlich wohl auch die Aktion des Erlanger RCDS ab.

(hn)


Sie wissen alles über uns

Kollege Computer sorgt in der Uni für den Überblick

Carolinum, Seminarstraße 2, Abteilung 3.1. Wer hier rein will, muß klingeln, dann wird die Glastür geöffnet. Hier oben, in der EDV-Abteilung, werden die persönlichen Daten von sämtlichen Studierenden der Uni Heidelberg gespeichert.

Der gesamte Dienstbetrieb der Uni ist auf diese zigtausend Datensätze angewiesen. Programmierer Günter Puschmann bringt es auf den Punkt: "Wenn ich hier oben Mist baue, geht nichts mehr."Alles über jeden Studenten wird hier erfaßt, Benachrichtigungen aller Art werden erstellt. Bei jeder Eingabe prüft der Computer automatisch den Datensatz auf Plausibilitäten, also etwa ob Studienfach und Abschluß zusammenpassen.

Um sicherzugehen, daß kein Unbefugter in den Studi-Daten herumschnüffelt, muß jeder Sachbearbeiter, bevor er sich Uni-Daten greift, sein persönliches Kennwort eingeben und braucht dazu eine Berechtigung.

Die Semesterblätter werden im Rechenzentrum im Neuenheimer Feld mit einem alten Kettendrucker gedruckt. Und mit dem kann es den gleichen Ärger geben wie mit einer alten Schreibmaschine: Die Daten auf dem Semesterblatt sind manchmal schlecht zu erkennen. Auch ein großer Teil der Hardware in der Seminarstraße war bis vor kurzem auf einem uralten Stand, inzwischen wird der gesamte Bestand erneuert.

Bis 1972 wurde noch mit Aktenkästen gearbeitet, dann wurde die EDV-Abteilung eingerichtet. Damals hatte sie ihren Sitz in der Sandgasse, das Rechenzentrum war am Friedrich-Ebert-Platz. Datenträgerlocherinnen, so die offizielle Berufsbezeichnung, hielten die Studentendaten auf Lochkarten à 80 Zeichen fest, und während heute die Sachbearbeiter sämtliche Daten eines Studenten auf einer Bildschirmmaske vor sich haben, war früher ein ganzer Stapel Lochkarten nötig, um jemanden vollständig zu erfassen. "Ein Kurier packte dann die Karten ins Köfferchen", erinnert sich Datentypistin Gaby Herbold, "und fuhr damit auf seinem Dienstfahrrad zum Rechenzentrum, wo dann die ganze Nacht die Semesterblätter gedruckt wurden".

In Zukunft sollen die Institute auch selbst Zugriff auf für sie relevante Daten haben. Allerdings muß dann auch das leidige Thema Datenschutz wieder neu aufgerollt werden, denn je mehr Leute zugreifen, um so größer ist auch die Gefahr, daß die Falschen zugreifen.

Gelegentlich gibt es für die EDV-Fachleute Nachforschungen anzustellen. Hat etwa jemand seinen Schlüssel irgendwo liegengelassen, und dem Finder sind wenigstens Vorname, Studienfach und Semester bekannt, so kann der Programmierer den Rechner nach jemandem suchen lassen, auf den die spärliche Beschreibung paßt - und wird meist auch fündig. Es kommt auch vor, daß jemand, der eine flüchtige Partybekanntschaft unbedingt wiedersehen muß, um Hilfe bittet, um ihr eine Nachricht zukommen zu lassen. Damit bei aller Liebe auch hier der Datenschutz gewahrt wird, wird die Anschrift der Empfänger allerdings nicht herausgegeben, sondern sie werden informiert, und es bleibt ihnen überlassen, ob sie sich melden wollen. Wenn´s nicht gefunkt hat, kann auch der Computer nicht weiterhelfen.

Wesentlich einfacher ist die Arbeit in Abteilung 3.1 in den letzten zwanzig Jahren sicher geworden, dafür allerdings nicht unbedingt schöner: "Früher war hier alles persönlicher", meint Gaby Herbold. "Wir hatten mehr Kontakt zu den Studenten, die kamen immer zu uns, wenn in den Benachrichtigungen etwas nicht stimmte." Heute erledigt solche Änderungen das Studentensekretariat, und die Leute in Abteilung 3.1 arbeiten weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Das hat wiederum auch sein Gutes: "Je weniger man von uns hört", so Puschmann, "um so besser. Denn wenn man über uns spricht, ist meistens irgendetwas schiefgelaufen." (ah)


Schreiberschlacht

Metastasierend gegen Metamorphosen

Am Germanistischen Seminar in Heidelberg droht sich ein Blätterkrieg zu entwickeln. Der "erfolgreichen Spezialzeitschrift" (Eigenwerbung) metamorphosen droht eine, wenn auch bislang eher skurrile denn bedrohliche Konkurrenz: die metastasen, die sich selbst als "Gegenschrift" versteht.

Unter der Überschrift "chauvinismus zensur und amigotismus in den metamorphosen" (original zitiert!) erschienen die metastasen erstmalig am 15. Mai, kurz nachdem die "metamorphosen" herausgekommen waren. Mit z.T. wüsten Beschimpfungen ("Scheißblatt") attackierte der Newcomer die metamorphosen und warf ihnen Kungelei mit den Professoren, reaktionäre politische Vorstellungen und Frauendiskriminierung vor. In haarsträubendem Stil und konsequent durchgehaltener Kleinschreibung, was wohl - überaus originell - an die Schreibart der RAF-Kassiber aus Stammheim erinnern sollte, zählten die Autoren insgesamt zwölf Kritikpunkte auf, aus denen sie das Fazit zogen, die Arbeit der metamorphosen sei zu sabotieren und die Zeitschrift zu boykottieren. Abgesehen von grammatikalischen, orthographischen oder stilistischen Neuerungen, die das Flugblatt der Welt mit seiner für Germanisten beschämenden Machart bescherte, entbehrten allerdings auch die Inhalte jeglicher faktischer Grundlage. Der Hauptvorwurf, die metamorphosen seien männerfixiert und frauenfeindlich, wird an völlig abstrusen Beispielen aufgehängt und trifft schon deshalb nicht, weil die metamorphosen selbst wenige Monate zuvor per Flugblatt händeringend um weibliche Schreiberinnen geworben hatten. Auch andere Behauptungen, wie etwa der Vorwurf der Abhängigkeit der metamorphosen von bestimmten Professoren am Germanistischen Seminar, sind nach Aussage von Ingo Drzenik, Mitherausgeber der Zeitschrift, "rundherum gelogen".

Die Schreiberinnen/Schreiber der metastasen waren anonym geblieben, hatten ihre Artikel jedoch mit Initialen gekennzeichnet - Initialen, die nur zu gut zu im Text selbst genannten Klarnamen paßten und auch ansonsten den Verdacht auf einen bestimmten Personenkreis (dem ruprecht bekannt) lenkten - umso mehr, als eine Frau aus diesem Kreis bereits versucht hatte, einen Artikel in den metamorphosen abdrucken zu lassen, dieser jedoch aus Platzgründen nur gekürzt wiedergegeben wurde, was einen längeren Streit zur Folge hatte. Doch diesem fast schon überdeutlichen Hinweis folgte rasch ein Dementi am metamorphosen-Brett, in welchem die Personen, auf welche der Verdacht gefallen war, erklärten, sie hätten nichts mit den metastasen zu tun. Stimmt dies, so liegt es auf der Hand, daß sich jemand den Streit zwischen den dementierenden Personen und den metamorphosen zu Nutze gemacht hat, um verdeckt gegen die Zeitschrift zu polemisieren, beziehungsweise - um zwei Ecken gedacht - den Personen zu schaden, deren Kürzel angegeben wurden.

Die Identität dieses Jemand aber blieb bis jetzt verborgen. Zwar wurde auf dem Flugblatt zu einem Treffen aller potentiellen metastasen-Anhänger eingeladen (Montag, 19.00 Uhr, 1.Stock Studihaus), aber nach ruprecht-Recherchen war dort an drei aufeinanderfolgenden Montagen nichts von den metastasen zu sehen.

Es könnte also noch spannend werden am Germanistischen Seminar. Momentan sieht es allerdings eher so aus, als sei das Ganze nichts weiter als eine spontane Aktion gewesen, Die metastasen also am Ende, ganz ohne Chemotherapie...? (kw)


Rat und Tat für´s Rad

Das Fahrrad ist kaputt, man hat weder ein Semesterticket noch ordentliches Werkzeug, dafür zwei linke Hände - wer sich in einer derartigen Lage befindet, dem will URRmEL helfen. "URRmEL, die Uni-Rad-Reparaturwerkstatt mit Eigenleistung", ist eine Selbsthilfeorganisation von Studenten, die mit finanzieller Unterstützung des Studentenwerks den fahrradfahrenden Kommilitonen unter die Arme greifen.

Jeden Montag um die Mittagszeit wird ab sofort vor der Mensa im Neuenheimer Feld eine "Taschenwerkstatt" Stellung beziehen, also ein Lastenfahrrad mit allen erdenklichen Fahrradwerkzeugen, die jedem zur Verfügung stehen. Hier können Reparaturen - falls nötig, unter fachkundiger Anleitung - ausgeführt werden. Im Wintersemer soll das ganze dann in einer richtigen Werkstatt stattfinden. Das Geld dafür wäre da, aber noch tut sich das Liegenschaftsamt schwer damit, einen Raum zur Verfügung zu stellen. (ah)

Das Team sucht noch Mitarbeiter: Treff: Di., 20 Uhr, Fachschaftsraum der Medizin, INF 306, Raum 022.


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