Ernsthaftes


"Wo bleibt die letzte Seite !?"

Und die Unterüberschrift ist auch wieder besonders gelungen

Es ist Freitag. High Noon. Schon wieder trägt rot die Computer alleine die 2 Stockwerke ins Kastra-Büro hinauf. Hier, in der Lauerstr.1, findet wieder eines der legendären ruprecht-Layout-Wochenenden statt. Freitags geht's fast richtig zur Sache, schließlich wollen wir am Montag um 11 bei der Druckerei sein. Ein bis drei Leute stöpseln die Computer zusammen. Sie nennen das 'Vernetzen'. Sonst passiert nichts. Jeder hätte Zeit, aber keiner kommt.

Die ersten am Samstag sind jk und eile. Sie fahren gegen neun in den Handelshof zum Einkaufen: Schokolade, Coke, Kekse. Heldenhaft. Gegen elf beginnt traditionell das Redaktionsfrühstück. Um 12 h kommen die ersten. Eigentlich sollte die Ausgabe besprochen werden. Es gibt aber nichts zu essen, und so stürzen sich 15 Redakteure in die Arbeit. Chaos. Um 16 h kommen eile und jk vom Einkaufen. Sie waren noch Benita anschauen. Samstag nachmittags ist immer die Hölle los. Jede/r DeppIn trudelt mit seinem/ihrem Artikel ein. Nun die Geschehnisse aus Sicht eines Redakteursderletztenseite:

Noch 36 Stunden ohne Schlaf. Ein Griff nach links. Meine Schokolade ist weg. "Wer hat meine Schokolade gefressen?" stelle ich in den Raum. Keine Antwort. "Die mit den Nüssen ist meine!"Meine Stimme überschlägt sich. Cola, Salzstangen... Mist, am Montag hab ich wieder PickelamPo und im Gesicht. Die Hand zurück zur Mouse. -Datei positionieren -klick - hoppla - was'n das da? "Harald!" Wo ist eigentlich Harald? Wer ist eigentlich Harald? Der, der alles am Computer kann und dann weg ist, wenn man ihn braucht: Ein Drittel der Chefredaktion, die es gar nicht gibt, aber es gibt sie doch. Mein Computer spinnt. Die Graphik ist verschwunden. Und überhaupt. "HARALD!" - "Krieg ich den Drucker?" ruft gz und ich schalte den Druckerumschalter auf 'C'. "Harald!" schreit bpe und ich auch nochmal, und hn kommt. "Wir kriegen g'rad ein Fax" sagt er und nimmt sich meiner an. "Das Programm verursachte eine elementare Schutzverletzung an Modul XX3Z033.IZR", meldet der Bildschirm lapidar. "Absturz", sagt hn. "Aber mein schöner Scan...", jammere ich, doch der zweite Redakteurderletztenseite tröstet mich. "Dann scänne mer halt nochemol". "Was ist mit dem Fax von der FAZ?" fragt bpe und hn antwortet "Kommt gerade an". Plötzlich aus dem Kastra-Wohnzimmer eine Stimme: "Du, Kirschden, was duudet denn da so im Dellephon?" "Des issn Fax, glaub ich", sagt Kirschden, und hn rennt los: "Leg sofort auf!" brüllt er. "Awwer ich soll doch in Hildesheim anrufe..." sagt die Stimme. "LEG AUF !!!!!!!"

So habe ich hn noch nie erlebt. Hurra: Meine Datei ist wieder da. "Kann ich drucken?" frage ich vorsichtig. "Nein" (bpe) - "Nein" (gz) - "Und dann komm ich" (bw). "Hat jemand die Transferdiskette gesehen?" Stille. "Die Transferdiskette...?" wiederhole ich hoffnungsvoll. Nichts. bpe macht die Sportseite. gvg liest Korrektur. "Wer ist eigentlich 'rot'?" - "Klaus, oder?" - "Nee, Klaus ist Klaus." gz aus dem Nebenraum: "Hat jemand die Transferdiskette?" ah betritt die Bühne. Er hat seine HSB-Glosse mitgebracht. "Ich hätte da noch 'ne HSB-Glosse", sagt er. Der junge Mann mit der Mütze zieht den Reißverschluss hoch und betätigt den Druckerumschalter. Datei schließen. Hilferuf von bpe: "Der Kasten geht nimmer weg!" Der zweite RedakteurderletztenSeite: "Das ist ein verdeckter Kasten!" Verdeckte Kästen sind da, aber man sieht sie nicht. Sie stören eigentlich alle. Bis auf step. - "Das Fax" frohlockt hn, und bw: "Kann ich endlich drucken?" - "Nein" -"Nein"- "Und dann komm ich". "Gib mir mal einer die Transferdiskette", bettelt hee,und gz aus dem Nebenzimmer: "Kann ich mal die Transferdiskette haben." Gut, daß wir bald vernetzt sind. Der Druckerumschalter macht 'A' 'C' 'B' 'A' 'B' 'C' 'A' 'D'. h.b. ist erwacht: "Was macht eigentlich die letzte Seite?" Ich antworte "Praktisch fertig!" "So-gut-wie", bekräftigt der zweite Redakteurderletztenseite. "Die Transferdiskette!" stampft hee wütend. Sie ist parfümiert. 'Narcisse' oder so. Wir träumen. Vom Hedwig-Kalender '96! Die Redakteurederletztenseite werden unsanft aus ihrer Kreativität gerissen, denn bpe legt seine berüchtigte Van-Morisson-CD auf und ein. "Was muß noch auf Seite 15?" - "Das Impressum" - "Kein Platz mehr" - "Ach kürz' doch den Leserbrief einfach weg!" "Wo ist denn die Werbung von Cocktail's Comix?" - "Keine Ahnung" - "Ich glaub, die ist vorhin an mir vorbei in den dritten Stock hoch." In der Not sind ruprecht-Redakteure eine echte Hilfe: Plötzlich tropft gvg. "Hast Du Nasenbluten?" - "Hmmpff" - "Geil!"

Samstag abend, 23 h. Das Imperium (hn, hb, bpe) schlägt nicht mehr zurück, sondern geht endlich essen. Zwei Stunden Ruhe und Frieden für die Redakteurederletztenseite. Jetzt wird die Kreativität aus dem Käfig gelassen und gescannt auf Teufel-komm-raus. Die Nacht wird hart genug. Dreimal stürzt die Seite ab. Ich konsumiere Cokes Nr.7-23.

Dann ist es Sonntag. Gleich kommt die Schwulengruppe zum Café. Wir müssen ein Zimmer räumen. Vorher kommt ah. "Ich hätte da noch 'ne HSB-Glosse." "Hast Du auch die Transferdiskette?" - "Äh, nee."- "Steht der Drucker auf 'A'?" - "Nein" - "Nein" - "Nein". The final countdown:

[20.14] "Ich geh' jetzt ins Kino."- "Jetzt noch???" - "Wir brauchen noch 'ne Kritik von 'Rangoon'." - "Mußte dafür ins Kino gehen..." / [20.56] Die Redakteurederletztenseite gehen Döner essen. / [21.03] "Braucht jemand noch die Datei '16.pm5' von 20.56? Die lösch' ich nämlich jetzt." /[21.17] Die beiden Redakteurederletztenseite kommen zurück. "Wo ist eigentlich unsere Seite?" - "Welche Seite?" - " '16.pm5'??" /[23.43] "Wem gehört die Datei 'figgmich.pm5'?" /[1.20] "Haaaarald! Hiiiilfe!Der Drucker druckt nur schwarze Blätter..." /[1.31] Eine Seite ist fertiggestellt. Jetzt wird geklebt. kw: "Wo ist das Fixogum?" - "Ham wir noch Fixogum?" - "Hat jemand das Fixogum gesehen?" /[1.59] gvg's Chirurgenfinger sind an Seite drei festgeklebt. mp leistet erste Hilfe (der Seite natürlich). Anschließend das Ganze nochmal. /[2.38] jk:"Was schrei'm wir denn da wieder hin!?" / [4.11] Die letzte Seite ist fertig, die Ausgabe gerettet, und die beiden Redakteurederletztenseite fallen sich um den Hals und beschmieren sich mit Nußschokolade einer- und Weißer Schokolade andererseits. /[5.42] Sonnenaufgang. /[9.38] Die Zeitung ist fertig. Wieder wurden Helden geboren. Zehntausende warten gespannt auf den neuen Ruprecht!

Enjoy! (jk/step)


Brittas Butterstulle

Meditationen aus der wackeren Weststadt

In einem Land, in dem sich der gesellschaftliche Status durch nichts mehr als durchs Nummernschild (S-EX 666, HD-X-911 etc) bestimmt, sind diejenigen benachteiligt, die kein solches haben. Die Radler. Neulich kam ich aus der Mönchhofstr. an die Kreuzung Brückenstr. Was geschah? Um die unnötige Ampel dort zu refinanzieren, postiert die Stadt Polizisten in der Hecke gegenüber, die per Handy ihren Kollegen 100m südlich die sündigen Radler übermitteln, die -HOPP- auf den Gehweg, rum um die rote Ampel, -HUPP- runter vom Gehweg in böswilliger Absicht (Grundsatzurteil!) gegen die StVO verstießen. Neben mir eine Blondine. "Sie sind schon die dritte Adlige heute" freut sich der Polizist. Er ist nett und zuvorkommend (woraus wir schließen, daß er keinen Bericht schreiben muß), schreibt der Stadtkasse 160,- DM und Flensburg 1 Punkt gut, mir dasselbe schlecht, meinen Namen auf und checkt gleich noch, ob ich auch gemeldet bin. Doch zum Ernst des Lebens: Britta geht. Die Butterstulle mit ihr. Und wir in der 5Mannund3Frau-WG brauchen Ersatz. So kamen in halbstündigem Abstand acht holde Mägdeleins hintereinander zu uns. Zum gegenseitigen Beschnuppern. Unsere Pläne sind hinterhältig: Vom WG-Tauglichkeits-Parcours (drei dreckige Pfannen und 5 min. Zeit) über ein gewollt-neurotisches oder neo-erotisches Verhalten ("Ausziehen!") bis hin zum provokativ in der Küchenecke zerplatzten Ei war uns keine Idee zu niederträchtig. Zwischendurch schauen wir Tennis. ''Beckers Butterstulle'? "Wir müssen Birgit nehmen, dann gibt's ne Fortsetzung". "Ich stell mich blöd" sagt Holger. "Wenn Sie Esrom mag, fliegt sie raus." "Und kochen muß sie können." "Und putzen." Unser Küchenboden ist dreckig. Wir wollen ihn in acht 20x20 cm große Areale unterteilen, um die Putzleistung vergleichen zu können.

Naja, wir waren dann doch brav und haben Katja genommen. Wird sie glücklich werden oder sich als kreischende, nörgelnde WG-Hyäne entpuppen? Der erste Eindruck mag täuschen. Ganz nett sind viele. Nicht übel noch viel mehr. Wir sind auch schlimm. Weiße Rosen nach Athen. Die Tränen trocknen. Tschüß Britta. (Schnief.) (jk)


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