Hochschule


Sitzen für den Stehplatz

Der Streit ums Studiticket schwelt weiter

Wir, die StudentInnen der Ruprecht-Karls-Universität, haben entschieden. Mit 38% war die Wahlbeteiligung an der Umfrage über das Semesterticket für studentische Verhältnisse überwältigend groß, was allerdings auch damit zusammenhängen könnte, daß man die Wahlunterlagen zusammen mit der Rückmeldung nach Hause geschickt bekam - bequemer geht es fast nicht mehr, und dafür sind 38% Beteiligung eher erschreckend wenig als erstaunlich viel.

Die große Mehrheit - mehr als 2/3 der Studierenden- haben sich für die Verhandlungsposition der Fachschaftskonferenz (FSK) ausgesprochen und damit gezeigt, daß sie nicht bereit sind, extra zur Kasse gebeten zu werden, ohne daß der VRN sein Angebot verbessert.

Inzwischen gab es drei Verhandlungsrunden zwischen Studentenwerk und VRN. Der VRN vertrat dabei die Auffassung, daß die Studierenden die Preiserhöhung auf 105,00 DM hinnehmen müßten und keine Forderungen zu stellen hätten; außerdem wurde darauf hingewiesen, daß es schon viele Angebotsverbesserungen gäbe, wie z.B. den 10-Minuten-Takt der Linie 12 ins Neuenheimer Feld.

Aber wie ernst kann man die Bemühungen des VRN nehmen? Das darf und muß man sich inzwischen wohl fragen. Eine der Hauptforderungen von studentischer Seite kostet nämlich kein Geld, sondern nur guten Willen. Der 5-Minuten-Takt auf der Berliner Straße der Linien 1 und 4, die immer noch direkt hintereinander fahren, erfordert nur eine Umstellung des Fahrplans. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen und Öffentlichkeit zu erreichen, hat die FSK am 29. April eine Sitzblockade an der Haltestelle Blumenthalstraße West organisiert. Ungefähr 30 Studierende ließen die 4 passieren und setzten sich dann vor der 1 auf die Schienen. An die Fahrgästeverteilte man Flugblätter, und nach 4 Minuten durfte die Straßenbahn abfahren - der 5-Minuten-Takt auf der Berliner Straße war Realität, zumindest für ein paar Minuten. Auch wenn nicht viele Studierende an der Aktion teilnahmen, so hatte die FSK es doch verstanden, die Presse einzubeziehen. Schon am Vormittag wurde im Radio von der Aktion berichtet, und bei der Blockade waren fast soviele Journalisten wie Demonstranten da.

Die HSB will die Diskussion um Verbesserungen außerdem globaler sehen. Da viele Studierende außerhalb Heidelbergs wohnen und neben der HSB mit Verkehrsmitteln anderer Verkehrsbetriebe zur Universität fahren, müßten - wenn überhaupt - im gesamten Verbund Verbesserungen und deren Kosten diskutiert werden. Zudem möchte die HSB alle Kunden gleich behandeln, spezielle Verbesserungen für Studierende, ins Neuenheimer Feld etwa, sind also nicht vorgesehen.

Erst wenn feststehe, wieviel Geld man erhalte, könnte die Diskussion um konkrete Verbesserungen beginnen. Zukünftig soll das Geld im Verbund nach der Zahl der Kunden gerecht verteilt werden; dazu führt der VRN zur Zeit eine Quelle-Ziel-Erhebung bei den Fahrgästen durch.

Der Finanzausschuß des Heidelberger Gemeinderates tagt in dieser Woche, wo über die Kosten eventueller Verbesserungen gesprochen werden wird.

(hpc/mab)


David gegen Goliath

Streik an der Universität Hildesheim

Fernab der beschaulichen Heidelberger Uni-Idylle spielte sich in Hildesheim Erstaunliches ab: im Januar traten die Studierenden der Universität in unbefristeten, aktiven Generalstreik. Unter dem Motto "Lucky Streik" protestierten sie gegen die Sparpläne des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Niedersachsens (MWK). 25 Prozent des Etats sollen eingespart werden, den Studiengang Informatik will man einstellen, bzw. nach Braunschweig verlegen (einschließlich der beiden Anwendungsgebiete Medizinische Informatik und Wirtschaftsinformatik).

Da die Universität Hildesheim eine sehr kleine Universität ist (etwa 3700 Studierende), und viele Fachbereiche sehr eng mit dem der Informatik verzahnt sind, befürchtet man, die Sparpläne des MWK könnten das Bestehen der Universität "kurzfristig gefährden", "mittelfristig unmöglich" machen. Das Professorium gab bekannt, daß es sich in diesem Fall gezwungen fühle, den Landtag um die Auflösung der Universität zu bitten.

Aber so weit wollte man es nicht kommen lassen. Am 22. Januar entschloß man sich, den verantwortlichen Politikern die Entschlossenheit der Studierenden vor Augen zu führen. "Spar Wars - The University streiks Back!" lautete nun die Devise. Die beamteten Professoren durften offiziell nicht streiken, solidarisierten sich jedoch (fast ausschließlich) mit den Studierenden. In kürzester Zeit rief man verschiedene Arbeitskreise ins Leben. Die erste Woche verbrachte man damit, sich "in die Materie einzuarbeiten", und sich somit auf die kommenden Auseinandersetzungen vorzubereiten. Zunächst versuchten die Studierenden, die Politiker bei verschiedenen Gelegenheiten argumentativ zu überzeugen - leider erfolglos. Enttäuscht darüber, daß MWK-Vertreter über viele Dinge falsch oder gar nicht informiert waren (z.B. Studierendenstatistiken), oder aber die Diskussion völlig verweigerten, entschloß man sich schließlich, die Medien zu mobilisieren. Dabei kooperierten Studenten und Professoren von Anfang an. Während einige Professoren eine Anzeigenkampagne in der "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" starteten, gaben die Studierenden eine eigene Streikzeitung, die sogenannte "Streik-Zeit", heraus.

Ein aktiver Streik sollte es werden: das bedeutete oft Aktivität bis zur totalen physischen Erschöpfung. Viele Studierende sahen für drei Wochen das eigene Bett nicht mehr: sie schliefen in der Uni. Dort wurden Demos vorbereitet, riesige Transparente genäht (Material wurde von sich solidarisch erklärenden Firmen gespendet), Podiumsdiskussionen geplant, Unterschriften gesammelt, Prominente angeschrieben, über 20 Ausgaben der "Streik-Zeit" geschrieben, gedruckt, verteilt. Streik-Chor, Streik-Punk-Band, Streik-Party, ja sogar Streik-Gebetsrunden fanden statt. Seit dem 29.1. hing an der Hildesheimer Uni ein 260 qm (!) großes Transparent.

Zu den Höhepunkten der Streikaktivitäten gehörte die "48 Stunden - Dauer - Uni". Um den Politikern und steuerzahlenden Normalbürgern zu beweisen, daß die Studierenden keine "Gammler" sind, sondern vor Bildungshunger und Arbeitseifer strotzen, wurde vom 1.2. bis zum 3.2. 48 Stunden lang "dauer-gelehrt". Eine Vorlesung , ein Seminar nach dem anderen- fast die gesamte Dozentenschaft beteiligte sich an dieser Strapaze. So kam es, daß in der Uni- Hildesheim um 3 Uhr früh Vorlesungen über romantische Ästhetik, Computersimulaion mit HISPEX und "Kurt Cobain - der Werther der 90er Jahre?" gehalten wurden.

Um die Hildesheimer Bevölkerung zu moblisieren, sammelte man Unterschriften und hielt Lehrveranstaltungen in Bahnhofshallen und Kaufhäusern ab. Dabei stießen die Dozenten und Studierenden fast ausschließlich auf positive Resonanz.

Ein weiterer Höhepunkt war mit Sicherheit die kurzfristige "Besetzung" des MWK in Hannover. Am 7.2. "besetzten" 50 Studenten das MWK, verköstigten die verdutzten Beamten mit Kaffee und Kuchen, putzten Scheiben, oder gaben ihre musikalischen Begabungen zum Besten. Das Presseecho entsprach trotz allem nicht den Erwartungen. "Solange kein Blut fließt, ist es schwierig, von den Medien wahrgenommen zu werden," kommentiert ein Student das Problem.

Den Landesvater Gerhard Schröder schienen die Aktionen der Hildesheimer Streiker kalt zu lassen: er verweigerte jede Diskussion. Sichtlich warm wurde ihm jedoch, als 15 als Journalisten getarnte Hildesheimer Studierende seine Landespressekonferenz unterwanderten. Vor laufenden Kameras hängten sie ein Plakat "Schröder HILF!" hinter ihrem Landesvater auf, und verteilten unter der anwesenden Journaille Flugblätter. Auf Fragen zum Thema "Bildungsabbau" antwortete Schröder spürbar genervt. Obwohl die Studierenden so manchem anwesenden Fernsehteam ein Interview gaben, mußten sie feststellen, daß ihr Anliegen in den Nachrichten höchstens erwähnt wurde, wenn überhaupt.

Vom 9.-11.2. luden die Hildesheimer Streiker dann zum landesweiten Kongreß "gegen BildungsDeform und Kürzungswahn" ein. In Diskussionsrunden und Arbeitsgruppen kamen die Studierenden überein, daß man unbedingt verhindern müsse, daß es zwischen den einzelnen Unis zu Verteilungskämpfen kommt. Vor dem Hintergrund der damaligen Streiks in Frankreich forderten sie nicht nur bundesweite, sondern europaweite Solidarität. Wenn die Landesregierung bei steigenden Studentenzahlen die Etats der Universitäten in Niedersachsen wirklich um 380 Millionen Mark kürzen wolle (also um mehr als die Jahresetats der Unis Hildesheim, Oldenburg, Lüneburg und Osnabrück zusammen), "müsse man sich über möglichst effektive Arten gewaltlosen Widerstands Gedanken machen". Da die Kürzungen in den einzelnen Bundesländern jedoch zeitlich versetzt durchgesetzt werden, bleibt fraglich, ob eine bundesweite Kooperation der Studierenden entstehen wird. Auf die Frage wo denn, wenn nicht bei den Universitäten, gekürzt werden solle, antwortet ein Student spontan: "Beim Wiener Opernball".

Mittlerweile wurde Hildesheim schon als Favorit für ein Koordinationszentrum bundesweiten Protests gegen Bafög-Verzinsung, Studiengebühren und Bildungsabbau gehandelt. Schließlich hatte der Streik in Hildesheim eine "Solidarität zwischen den Studenten hervorgebracht, die man bis dato nicht erwartet hätte." Und obwohl die Zukunft der Hildesheimer Uni völlig unklar bleibt, die Politiker sich von ihrer arroganten Seite gezeigt haben, und die Medien sich nicht angemessen für den Streik interessiert haben, gibt es doch Dinge, die Mut machten. So schickte Martin Walser den Hildesheimern höchstpersönlich ein "Soli-Fax", in dem er seinen Protest darüber zum Ausdruck brachte, daß die Hildesheimer Uni mit ihrer "einzigartigen Atmosphäre" um "ein Viertel ihres Daseins gebracht werden soll". "Das ist nun wirklich Sparen am FALSCHEN Platz," so Martin Walser.

Seit Beginn des Sommersemesters wird in Hildesheim nicht mehr gestreikt. Uneinigkeit über Fortsetzung oder Abbruch des Streiks haben dazu beigetragen, daß den Studierenden die Kraft ausging. Im Kampf David gegen Goliath hat Goliath zunächst gesiegt: die Verlegung der Informatik ist beschlossene Sache. Nun soll Hildesheim zu einem Schwerpunkt für Erziehungswissenschaften werden, was bei den Studierenden auf Unverständnis stößt: wenn sowieso weniger Lehrer eingestellt werden sollen, wieso will man dann mehr Lehrer ausbilden? (fw)


Preußenmodell

Studiengebühren in Berlin

In Berlin ist bekanntlich alles irgendwie größer als sonst überall in diesem Land - Einwohnerzahl und Fernsehturm zum Beispiel. Es wunderte auch niemanden, als im Gefolge des finanziellen Bonner Frühjahrsloches auch die eben neu eingesetzte Berliner Finanzsenatorin plötzlich ein Loch fand. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen Waigel war sie dann aber auf der Suche nach dessen Boden nicht ganz so erfolgreich. Die erste Amtshandlung von Frau Fugmann-Heesing war dann auch, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen.

Als nächstes erklärte sie das Land kurzerhand für bankrott, und der ebenfalls frische Kultussenator Radunski die Studenten nebst dem mittlerweile todgeweihten Schillertheater als hauptschuldig. Allein in diesem Jahr müssen die Berliner Universitäten per Senatsbeschluß 196 Millionen Mark einsparen, weitere 251 Millionen bis zum Jahre 2003. Das Geld sollen sich die Unis von ihren Studenten wiederholen, denn, so Radunski, "die können ja auch zweimal im Jahr in den Urlaub fliegen". Ohne Rücksprache mit den Universitäten (von den Studenten ganz zu schweigen) bastelte er dann seine Ideen in das mittlerweile verabschiedete Haushaltsstrukturgesetz 1996 ein. Konkret: Schließung diverser Fakultäten, Stellenabbau und Sachmittelkürzung in Höhe von 50 Millionen Mark, Reduktion der Studierendenzahl von derzeit 115.000 auf 85.000 und: eine Erhöhung des Semesterbeitrags von derzeit 40 Mark (in Berlin gibt es kein Studiticket) auf 100 Mark, wobei die damit jährlichen Mehreinnahmen von ungefähr 12 Millionen Mark als "Verwaltungsbeitrag" über diverse Umwege aus den Kassen des Studentenwerks in die Kassen der Universität fließen. Genauso ehrlich wie dreist nannte Radunski das Kind gleich beim Namen: Studiengebühren, und "wenn es nach mir geht" seien 100 DM nur der Zwischenschritt zu 1.000 DM.

Vor allem vor dem Hintergrund dieser Äußerung erlebt Berlin nach zunächst entsetzensgeprägter Lähmung die massivsten studentischen Protestaktionen seit langem. Anfang des Semesters demonstrierten über 30.000 Studenten in seltener Einmütigkeit mit Professoren und Rektoren gegen die Senatsbeschlüsse (auch wenn Professoren und Studenten zunächst, etwas albern, in getrennten Straßen marschierten). Vorlesungen und Seminare finden im Moment regelmäßig in der Öffentlichkeit statt, sei es auf dem Alexanderplatz, in der U-Bahn oder im Zoo: Das von Radunski gemalte Bild des faulen Studenten soll öffentlich korrigiert werden. Für die laufende Woche sind Uni-Besetzungen geplant, und die wöchentlichen Vollversammlungen der drei großen Universitäten sind mit jeweils bis zu 3000 Studierenden bis zum Bersten gefüllt.

Exemplarisch für die professorale Reaktion sei hier der letzte Satz einer "Erklärung der zwölf Dekane", der die Humboldt-Universität zitiert: "Wenn gegenwärtig diskutiert wird, ob sich Berlin seine Universitäten leisten könne, stellt die Humboldt-Universität die Frage, ob Berlin sie verdient."

Die Landesastenkonferenz befürchtet, daß an Berlin ein Exempel statuiert werden soll und mahnt alle deutsche Asten zur Wachsamkeit. Das Wort von der schleichenden Einführung der Studiengebühren macht die Runde, denn mit dem Argument der Einheit und Vergleichbarkeit des deutschen Hochschulwesens könnten vorpreschende Landespolitiker wie jetzt in der Hauptstadt schnell Wegbereiter eines nationalen Trendes werden.

Noch eine andere Neuerung, die im Senat wahrscheinlich mit der Einstellung "Proteste gibt es so oder so" gleich mitverabschiedet wurde, ist aufgrund ihrer Tauglichkeit als Präzedenzfall von überregionalem Interesse. Sie setzt in deutschlandweit bislang nicht dagewesenem Maße die Hochschulautonomie außer Kraft. Ein "Finanzkommission" genanntes Gremium entscheidet über die Verteilung der Hochschulmittel, Fakultätsschließungen, Studiengebühren, etc. Ihm angehören sollen jeweils neun Professoren und Regierungsmitglieder. Im Falle eine Patts hat dann der zweifellos kompetenteste das letzte Wort: der Wissenschaftssenator selbst.

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Berliner Hochschulproteste das Inkrafttreten des Gesetzes noch in letzter Minute werden verhindern können. Die Studierenden im Rest der Republik jedenfalls sollten im eigenen Interesse die Daumen drücken. (gvg)


Wein und Würfel

Die ersten Rektorbücher der Uni

Richten wir einmal mehr den Blick auf längst vergangene Zeiten unserer Universität. Deren Rektorbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, die der ruprecht in dieser und der nächsten Ausgabe auszugsweise vorstellen will, beleuchten bedeutende und weniger bedeutende Ereignisse am Quell allen Heidelberger Wissens aus der Gründerzeit (für Ignoranten, Erstsemester und Medizinstudenten: Gründung der Ruperto Carola am 18.10.1386 durch Kurfürst Ruprecht I.) Die Einträge dokumentieren erstaunliche, leider in Vergessenheit geratene demokratische Errungenschaften, frühe Bemühungen um Tierschutz aber auch eine für freiheitlich-demokratische Wohlstandsfratzen eher befremdliche Sittenstrenge.

1) Vom 23. Juni 1393 an für die Dauer von zwei Jahren ist jeder Doktor und Magister der Universität zum Rektor wählbar, wenn der größere Teil der Wahlberechtigten sein Votum für den Kandidaten abgibt; unter Umständen kann nach vorherigem Beschluß der Universität auch ein Scholar höheren Standes gewählt werden.

2) Gewählt werden soll von allen Doktoren und Magistern. Falls eine Einigung nicht erreicht werden kann oder auf Verlangen einer Fakultät, sollen die einzelnen Doktoren und drei zu Beginn jedes Rektorates für die Beratungen des Studiums zu bestimmende Artistenmagister das Wahlgremium bilden. Falls auch dann kein einvernehmliches Ergebnis erzielt werden kann, stellt jede Fakultät einen Wahlmann.

1394 Aug. 2: Gegen Scholaren, die unbewaffnet die nächtliche Ruhe stören, Gefäße umwerfen und Schweine herumjagen, wird ein Gulden Strafe angedroht, der je zur Hälfte der Universität und dem Rektor zukommt.

1394 Okt. 11: Der Rektor (Johannes de Noet), Wilhelm de Fontibus, Nikolaus Burgmann, Herrmann von Höxter und Berthold von Dieburg suchen den Rat der Stadt in dessen Haus bei Hl. Geist auf, um die in den Privilegien zugesicherte zollfreie Weineinfuhr anzumahnen. Der Rat beschließt, die Privilegien in vollem Umfang zu beachten unter der Bedingung, daß, um Betrug zu vermeiden, jede Weineinfuhr dem Bürgermeister vorher angekündigt werde.

1394 Okt. 15: Anweisung an den Pedellen (Johannes Vincke), in den "Schulen der Magister", wie auch in den Bursen der Magister und "Nicht-Magister", das Statut gegen das Würfelspiel zu verkünden und Zuwiderhandelnde anzuzeigen. Dieses verbietet bei Strafe eines Guldens die Beteiligung am Würfelspiel und verlangt die Anzeige innerhalb von drei Tagen durch alle, die Aufsicht über studentische Unterkünfte haben.

1394 Nov. 3: Es wird beschlossen, Werner (Fabri) aus Lorch in der Diözese Mainz, der wider das Statut gegen nächtliches Umherstreifen verstoßen hat und bisher zur Gerichtsverhandlung darüber nicht erschienen ist, öffentlich in den Veranstaltungen der Universität und durch Anschlag an den Kirchentüren auf den neunten Tag vorzuladen. Gemäß dem Text der Ladung soll er von der Universität ausgeschlossen werden, wenn er die Anschuldigungen nicht entkräften könne.

1394 Juli 18/25: Wilhelm de Fontibus aus England erklärt im Auftrag der Universität "mit lauter Stimme" in der Universitätskapelle, daß Johannes von Preußen aus der Diözese Köln entgegen einem früheren Gutachten vom 22. Juli 1392 nach einstimmigem Beschluß der Doktoren und Magister nicht als Häretiker zu betrachten sei. Nach mündlichen Angaben des Dominikaners Nikolaus Bockeler, Inquisitor für die Diözese Mainz, und nach den schriftlichen Unterlagen stünden die ihm seinerzeit vorgeworfenen Thesen nicht fest. Leichte, in solcher Bedrängnis geäußerte Irrtümer seien in Anbetracht der Belehrbarkeit des Verdächtigen nicht ausschlaggebend.

1396 Juni 23: Marsilius de Inghen wird von der Wahlversammlung zum Rektor gewählt.

1396 Aug. 20: Beginn des Rektorats von Johannes de Noet am Todestag des Rektors Marsilius von Inghen, des Thesaurus an St. Andreas zu Köln, Begründers des Studiums und ersten in Heidelberg zum baccalarius formatus promovierten Doktors der Theologie. Marsilius vermacht der Universität viele theologische und artistische Bücher und andere Wertgegenstände. Er wurde vor dem Hochaltar in St. Peter bestattet.

1396 Aug. 21/23: Rektor Johannes de Noet lädt unter dem Rektoratssiegel alle Universitätsmitglieder bei Strafe für Ungehorsam und einer zusätzlichen Strafe von zwei Schillingen auf den 24. Aug. morgens nach Hl. Geist zum Absingen der Vigil und zur Totenmesse für Marsilius von Inghen.

1396 Nov. 24: Der Rektor (Johannes de Noet) verbietet allen Angehörigen und Scholaren der Universität, innerhalb Heidelbergs Tauben der Einwohner zu fangen. Neben der Rückgabe der Tauben wird eine Strafe in doppelter Höhe des Schadens angedroht. (mm)


Stummer Marstall

Radioprojekt startet nur in Mannheim

Nach einigen verfrühten Ankündigungen (auch im ruprecht) haben es die InitiatorInnen des "Mensafunkes" anscheinend geschafft: Ab nächster Woche werden die Mannheimer Mensen mit einem von Studierenden gemachten Radioprogramm beschallt.

Mannheimer Mensen? Richtig, nur die. Denn aus dem studentischen Radio-Projekt, das ursprünglich gemeinsam von Mannheimer und Heidelberger Studierenden gemeinsam ins Leben gerufen worden war, haben sich mittlerweile alle Heidelberger TeilnehmerInnen zurückgezogen. "Einige bekommen immer noch Einladungen zu den Treffen", berichtet Annelie Malun, eine der Mannheimer Organisatorinnen, "aber zu den letzten Treffen ist dann niemand mehr aus Heidelberg gekommen. In Mannheim dagegen haben wir schon zehn bis zwölf Leute, die regelmäßig mitarbeiten".

So startet das Studierenden-Radio nur in Mannheim und nur mit Mannheimer Beiträgen. Dabei gibt es mit der "AG Funk" in Heidelberg schon seit Jahrzehnten ein Gruppe von radiointeressierten Studierenden, die selbst eine Sendung produzieren.. Dort aber hatte man sich über Bestrebungen der Mensafunker geärgert, an der AG Funk vorbei einen Sendeplatz beim Süddeutschen Rundfunk zu bekommen. Der eigene, ohnehin nur einmal im Semester eingeräumte Sendetermin, schien in Gefahr.

Ein ärgerlicher Konflikt, denn die technischen Voraussetzungen und sogar die Genehmigung des hiesigen Studentenwerkes sind vorhanden; damit es auch in den Heidelberger Mensen mit der Ruhe vorbei sein kann. Es müßten sich eben nur auch in Heidelberg Leute finden, die Rundfunk machen - als studentische Alternative zum "Campus-Radio Baden", das von den Pressestellen der vier badischen Universitäten verantwortet wird.

Oder es müßten sich ganz einfach zwei Gruppen, die ohnehin Ähnliches wollen, zusammentun. (hn)

Die Radio-AktivistInnen treffen sich jeden Freitag um 15.00 Uhr im Mannheimer AStA, L 4,12. Informationen über die Arbeit gibt es bei Annelie Malun, e-mail malun@restrum.uni-mannheim.de.
Die AG Funk trifft sich Donnerstags, 18.45 Uhr am Klingentor.


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