Hochschule


Sieg

Frauenförderplan

Geschafft! Nach fasts endlos langem Kampf ist nun endlich doch der Frauenförderplan durch. Am 14. Mai wurde er vom Senat in der vorgelegten Form schließlich abgesegnet.

Begonnen hatte der Leidensweg des Planes schon vor etlichen Monaten. Nachdem im Januar vergangenen Jahres die Universitäten zur Frauenförderung im Universitätsgesetz verpflichtet worden waren, hatten die Frauenbeauftragten und der Safran (Senatsausschuß für Frauenfragen) einen Frauenförderplan ausgearbeitet. (ruprecht berichtete in seiner letzten Ausgabe.)

Der Rektor hatte allerdings noch diverse Änderungswünsche, bis der Plan endlich im März in die Senatssitzung gehen konnte. Die unerwartete Abwesenheit Ulmers ließ den Beschluß des Förderplans jedoch erst einmal scheitern. "Fehlende Finanzmittel" lautete das Urteil, und so wurde er in den Safran zur erneuten Überarbeitung zurückgewiesen. Vom ruprecht auf seine Abwesenheit und das daraus resultierende vorläufige Scheitern angesprochen, erklärte Ulmer damals, daß er den Frauenbeauftragten nie irgendwelche Versprechungen gegeben und den Plan in der vorgelegten Form sowieso nicht befürwortet hätte. Statt der geplanten 15 Stellen im Pool, die für Nachwuchswissenschaftlerinnen bereitgestellt werden sollten, könnte er sich vielleicht fünf Stellen vorstellen, die er durchzusetzen könne, sagte er gegenüber dem ruprecht.

Kurz zuvor war Ulmer außerdem vom Süddeutschen Rundfunk zum Thema Frauenförderung befragt worden. Daß die Universität Heidelberg in diesem Beitrag der "Landesschau" nicht gerade den Eindruck hinterließ, die Nase in Sachen Frauenförderung vorn zu haben, schien den Rektor doch nicht ganz kalt gelassen zu haben. Seiner Ankündigung im ruprecht, daß er hoffe, der Plan werde in der nächsten Sitzung durchgebracht, wollte er wohl auch noch Rechnung tragen.

So geschah dann am 14. Mai wirklich das kaum noch Geglaubte: Der Plan wurde vom Senat beschlossen. Und zwar in der Form, wie er vorher schon vorgelegt worden war, nämlich mit 15 Stellen im Pool. Von nur fünf Stellen oder ähnlichen weiteren Kastrationsversuchen war plötzlich nicht mehr die Rede. Nein, Ulmer erklärte, er belasse es nicht bei "Luftblasen"; im Gegensatz zu anderen Universitäten bleibt Heidelberg nicht bei Unverbindlichkeiten stehen, denn immerhin geht es im ersten Jahr um 300 000 DM, im zweiten um 600 000 DM.

Schön, daß auch ein Rektor in seiner Meinung noch flexibel ist; zumindest, wenn ein bißchen nachgeholfen wird. (gz)


Klüngeldschungel

Was die Gewählten so zu tun haben

Jaja, wir wissen es und sind traurig: Studierende und deren Repräsentanten sind in Baden-Württemberg ziemlich rechtlos. In allen Gremien, die etwas zu entscheiden haben, verfügt der Stand der Professoren über Mehrheiten von 60-80 Prozent.

Studierende, Mittelbau und auch die sonstigen Mitarbeiter der Universitäten sind kaum mehr als demokratisch schmückendes Beiwerk in den Gremien. Trotzdem sollte man wissen, in was für Ämter man die Kandidaten bei den Uni-Wahlen am 18. Juni hievt, und was die Gewählten überhaupt zu tun haben.

Alle Studierenden wählen drei Vertreter (und deren Stellvertreter, wie in allen Gremien) für den Senat, das wichtigste Gremium der Universität. Dort sitzen 28 Professoren, der Kanzler und jeweils drei Leute aus den Mittelbau, der Studierendenschaft und von den sonstigen Mitarbeitern der Uni.

Sieben Studierende werden für den Großen Senat gewählt, ein Gremium, daß eigentlich nicht zu tun, außer der Wahl des Rektors und der Diskussion von dessen Rechenschaftsbericht. Dort sitzen 40 Professoren, der Kanzler und jeweils 7 Vertreter der anderen Gruppen. Die studentischen Vertreter in den Senaten sollen nach dem Universitätsgesetz einen Ausschuß bilden. Dessen Name "AStA" ist allerdings insoweit irreführend, als er nicht wie in anderen Bundesländern eine eigene Körperschaft - die Studierendenvertretung eben - ist, sondern nur ein Anhängsel des Großen Senates, das das Recht hat, bei der Universitätsverwaltung Einzelanträge zur Förderung der "sportlichen, kulturellen und musischen Interessen" zu stellen. Alle Studierenden wählen außerdem für die jeweils eigene Fakultät 3 Leute in den Fakultätsrat, wo natürlich auch die Professoren die Mehrheit haben.

Da den studentischen Vertretern in den Gremien also ein sehr kleiner Stimmanteil zusteht, müssen sie versuchen, sich durch Taktieren und Lavieren durchzubeißen. Dabei ist es wichtig, daß sich jeweils einer von ihnen zum Experten eines jeweiligen Gegenstandes hochliest. Denn die meisten Professoren wissen über Großteil der Themen, die in den Räten und Senaten behandelt werden, nicht viel. Es ist interessiert sie auch oft nicht sonderlich, wenn es nicht gerade um das eigene Fach, die eigenen Interessen geht. Zumeist neigen sie dann dazu, einfach mit den Kollegen zu stimmen. Trotzdem ist gerade an den Riesenfakultäten, die aus vielen unterschiedlichen Fächern bestehen (wie z.B. in der Neuphilologie) das Hauen und Stechen innerhalb der Professorenschaft groß; z.B. gibt es auch dort eine Hierarchie: Wer nur "C3" statt "C4" vor seinem Titel trägt, muß sich gerade im standesbewußten Baden-Württemberg mitunter einiges gefallen lassen.

All' dies können Studierendenvertreter ausnutzen, wenn sie sich kompetent genug machen - und sich im Intrigendschungel von Fakultät oder Universität auskennen. Ein mühsames Geschäft ist das allemal, und in mancher Fakultät läßt man einen Antrag lieber von einem gewogenen Professor stellen (einen solchen muß man natürlich erst kennen), weil Vorschläge von Studierenden von vorneherein nicht ernstgenommen werden.

Das geht auch den Vertretern des Mittelbaus oft so, und deshalb müssen Studierendenvertreter auch in diesen Kreisen Komplizen suchen. Leute aus dem Mittelbau - die oft nur Zeitverträge haben, oder auf eine Beförderung warten und meist länger auf das Wohlwollen der Professoren in ihrem Institut angewiesen sind als Studierende - haben es oft noch schwerer, ihre Stimme in den Gremien zu erheben.

Ein guter Teil der Arbeit findet übrigens in Ausschüssen und Gremien statt, die gar nicht vom Wahlvolk besetzt werden, statt: Bibliotheksausschuß, EDV-Ausschuß, Ausschüsse für die Lehre, für die den wissenschaftlichen Nachwuchs und nicht zuletzt die Verwaltungsräte von Universität und Studentenwerk, deren studentische Mitglieder vom Senat gewählt werden. Hier setzt sich der alltägliche Kleinkampf, aus dem die Arbeit der gewählten Vertreter an der Uni vor allem besteht, fort.

Für große Politik bleibt wenig Platz: Da bringt nur die Unterstützung der landes- und bundesweiten Zusammenschlüsse der Studierendenvertretungen (und natürlich Studierendenmassen auf der Straße) etwas, denn politische Entscheidungen wie BAföG-Kürzungen oder Studiengebühren fallen ja auch nicht auf Uni-Ebene. (hn)

Uni-Wahlen am 18. 6. von 9 bis 18 Uhr: Studierende der Psychologie, Erziehungswissenschaft, Übersetzungswissenschaften, Japanologie, Sinologie, Gerontologie und Deutsch als Fremdsprache wählen im Psychologischen Institut , die übrigen Altstadtfächer in der Neuen Uni. Wer im Neuenheimer Feld studiert, stimmt im Theoretikum INF 306 ab, wer in der Klinischen Medizin in Mannheim studiert, wählt in der Pausenhalle der dortigen Fakultät.


Kein Klüngel in Potsdam

Bericht von einer Germanistentagung in Brandenburg

Eine kleine Notiz in den Mitteilungen des Germanistenverbandes weckte unsere neugier: Fachtagungh zum Thema germanistisches Grundstudium vom 21.-23.2.96. Des Diskussionsverhaltens am hiesigen Germanistischen Seminar eingedenk, erkundigten wir uns vorsichtshalber, ob die Tagung auch für Studierende offen sein.

Zu unserer Erleichterung erfuhren wir, man freue sich sogar über studentische Beteiligung. Wir waren die einzigen aus Heidelberg, wo - Gerüchten zufolge - das Grundstudium gerade reformiert wird. Obwohl sie von ProfessorInnen dominiert war, bestimmte ein offenes und sachliches Diskussionsklima die Tagung.

StudienanfängerInnen, so wurde schon im Eröffnungsvortrag herausgestellt, haben mehrheitlich nur geringe Kenntnisse der grammatisch-linguistischen Terminologie. Viele zeigen auch bei der Textinterpretation Schwächen. Grund: die Anwendung von Begriffen wurde nie richtig geübt, ihre Verwendung oft nur als Demonstration fachlichen Könnens, nicht aber die Begriffe als Instrumente des fachlichen Analysesystems verstanden. Nicht zufällig wird der Interpretationsaufsatz selten als Handwerk, sondern eher als etwas verstanden, was man kann oder nicht. Deutlich wird dies in alphabetischen Listen von Stilfiguren - die man weitaus sinnvoller und pragmatischer nach ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten gruppieren könnte. Da im universitären Anfangsunterricht oft wie in der Schule verfahren wird, erfolgt auch dort nur selten eine Aneignung der Kategorien. Studierenden muß aber Souveränität im Umgang mit Beobachtungskategorien und nicht Memorialwissen vermittelt werden. Hierfür eignen sich Fälle aus der Praxis: z.B. für die Linguistik die Beschreibung von Grammatikfehlern ausländischer Kinder oder die phonetische Niederschrift eines Satzes einer fremden Sprache. Diese Beispiele verdeutlichen ein weiteres didaktisches Verfahren: das Ausnutzen der Andersartigkeit (der Alterität) des Beobachteten, um so das Bekannte zu problematisieren: Wenn ein Beispiel falsch ist, muß erklärt werden, was überhaupt "richtig" oder "normal" ist - dies fördert die Analysekompetenz. Die Germanistik in Fribourg (CH) greift dies in der Literaturwissenschaft auf: die dortigen Studierenden müssen Texte parodieren - was voraussetzt, daß sie erfassen, was den parodierten Text ausmacht.

Die Beschäftigung mit dem Mittelalter gewinnt so übrigens eine Bedeutung, die diejenigen vernachlässigen, welche nur sehen, was in einem Fach (am besten auswendig) gelernt werden muß: Gerade mittelalterliche Texte könnten uns die Augen für das Heutige erst öffnen.

Im Laufe des zweiten Tages tauchte in der Diskussion die Figur des Stormforschers auf, eines Dozenten, der nur über Storm forscht - und lehrt. Mal unter "Erzählformen am Beispiel Storms", mal als "Der Schimmelreiter" oder "Storm in seiner Zeit". Der Stormforscher führt aber weder in die Literaturanalyse ein, noch behandelt er andere Werke, er hat nur ein Thema: Theodor Storm. Dieser Dozent, der nicht völlig erfunden ist, wird spätestens dann zum Problem, wenn in den Veranstaltungen bestimmte Methoden vermittelt werden sollen.

Ein anderes Problemfeld eröffnen die eher geringen Kenntnisse über die Bibel, die antike Mythologie oder die Literatur insgesamt. Lateinkurse helfen hier nicht - diskutiert wurden Kurse wie "Weltliteratur", "antike Mythologie", "Repetitorium zur Literaturgeschichte" oder Leselisten. Mit diesen Beispielen war der Begriff des Kanons eingeführt, der im Verlaufe der Tagung intensiv diskutiert wurde. Die Notwendigkeit wie auch immer gearteter Listen wurde von vielen bejaht, uneinig war man sich im Grad ihrer Verbindlichkeit oder darin, was sie auflisten sollen. Vehement wurde jedoch auch die völlige Ablehnung jeden Kanons vorgetragen.

Auch für das Magisterstudium wird die Vermittlungsdimension immer wichtiger. Daher sollte es nicht nur Fachdidaktik für Lehramtsstudierende geben, sondern alle Studierenden müßten sich mit der Vermittlung von Gegenständen des Faches, ihrer Wirkung und Entstehung befassen. Dies umfaßt Theorie und Praxis: die Untersuchung der Folgen des Buchdrucks auf das Leseverhalten, aber auch die Auswahl eines Textes zur Behandlung eines Problems. Insgesamt zu fördern wären "germanistisch fundierte Schlüsselkompetenzen" wie Schriftlichkeit, Mündlichkeit und literarisch-kulturelle Kompetenzen. Die Düsseldorfer Studierenden üben bereits in entsprechenden Veranstaltungen frei zu reden oder für einen Roman zu werben. In didaktischen Veranstaltungen muß von Anfang an der "rezeptologischen" Erwartungshaltung derer entgegengetreten werden, die meinen, dort Rezepte zu bekommen. Die Fähigkeit, etwas zu vermitteln oder die Untersuchung von Vermittlungsprozessen erfordern Fachwissen und didaktische Reflexion. Weshalb es eigentlich Fachdidaktikstellen in jedem Institut geben müßte - denn wieviele GermanistInnen schreiben heute noch ansprechend und beschäftigen sich doch vorrangig mit Text und Sprache...

Die Diskussion um Lernsituationen und die Frage, was das Studium vermitteln soll, durchzog die Tagung. Die Referate hierzu präzisierten die Anregungen: Jemanden etwas lehren, heißt noch nicht, daß er/sie etwas lernt! Es gibt immer zwei Seiten, wird eine nicht berücksichtigt, ist die Veranstaltung rasch gescheitert. Daher muß verstärkt auf Eigeninitiative und Mitgestaltung der Studierenden gesetzt werden. Sie müssen vor allem darin unterstützt werden, einen eigenen Lernstil zu entwickeln.

Deutlich wurde in der Diskussion, daß die Techniken wissenschaftlichen Arbeitens - und damit das wissenschaftliche Arbeiten an sich - nur im Bezug auf das Fach vermittelbar sind. Gerade deshalb aber muß diesem Thema stärkere Berücksichtigung widerfahren und es darf nicht nur als Problem der Studierenden betrachtet werden.

Bleibt noch die Binsenweisheit, daß man auch didaktische Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses und der offene Austausch über Probleme am Fachbereich einiges bewirken könnte.

Die Kanon-Diskussion durchzog die Tagung. "Wer danach fragt, was er als nächstes lesen soll, studiert das falsche Fach" - sagen die einen; andere beklagen mangelnde Lesekenntnisse und Lesewilligkeit der Studierenden und wollen dem mit einer Liste abhelfen. Manche wollen in verbindlichen, auswendig zu lernenden Listen festhalten, was die Grundlagen des Faches ausmacht. Wieder andere sehen in Leselisten die Chance, die Idiosyncrasien einiger Professoren auszugleichen, indem man zumindest weiß, was diese verlangen; quasi ein "Kanon", um das Fehlen eines allgemeingültigen Kanons aufzufangen.

Daß es die Liste nicht gibt, zeigte ein kleines Experiment unter den Anwesenden, mehrheitlich immerhin ausgewiesene FachvertreterInnen. Mit der exemplarisch verteilten Liste war niemand so recht einverstanden: da kam die Mediaevistik zu kurz, da fehlten wichtige Titel, da war vom richtigen Autor der falsche Titel gewählt - und vermutlich hatte niemand alle Titel gelesen.

Listen sollen vorgeblich meist helfen, Defizite ausgleichen, aber kann man Lernen als Mängelbeseitigung begreifen? Auf der Tagung wurde dies klar abgelehnt - eine derartige Lernsteuerung führe zu Angst vor Mißerfolg und verhindere das Entwickeln eigener Lernstrategien. Was in der Diskussion etwas kurz kam, ist, mit einem Teilnehmer gesagt: "Die Leute wissen was, wenn sie kommen". Allerdings ist das, was sie mitbringen, anders als das, was erwartet wird. Die heutigen Studierenden haben z.B. Kenntnisse der Erzählstoffe und Inszenierungsformen der AV-Medien oder Kenntnisse im Umgang mit der ikonographischen und logischen Struktur von Datenverarbeitungsprogrammen. Allerdings wird dieses Wissen kaum aufgegriffen, sondern "kontrafaktisch die Kenntnis des Kanons erwartet".

Doch sobald der Kanon festgeschrieben werden muß, ist er gerade nicht mehr grundlos anerkannt, und somit überholt oder zumindest in Frage gestellt. Der tiefere Hintergrund der Kanon-Diskussion ist daher die Auseinandersetzung darum, was das Studium vermitteln soll und welche Wissensformen damit zusammenhängen: Memorialwissen oder methodische Fertigkeiten und Verknüpfungswissen? Zu wissen, daß es Metaphern gibt, heißt noch nicht, daß man sie erkennen und ihre Wirkung beschreiben kann - wenn man das aber nicht kann, was nutzt dann dieses Wissen? (Oder ganz tiefsinnig: weiß man dann überhaupt, daß es Metaphern gibt?)

Ich denke, Literaturlisten können auch für motivierte Studierende - und Lehrende - eine sinnvolle Anregung sein, gezielt bestimmte Werke zu lesen. Es muß jedoch klar sein, was zur Auflistung gerade dieser Werke geführt hat und daß es sich um eine Empfehlung handelt. Diese Listen dürfen daher weder Prüfungsvoraussetzung sein, noch Studierende davon abhalten, eigene, "andere", Leseerfahrungen zu sammeln.

Auch die kanonische Auflistung "der" Gegenstände des Faches kann keine letzte Verbindlichkeit haben, sondern nur eine vorläufige Orientierungshilfe bei der Entdeckung der Vielfalt und des Methodenreichtums eines Faches darstellen: wer eine Werbeanzeige oder einen Dialog zu analysieren vermag, kann sich später an einer Fernsehmoderation oder Gedichten versuchen - und wird unter Zuhilfenahme zusätzlicher Literatur auch weiterkommen.

Germanistik zu betreiben, heißt sprachliche und literarische Erscheinungen bzw. Zeugnisse angemessen und erhellend zu beschreiben und zu bewerten sowie dies vermitteln zu können. Wer nur Listen und Fremdwörter auswendig lernt, läuft Gefahr, nie dorthin zu gelangen. Und schließlich sollte das Germanistikstudium v.a. ein Ziel haben: Germanistik - was sonst! (khp)

Die Dokumentation der Vorträge liegt inzwischen in der Märzausgabe der Mitteilungen des deutschen Germanistenverbandes vor. Die FS Germanistik hat einige Listen gesammelt, die bald auf der Internetseite der Fachschaft zugänglich sein werden und gedruckt bei der Fachschaft kopiert werden können. Weitere Listen sind willkommmen!)


Abfahrt

Studiticket bleibt

Aufatmen bei den Studierenden, die jeden Tag aus Wiesloch, Ilvesheim, St. Ilgen und Neckargemünd nach Heidelberg zur Universität fahren: Das Semesterticket bleibt und wird im Oktober dann 105 DM kosten; der Solidaritätsbeitrag beträgt weiterhin 19 DM.

Der Vertrag bleibt also im Grunde gleich, verändert wird allein der Preis, der in den Vertragstext konkret aufgenommen wurde. So kann der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) nicht irgendwann nach eigenem Gutdünken ohne Zustimmung der Gegenseite den Preis erhöhen.

Die Verhandlungen stellten sich allerdings als zäh heraus; der VRN wollte zunächst keine der geforderten Angebotsverbesserungen versprechen, denn man könne keine Sonderinteressen - also die der Studierenden - befriedigen. Erst eine Sitzung des Heidelberger Gemeinderats brachte die Wende: geradezu einmütig zeigten sich die Fraktionen von SPD, Grünen und sogar der CDU, zusammen mit der Studiliste-Abgeordneten Jutta Göttert zumindest für Angebotsverbesserungen im Bereich der Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) zu stimmen, für die der Gemeinderat weisungsbefugt ist.

Ab Herbst will die HSB die Buslinie 12 ganztägig im Zehn-Minuten-Takt fahren lassen, im Abendverkehr soll sie halbstündig zumindest bis zu den Studentenwohnheimen fahren, obwohl die HSB hier noch das Problem sieht, daß dort die Busse nicht wenden könnten.

Der Kampf für Angebotsverbesserungen sei aber noch nicht zu ende, so Felix Berschin, der Verkehrsexperte der Fachschaftskonferenz. Die obengenannten Verbesserungen stünden auf der Prioritätenliste zwar ganz oben, aber es müßte - auch außerhalb der HSB - noch mehr verbessert werden, um noch mehr Studierende, die bislang nur ihren 19-Mark-Pflichtanteil zahlen, zum Kauf des Semestertickets zu bewegen. Gefordert wird beispielsweise der Fünf-Minuten-Takt der Straßenbahnlinien 1 und 4 auf der Berliner Straße, die im Moment noch hintereinander herfahren. Aus Fahrplangründen sei die Umsetzung schwierig, bevorzugt wird eine Realisierung kombiniert mit einem Zehn-Minuten-Takt der OEG. Notfalls sei auch die Ersatzlösung vorstellbar, daß die Straßenbahnlinie 2 statt der Linie 1 nach Handschuhsheim fährt.

Zunächst sei man aber mit dem Vertrag zufrieden, meint Berschin. Gerade das deutliche Ergebnis der Urabstimmung im Frühjahr und sachorientierte Verhandlungen mit starken Argumenten auf Studierendenseite hätten zu der jetzigen Vertragsverlängerung geführt. (mab)


Aufgepflanzte Lanzen

Die Heidelberger Universität im Mittelalter: Der Rektorbücher zweiter Teil

Im letzten ruprecht schon waren wir in den Brunnen der Vergangenheit hinabgestiegen, um Kuriositäten an der alma mater heidelbergiensis ans Tageslicht des 20. Jh.´s zu holen. Hier der zweite Teil: von aufgespießten Studenten, erzürnten Bürgern, nächtlichem Umherschweifen, brennenden Hetzern und geistlichen Gütern; und Vorlesungen fielen damals auch schon aus: der Pest wegen.

1396 März 7.:

Ruprecht II., Ruprecht III. und dessen Sohn Ruprecht befreien um Gottes und des eigenen Seelenheils willen das Anwesen, das Gerlach von Homburg für die Zeit nach seinem Tod als Wohnung für arme Scholaren, besonders aus seiner Verwandschaft, gestiftet hat, von allen Steuern und Abgaben, die die eigenen Amtleute oder Heidelberger Bürger erheben könnten.

1405 Aug. 29.:

Kopie des Empfehlungsschreibens für den Dominikaner Johannes Mulberg an die Universität von seiten des bereits bestätigten Basler Elekten Humbert von Neuchâtel mit der Bitte, diesen bei seinem Vorgehen sowohl gegen die auch Lollarden oder Becheri genannten Begharden wie auch die als Swestrones bezeichneten Beginen zu unterstützen. Da trotz des Verbotes auf dem Konzil zu Vienne Anhänger dieser Sekte die ausführlich geschilderte Lebensweise unter Mißachtung der Amtskirche weiterführen und in den letzten Jahren auch in Teilen Alemanniens Anhänger gefunden und als Ketzer verbrannt worden seien, möchte der Bischof mit Hilfe des Genannten auch anderorts die Bekämpfung durch kirchliche Strafverfahren verstärken.

1405 Dez. 12.:

Die unter Hinweis auf den Gehorsamseid zusammengerufenen Magister beschließen, eine Warnung vor nächtlichem Umherschweifen unter dem Rektoratssiegel öffentlich bekanntzugeben. Nach dem hier eingetragenen Wortlaut wird es wegen der dadurch drohenden Gefahren für die Universität verboten, irgendwie bewaffnet, ohne Licht oder maskiert nachts auf die Straßen zu gehen bei Strafe des Verlustes der Waffen und der Zahlung eines Guldens.

1406 Mai 1.:

Der von Artistenfakultät und Universität als Magister aufgenommene Hieronymus von Prag hatte sich in einer allgemeinen Lehrveranstaltung gegen lebende und verstorbene Doktoren und Magister anmaßend und abwertend geäußert. Gegenüber fünf Magistern hatte er nach einer zweitägigen Diskussion mehrere irrige Auffassungen in der schriftlichen Darlegung der von ihm vertretenen Lehrmeinung zugegeben, sich aber geweigert, diese dem Dekan vor Verlassen der Unterrichtsräume auszuhändigen. Dem Vorwurf, unter anderem gewisse Logiker als eigentlich häretisch bezeichnet zu haben, begegnet er mit der Behauptung, dies nur in Köln ausgesprochen zu haben. Trotz seines Ausschlusses aus der Artistenfakultät kündigt er eine öffentliche Verteidigung seiner Auffassung an, worauf schließlich das Rektorat jegliche Teilnahme an solchen Veranstaltungen untersagt.

1406 Juni 11.:

Beginn der im folgenden geschilderten zum Teil blutigen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen des Hofes und Bürgern auf der einen und Studenten auf der anderen Seite.

Gewalttäter verletzen zwei Scholaren der Universität, die sich wie üblich nach dem Abendessen auf dem Marktplatz ergehen. Daraus sei die schon länger gehegte Absicht (gegen die Studenten) deutlich erkennbar. Aufgrund seines Amtes gebietet der Rektor den Verletzten Friedenspflicht, natürlich aber nicht den übrigen Scholaren, so daß diese bei den folgenden Ereignissen eine solche auch nicht hätten brechen können.

1406 Juni 12.:

Zwei Scholaren werden in eine Schlägerei mit dem Edelknecht Kuno Alheim verwickelt, der danach Hofleute und gemeines Volk zusammenruft, die mit Kriegswaffen das Haus des Johannes von Frankfurt zu stürmen versuchen. Einem Flickschuster namens Kopchin gelingt es zunächst nicht, angeblich auf Geheiß eines Bürgers, die Glocken zu läuten. Dies bewerkstelligt schließlich ein Bäcker aus Eberbach mit Hilfe der Dirnen, nachdem ein Küchenschreiber als nuncius mortis vorgeblich im Auftrag des Königs dem Schultheißen mitgeteilt hat, daß dies geschehen solle. In diesem Glauben schreit die aufgebrachte Menge: "Tod den Scholaren, man soll sie alle umbringen, die Tonsurierten, Rasierten und Talarträger!" Darauf kommt Bürgermeister Winrich (Diemar) bewaffnet aus seinem Haus und befiehlt dem früheren Pleban Nikolaus (Burgmann) und anderen, in ihre Häuser zu gehen. Die Menge und die Adligen bestürmen verstärkt das genannte Haus des Johannes von Frankfurt am unteren Ende des Aufgangs zum Schloß, und die Stadttore sind inzwischen geschlossen. Auch dem zufällig vorbeikommenden Bischof von Speyer mit seinem Gefolge gelingt es nicht, im Namen des Königs dem Angriff ein Ende zu machen. Die jungen Leute im Haus verstecken sich, springen aus dem Fenster oder flüchten auf das Dach, wo sie mit Pfeilen beschossen und unten von aufgepflanzten Lanzen erwartet werden. Trotz eindeutig mörderischer Absicht der Eindringenden bleibt es durch den Einsatz des Bischofs und seines Gefolges nicht nur bei Verletzungen und Plünderung. Bei der Verfolgung Flüchtender wird auch das benachbarte Haus des Herrn Ullrich gestürmt und dort u. a. ein Buch und ein Talar geraubt. Frauen aus der Nachbarschaft geben Hinweise auf Studenten im Bad, von denen einer, zu Tarnung mit dem Gewand des Baders bekleidet, von einem Bürger abgewiesen, schließlich im Hospital Unterschlupf findet.

1406 Juni 13.:

Gemäß einem weiteren Beschluß bringt Johannes von Frankfurt die Angelegenheit bei Hofe vor, wo man sich bestürzt zeigt und der König sich entschuldigt, er habe von der Entsendung des nuncius mortis nichts gewußt und mißbillige sie, was nach Meinung des Verfassers wahr sei und sich auch aus den folgenden Reaktionen ergebe. Der König garantiert mit lauter Sinne die Sicherheit sämtlicher Angehöriger der Universität und ihres Eigentums und läßt den Herold im Audienzsaal verkünden, daß jedes Unrecht gegen Universitätsangehörige mit dem Tode und dem Verlust der Güter bestraft werde, wer immer was auch begangen habe. Danach reitet der Herold in die Stadt, um dies dort zu verkünden.

1407 Juni 23.-Okt. 10.:

Im gegenwärtigen Rektorat (des Johannes de Noet) befindet sich die Universität in großer Bedrängnis, die nur vergleichbar sei mit den Unruhen, die unter dem Rektorat des Johannes von Frankfurt geschildert sind. Infolge der Pest ist der größte Teil der Scholaren und Lehrkräfte weggegangen, so daß nur noch die ordentliche Vorlesung in den Dekretalen vor wenigen Studenten gehalten wird. Auch am Zisterzienserstudium ist niemand anwesend.

1400 Juli. St. Peter:

Bonifaz IX. hebt auf Bitten Pfalzgraf Ruprechts III., der in dem Bestreben, für sein irdisches Vermögen himmlische Güter einzutauschen, für sein und seiner Vorfahren Seelenheil, zur Vermehrung des Gottesdienstes in Heidelberg und zur Erhöhung der Attraktivität der Stadt, in der er sich mit seinem Hofe oft aufhält, sowie deren Universität ein Stift errichten möchte, vier von 16 in dessen Patronat befindlichen Pfründen an St. Marien zu Neustadt auf und überträgt sie an die Kirche zum hl. Geist, die er in dieser Bulle "motu proprio" von der Mutterkirche St. Peter löst und zur Stiftskirche mit einem Dekan für die vorgesehene Anzahl von Kanonikern macht. (mm)


"Hey babe!"

"Placement-Test" und "Foundation Course" für angehende Anglisten

Mit Beginn dieses Semesters ist das Prozedere für Erstsemester am Anglistischen Seminar nochmal um einiges spannender geworden. Der "Placement-Test" ist da, und an dem kommt keiner mehr vorbei. Der erste Tag des Semesters hält von nun an für alle Studienanfänger einen Einstufungstest bereit, der grundlegende Fähigkeiten in den Bereichen Grammatik und Textverständnis prüft und dessen erfolgreiche Absolvierung Voraussetzung für den Besuch scheinpflichtiger Veranstaltungen im Grundstudium ist. Von den 118 Studienanfängern in diesem Semester haben den Test 97 bestanden - die Hälfte davon sogar mit einer Note im Bereich "gut" oder "sehr gut". Schwierigkeitsgrad und Art der Fragen scheinen also durchaus angemessen zu sein. Die Durchfallquote lag allerdings bei immerhin 18 % - und damit knapp doppelt so hoch wie erwartet.

Wer mindestens zwei Drittel der Fragen richtig zu beantworten wußte, war fein raus, konnte sich gleich zu Beginn des Studiums über den ersten Schein freuen und am nächsten Tag frohen Mutes schlangestehend der Kurseinschreibung entgegenfiebern. Ihm standen alle Veranstaltungen, die von Erstsemestern besucht werden können, offen (vorausgesetzt, die Listen waren nicht schon voll, als er mit Schlangennummer 378 endlich zum Einschreibestift greifen durfte). Denjenigen aber, die durchgefallen sind, bleibt der Genuß der scheinpflichtigen Grammatik- und Übersetzungskurse verwehrt, bis - ja, bis sie die Hürde "Placement-Test" im zweiten oder dritten Anlauf gemeistert haben. Auch wenn heutzutage jeder Englisch kann, reicht anscheinend so manches lückenhafte Schulenglisch doch nicht ganz, um Anglistik zu studieren - zumindest nicht in Heidelberg. Deshalb sollen sich besonders Gewitzte schon mit dem Gedanken tragen, Grammatik- und Übersetzungsscheine in Mannheim zu machen und dann einfach ans hiesige Anglistische Seminar zu wechseln. Why not?

Als Alternative, und vom Anglistischen Seminar eigentlich als reguläre Vorgehensweise vorgesehen, böte es sich an, den "Foundation Course" zu besuchen, der dieses Semester speziell für die Nachholbedürftigen eingerichtet wurde. Dieser Kurs behandelt alles, was sich unter die Kategorie "basics" subsumieren läßt, und soll die Teilnehmer auf ihren nächsten "Placement-Test" und damit eigentlich auf das Anglistikstudium ganz generell vorbereiten. Inwieweit dies im Rahmen eines zweistündigen Semesterkurses möglich ist, bleibt abzuwarten.

Endgültig gelandet sind im "Foundation Course" dann allerdings nur 15 der im Einstufungstest Durchgefallenen. Die restlichen sechs bestreiten zur Zeit möglicherweise tatsächlich ein Mannheim-Vorspiel, hoffen eventuell aber auch für ihren nächsten Versuch einfach auf das letzte Quentchen Glück, das beim ersten gefehlt hat, oder haben vielleicht ein noch schöneres Studienfach als Englisch für sich entdeckt. Zusätzlich haben sich im "Foundation Course" - man höre und staune - zehn Freiwillige eingefunden, darunter auch einige, die noch gar nicht eingeschrieben sind. Nicht nur der "staff" scheint also die Notwendigkeit gewisser Grundkenntnisse der Englischen Sprache für das Anglistikstudium erkannt zu haben. Die Kursteilnehmer arbeiten laut Aussage der Kursleiterin daher auch sehr hart, um die große Masse an Stoff zu bewältigen - 15 Stunden sollten für die wöchentlichen Hausaufgaben veranschlagt werden. Die Tatsache, daß die Hälfte der 25 Kursteilnehmer ausländischer Herkunft ist, schafft zwar erfreulicherweise ein geradezu multikulturelles Klima, erweitert allerdings die zu behandelnden Problemfelder erheblich. Schließlich muß daher auf wesentlich mehr als nur die speziellen Schwierigkeiten eingegangen werden, die deutsche Muttersprachler mit der englischen Sprache haben.

Insgesamt läßt sich die Einführung von "Placement-Test" und "Foundation Course" recht positiv bewerten, da sie einen Schritt zur Angleichung der tatsächlich sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse der Studienanfänger darstellt und die Arbeitsbedingungen in den einzelnen Lehrveranstaltungen zu verbessern verspricht. Studenten "exotischerer" Sprachen müssen sich ähnlichen Einstufungstests, nach denen sie in verschiedene Kurse aufgeteilt werden, immerhin schon lange unterziehen. Ist Englisch vielleicht doch nicht die Sprache, die heute ja eh jeder kann? (jb)


Psycho-Trommel

Kritische Tage bei EWS und Psychologie

Spannende Vorträge statt langweiliger Vorlesungen, interessante Diskussionen statt öder Seminare, kreative Workshops statt einschläfernder Übungen - 3 Tage lang boten die Fachschaften des Erziehungswissenschaftlichen Seminars (EWS) und des Psychologischen Instituts all dies. Ein abwechslungsreiches Programm mit interessanten Gästen war von sieben Leuten - hauptsächlich vom "Psycho-Treff", der Fachschaft der Psychologen - auf die Beine gestellt worden, und am 29. Mai ging's los...

Aus dem Kaffeekeller des Psychologischen Instituts drangen schon morgens um zehn exotische Geräusche (zum Teil so laut, daß sich einmal ein Psychologie-Dozent beschwerte, der gerade ein Seminar hielt). Da saßen zehn junge Leute um afrikanische Trommeln, schüttelten ihre Hände und übten, was ihnen Ole Sundermann gerade erklärt hatte: Workshop "Afrikanisches Trommeln".

Die Kreativen Tage von Psychologen und Erziehungswissenschaftlern, die seit dem Wintersemester 1988/89 jährlich durchgeführt werden, sollen für alle Interessierten die Möglichkeit bieten, außergewöhnliche Themen zu diskutieren, die im normalen Lehrplan nicht oder kaum vorkommen, und neue Formen von wissenschaftlichem Lernen und Arbeiten kennenzulernen. Entsprechend vielseitig waren auch dieses Jahr wieder die Gegenstände und Fragen der angebotenen Workshops, Diskussionsrunden und Vorträge. Die Palette reichte von psychologiespezifischen Veranstaltungen wie "Die therapeutische Beziehung in der Klientenzentrierten Psychotherapie" mit der Diplompsychologin Beate Hofmeister und "Berufsfelder und Berufschancen von PsychologInnen" bis zu allgemeineren Themen, z.B. "Asylrecht", "Ist das Studium noch zu retten?" oder "Zur politischen Lage in Deutschland"; angeboten wurden insgesamt 21 Veranstaltungen. Außerdem hatten die Organisatoren interessante Gäste eingeladen, u.a. die Vizepräsidentin des Berufsverbandes Deutscher PsychologInnen, Gertraud Richardt, Renate Wanie von der Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden und Mitglieder des Verbandes lesbischer und schwuler PsychologInnen. Wegen Krankheit des Referenten mußte der Vortrag über Klaus-Peter Löser, der aufgrund einer Fehldiagnose neun Jahre in der geschlossenen Psychiatrie festgehalten wurde, abgesagt werden.

Die Beteiligung in den einzelnen Veranstaltungen war recht unterschiedlich. Ungefähr fünfzig waren zum Vortrag von Beate Hofmeister gekommen, ca. dreißig zu Gertraud Richardt, die über Berufsfelder von PsychologInnen referierte und sehr viele Psychologiestudierende besuchten am ersten Tag die "Einführung ins Psychodrama", einer praktischen Therapieform, während der Vortrag der Bündnis 90/Grünen-Bundestagsabgeordneten Dr. Köster-Lossack, "Frauen und Minderheiten", mit gerade mal fünf Studierenden nur schwach besucht war. Ganz ausgefallen war am ersten Tag die Vormittagsveranstaltung "Wünsch Dir was...", die am Nachmittag nochmals angeboten wurde und dann stattfand; mangels Beteiligung wurde auch der Workshop "Kreatives Schreiben" abgesagt. Die AG "Subjektives Referat" wurde ebenfalls nur einmal angeboten, obwohl es zweimal vorgesehen war. Ansonsten lag die Beteiligung zwischen zehn und zwanzig, womit die Veranstalter ganz zufrieden waren.

Beendet wurden die Kritischen Tage mit einem Fest im Innenhof des EWS. Die Fete war an sich unspektakulär: in einer Ecke saßen die "afrikanischen" Trommler, wer wollte, konnte jonglieren, ansonsten saß man in Grüppchen auf den Bänken, unterhielt sich und holte sich dazwischen wieder etwas zu trinken im EWS-Café Giesela. (mab)


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