Titel


Nicht jeder kann wegschauen

Behinderte an der Uni wollen nicht länger übersehen werden

Die Hand greift ins Leere. Suchend tastet Michael die Theke nach dem Kaffee ab, den er bestellt hat. Er stößt auf ein Hindernis, doch es ist ein Saftglas. Als er sich weiter nach links tastet und seinen Kaffe schließlich gefunden hat, merkt er, wie die Person neben ihm das Glas wegnimmt und mit schnellen Schritten verschwindet. "Dies ärgert mich dann doch: wenn die Leute denken, ich sehe sie ja eh nicht und dann einfach weglaufen oder daneben stehen, statt mir zu helfen."

Michael ist blind. Mit 12 Jahren begann seine Sehkraft nachzulassen, bis er mit 17 schließlich völlig erblindet war. Jetzt studiert er an der Uni Heidelberg Soziologie und Psychologie. "Aber eigentlich habe ich mit meinen Kommilitonen keine Probleme. Ich fühle mich voll angenommen, was zu einen großen Teil sicherlich daran liegt, daß ich auf andere zugehe und auch keine Scheu habe, um Hilfe zu bitten." Und seine Fächerkombination scheint ein Übriges dazu zu tun: Wer Psychologie studiert, befaßt sich professionell mit den Problemen anderer Menschen und erlernt, sich in die Lage anderer zu versetzen und zu helfen. Auch die Soziologen scheinen sozialer zu sein als beispielsweise die Übersetzer oder Juristen. "Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Wer zurückhaltender ist, hat als Blinder noch wesentlich mehr Probleme, Kontakte zu knüpfen, als Sehende; und an anderen Instituten soll die Aufgeschlossenheit und Hilfsbereitschaft auch nicht so groß sein..."

Liane studiert im dritten Semester Jura. Die anfangs ungewohnte Umgebung und von der Familie getrennt zu sein, war für sie kein so großes Problem, da sie schon während der Schulzeit auf einem Internat für Blinde war. "Schwieriger für mich war die Umstellung, daß hier eben nicht alles auf meine Bedürfnisse zugeschnitten war und viel unüberschaubarer ist. Im Hörsaal saßen 200 Leute, und ich war die einzige, die nicht sehen konnte." Doch andererseits lerne man so, Eigeninitiative zu entwickeln; sagt sie, und geht in die Küche, um für sich und ihre Gäste einen Tee zu kochen. "Man kann ja nicht sein Leben lang auf der Blindenschule bleiben." Im ersten Semester herrschte auch noch eine große Solidarität untereinander: alle waren neu und mußten sich an die Uni gewöhnen.

Alle Behinderten können für die ersten drei Monate an der Uni außerdem einen Tutor - zumeist einen HiWi -bekommen, der bei alltäglichen Dingen zur Hand geht und die Eingewöhnung erleichtern soll. Daß man im ersten Semester nicht aus dem Tritt kommt und somit gleich entmutigt wird, ist ganz wichtig. Wenn das Studium dann schließlich doch etwas länger dauert, ist das nicht so tragisch. Nach nun drei Semestern spricht Liane jedoch kaum noch einer von denen an, mit denen sie früher mal einen Kaffe trinken ging. Warum das so ist, kann sie sich auch nicht recht erklären. "Vielleicht war ich für einige einfach interessant, und andere fürchten, sich mit mir Arbeit aufzuhalsen. Eine Blinde kann man halt gut übersehen..."

Damit Studierende wie Michael und Liane nicht mehr so häufig übersehen werden, hat Michael zusammen mit sechs KommillitonInnen im Juli dieses Jahres eine Interessengemeinschaft blinder und sehbehinderter Studierender (IBSS) gegründet. Sie hoffen, gemeinsam besser auf ihre Probleme aufmerksam machen und an der Uni mehr durchsetzen zu können als einzeln. "Ich habe immer gehofft, daß die Behinderten sich mal zusammentun", erzählt Eckard Behrens, Behindertenbeauftragter der Uni Heidelberg, voller Enthusiasmus. "Zusammen kann man einfach mehr bewirken. Wenn ich zur Verwaltung gehe und sage: 'Da ist ein Rollstuhlfahrer, der würde gerne eine Rampe am Institut haben,' dann klingt das wenig eindrucksvoll. Wenn aber eine ganze Gruppe dahinter steht, sind die Chancen viel größer, daß da wirklich was passiert." Vor drei Jahren taten sich die Hörbebinderten zusammen und erreichten, daß einige Hörsäle mit Spezialmikrophonen und Infrarotempfängern ausgestattet wurden, die ihnen das problemlose Folgen einer Vorlesung ermöglichen. "Und wenn es jetzt einen alten Professor mal wieder in den Hörsaal zieht, dann profitiert er auch davon. Die haben sich damals stark dafür eingesetzt..."

222 behinderte Studierende hat Behrens in seinen Unterlagen derzeit registriert. "Doch nur ein Teil der Betroffenen gibt bei der Immatrikulation die Behinderung an; besonders, wenn sie erst vor kurzem aufgetreten ist, haben viele damit Probleme." Und tatsächlich: Geht man von 3,7 % aus, die laut Sozialerhebung des DSW behindert sind, kommt man auf die stattliche Zahl von 1084. Zählt man noch die chronisch Kranken hinzu, die auch in Behrens' Aufgabenbereich fallen, springt die Zahl auf 5301. Möglichst frühzeitig beim Beauftragten melden, rät er. In der Regel tun das die Betroffenen auch, doch es kam schon vor, daß ein Dozent bei ihm anruft und verzweifelt fragt: "Wir schreiben gerade eine Klausur, und ich habe hier einen Blinden. Was mache ich mit dem?" Doch ansonsten gibt es kaum Probleme mit Prüfungen. Wenn Michael eine Klausur schreibt, sitzt er mit seinem Laptop in einem Nebenzimmer und bekommt die Fragen vorgelesen. Fast jeder Blinde hat heute zu Hause eine Braille-Zeile, eine Art Keyboard, das die Schrift auf dem Bildschirm in Blindenschrift übersetzt. Könnte man die schriftlichen Klausuren nicht einfach zu mündlichen machen? "Nein, ich finde es besser, wenn ich die Klausur unter möglichst normalen Bedingungen schreiben kann. Sonst heißt es dann womöglich: Ja, Du hattest es ja auch viel einfacher!"

Ein wunder Punkt bei vielen Behinderten. Sie wollen keine Vergünstigungen, die schnell als Mitleid ausgelegt werden. Daß die Beziehung zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten oft problematisch ist, liegt zum einen an der Unsicherheit Nicht-Behinderter, die den Umgang mit Behinderten nicht gewöhnt sind. "Statt jedoch einfach wegzusehen, sollen sie ruhig dumm fragen, ob sie helfen können." Ein Gespräch aufzubauen, eine Brücke zu schlagen, ist wichtig. Doch die Initiative muß vom Behinderten ausgehen, betont auch Behrens. "Er allein weiß, wann und wie ihm geholfen werden kann. Er muß den aktiven Part in der Beziehung übernehmen."

Margarita, ohne Beine geboren und seit ihrer Kindheit Rollstuhlfahrerin, hat damit überhaupt keine Probleme. Wenn sie vor einer Treppe steht, spricht sie einfach ein paar Passanten an und sagt ihnen, wo sie anpacken müssen. Und schätzt sie jemanden als zu schwach ein, verbietet sie ihm geradeheraus, sie die Treppe hochzutragen. Doch nicht jeder hat diese ungezwungene Art und besitzt soviel Selbstvertrauen wie sie. Was macht sie denn so in ihrer Freizeit? "Ich sammle Freunde." Ein Problem allerdings, gegen das sie ständig ankämpft, ist, daß sie oft nur über ihre Behinderung und nicht als Mensch wahrgenommen wird. Auf Fotos möchte sie deshalb nur ab dem Oberkörper abgebildet werden. "Und wenn ich mal traurig bin, denken alle, das liegt daran, daß ich keine Beine habe und verstehen nicht, daß ich genauso Kummer haben kann wie jeder andere auch."

Mit ihren Mitbewohnern in der WG im Neuenheimer Feld kommt sie gut zurecht. Schade findet sie nur, daß sie als Rollstuhlfahrerin den Hintereingang benutzen muß, weil das Erdgeschoß nicht ebenerdig ist und der Haupteingang über Treppen führt. Deshalb hat sie kaum Möglichkeiten, an der Tür Kommilitonen zu treffen; und wenn sie mit Freunden kommt, muß sie als einzige durch die Hintertür. "Verschiedene Eingänge können Menschen stärker trennen als fehlende Beine."

Warum ist der Rollstuhleingang denn nicht vorne? Renate Homfeld-Gutenkunst, Leiterin der Wohnraumverwaltung des Studentenwerks, erklärt: "Das Haus wurde in den 80er Jahren erbaut, und da achtete man noch nicht so sehr auf diese Dinge. Die heutigen Wohnheime sind alle rollstuhlgerecht." Zehn behindertengerechte Wohnheimplätze gibt es in Heidelberg. Wenn irgendwo renoviert wird, werden Rampen eingebaut und Blindenschrift angebracht. Für einen Umbau des Wohnheims INF 523 reicht allerdings das Geld nicht. "Bisher haben wir aber noch jeden unterbringen können", betont Homfeld-Gutenkunst. Das Geld fehlt überall: Im Studihaus gab es zwar von Anfang an einen Schacht für einen Aufzug, doch es dauerte fünf Jahre, bis der endlich eingebaut wurde; DM 60.000 sind nicht so schnell aufzubringen.

Nicht nur am Geld, sondern auch an der Bürokratie scheitern so einige gute Vorsätze. Im URZ steht seit mehreren Jahren eine Braille-Zeile, deren Anschaffung damals immerhin DM 70.000 verschlungen hat. Da Blinde jedoch schwer mikroskopieren oder chemische Versuche durchführen können, studiert niemand von ihnen im Neuenheimer Feld. So steht das Gerät dort ungenutzt als Staubfänger herum. "Ich habe schon länger versucht, die Braille-Zeile in die Altstadt zu holen", bestätigt Behrens deren Nutzlosigkeit im URZ. "Aber es gab immer Probleme mit der Zuständigkeit; und inzwischen überlegen wir, ob wir nicht ein neues Gerät für die UB kaufen." Liane ist froh, daß sie einen Wohnheimplatz in der Altstadt gefunden hat und die Wege zur Uni zu Fuß bewältigen kann. Nur in der Friedrich-Ebert-Anlage fehlt eine Blindenampel, sodaß sie ohne "ihren" Zivi nicht alleine zum Juristischen Seminar kommt. Er hilft ihr auch beim Tippen von Hausarbeiten und geht mir ihr in die Mensa. Doch in ihren Möglichkeiten begrenzt fühlt sie sich überhaupt nicht. "Ich wäre gern für ein Jahr nach England gegangen...", sagt sie ein wenig wehmütig; auf ihrem Nachttisch steht ein handsignierte Foto von Margret Thatcher, die sie bewundert. Wegen der neuen BAföG-Regelung, nach der jedes Auslandssemester auf die Förderungshöchstdauer angerechnet wird, kann sie sich dies jedoch nicht mehr leisten. Denn daß sie ein bißchen länger brauchen wird als der Durchschnitt, ist bei dem enormen Zeitaufwand wegen ihrer Behinderung schon fast vorherzusagen. Wie sieht sie die Zukunft ihres Studiums? "Ich schaffe das!" (khp/gz)


MiB - Tod auf Raten?

"Magister in den Beruf" blickt in eine unsichere Zukunft

Die Einschränkungen an der Uni nehmen kein Ende, der Rektor rechnet mit 20 Millionen DM, die 1997 eingespart werden müssen. Zieht man feste Kosten wie Mieten, Gehälter etc. vom Gesamtbudget der Uni ab, so macht dies fast die Hälfte der zur Verfügung stehenden manövrierfähigen Geldmenge aus. Der Rotstift bedroht nun auch die Existenz eines erfolgreichen Projektes: MiB wird das Ende des Jahres vielleicht nicht überleben.

Die Initiative "Magister in den Beruf" wurde 1992 gegründet und wendet sich an alle Studierende der Geistes- und Sozialwissenschaften. Ziel ist es, Geisteswissenschaftlern den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Praktikumsvermittlung, Ausbildungsprogramm und Seminare sollen zu einer breiteren Qualifikation führen und so der oft beklagten Theorielastigkeit der Studierenden begegnen. Es ist zweifelsfrei ein großer Verdienst der Initiative, Berührungsängste und Fehleinschätzungen von seiten der Wirtschaft als auch der Studierendenschaft abgebaut zu haben.

Der Zulauf, den MiB erfährt, gibt dem Anliegen der Initiative recht. Rund 280 Praktikumsplätze konnten im Laufe der Jahre persönlich vermittelt werden, doch ist die tatsächliche Zahl wohl weit höher, da sich etliche Studis mit Unterstützung von MiB auf Firmenbörsen oder durch eigene Bewerbungen selbst vermitteln konnten. Für die Mitarbeiter von MiB ist es daher umso schmerzlicher, daß die Zukunft der Initiative äußerst schwarz aussieht. Das gesamte Programm muß im kommenden Jahr radikal gekürzt, wenn nicht sogar völlig gekappt werden.

Ursprünglich wurden die zwei Stellen der Initiative als ABM-Stellen zu gleichen Teilen von Uni und Land bezahlt, ab 1993 wurden beide Stellen von der Uni übernommen. Seit September 1996 arbeiten die Mitarbeiter von MiB bereits unter erschwerten Bedingungen, da die freigewordene zweite Stelle nicht wieder besetzt wurde und sich so Frau Maurer und Frau Oswald eine Stelle teilen müssen. Doch die Finanznot der Uni wächst und die Uni kann die 200.000 Mark, die MiB jährlich etwa kostet, nicht mehr aufbringen. Geldanfragen beim Ministerium wurden abgelehnt. In zwei Verwaltungssitzungen soll bis Ende des Jahres über das Schicksal von MiB entschieden werden.

Die Uni, die an der Weiterführung des Projektes interessiert ist, plant eine Art Notprogramm: die Initiative soll ausschließlich durch studentische Hiwis (oder aber durch eine halbtags-ABM-Stelle und Hiwis ) fortgesetzt werden, das Arbeitsamt, mit dem bereits eng kooperiert wird, soll das Semesterprogramm übernehmen, einzelne Aktionen eingeschränkt werden und die Praktikumsvermittlung über ein reine Computer-Vermittlung ablaufen.

Politische Kurzsichtigkeit aber und falsche Prioritäten führen dazu, daß Universitäten in ganz Deutschland auf unerträgliche Weise finanziell ausbluten. Eine Initiative wie "Magister in den Beruf", die Wirtschaft und Universität verbindet, hätte gerade in Zeiten schlechter Arbeitsmarktlage ihre Berechtigung. (lk)


Endlich da: die Grausamkeiten

Ein paar wehren sich noch dagegen

Die Zeiten werden härter, auch und vor allem für die Universitäten und ihre Insassen. Zogen die studentischen Massen noch vor zwei Jahren durch die Straßen, um mehr Geld für die Hochschulen zu fordern, eine bessere Ausstattung zu erzwingen, so geht es mittlerweile fast nur noch darum, den kärglichen Status quo zu erhalten.

Die Demonstrationen, Happenings, Podiumsdiskussionen und Flugblattfluten, die in diesen Wochen die Hochschulen in Baden-Württemberg erschüttern sollen, werden also der Abwehr von Schlimmerem, kaum noch der Forderung nach Verbesserung dienen. Und verschlimmern wird sich einiges, für Studierenden und auch für den Rest der Universitäten. Die ersten Habenichtse werden in diesem Semester Zinsen für ihr BAföG zahlen, wenn sie die - nach vielen Studienplänen gar nicht zu schaffende - neuen Regelstudienzeiten nicht einhalten; ab dem Sommer werden wohl die ersten baden-württembergischen "Langszeitstudierenden" mit 1000 Mark Strafgebühren belegt, und jeder zahlt - wie schon in Berlin - 100 Mark zusätzliche sogenannte "Immatrikulationsgebühren". Sprachkurse in Heidelberg kosten künftig 100 Mark. Selbst die Mensa verteuert sich - unter anderem wegen sinkender Landeszuschüsse - stärker als in früheren Jahren. Dafür müssen Studierende künftig auch Sozial- und Rentenabgaben für ihre Nebenjobs zahlen. Kürzungen von zig Millionen im Etat der Universitäten werden Wirklichkeit. Die Studierendenvertretungen haben für diese Woche landesweit zu Protesten aufgerufen; auch in Heidelberg wollen sich die Studierenden bemerkbar machen.

(hn/jb/mj) Siehe auch: Salamitaktik der Grausamkeiten


Grüner Trend

Messe in der Stadthalle

Das Geld für den Sommerurlaub reichte nur bis zum St. Leoner Baggersee? Wer immer noch voller Neid auf Tante Claras Shanghai-Dias schielt, der sollte am Wochenende das exotische Flair bei einer Rikschafahrt durch die Heidelberger Altstadt nachholen. Bei der "Messe für Umwelt, Gesundheit und Zukunft" vom 1. bis 3. 11. in der Stadthalle wird jedoch mehr als Rikschafahren geboten.
Auf der "Trend", wie ihre Veranstalter Heuer und Wolf die Messe genannt haben, kann man sich nicht nur über umweltverträgliche Produkte informieren, sondern sie auch kaufen. Von Schuhen über Naturkost bis zum Einfamilienhaus bekommt man alles, was man heut' so braucht. 110 Aussteller, davon 20 nicht-gewerbliche, wie Initiativen und Verbände, stellen ihre Produkte oder Ideen vor.

Eine der Hauptattraktionen der Ausstellung dürfte das Vortrags- und Tagungsprogramm in Zusammenarbeit mit dem BUND sein, bei dem ruhig mitdiskutiert werden darf. An den drei Tagen wird schwerpunktmäßig über neue Methoden im Agrar- und Bauwesen und die Zukunft Heidelbergs debattiert, daneben gibt der BUND einen Rückblick über seine 20jährige Arbeit in der Region. Wer sich weniger für kostengünstige Niedrigenergiehaus-Bauweise interessiert und auch bei ökologischen und sozialverträglichen Geldanlagen vorerst noch abwinken muß, kommt vielleicht bei der Natur-Modenschau auf seine Kosten: dreimal täglich führen Balettanzschüler und -schülerinnen eine choreographisch ausgeklügelte Show in Wolle, Hanf und Leinen vor, die jegliche Assoziationen an Jute-Taschen im Keim erstickt. Auch die eher bodenständigen Charaktere dürften mit gesunder Kost, die die Öko-Äpfel in der Mensa erblassen läßt, zufriedengestellt sein, und wenn zum Abschluß noch ein insektizidfreier, aber trotzdem vegetarischer edler Tropfen zur Weinprobe lädt, haben sich die DM 6,50 ermäßigter Eintritt allerspätestens bezahlt gemacht.

"Im Gegensatz zu manch anderer 'Öko'-Messe, auf der man schon mal Asbest-Hersteller antrifft, lassen wir nur wirklich umweltfreundliche Aussteller zu," betont Annette Heuer, Organisatorin der "Trend". Wenn die Ausstellung, die die erste dieser Art überhaupt in Heidelberg ist, genügend Besucher und Besucherinnen anzieht - 10.000 Personen sind anvisiert -, dann soll sie zukünftig jährlich stattfinden. red.


Ey!

Jetzt ist es also raus: 86% sind dagegen. Aber mal ehrlich, wir Deutschen sind nicht negativ, nur ein kleines bißchen konservativ. Die Rechtschreibung zu ändern, das wäre ebenso fatal wie die Einführung von 0,4l als einer Halben. Schließlich haben wir ein Recht auf unsere Schreibung. Schon Enzensberger nannte Rechtschreibbürokraten Sesselfurzer. Und der schlimmste war zweifellos Konrad Duden. Der wollte nämlich schon vor gut 100 Jahren das Vieh zum Fi machen, nach der jetztigen Reform würde man sagen, daß das schwer behindert ist. Doch zur Sache: Ein Lendenschurz gebührt der Regelung für Adjektive, ansonsten erbricht man sich vor Scham über die neuen Genitalien der Rechtschreibung: das Goldene Zeitalter ist fürderhin nur noch golden, während unser Schäferhund nicht nur seiner Körpermaße wegen weiterhin ein Deutscher Schäferhund sein wird. Die Sesselfurzer werden jetzt meckern, das seien völlig willkürlich herausgepickte Auffälligkeiten. Ich aber meine, daß der Fehler schon viel weiter zurückliegt, als allgemein angenommen. Das Urgestein deutscher Politik, das auch noch regieren wird, wenn es in Deutschland gar keine Hochschulen mehr geben wird, wurde nämlich nicht nach seiner Richtlinien gebenden, kompetenten Meinung gefragt. Wie anders ist es zu erklären, daß Geschichte nicht endlich so geschrieben wird, wie ER es spricht: Gechichte, da wäre dann auch das griechische chi inklusive, und die ganzen intellektuellen Meckerkröten hätten ihren Bildungsluxus. Oder die verflixte Großschreibung, das wird doch auch nicht übersichtlicher. Warum also künftig außer Gott und dem Kohl und dem Heiligen Geist nicht alles klein? wegen mir könnte man den Satzanfang noch mit großbuchstaben schreiben, aber auch da könnte mätre Kohl noch vorbild sein, also am satzanfang ein N. Ndas sähe gut aus, und es entspräche der modernen forderung nach einheitlichkeit.

Letztlich werden wir uns wohl mit dem neuen bild der sprache abfinden müssen. Und wie bei so vielem kommt es doch nur auf die richtige werbung an. Was man braucht sind griffige beispiele. Zum beispiel bei der ss- und ß- regelung, wie wär's denn mit: die scheiße bleibt, der stuss kommt! Oder ist dieser satz verräterisch programmatisch? (papa)


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