Sport


Budenzauber

Die neuen Hallenkönige sind gekrönt

Badesalz. Quietsche-Entchen. Blau Ufer Blau. Schwimmen? Speerspitze. Juventus Urin. Wohl kaum! Aber worum geht es dann? Ganz einfach. Ums Kicken.

Seit den Glanztagen eines Oliver Bierhoff kann man sich einfach nicht mehr mit 08/15-Namen zufriedengeben. Und so kam es, wie es kommen mußte. Seht es Euch selber anhand der Vorrundenergebnisse an.

Während wohl 95% der Studis noch sanft von einer besseren Welt träumten, ging es für 200 Filigrantechniker und Abwehrrecken schon samstags ganz früh aufs heiße Parkett, um Gegner auszutanzen, Flanken wohl zu temperieren, Freistöße an der Mauer vorbeizuzirkeln oder ganz profan den Ball in die Maschen zu dreschen. Lediglich das Team "Speerspitze”, das ohne Torerfolg die heiligen Hallen verlassen mußte, blieb den Beweis seiner Gefährlichkeit schuldig.

Ende Januar war es dann soweit. Die Teilnehmer der Endrunde, die im K.O.-System die Könige der kleinen Tore ermitteln sollten, standen fest. Doch es mußten auch hier wieder einige der harten Hallenbodenrealität früh ins Auge schauen, um nicht zu sagen, ins Gras beißen. Während "Quietsche-Entchen”, "Shakespeare Warriors”, "Geo United” und "Club Med” nicht über das Viertelfinale hinauskamen, öffneten die "Monday Kickers” und "Milan Duracell” ihre Tore zum kleinen Finale zu weit, so daß ihnen nur das undankbare Spiel um den dritten Platz übrig blieb, welches die Mannen von "Duracell” für sich entschieden. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann trommeln ihre Fans noch heute.

Da solche Turniere bekanntlich ihre eigenen Gesetze haben, waren auch zwei Überraschungsmannschaften im Finale, denn weder die "Latino Lovers” noch "Die, die es hatten” konnten ihre Vor- bzw. Zwischenrundengruppen gewinnen. Doch das war ja auch bei der zeitgleich stattfindenden Konkurrenzveranstaltung, dem Hallenmasters in München, der Fall.

In einem über weite Strecken spannenden und hochklassigen Spiel fiel die Entscheidung erst kurz vor Schluß durch einen hervorragend vorgetragenen und clever abgschlossenen, schulmäßigen Angriff. Tor! 2:0! Und dann die Szenen, die ein jeder von uns schon aus zahlreichen Fernsehübertragungen kennt. Jubel, Torschütze kniet zu Boden, Becker-Faust, Bebeto-Baby, Klinsmann-Diver, nur der Bierhoff-Striptease fehlte noch. Aber "Latino Lovers” haben so etwas wahrscheinlich gar nicht nötig. Zum Schluß war es zwar nicht die Queen, aber immerhin die Organisatoren Michael Schäfer und Rolf Einwiller, von denen sie dann Urkunde und Siegerscheck überreicht bekamen.

Traurige Nachrichten verursachten allerdings in der Hinrunde die Teams "Glückauf Bergfriedhof”, "Lok Marschall”, "Aston Lila” und "Hertha BSE”, die allesamt wegen Nichtantretens disqualifiziert werden mußten. Bei letzteren ist sicherlich das Schlimmste zu befürchten, doch auch hier besteht noch Hoffnung, denn "Die, die es hatten” kamen immerhin bis ins Finale.

(te)

Tabellen der Vorrunde

Gruppe 1

1. Milan Duracell 12:6 10
2. Die Psychos 10:8 9
3. Badesalz 11:10 8
4. Hertha BSE disqualifiziert

Gruppe 2

1. Club Med 16:5 16
2. Monday Kickers 14:3 16

3. Hard Kick Team 16:15 10
4. Sonntag 12:16 10
5. Dynamo Erasmus 9:28 4

Gruppe 3

1. Noname Team 16: 3 21
2. Die, die es hatten 15: 5 19
3. 1.FC Bumm 8:11 12
4. Juventus Urin 4:10 6
5. Glückauf Bergfriedhof disqual.

Gruppe 4

1. Shakespeare Warriors 11: 0 14
2. Quietsche-Entchen 12: 2 12
3. Low Radiation 5: 7 7
4. Speerspitze 0:19 0

Gruppe 5

1. Equipo Infernal 14: 5 16
2. Latino Lovers 17: 9 15
3. Odenwald Brasilianer 15: 8 13
4. Always Ultra 13:11 8
5. Forza Sforzando 3:29 4

Gruppe 6

1. Blau Ufer Blau 10: 3 17
2. Geo United 14: 5 14
3. FC Romanix 14: 7 14
Lok Marstall disqualifiziert
Aston Lila disqualifiziert
Tabellen der Vorrunde


Hart aber herzlich

Internationale Workcamps in Europa und Übersee

Ein Studi, der in gleißender Hitze Steine schleppt und Dir erzählt, er baue den Weltfrieden auf, der hat das wohl ein bißchen zu wörtlich genommen.

Das stimmt dann schon eher, wenn er später im Schatten der gerade im Schweiße seines Angesichts errichteten Mauer in einer Runde junger Leute aus aller Welt sitzt, die sich über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg bestens verstehen. Völkerverständigung im Kleinen. Die Arbeit an einem gemeinsamen Projekt und der Umgang im täglichen Leben bringen Menschen unterschiedlicher Herkunft besser zusammen als jede theoretische Idee. Man muß ganz einfach die Spaghettisoße der Italiener probiert oder das Sitarspiel der Inderin gesehen haben, um etwas über Kultur und Tradition zu lernen.

Um einen Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung zu leisten, bildeten sich unter dem Eindruck der beiden Weltkriege mehrere Vereine, die internationale Workcamps in der ganzen Welt organisieren. Für den Service Civil International (SCI), eine dieser Organisationen, stellte der Wiederaufbau eines im Ersten Weltkrieg zerstörten Dorfes in der Nähe von Verdun 1920 den Anfang dar. Nach und nach schlossen sich immer mehr Länder dem Dachverband an, so daß der SCI nun in über 30 Ländern vertreten ist und mit mehr als 60 Partnerorganisationen zusammenarbeitet.

Für meist mehrere Wochen leben ca. 20 Freiwillige verschiedener Nationalitäten im Alter von 18 bis 26 Jahren zusammen in Zelten, Schulen oder Jugendhäusern, in denen sie gemeinsam kochen, reden, singen, spielen oder faulenzen. Zusätzlich arbeiten sie fünf bis sechs Stunden täglich an einem gemeinnützigen Projekt im ökologischen, sozialen oder kulturellen Bereich. Sei es das Anlegen eines Biotops in Schottland, die Betreuung von Kindergruppen in Polen oder Ausgrabungen in Marokko. Spezifische Vorkenntnisse braucht man in der Regel nicht, und die Palette der Tätigkeiten ist schier endlos. Lediglich das Angebot für Camps in Asien, Afrika oder Lateinamerika ist bei allen Organisationen recht begrenzt. Besonders bei den Aktivitäten in der "Dritten Welt”, aber auch in allen anderen Ländern, richtet sich das Augenmerk hauptsächlich auf die interkulturelle Begegnung und das Voneinanderlernen. Einen Entwicklungsdienst ("denen da unten muß man doch helfen”) will und kann der SCI nicht bieten. Damit sich die Campteilnehmer richtig auf den Freiwilligendienst einstellen können, gibt es für manche Länder im Frühjahr ein Vorbereitungswochenende mit Arbeitsbeschreibung und Diavorträgen. Außerdem gehört zu jedem Camp ein sogenannter Study-Part, der sich z.B. mit dem jeweiligen Land oder ökologischen Anbaumethoden beschäftigt.

Einen durchorganisierten Urlaubsalltag mit Morgengymnastik am Pool darf man natürlich nicht erwarten, vielmehr trägt jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin selbst zur Gestaltung des Gruppenlebens bei. Damit dies funktionieren kann, gibt es eine Campsprache, die meistens Englisch, in manchen Ländern aber auch Französisch oder Spanisch sein kann. Das heißt allerdings nicht, daß man beim Frühstück nicht doch auf fünf oder sechs verschiedene Sprachen trifft, da man ja auch mal seine frisch erworbenen Italienisch- oder Russischkenntnisse anwenden will.

Doch wie immer und überall kosten solche Projekte auch Geld. Obwohl die meisten Vereinigungen vom Bund oder von der EU unterstützt werden, müssen auch die TeilnehmerInnen einen gewissen Anteil selbst tragen, der je nach Organisation zwischen 180 DM und 250 DM für das europäische Ausland liegt; dazu kommen noch die Fahrtkosten. Für die Aufenthalte auf anderen Kontinenten gibt es meist Komplettpreise zwischen 1500 DM und 2000 DM, mit der Option, den Rückflug noch ein wenig nach hinten hinauszuschieben. Es mag zwar paradox klingen, daß man fürs Arbeiten noch bezahlen muß, doch ein "normaler” mehrwöchiger Urlaub ist sicher teurer, und viele Erfahrungen lassen sich nicht in Gold aufwiegen. Bei lockerer Atmosphäre in einer international gemischten Gruppe kann Arbeit zum Vergnügen werden; darüberhinaus entwickelt sich durch ein gemeinsames Projekt ein intensiver Kontakt zur Bevölkerung.

Für ganz Begeisterte eröffnet sich dann noch die Möglichkeit, selbst eines dieser Projekte zu leiten. Er oder sie kann sich auf die Unterstützung der jeweiligen Vereinigung verlassen und diese Tätigkeit als Praktikum anerkennen lassen. Außerdem sind die Veranstalter stets offen für neue Ideen und freuen sich auf Anregungen für weitere Projekte.

Eine Campleiterin meinte einmal, Workcamps seien eine Droge, von der man nicht mehr los käme. Da ist sicher was dran. (kh,te)

Adressen:

Service Civil International (SCI):
Blücherstr.14, 53115 Bonn, regionaler Ansprechpartner: Eike-Frank Mattukat, 06222/66033

christlicher friedensdienst (cfd):
Rendelerstr. 9-11, 60385 Frankfurt, 069/459072

Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd):
Kaiserstr.43, 53113 Bonn, 0228/ 228001

pro international:
Bahnhofstr. 26a, 35037 Marburg, 06421/65277

Gesellschaft für Internationale Begegnung (GIB):
Olefant 14b, 51427 Bergisch Gladbach, 02204/24481


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