Bemerkenswert ist, daß Ludger Lütkehaus in seinem Interview nicht dem Trend subjektivistischer Erklärungsansätze, die allgemein als Reaktion auf einen überspitzten Objektivismus gesehen werden können, zu folgen scheint. Er entdeckt als Forschungsobjekt "das Innenleben der Dinge". Während er hier aber lediglich auf der Ebene sozialintegrativer Prozesse verbleibt, die das Individuum normativ einbinden, wird dem Interessierten vorenthalten, was denn eigentlich das Wesen des "Innenlebens der Dinge" ist. Er vermeidet zu benennen, was es erklären könnte, nämlich Marxens Entdeckung des Doppelcharakters der Ware. Sie stellt das Einfallstor jenes Bereiches dar, in dem der Wirkzusammenhang von Warenstruktur und handelndem Subjekt analysierbar wird. Hier ist die allgemeine Fetischisierung der Warengesellschaft, also jener Fetischcharakter der Ware - als subjektives Verhaltensbewußtsein - zu nennen, dessen objektive Ursache in der ökonomischen Struktur verankert ist und jenes notwendig falsche Bewußtsein produziert, das die subjektive Sicht in objektive Verhältnisse versperrt.
Lütkehaus schüttet schließlich das Kind mit dem Bade aus, wenn er, getreu dem Motto: Brauchen wir den Menschen noch?, eine "Antiquierungsgefahr des Menschen" heraufbeschwört, ja die Humanwissenschaft unter "Antiquierungsverdacht" stellt, weil er im Zuge der Entwicklung heute, "an die Stelle des Subjekts Mensch mehr und mehr die Dinge treten" sieht. Wissenschaft veraltet nicht, wenn ihr Forschungsgegenstand gegen Kritik immun zu sein scheint. Es gilt vielmehr die Analyse und Kritik der objektiven Verhältnisse selbst dergestalt fortzusetzen, so daß das Subjekt im Sinne der Verwirklichung des Humanums wieder zur Geltung kommt. Alles andere ist Zynismus.
Dr. Klaus Irmer, Frankfurt a.M.
Unser gesellschaftliches Prinzip beruht auf Arbeitsteilung. Jeder macht oder versucht das zu machen, wozu er fähig ist. Für uns heißt das, jeder ist auf jeden angewiesen. Wir auf die Elite, genauso wie die Elite auf uns. Eine Gesellschaft kann deshalb genausowenig nur aus Elite bestehen wie aus Durchschnitt. Auffällig daran ist, daß die Menschen, die wir als Elite bezeichnen, dies zu verstanden haben scheinen, aber leider nicht umgekehrt. (...)
Wenn also unbedingt eine völlig überflüssige Eliten-Diskussion stattfinden soll, dann doch bitte über die Frage, warum der Begriff Elite selbst unter Studenten immer noch ein Tabu ist und die nötige Förderung, die Begabte erhalten müssen, in Deutschland - ganz im Gegensatz zum Rest der Welt - verpönt ist!
Dieter Kurtze
Heidelberg
Vom 19. Juni bis 9. Juli 1997 zeigt die Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte die Ausstellung "Deutsche Jüdische Soldaten - Von der Epoche der Emanzipation bis zum Zeitalter der Weltkriege", die vom militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam erarbeitet wurde. Sie zeigt einen Ausschnitt jüdischen Lebens in Deutschland, der immer von den beiden Gegensätzen Patriotismus und Antisemitismus gekennzeichnet war. Eine besondere Tragik liegt darin, daß gerade die Opferbereitschaft für Deutschland, die Deutsche jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg gezeigt hatten, viele Juden zunächst nicht an die tödliche Konsequenz der Verfolgung durch die Nazis glauben ließ.
Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18. Geöffnet täglich, außer montags, von 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 20.00 Uhr. Eintritt frei.
3. Juni: Informationsveranstaltung für Staatsexamenskandidat(inn)en um 19 Uhr im Hörsaal 8, Neue Uni.
6. Juni: Autorenlesung von Daniel Chavarría (Havanna) aus "Die Wunderdroge" (ein lateinamerikanischer Politthriller), 20 Uhr, Buchhandlung Himmelheber.
9. Juni: Prof. Dr. Peter Ulmer, "Ich rechne ab", 15 Uhr, INF 684 (Klausenpfad-Aula). Im einzig öffentlich tagenden Uni-Gremium legt der Rektor vor seinen Kollegen und Untergebenen seinen Rechenschaftsbericht ab. Erlebt, wie sie dabei umgehen. Spontane Publikumseinlagen sind, wie Nachfolger Jürgen Siebke bei der letzten Versammlung erleben mußte, möglich, aber nicht für alle erheiternd.
13. Juni: Frauentag am Psychologischen Institut, 9-18 Uhr - nicht nur für Frauen. (siehe S. 2)
15. Juni: Projekttag Altertumswissenschaften.
17. Juni: Uniwahlen (siehe S. 2).
18.-23. Juni: Aktionswoche - Agitation von Fete bis Hochschulkritik.
Bis jetzt haben einige Fachschaften, ein paar FSK-Referate und -Arbeitskreise, die Jusos, das Aktionsbündnis "Zahltag", "Appel un' Ei", die Fahrradwerkstatt "URRmEL" und die KSG Aktivitäten angekündigt.
Koordinationstreffen: dienstags 18 Uhr bei der FSK, Lauerstr.1.
Immer erreichbar, ob im Juni oder in einem anderen Monat: Nightline - Studierende helfen Studierenden, Telefon 184708, montags, mittwochs, freitags 21-2 Uhr.
Harald? Schön, daß du bei uns mitmachen willst. Haben wir deine Telephonnummer schon? - Red.
Felix! Ich schließ' mich Ugo an: Willkommen, Sonnenstrahl. - Gunni.
Gundula! Des Bild bleibt so! - papa.
A.! Tut mir leid. - B.
Bernd! "Kuchen gegessen" habt ihr, hm? Im Park? Respekt, Mann! - The Greek Team.
bpe! Wieso bestellst du immer zwei Studententeller? - papa.
papa! Weil es von mir erwartet wird. - bpe.
SweetShoulders! When the heavens thy substance did engender / 'Twas meant to be devoured, and in plenty spent. - bpe.
Steffi! Sista moon will be ah guide. - papa.
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Red.-Schluß für Nr. 49: 27.06.1997
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