Nachrichten

10.05.2011

Die Bundeskanzlerin, Gesten und the thorn-tailed Rayadito!

Der erste Science-Slam im DAI

Wer Poetry Slams kennt wird auch den Science-Slam lieben. Hier stellen Wissenschaftler ihre persönlichen Forschungsprojekte vor. Bitte unterhaltsam, denn das gnadenlose Publikum entscheidet per Applaus, was gefällt oder durchfällt.

Wer Poetry Slams kennt wird auch den Science-Slam lieben. Hier stellen Wissenschaftler ihre persönlichen Forschungsprojekte vor. Bitte unterhaltsam, denn das gnadenlose Publikum entscheidet per Applaus, was gefällt oder durchfällt.

Für alle, die mit der Form des Poetry Slams vertraut sind: Aufgepasst! Es gibt etwas Neues. Den Science-Slam. Während der Poetry Slam, der Name lässt es bereits vermuten, ein Dichterwettstreit ist, bei dem Selbstverfasstes originell vorgetragen werden soll, geht es beim Science-Slam um die Vorstellung eines aktuellen persönlichen Forschungsprojekts. 2006 in Darmstadt ins Leben gerufen sollen wissenschaftliche Inhalte so präsentiert werden, dass das Publikum diese nachvollziehen kann und dabei unterhalten wird.

Ende April veranstaltete das Deutsch-Amerikanische Institut (DAI) den ersten Science-Slam in Heidelberg. Der Moderator des Abends machte das science-slam-unerfahrene Publikum mit den zwei Grundregeln des Science-Slammens vertraut. Erstens: Jeder Slammer hat für seine Präsentation zehn Minuten Zeit. Zweitens: Die Präsentation darf nicht langweilen. Dann testete man das „Applausometer“ – die Zuschauer. Die jeweilige Stärke des Applauses entscheidet am Ende des Vortrags über ihre Zustimmung oder Missfallen.

Selbst Profs haben Spaß am slammen

Zum Warmwerden hatte Professor Joachim Wambsganß vom Zentrum für Astronomie Heidelberg (ZAH) außer Konkurrenz den Eingangsvortrag übernommen. Sein Thema: Die Möglichkeit eines zweiten Planeten Erde. Auf dem Terrain des Science-Slams noch ein Neuling überzeugte Professor Wamsganß das Publikum, das seinen Vortrag mit Applaus goutierte.

Dann betraten die eigentlichen Kombattanten die Bühne. Sie alle erfahrene Slammer. Zunächst war es Simon Harrison, der mit seinem Thema „Rattenhoden und Gesten“, das Publikum in seinen Vortrag einbezog und, der Titel seines Vortrags lässt es vermuten, prächtig unterhielt. So führte Harrison, von Haus aus Linguist, unterschiedliche Ausprägungen der „Verneinungsgeste“ vor. Danach war Jochen Müller aus Berlin an der Reihe. Mit seinem Vortrag „Ich sehe dir hinter die Augen, Kleines“ sprach Müller über nicht-invasive bildgebende Verfahren zur Sichtbarmachung von Tumoren. Zur Erklärung seiner Tätigkeit sagte Müller gleich zu Beginn: „Ich spritze Mäusen radioaktive Flüssigkeiten und das ist auch gut so.“ Verhaltenes Gelächter im Publikum.

Wer bis zu diesem Zeitpunkt gedacht hatte, dass sich der Science-Slam auf mehr oder weniger rein naturwissenschaftliche Themen begrenzen würde, dem half der Vortrag und Melanie Diermann aus Duisburg auf die Sprünge. In „Die Politikwissenschaft, die Bundeskanzlerin und ich“ redete sie über Regierungsforschung und den Führungsstil der Bundeskanzlerin.

Der kleine Vogel holt den Sieg

Alle drei Slammer hatten sich redlich Mühe gegeben, doch gegen Javier Gonzalez aus Chile, der mit seinem Thema „Where did the Patagonian thorn-tailed Rayadito survive 14.000 years ago“ das Publikum auf seine Seite brachte, waren sie machtlos. Das Thema über die Wanderungsbewegung des Rayadito, (eines kleinen Vogels) in der Eiszeit und die damit verbundene Erhaltung der Arten fand die größte Zustimmung. Hier lief das „Applausometer“ auf Hochtouren. Der Gewinner stand fest.

Es war ein schöner Abend. Organisatorin Irina Boettcher, selbst Doktorandin aus Berlin, zeigte sich mit dem Verlauf des der Veranstaltung sehr zufrieden. Im kommenden Semester ist ein weiterer Science-Slam geplant.


Weitere Infos unter: www.science-slam.net

 

von Moritz Barske
   

ruprecht anrufen