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30.05.2011

Hip Hop aus Heidelberg

Aus der Vorlesung in die Clubs: Student übt sich als Rapper Smash 117

Mit neun Jahren trug er im Familienkreis seinen ersten eigenen Rap vor. Heute füllt er als Smash 117 bei seinen Auftritten die Clubs. „Unterste Schublade“ nennt sich das Album, das er kürzlich bei dem Label „Protective Circle“ veröffentlichte.

Mit neun Jahren trug er im Familienkreis seinen ersten eigenen Rap vor. Heute füllt er als Smash 117 bei seinen Auftritten die Clubs. „Unterste Schublade“ nennt sich das Album, das er kürzlich bei dem Label „Protective Circle“ veröffentlichte.

„Welch triste Epoche, in der es leichter ist, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil!“, bedauerte Albert Einstein bereits vor knapp einem Jahrhundert. Ein Grundsatz, der sich bis heute eisern bewehrt zu haben scheint.

Auch den Heidelberger HipHop-Newcomer Smash 117 lassen die voreiligen Schlüsse und die Oberflächlichkeit einiger Menschen nicht immer kalt. Daher greift er die Thematik in seinem zweiten Album wieder auf: „Unterste Schublade“ nennt sich die CD, die mit dem Konzert zur Veröffentlichung am 28. April in der Halle01 gefeiert wurde und auf das Debütalbum „Keine Schublade“ aufbaut.

Musik sieht Smash 117 als ein Sprachrohr und eine Stimme für all jene, die sich nicht gehört und verstanden fühlen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Sein Rap ist direkt und geht gerne auch Mal direkt zur Sache. Inspiration ist für den Musiker und Studenten nicht zuletzt auch die Universität, die er, neben einzelnen positiven Aspekten, oft als zu elitär, abgehoben und spießig empfindet.

Lieb, brav und harmlos sei er früher gewesen, gesteht er, doch die Erfahrungen des Lebens hätten ihn mit der Zeit hart und teilweise etwas verbittert gemacht. Dass unter der harten Schale ein weicher Kern steckt, scheint auch bei Smash 117 durchzuschimmern – kein seltenes Phänomen unter Rappern, erwidert er auf diese Beobachtung: „Die sind hart am Mikro und auch sonst im Leben, aber tief drin haben sie ein weiches Herz. So geht’s mir auch.“

Genau diese Mischung aus Aggression und Emotion ist es, die seiner Musik einen interessanten Twist und überraschende Breite verleiht. Die teils gesellschaftskritischen und tiefgängigen Texte treffen auf spaßige, bouncende „Atzen-Raps“, Songs über zerbrochene Liebe treffen auf Gute-Laune-Sommersounds. Vor allem die leicht von Reggae angehauchten Beats in „Sommer, Sonne, Battle, Baby“ zeigen, dass sich Smash 117 mit dem Album nicht ausschließlich an eingeschweißte Rap-Enthusiasten richtet, sondern auch an den ein oder anderen Musikliebhaber außerhalb der festgefahrenen Hip Hop Szene.

„Guter Rap ist für mich Rap, der aus dem Herzen kommt, der ehrlich ist, der interessant ist,“ erklärt Smash 117. Doch obwohl in jedem einzelnen Song des neuen Albums sein Herzblut stecke, erfüllten ihn die etwas ruhigere Single „Ich lass dich gehen“ und seine selbsterklärte Hymne „Überbombe“ mit besonderem Stolz. Mit dem Lied „Heidelberg G-Funk“ holt er den an der amerikanischen Westküste entsprungenen Gangsta Funk der 90er Jahre in die Neckarregion und „bounct“ damit lässig durch die Plöck.

Ein halbes Jahr jonglierte der Heidelberger Rapper mit Studium und Musik. Er bastelte neben der Vorlesung intensiv am Album und nun zieht er damit durch die Clubs. Doch für ihn sei noch längst nicht alles erreicht: Er sei gerade erst aus den Kinderschuhen herausgewachsen, meint er. „Ich will meinen Sound weiter verbreiten, weil ich der Meinung bin, dass das Zeug die Leute irgendwie trifft“.

Fakt ist, „Smash 117“ spricht sich herum. Der Fankreis wird größer, die Musik professioneller. Allein im Vergleich zum Debütalbum ist das Niveau des neuen Albums, diesmal  aus dem Hause Protective Circle, nun noch einmal um eine deutliche Stufe gestiegen, sowohl im Hinblick auf die Vielfalt und das Arrangement, als auch auf die musikalische und textliche Qualität. Da ist rhythmisches Kopfnicken auf Seiten des Zuhörers sichergestellt.

Da Protective Circle ein unabhängiges Label ist, wird man das Album „Unterste Schublade“ nicht in kommerziellen Geschäften finden. Die CD gibt es im Flame, im Malecon und im Pier Seven in der Plöck. Ebenfalls erhältlich sind die Songs im Internet auf www.smash117.de und auf allen gängigen Musikplattformen.

von Fanny Hofmann
   

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